Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Der Ring«, stieß Henrike hervor, »das ist die Frau. Ich habe den Ring gesehen, Floris Omi. Und sie hat auch blonde Haare. Was will sie hier?«

      Wie von Furien gehetzt, lief Marisa davon, doch Otto Thomsen reagierte geistesgegenwärtig, fragte nichts, sondern lief ihr nach. Und es war Marisas Pech, daß ihr ausgerechnet Kommissar Kremer in den Weg lief und sie gleich am Arm packte.

      »So schnell sieht man sich wieder«, sagte er grinsend.

      »Ihr seid ja alle verrückt!« schrie sie hysterisch. »Was will man denn von mir? Ich komme mit den besten Absichten und…«

      »… rennen davon, weil das Kind den Ring erkannt hat«, fiel ihr Otto Thomsen ins Wort.

      »So ein Unsinn, ich habe ihn heute nacht gar nicht getragen.«

      »Das wird sich feststellen lassen, Frau Erben«, sagte Kommissar Kremer.

      »Was mischen sich denn Fremde ein«, begehrte sie mit einem giftigen Blick zu Otto Thomsen auf.

      »Ich bin der Großvater des Kindes, und der Vater von Dr. Thomsen, der bei dem Unfall verletzt wurde.«

      »Dr. Thomsen? Der Anwalt? Donna Regulins Anwalt?« Jetzt schien Marisa einem Zusammenbruch nahe. »Ich bin fertig mit den Nerven. Ich kann doch nichts dafür«, schluchzte sie. »Warum glaubt mir denn niemand? Warum hilft mir niemand?«

      »Beruhigen Sie sich, Frau Erben, und dann sagen Sie mir die Wahrheit«, sagte Kommissar Kremer.

      *

      Otto Thomsen kehrte in Florians Zimmer zurück. Henrike klammerte sich an Hannelore. Der Junge schlief zum Glück immer noch.

      »Ich denke, wir müssen uns mal allein unterhalten«, sagte der Mann heiser.

      »Ich will bei Floris Omi bleiben, Opi. Ich mag jetzt nicht weg von hier«, bat Henrike.

      »Du bleibst ja hier, Kleinchen«, sagte er liebevoll. »Ich gehe jetzt noch mal zum Papi. Du bist ja gut aufgehoben.«

      »Ich habe aber nicht gelogen, Opi. Den Ring habe ich bestimmt gesehen. Der hat genauso geblitzt wie eben.«

      »Schon in Ordnung, Ricky. Ich weiß, daß du nicht lügst. Einstweilen sage ich verbindlichen Dank, Gnädigste«, wandte er sich an Hannelore. »Wir werden uns hoffentlich bald in aller Ruhe unterhalten können.«

      Er ging zu Henrik. Dr. Behnisch war gerade bei ihm. »Es geht ja schon wieder aufwärts«, sagte der Arzt zuversichtlich. »Ihr Sohn hat eine gute Konstitution.«

      »Er hat ja auch immer solide gelebt«, sagte Otto Thomsen, »und die Thomsens bringt man so schnell nicht um.«

      Er selbst wirkte wie eine knorrige Eiche, die jedem Sturm trotzen konnte, und Dr. Behnisch dachte, welch ein Glück es doch sei, daß Daniela auch eine Mutter hatte, die die Nerven nicht verlor.

      »Eine Viertelstunde bewillige ich noch, aber dann muß unser Patient wieder Ruhe haben«, sagte Dr. Behnisch.

      »Ich wollte ihn nur etwas fragen«, sagte Otto Thomsen. Er fing noch einen warnenden Blick von Dr. Behnisch auf, dann verließ der Arzt das Krankenzimmer.

      »Was ist denn, Toto?« fragte Henrik.

      »Donna Regulin ist deine Klientin«, begann der Ältere zögernd.

      »Das weißt du doch.«

      »Kennst du eine Marisa Erben?«

      »Ich habe den Namen heute zum erstenmal gehört. Der Mann hat eine Kunstgalerie, die kenne ich. Donna hat mich darauf aufmerksam gemacht.«

      »Es scheint so, daß diese Marisa Erben bei dem Alberti im Wagen war. Ricky hat ihren Ring erkannt.«

      »Ruhe bewahren, Toto. Es war dunkel. Das Kind konnte doch so wenig sehen wie ich. Er fuhr doch mit abgeblendeten Scheinwerfern. Hätte ich das Licht vorher bemerkt, hätte ich rechtzeitig gebremst. Auf jeden Fall hatte ich Vorfahrt. Mir kann niemand was anhängen, wenn du das fürchten solltest.«

      »Ich habe nur gefürchtet, daß hätte mehr passieren können«, sagte der Ältere rauh. »Ihr seid alles, was ich habe. Jedenfalls wollte ich dir auch sagen, daß Daniela Alberti keine Schuld trifft. Du solltest ruhig mal mit ihr sprechen.«

      »Wenn dieser verdammte Kopf nicht mehr weh tut«, sagte Henrik.

      »Sie hat eine sehr nette Mutter. Ricky hängt schon wie eine Klette an ihr.«

      »Sie kennt Flori von der Musikschule. Ich bin nur froh, daß dem Kind nichts passiert ist. Ich werde bald wieder okay sein, dann wird sich alles in Ruhe klären lassen.«

      »Alberti hat es schwer erwischt«, sagte sein Vater.

      »Und dann konnte er noch fahren?«

      »Wahrscheinlich unter der Schockwirkung. Oder die Frau ist gefahren, aber sie wird es leugnen, wenn es ihr nicht widerlegt werden kann.«

      »Ich möchte jetzt eine Weile gar nichts mehr hören, Toto. Sieh doch mal in der Kanzlei nach dem Rechten.«

      »Wird gemacht, Junge. Schlaf gut.«

      *

      Daniela war heimgefahren, um schnell ein wenig Ordnung zu schaffen und etwas anderes anzuziehen. Sie fühlte sich unbehaglich in den Sachen, die sie den ganzen Tag getragen hatte.

      Kaum hatte sie das Haus betreten, als das Telefon läutete.

      »Endlich erreiche ich Sie, Daniela«, tönte Tonios Stimme an ihr Ohr. »Sind Sie allein? Können Sie mir ein paar Auskünfte geben?«

      Augenblicklich wurde es ihr bewußt, daß Tonio und sie sich nie geduzt hatten, während Marisa das sofort getan hatte. Tonio hatte wohl darauf gewartet, daß der Vorschlag von ihr kommen solle, aber auf den Gedanken war sie nicht gekommen.

      »Ich bin allein«, sagte sie. »Rolf ist in der Klinik.«

      »Er besucht Florian? Ich habe gehört, daß der Junge operiert worden ist.«

      »Rolf ist verletzt«, sagte Daniela.

      »Wieso verletzt? Stimmt es etwa, daß er Fahrerflucht begangen hat?«

      »Sie wissen es?« fragte Daniela zurückhaltend.

      »Ich wurde heute morgen von der Polizei kontrolliert und erfuhr dabei, daß ein Wagen, der meinem ähnlich ist, den Unfall verursacht hat. Wissen Sie Näheres?«

      »Sie können sich bei der Polizei erkundigen, Tonio«, erwiderte Daniela. »Ich möchte mich nicht äußern.«

      »Ist Marisa darin verwickelt?« fragte er. »Ich habe so einige Vermutungen.«

      »Ich auch, aber bitte informieren Sie sich selbst.«

      »Ich bin bei Donna Regulin.«

      »Dann können Sie ihr ja sagen, daß Dr. Thomsen, ihr Anwalt, bei dem Unfall verletzt wurde. Es wird sie sicher interessieren.«

      »Dr. Thomsen? Ich denke, wir werden nach München kommen«, sagte er rasch. »Danke für die Auskunft, Daniela. Wenn ich etwas für Sie tun kann…«

      »Danke, ich komme zurecht«, fiel sie ihm ins Wort. Dann legte sie auf.

      Sie hatte nichts gegen Tonio Erben. Sie hielt ihn für einen Gentleman. Es hatte sie nur befremdet, daß er eine Frau wie Marisa geheiratet hatte. Und jetzt blieb sie reserviert, weil er eben Marisas Ehemann war.

      Tonio verharrte eine Weile gedankenverloren am Telefon.

      »Was ist los, Tonio? Was hast du erfahren?« fragte Donna.

      »Daß Dr. Thomsen das Unfallopfer ist.«

      Donna wurde blaß. »Schlimm?« fragte sie.

      »Ich weiß nicht. Daniela war sehr kurz. Sie scheint mehr zu wissen, als sie sagen wollte. Ich muß nach München zurück.«

      »Ich komme mit. Aber es genügt wohl, wenn wir morgen fahren.


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