Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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höre unterwegs kein Radio«, sagte Tonio. Aber seine Augenbrauen schoben sich zusammen. »Das Modell gibt es öfter.«

      »Ja, das wissen wir.«

      »Sie werden den Übeltäter hoffentlich finden«, meinte Tonio. »Schlimme Folgen?«

      »Der Fahrer ist verletzt. Gute Fahrt!«

      Tonio kamen seltsame Gedanken. Halb sechs Uhr morgens an der Waldstraße. Rolf hatte den gleichen Wagen.

      Sie hatten ihn zur gleichen Zeit bestellt und geliefert bekommen. Und Marisa war bei ihm im Wagen gewesen, davon war Tonio überzeugt. Ihm erging es jetzt wie Daniela, nur

      daß sie inzwischen davon überzeugt war, daß Rolf den Unfall verursacht hatte.

      Immerhin hatte er den Wagen anscheinend beiseite geschafft, um einen Diebstahl glaubhaft zu machen. Aber der Wagen mußte doch zu finden sein.

      Daniela fiel es ein, daß der angebliche Diebstahl noch gar nicht gemeldet war.

      Doch Dr. Norden wollte diesbezüglich etwas unternehmen, und darauf konnte sie sich verlassen.

      Sie hatte ein paar Stunden geschlafen. Als sie erwachte, war sie verwirrt und wußte momentan nicht, wo sie sich befand. Aber dann trat ihre Mutter ein. Nun war alles wieder gegenwärtig.

      »Geht es besser, Nelchen?« fragte Hannelore.

      Daniela nickte. »Ich konnte dir noch nicht erklären, was alles passiert ist«, sagte sie leise.

      »Ich habe inzwischen alles erfahren«, erwiderte Hannelore. »Da wartet ein netter Kommissar Kremer darauf, mit dir sprechen zu können.«

      »Ich muß mich ein bißchen frisch machen.«

      »Tu das, ich gehe wieder zu den Kindern.«

      Daniela blickte auf. »Ist Henrike bei Florian?« fragte sie beklommen.

      »Sie schläft, und er schläft auch. Mach dir keine Sorgen.«

      »Dr. Thomsen wird erfahren, wer den Unfall verursacht hat.«

      »Sicher, aber du hast damit nichts zu schaffen.«

      »Ich schäme mich für ihn, Mutsch«, flüsterte Daniela.

      »Das brauchst du wahrhaftig nicht. Dir hat er auch genug angetan.«

      Eine halbe Stunde später hatte Daniela dem Kommissar Kremer alles noch einmal genau erzählt.

      »Der Wagen wurde gefunden«, erklärte er ihr. »In einem Waldstück nahe der Waldstraße. Ganz raffiniert gedacht. Haben Sie eine Ahnung, wer die Frau gewesen sein könnte, die dabei war?«

      Daniela zögerte.

      »Eine blonde Frau soll es gewesen sein«, sagte Kommissar Kremer.

      »Es könnte Marisa Erben gewesen sein«, erwiderte Daniela. »Ich möchte aber nicht den Anschein erwecken, daß ich sie aus persönlicher Antipathie verdächtige.«

      »Es wird sich feststellen lassen, ob sie auch verletzt ist. Der Wagen wird gründlichst untersucht.«

      Daniela sah ihn fragend an. »Ich begreife nur nicht, daß sich bei Rolf die Verletzung erst Stunden später bemerkbar machte.«

      »Das ist häufiger der Fall, als man meint. Der augenblickliche Schock bewirkt eine Art Lähmung. Zudem hatte Alberti viel getrunken. Alkohol betäubt. Er ist jetzt jedenfalls nicht vernehmungsfähig und wird es vielleicht auch nie mehr sein.«

      Daniela starrte ihn an. »Er könnte daran sterben?« fragte sie heiser.

      »Er war schon vorher kein gesunder Mann. Eine solche Lebensweise macht sich natürlich bemerkbar. Nun, er hat es sich selbst zuzuschreiben. Wie Dr. Norden mir sagte, hatten Sie die Absicht, die Scheidung einzureichen.«

      »Ja.«

      »Ich werde jetzt mit Dr. Thomsen sprechen«, erklärte der Kommissar.

      »Dann sagen Sie ihm bitte, daß mir alles sehr leid tut, und wenn er einverstanden ist, werden wir uns Henrikes annehmen.«

      »Sie kennen Dr. Thomsen persönlich?«

      »Nein, ihn nicht, nur seine Tochter. Sie geht mit Florian in die Musikschule.«

      »Dr. Thomsen ist ein bekannter Anwalt. Er könnte Ihre Scheidung übernehmen, falls es dazu noch kommt«, sagte Kommissar Kremer.

      »Wäre das nicht ein bißchen makaber?« fragte Daniela beklommen.

      »Das finde ich nicht. Aber es ist Ihre Entscheidung. Sie haben uns sehr geholfen, gnädige Frau. Durch Ihre Aufrichtigkeit ist uns viel Arbeit erspart worden.«

      »Mir hat diese Nacht viele Erkenntnisse gebracht«, sagte Daniela leise. »Ich war schon so abgestumpft, daß ich nur allem aus dem Wege gehen wollte. Wäre Florian nicht operiert worden, hätte ich mich um nichts gekümmert und wäre mit dem Jungen zu meiner Mutter gefahren.«

      »Ihre Mutter ist eine patente Frau. Man kann Sie nur beglückwünschen.«

      Sie ist auch erst ein freier Mensch geworden nach Vaters Tod, ging es Daniela durch den Sinn. Seltsam war das. Und unwillkürlich kam ihr jetzt auch der Gedanke, was los sein würde, wenn ihr Vater noch lebte.

      *

      Dr. Henrik Thomsen war bei Bewußtsein, aber immer noch benommen. In seinem Kopf schien ein Mühlrad zu kreisen. Kommissar Kremers Stimme drang wie aus weiter Ferne an seine Ohren, vor seinen Augen flimmerte es.

      »Wir wissen, wer Sie angefahren hat, Herr Doktor«, sagte der Kommissar. »Ein Mann namens Alberti. Er ist auch beträchtlich verletzt. Allerdings hat sich das erst später herausgestellt.«

      »Ricky, wie geht es meiner Tochter?« fragte Dr. Thomsen flüsternd.

      »Es geht ihr gut. Sie ist unverletzt. Ich soll Ihnen von Frau Alberti ausrichten, daß sie tief bedauert, was ihr Mann angerichtet hat. Sie strebte vorher schon die Scheidung an, und sie bietet Ihnen an, sich um Henrike zu kümmern. Ihre Tochter kennt Florian von der Musikschule her.«

      Da lächelte Dr. Thomas flüchtig. »Der kleine Flori«, murmelte er. »Ricky hat von ihm erzählt. Er spielt so gut Klavier.«

      Kommissar Kremer atmete erleichtert auf. »Ich will Sie jetzt nicht länger belästigen. Ich hoffe, daß Sie bald gesund werden.«

      »Mein Vater – er wartet«, murmelte Henrik Thomsen.

      »Er wurde bereits benachrichtigt.« Und da ging auch schon die Tür auf, und ein großer breitschultriger Mann trat ein.

      »Toto«, seufzte der Kranke erleichtert.

      Kommissar Kremer war konsterniert. Toto war für ihn das Glücksspiel der Nation. Aber er sollte bald erfahren, wie Otto Thomsen zu diesem Spitznamen gekommen war.

      Er konnte jetzt wieder seiner Arbeit nachgehen. Es gab ja noch allerlei zu erledigen. Er ahnte nicht, was ihm noch bevorstand. Er machte sich auf den Weg zu Marisa Erben.

      Marisa hatte immer wieder versucht, Rolf zu erreichen, auch auf die Gefahr hin, daß Daniela sich melden würde. Aber es hatte sich niemand gemeldet.

      Als es dann läutete, dachte sie, daß es Rolf wäre, und schnell eilte sie zur Tür. Doch vor ihr stand ein fremder Mann.

      »Ich kaufe nichts«, sagte sie barsch.

      »Kremer, Kriminalpolizei«, kam die Antwort, und ein Ausweis wurde ihr vor die Nase gehalten.

      Der Plan, den sich Marisa zurechtgelegt hatte, nahm plötzlich Leben an. »Sie kommen wegen meines Mannes?« fragte sie, ohne ihre innere Unruhe mit einem Wimpernzucken zu verraten.

      Das wird eine harte Nuß, dachte Kommissar Kremer sogleich, aber er hatte ja auch einige Trümpfe im Hinterhalt.

      »Ich möchte Sie um einige Auskünfte bitten«, sagte er höflich.

      »Wenn ich dienlich sein kann«, sagte sie spöttisch.


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