Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Sie mit zur Klinik?«

      »Ja, aber ich muß dann gleich in die Praxis. Mittags komme ich.«

      Daniela war benommen, aber sie nahm sich zusammen. Mir darf jetzt nicht auch noch etwas passieren, dachte sie, aber die Straßen waren ruhig, und es war ja nicht weit.

      Ihre Mutter war noch nicht eingetroffen, und darüber war Daniela erleichtert.

      Sie mußte erst ihre Fassung zurückgewinnen. Sie überlegte jetzt auch, da sie nun wieder an Florians Bett saß, ob sie von ihren Vermutungen sprechen wollte, oder ob man es ihr letztlich als böswillige Nachrede ankreiden könnte, wenn Rolf nichts nachzuweisen war. Sie mußte jetzt ganz nüchtern denken und sich an die Tatsachen halten. Sie mußte ja alles mögliche in Erwägung ziehen. Vielleicht war sein Wagen wirklich gestohlen worden, nicht vom Haus weg, sondern anderswo.

      Vielleicht hatte er die Nacht mit Marisa verbracht, und sie hatte ihn heimgefahren. Es konnte auch möglich sein, daß er in seiner Trunkenheit nicht mehr wußte, wo er seinen Wagen geparkt hatte.

      Genau wußte sie nur, daß die Garage in der Nacht offen und am Morgen geschlossen war. Aber sie wußte nicht, ob Rolf mit seinem eigenen Wagen heimgekommen war. Sie überlegte krampfhaft, aber sie konnte nicht sagen, ob dann ein Wagen weitergefahren war. Sie war ja selbst so übermüdet und nervös gewesen.

      Und während sie nachdachte und alles zu rekonstruieren versuchte, bemühten sich die Ärzte um Rolf Alberti.

      Dr. Norden hatte dringendst in seine Sprechstunde zurück gemußt, denn auch dort warteten Patienten, die nötig Hilfe brauchten.

      »Merkwürdige Verletzungen«, sagte Behnisch zu seinem Assistenten. »Zwei Rippen eingedrückt, daher die Lungenstauung. Das findet man, wenn man gegen das Steuerrad prallt oder auf eine harte Kante fällt. Nerven scheinen auch gequetscht zu sein. Die Verzerrung des Gesichtes sieht aus wie nach einem leichten Schlaganfall. Nun, wir werden das noch genau feststellen können. Wir müssen jetzt röntgen und feststellen, ob Knochensplitter in die Lunge eingedrungen sind. Dann sehe ich allerdings schwarz. Der Mann ist organisch krank. Ich bin sehr gespannt, was die Werte aussagen. Ist das Blut schon im Labor?«

      Der Assistenzarzt nickte. »Blutgruppe ist festgestellt. Null, die Konserven sind angefordert. Ist das der Vater von dem kleinen Alberti?«

      »Ja.«

      »Vielleicht hat er sich darüber so aufgeregt, daß er irgendwo hingeknallt ist«, sagte der junge Arzt, der nur aushilfsweise an der Klinik arbeitete.

      »Dann im Suff«, sagte Dr. Behnisch sarkastisch. »Der Alkoholspiegel sagt es. Aber wir werden es erfahren.« An einen Zusammenhang mit Dr. Thomsens Unfall dachte er nicht, noch nicht.

      *

      Tonio Erben saß in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch und blickte grübelnd zum Fenster hinaus. Ganz langsam wandte er seinen Kopf um, als die Tür leise geöffnet wurde. Marisa erschien in einem meergrünen Negligé, sorgfältig frisiert. Die Spuren einer bewegten Nacht hatte sie mit Make-up gekonnt übertüncht.

      »Guten Morgen, Schatz, du bist schon auf«, sagte sie mit süßester Stimme.

      »Streng dich nicht an«, sagte er unwillig. »Laß dieses Theater.«

      »Wenn du wissen willst, wo ich noch gewesen bin, werde ich es dir erklären«, sagte sie.

      »Ich will es gar nicht wissen«, erwiderte er. »Es interessiert mich nicht, wo du dich herumtreibst.«

      Sie wurde blaß unter dem Make-up, aber sie entschloß sich, die lächelnde Miene beizubehalten.

      »Aber, Darling, du bist so früh verschwunden, ich mußte mich doch noch um unsere Gäste kümmern.«

      »Das wirst du in Zukunft nicht mehr brauchen. Ich gebe die Galerie auf. Alberti soll mal wieder arbeiten und was auf die Beine bringen. Deine langweiligen Ablichtungen interessieren niemanden mehr. Ich lasse mich doch nicht zum Hanswurst machen. Ich werde verreisen, und du tust gut daran, dir etwas einfallen zu lassen. Du bekommst monatlich tausend Mark, und damit mußt du auskommen. Nach der Scheidung wirst du auch nicht mehr bekommen.«

      »Nach der Scheidung?« rief sie schrill. »Du hast keinen Grund, dich scheiden zu lassen!«

      »Oh, ich habe mancherlei Gründe. Aber ich brauche mich ja auch nur von dir zu trennen, um eine Scheidung ohne Aufsehen zu erreichen. Da ich nicht die Absicht habe, mich nochmals ins Unglück zu stürzen, ist es mir eh egal. Also, richte dich danach.«

      »Ich weiß nicht, was plötzlich in dich gefahren ist, Tonio. Rolf ist unser beider Freund.«

      »Er ist dein Liebhaber, aber nicht mein Freund. Er war ein guter Fotograf, aber seit er nur auf dich fixiert ist, hat er gewaltig nachgelassen.« Seine Stimme war eiskalt, und das war man von ihm gar nicht gewohnt. Er war ein eher weicher Mann. Einen unverbesserlichen Romantiker nannten ihn manche, doch gerade damit hatte er beruflichen Erfolg gehabt.

      Sie setzte sich auf die Schreibtischkante. »Laß uns diese Mißverständnisse ausräumen«, sagte sie. »Ich habe nur gemeint, Rolf bei der Stange halten zu müssen. Er ist doch verheiratet.«

      »Die arme Frau«, sagte Tonio.

      »Und Florian ist am Blinddarm operiert worden heute nacht.«

      »Woher weißt du das?« fragte er.

      »Rolf hat mich angerufen. Er ist völlig deprimiert. Ich war nicht mit ihm zusammen.«

      Seine Augen verengten sich. »Dann hat wahrscheinlich ein Geist seinen Wagen gefahren, nachdem du aus diesem ausgestiegen bist«, sagte er höhnisch.

      »Rede doch nicht solchen Unsinn«, zischte sie. »Du kannst vom Haus aus überhaupt nicht sehen, welcher Wagen kommt und wer aussteigt.«

      »Vom Haus aus nicht, aber ich habe mir einmal die Freiheit genommen, im Garten herumzuspazieren, um endlich zu sehen, wann meine Frau erscheint und wer sie nach Hause bringt. Der alte müde Knochen hatte kein Schlafbedürfnis«, fügte er spöttisch hinzu.

      Marisa sah ihre Felle davonschwimmen. Damit hatte sie nicht gerechnet, und dabei hatte sie ohnehin schon genug Sorgen. »Ich möchte es dir erklären«, sagte sie stockend.

      »Danke, ich brauche keine Erklärung. Ich habe Augen im Kopf und einen ungetrübten Verstand. Ich habe kein Interesse daran, daß schmutzige Wäsche gewaschen wird. Du kannst dich als Fotomodell oder Mannequin verdingen. Damit wirst du bestimmt genug verdienen. Ich fahre jetzt weg.«

      »Wie du willst«, sagte sie, denn jetzt war ihr ein Gedanke gekommen, über den noch nachzudenken sich lohnen würde. »Wo bist du zu erreichen, falls es wichtig sein sollte?«

      »Darum brauchst du dich nicht zu kümmern«, erwiderte er. »Die Galerie ist geschlossen. Vorerst für vier Wochen.«

      »Du gestattest, daß ich im Hause wohnen bleibe?«

      »Ich habe den Mietvertrag gekündigt. Du wirst damit rechnen müssen, daß der Makler neue Mieter bringt. Er hat den Schlüssel. Nicht, daß man dich mit einem Galan im Bett überrascht.«

      »Wie kannst du so gemein sein!« schrie sie ihn an.

      »Ich war geduldig, Marisa. Jetzt ist Schluß.«

      Seine drohende Miene schreckte sie zurück. So hatte sie ihn noch nie gesehen.

      »Ich bin deine Frau, Tonio«, sagte sie wütend.

      »Ja, leider. Ich muß einen Dachschaden gehabt haben, als ich dich geheiratet habe. Aber drei Jahre sind genug.«

      »Vergiß nicht, was du an mir verdient hast.«

      »Das ist doch auf dein Konto gewandert«, erwiderte er eisig. »Alles belegt, auf Heller und Pfennig. Die Zugewinntrennung wird keine Schwierigkeiten bereiten. Wenn du über deine Verhältnisse gelebt hast, kann ich nichts dafür.«

      »Du hast auf Gütertrennung bestanden«, empörte sie sich.

      »Und wie gut war das! Viel Spaß mit Rolf.«

      Er


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