Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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besser«, sagte Jonas gelassen.

      »Na, dann setzt euch mal wieder«, sagte der. »Es ist eine ganz alltägliche Geschichte. Zwei Weltenbummler treffen sich in Amerika. Beide interessieren sie sich für einen gewissen Holger Schilling und seine Arbeit. Aus verschiedenen Gründen, muß ich dazu bemerken. Aber sie kommen ins Gespräch. Und da die Mutter von Jonas in München lebt, lag es nahe, daß Jonas sich ein bißchen umhörte. Allerdings versäumte er es dann, seinen Kumpanen zu informieren.«

      »Ich war dauernd unterwegs, Jürgen«, warf Jonas ein. »Stell dir die Geschichte nicht so einfach vor.«

      »Alles vergeben. Ich weiß jetzt, daß du Nadine beschützen mußtest. Dafür sei dir Dank gezollt, Jonas. Eine Überraschung war es für mich, daß du ein persönliches Engagement eingegangen bist.«

      »Wenn man eine reizende Nichte hat, müßte man das einkalkulieren«, sagte Jonas verschmitzt.

      »Ich wußte ja nicht, daß ich so reizvolle Nichten habe«, sagte Jürgen. »Die Jahre sind dahingegangen.«

      Und die Zeit ließ sich nicht aufhalten, dagegen konnte niemand etwas unternehmen und jetzt waren sie auch nicht böse darüber. Georgia wußte nun, warum Jürgen zusammengezuckt war, als der Name Vestris fiel, und auch das hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Und Jonas wußte, woher Nadine ihr Temperament und ihre Impulsivität hatte. Sie lag in der Familie, nur Holger hatte davon nichts abbekommen.

      Die Jüngeren fanden es wundervoll, mit Jürgen und Georgia so frei und offen sprechen zu können. Alle Probleme, die noch zu bewältigen waren, konnten sie gemeinsam aus der Welt schaffen.

      Zwei Tage später machte Jürgen mit seinen hübschen Nichten den versprochenen Einkaufsbummel, während Georgia Holger besuchte, der darum gebeten hatte. Er war schwach und kaum noch ansprechbar.

      Er schob Georgia die Bankmitteilung hin, die sie fassungslos betrachtete.

      »Mein Bruder macht alles mit leichter Hand«, murmelte er. »Sogar die Millionen. Jetzt wartet ein gutes Leben auf dich, Georgia.«

      Aber das waren die letzten klaren Worte, die er sagen konnte und dafür hatte er alle Kraft verbraucht.

      Dr. Janson trat an sein Bett, als Georgia geläutet hatte. »Er hat den Kampf aufgegeben, gnädige Frau. Er wußte ihn verloren«, sagte er leise.

      *

      Für siebzehn Uhr war Georgia mit Jürgen, Nadine und Jessica in einem Cafe in der Innenstadt verabredet gewesen. Fast eine Stunde mußten sie auf sie warten, und sie waren schon sehr unruhig geworden.

      Als sie dann kam, sah es ihr nur Jürgen an, daß eine Entscheidung gefallen war.

      »Du kannst dir nicht vorstellen, was Jürgen uns alles gekauft hat«, sagten die beiden Mädchen. »Er war nicht zu bremsen. Jetzt ist er bestimmt pleite«, fügte Jessica hinzu.

      »Das glaube ich nicht«, sagte Georgia leise. Dann legte sie das Schreiben von der Bank auf den Tisch.

      »Holger braucht das Geld nicht mehr, Jürgen«, flüsterte sie. »Laßt uns heimfahren.«

      Dann saßen sie beisammen. Jonas und Charlotte Vestris waren gekommen, und Markus war auch dabei.

      Georgia hatte die Worte wiederholt, die Dr. Janson gesagt hatte. Ihr Blick schweifte in die Ferne.

      »Vielleicht hätte er der Menschheit wirklich noch nützen können«, sagte sie sinnend.

      »Vielleicht wird ein anderer zu Ende führen, was er begann«, sagte Jürgen. »Ich werde dieses Geld dafür zur Verfügung stellen.« Er glättete das Papier, das er voher zerknüllt hatte. Dann sah er Markus an.

      Der stand auf und ging zum Fenster. »Es wird ein weiter Weg sein«, sagte Markus leise. »Ich möchte helfen, wo ich helfen kann. Nicht experimentieren. Und ich denke, daß uns nur ein Zufall helfen wird, wie schon so oft. Oder ein Wunder. Ich möchte ein Arzt werden wie Dr. Norden, und Jessica wird mir dabei helfen. Vielleicht ist es nicht der geeignete Augenblick, an die Zukunft zu denken, aber es nützt uns nichts, ein Wenn oder Aber zu erörtern. Ich meine, daß jeder sich der Gegenwart gewachsen zeigen muß, und dabei den Glauben an die Zukunft nicht verlieren darf.«

      Jessica ging zu ihm und griff nach seiner Hand. Still gingen sie hinaus in die sinkende Nacht.

      Jürgen fuhr sich mit der Hand durch das Haar. »Wir haben wohl einiges zu besprechen, Georgia«, sagte er.

      Zurück blieben Charlotte, Jonas und Nadine. »Lassen wir jetzt mal die Gegenwart und denken wir an die Zukunft«, sagte Jonas. »Was stellst du dir vor, Nadine?«

      Nadine saß neben Charlotte auf dem Sofa. Sie griff nach deren Hand und drückte sie an ihre Wange. »Ich möchte, daß wir zusammenbleiben«, flüsterte sie. »Darf ich das sagen? Mami braucht doch jetzt ein bißchen Abstand und Eigenleben.«

      Tränen stiegen in Charlottes Augen. »Dann bekomme ich wieder eine Tochter«, flüsterte sie zärtlich.

      »Und auf die werden wir aufpassen, Mutter«, sagte Jonas.

      »lch möchte euch niemals Sorgen bereiten«, sagte Nadine. »Ich liebe euch beide.«

      Im Nebenzimmer nahm Jürgen Georgia in die Arme. »Denken wir jetzt auch an die Zukunft, liebste Georgia«, sagte er verhalten.

      »Laß mir noch ein wenig Zeit, Jürgen«, flüsterte sie. »Es ist wie ein Traum. Nach dem schweren Traum folgt ein schöner.«

      Und darauf folgte eine glückerfüllte Wirklichkeit.

      Georgia reiste mit Jürgen durch die Welt. Alle Stationen seines bewegten Lebens wollte und sollte sie kennenlernen, alles, was er aufgebaut hatte und für sie und die Kinder erhalten wollte.

      Nadine und Jessica erfreuten sie dann mit einem Schulabschluß, der sich bei beiden sehen lassen konnte. Markus hatte seinen Doktor summa cum laude geschafft, und Jürgen ließ es sich nicht nehmen, ihm eine Praxis einzurichten. Und ebenso bot er Jonas eine Lebensstellung, gewiß, daß er sich den besten und zuverlässigsten Partner ausgesucht hatte.

      »Bist du nicht ein wenig zu großzügig, Jürgen?« fragte Georgia nachdenklich, als diese Entscheidungen fielen.

      »Es braucht ja nicht jeder einen so schweren Weg zu gehen wie ich«, erwiderte er. »Für uns ist es doch schön, wenn wir uns an dem Glück der Jungen freuen können, Georgia.«

      Und viel Freude sollten sie erleben, frei von düsteren Wolken. Und wenn kleine weiße Wolken unter dem Himmel hinwegjagten, sahen sie sich lächelnd an. Sie hatten sich gefunden. Georgia wurde eingehüllt in Liebe. Und Dr. Norden konnte sich darüber freuen, daß wieder ein junger Arzt den gleichen Weg einschlug, für den er selbst sich entschieden hatte. Zu helfen, wo Hilfe gebraucht wurde, denn wirklich helfen konnte man nur dann, wenn man sich auch der Sorgen der Patienten nicht verschloß, die die Ursache so mancher Krankheit waren.

Auf des Messers Schneide

      Daniela Alberti zitterte am ganzen Körper, als sie Dr. Norden die Haus­tür öffnete.

      »Flori hat hohes Fieber«, flüsterte sie, »sonst hätte ich Sie nicht so spät noch gerufen, Herr Doktor.«

      Es war fast elf Uhr abends, aber Dr. Norden wußte, daß Daniela ihn nicht wegen einer Bagatelle aufgescheucht hätte. Sie war eine rücksichtsvolle, fast scheue Frau. Dr. Norden wußte allerdings auch, daß Rolf Alberti ein tyrannischer Mann war.

      Der war allerdings wieder einmal nicht zu Hause, und als Dr. Norden den Jungen untersucht hatte, wußte er, daß er der ohnehin schon erregten Mutter einen neuen Schrecken einjagen mußte.

      »Es ist der Blinddarm, Frau Alberti. Florian muß sofort in die Klinik.«

      Daniela preßte die geballte Hand an die trockenen Lippen, aber das Aufstöhnen war dennoch zu vernehmen.

      »Helfen Sie ihm, bitte, helfen Sie ihm«, flüsterte sie tonlos. »Er ist doch alles, was ich habe.«

      Natürlich war


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