Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Opa heißt Toto Thomsen.«

      »Toto?« staunte Jenny.

      »Eigentlich Otto, aber Papi sagt Toto.« Jetzt erhellte sogar ein kleines Lächeln das verweinte Kindergesicht. »Klingt lustig, gell? Opa ist auch lustig, aber jetzt ist er bestimmt auch traurig.«

      *

      Traurig und zutiefst erschrocken war auch Hannelore Porth, Danielas Mutter, als sie nun von ihrer Tochter über die neuesten Ereignisse informiert wurde.

      »Ich komme, Nelchen«, sagte sie. »Wir treffen uns in der Klinik und besprechen dann alles. Du bleibst nicht mit ihm unter einem Dach. Geh einer weiteren Auseinandersetzung aus dem Wege, bevor du nicht mit einem Anwalt gesprochen hast.«

      Er war tröstlich für Daniela, daß ihre Mutter Ruhe bewahrte. Sie zog sich nun fertig an. Als sie an Rolfs Zimmer vorbeiging, vernahm sie ein Stöhnen. Jetzt hat er einen Kater, dachte sie, dann ging sie hinaus.

      Ihr Wagen stand in der Parkbucht der Seitenstraße. Die Garage beanspruchte Rolf für seinen Wagen. Zu ihrer Überraschung bemerkte Daniela, daß diese verschlossen war, was eigentlich nie der Fall war, wenn er erst morgens heimkam.

      Sie hatte ihren Wagen von ihrer Mutter geschenkt bekommen. Er war nicht der Neueste, aber er tat seine Dienste. Sie wohnten doch ziemlich abgelegen.

      Es war jetzt acht Uhr. Sie schaltete das Radio an. Es kamen Nachrichten. Natürlich nichts Erfreuliches. Überall in der Welt gärte es. »Und nun eine Durchsage der Kriminalpolizei«, vernahm sie die Stimme des Ansagers, als sie auf dem Parkplatz der Behnisch-Klinik hielt. Sie blieb sitzen und hörte zu.

      »Heute morgen gegen fünf Uhr dreißig ereignete sich an der Kreuzung Wiesen- und Waldstraße ein Verkehrsunfall, bei dem der Unfallverursacher Fahrerflucht beging. Es muß sich dabei um einen silbermetallicen Wagen neueren Modells handeln, der beträchtlich beschädigt sein muß. Wer Angaben darüber machen kann, möge sich bitte melden…«

      Daniela schaltete aus und starrte vor sich hin. Die Zeit des Unfalls, ein silbermetallicer Wagen… Rolf hatte so einen. Die verschlossene Garage! Das nicht auch noch, dachte sie vol­ler Entsetzen. Wie gelähmt saß sie da. Dann aber begann sie zu zittern, denn ein Funkstreifenwagen hielt vor der Behnisch-Klinik.

      Sie stieg aus und ging wie in Trance auch zum Eingang. Sie sah Dr. Jenny Behnisch bei den beiden Beamten stehen und hörte, wie sie sagte: »Das Kind schläft jetzt. Ich glaube nicht, daß es nähere Angaben über den Unfallvorgang machen kann, als ich Ihnen bereits durchgab. Das Kind hat einen Schock erlitten. Bitte, nehmen Sie doch Rücksicht darauf, und Dr. Thomsen ist nicht vernehmungsfähig. Frühestens morgen könnten Sie ihn sprechen.«

      »Kinder kennen doch meist die Automarken«, sagte der junge Beamte.

      »Es handelt sich um ein Mädchen, und es war dunkel«, sagte Jenny ­energisch. »Es ging alles sehr schnell.«

      Wie festgenagelt stand Daniela da. Jedes Wort hatte sie gehört. Und sie begriff, daß es um den Unfall ging.

      Ich muß nach Hause, dachte sie. Ich muß nachschauen, ob Rolfs Wagen beschädigt ist. Bevor er aufwacht, muß das geschehen.

      Doch da gingen die Beamten, und Jenny kam auf sie zu. »Nur nicht so aufregen, Frau Alberti«, sagte sie. »Florian hat die Nacht ganz gut überstanden.«

      Daß sie noch einen anderen Grund zur Aufregung hatte, brachte Daniela nicht über die Lippen. Ihr war es schwindlig. Sie suchte nach einem Halt. Jenny legte den Arm um sie.

      »Sie haben wahrscheinlich die ganze Nacht nicht geschlafen«, sagte sie. »Beruhigen Sie sich, bevor Sie zu Flori gehen. Er schläft ja noch.«

      »Ich muß noch mal nach Hause, ich habe etwas vergessen«, murmelte Daniela verstört.

      »Sie sollten jetzt besser nicht Auto fahren«, sagte Jenny.

      »Ja, ich sollte wohl nicht fahren«, flüsterte Daniela. »Es passiert so viel. War da nicht eben auch von einem Unfall die Rede?«

      »Ja, ist heute morgen passiert. Fahrerflucht mal wieder. Es ist einfach furchtbar, wie gewissenlos manche Menschen sind.«

      »Gibt es Schwerverletzte?« fragte Daniela stockend. »Ich hörte, daß von einem Kind gesprochen wurde.«

      »Das Kind ist glücklicherweise nicht verletzt. Der Vater hat eine Gehirnerschütterung und beträchtliche Prellungen. Es hätte aber noch schlimmer kommen können. Jetzt trinken Sie erst mal ein Tasse Tee, Frau Alberti.«

      Im Schwesternzimmer saß die kleine Henrike bei Schwester Klara.

      »Ich hatte Durst, Frau Doktor«, sagte sie schüchtern.

      Daniela sah das Kind an. Zierlich und sehr blaß war es, aber ein bildhübsches kleines Mädchen. Und sie hatte dieses Kind schon mehrmals gesehen. Auch in Henrikes Augen blitzte ein Erkennen auf. »Sie sind doch Florians Mami«, flüsterte sie.

      »Ja, die bin ich«, erwiderte Daniela.

      »Hatten Sie auch einen Unfall?« fragte Henrike leise, denn etwas anderes wollte gar nicht in ihr Köpfchen.

      »Nein, Flori ist am Blinddarm operiert worden«, erwiderte Daniela.

      »Oh, ist das schlimm?« fragte Henrike bebend.

      »Es war ziemlich schlimm«, sagte Schwester Klara anstelle von Daniela, der jetzt die Worte fehlten.

      »Uns ist einer reingefahren«, flüsterte die Kleine. »Und mein Papi muß hierbleiben. Ich weiß gar nicht, was ich machen soll. Bei uns ist doch niemand da, weil Nelly auch Urlaub macht.«

      »Wir benachrichtigen deinen Opa, Henrike«, warf Jenny ein. »Du kannst hierbleiben, Kleines.«

      »Kann ich Flori besuchen? Ich bin doch mit ihm bekannt von der Musikschule.«

      »Wenn es ihm bessergeht, darfst du ihn besuchen«, sagte Daniela leise.

      »Ich weiß noch nicht, wie lange mein Papi hierbleiben muß. Wir wollten wegfahren zu Opa. Papi war bestimmt nicht dran schuld.«

      »Das wissen wir schon, Henrike.«

      »Und warum ist der Mann weggefahren? Ich hatte doch solche Angst, weil Papi geblutet hat.«

      Wenn es Rolf war, wird er dafür büßen, dachte Daniela, plötzlich von heißem Zorn erfüllt. Dann strich sie dem Kind über das wirre Haar.

      »Sie werden den Mann schon finden, Henrike«, sagte sie leise.

      »Ich will es auch, weil es gemein ist, daß er abgehauen ist«, sagte Henrike. »Aber sie hat es ja gesagt.«

      Jenny horchte auf. »Wer hat was gesagt, Henrike?« fragte sie.

      »Hau ab, hat sie gesagt, jetzt weiß ich es wieder. Ich habe es gehört.«

      »Noch etwas?« fragte Jenny. »Es war eine Frau?«

      »Es war die Stimme von einer Frau«, bestätigte das Kind. »So eine hohe Stimme.« Nachdenklich wanderten die Kinderaugen zwischen Jenny und Daniela hin und her. »Es gibt keine Zeugen, oder so was hat sie noch gesagt. Aber es war wirklich dunkel. Gesehen habe ich sie nicht richtig.«

      »Und sie hatte helles Haar«, sagte Jenny gedankenvoll.

      Henrike nickte. »Sie war blond.«

      Danielas Gedanken überstürzten sich. Ein silbergrauer Wagen, eine blonde Frau. Marisa? Daß Rolf ein Faible für blonde Frauen hatte, wußte sie. Aber Marisa war die einzige, die sie kannte. Ich darf mich nicht in diese Gedanken verrennen, nur, weil ich ihm alles zutraue, dachte sie.

      »Ich werde jetzt zu Flori gehen«, sagte sie, sich gewaltsam zur Ruhe zwingend.

      »Darf ich dann bloß mal zu ihm hineinschauen?« fragte Henrike schüchtern.

      Daniela sah Jenny fragend an. »Warte noch ein bißchen, Henrike«, sagte sie. »Du kannst bald zu deinem Papi.«

      Das Kind griff nach Danielas Hand. »Sie bleiben doch noch hier?«


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