Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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daß er nichts von ihrer Anwesenheit sagen sollte. Er nickte ihr zu.

      »Ich kann in einer halben Stunde bei Ihnen sein«, sagte er. Dann legte er den Hörer auf.

      »Es handelt sich um Francescos Frau. Sie ist gekommen«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich habe da anfangs einen Fehler gemacht, Frau Schilling.«

      »Welchen?« fragte sie.

      »Ich habe Juanita Caretto die Nachricht zugespielt, daß Francesco eine Affäre mit Nadine hat. Ich wußte nicht, daß das Problem anders und schneller gelöst werden könnte.«

      »Dann sprechen Sie ehrlich mit Nadine darüber«, sagte Georgia. »Immerhin hat sie sich vieles selbst zuzuschreiben. Aber sagen Sie ihr nicht, daß ich hier mit Ihrer Mutter beisammensitze. Jetzt bin ich an der Reihe, einige Heimlichkeiten haben zu dürfen, und zwei Mütter werden sich einiges noch zu sagen haben.«

      Er küßte ihr die Hand. »Ich habe gewußt, daß Sie mich verstehen«, sagte er leise.

      *

      »Er hat viel für Nadine übrig«, sagte Charlotte Vestris, als Jonas gegangen war. »Für Sie aber auch, Georgia. Darf ich Sie bitten, mich auch Charlotte zu nennen? Sehen Sie, Biggi ließ sich nicht helfen, und Jonas weiß seine Gefühle nicht richtig einzusetzen. Mütter verstehen ihre Kinder meist besser, als sie sich selbst verstehen.«

      »Sie wollen damit sagen, daß Jonas ein ernstes Interesse an Nadine hat?« fragte Georgia verwundert, »trotz aller Vorurteile?«

      »Es gibt keine Vorurteile, aber wir Mütter sollten dieser Entwicklung gelassen entgegensehen. Damals, Biggi gegenüber, war er hart, und das hängt ihm noch immer nach. Er hat sich die bittersten Vorwürfe gemacht, nicht alles getan zu haben, um sie zur Umkehr zu bewegen, aber ich denke jetzt, daß alles nutzlos gewesen wäre.«

      *

      Tiefste Verwirrung, Angst und auch ein Vorwurf lagen in Nadines Blick, als Jonas kam.

      »Wo ist Juanita?« fragte er.

      »In meinem Zimmer. Sie ist fertig mit den Nerven. Warum haben Sie das getan? Warum haben Sie ihr mitgeteilt, daß Francesco mit mir liiert sei?«

      »In Ihrer beider Interesse«, erwiderte er ruhig. »Ich konnte nicht voraussehen, daß sich alles auf andere Weise lösen würde. Ich werde Ihnen nachher die ganze Wahrheit sagen, Nadine, doch zuerst will ich mit Juanita sprechen.«

      »Was soll ich meiner Mutter sagen, wenn sie heimkommt?« fragte Nadine.

      »Sie wird jetzt nicht kommen, außerdem weiß sie Bescheid. Sie sitzt jetzt mit meiner Mutter beisammen.«

      Nadines Augen weiteten sich. »Mit Ihrer Mutter? Wie das?«

      »Ich habe Ihre Mutter getroffen, und ich dachte, daß es gut wäre, wenn zwei Mütter sich über gewisse Probleme aussprechen könnten.«

      »Aus Ihnen soll man klug werden«, murmelte Nadine.

      »Danke, gleichfalls«, erwiderte er lakonisch. »Wir reden später darüber.«

      Juanita lag auf dem Bett. Sie richtete sich auf, als Joans eintrat. Man sah noch die Tränenspuren, aber jetzt warf sie ihm einen flammenden Blick zu.

      »Warum hast du das getan, Jonas? Warum mußte dieses Mädchen hineingezogen werden? Du weißt doch, daß ich innerlich fertig bin mit Francesco.«

      »Aber du brauchst nicht nach außen hin den Schein zu wahren. Du hast ein Recht auf ein besseres Leben, Juanita. Du mußt an deine Kinder denken. Es ist dir jetzt hoffentlich wohl klar, daß du von Francesco nichts zu erwarten hast, und dir sollte es klar sein, daß Carlos dich liebt.«

      Nadine gestattete sich zu lauschen und als der Männername fiel, atmete sie insgeheim auf. Es hatte ihr einen schmerzhaften Stich versetzt, als Jonas so besorgt nach Juanita gefragt hatte. Sie selbst hatte sich nur schwer mit ihr verständigen können, denn Juanita sprach nur wenig deutsch und sehr schlecht englisch.

      Nun sprachen die beiden aber Spanisch und diese recht erregt. Doch mehrmals fiel der Name Carlos, und aus dem Zwiegespräch konnte Nadine doch entnehmen, daß zwischen Jonas und Juanita keine tiefere Zuneigung herrschte. Jonas sprach sehr energisch, manchmal zornig, manchmal versöhnlich. Und dann kam er heraus.

      »Wir bringen sie jetzt zur Polizei. Sind Sie einverstanden, Nadine?«

      »Wenn Sie es wollen«, sagte sie wie ein gehorsames Schulmädchen.

      »Ich befehle nicht, ich bitte Sie darum«, sagte er. »Dann wird sich mein Freund Carlos um Juanita kümmern. Die Zusammenhänge werden Sie noch heute erfahren. Ich hoffe, daß Sie mir verzeihen werden.«

      Juanita war jetzt ganz ruhig. Sie war keine besonders attraktive Frau, aber auf ihre Weise apart und anziehend. Und sie war schlimmer dran als Nadine, denn sie war seit sechs Jahren mit Francesco verheiratet und hatte zwei Kinder von vier und zwei Jahren. Nadine wollte es nicht in den Sinn, daß er diese Frau betrogen hatte.

      Wie wenig hatte sie doch nachgedacht. Wie wichtig hatte sie sich selbst genommen. Auch sie war ganz still.

      Jonas begleitete sie ins Präsidium. »Es tut mir alles sehr leid«, hatte Juanita noch in stockendem Deutsch zu Nadine gesagt.

      »Mir auch«, erwiderte Nadine scheu.

      »Sie laufen mir doch nicht davon«, sagte Jonas mahnend zu ihr. Sie konnte nur den Kopf schütteln. Tränen saßen ihr jetzt in der Kehle, hervorgelockt durch Juanitas traurigen Blick.

      Es dauerte ziemlich lange, bis Jonas wieder herauskam. »Jetzt müssen wir noch ein paar Minuten warten, Nadine. Carlos wird kommen.«

      Der Erwähnte kam sehr schnell und sichtlich erregt. Ein spanischer Wortschwall ergoß sich über Jonas, den dieser ruhig bremste.

      Als Senhor Duarte wurde er dann Nadine vorgestellt. Sie fühlte sich durchdringend gemustert, dann eine höfliche Verbeugung, noch ein paar Worte zu Jonas, und Carlos Duarte verschwand im Präsidium.

      »Nun kommt die Erklärung«, sagte Jonas zu Nadine. »Setzen wir uns irgendwohin. Ich habe eine trockene Kehle.«

      Die hatte Nadine allerdings auch. Ihre war wie zugeschnürt.

      »Ich werde mich kurz fassen«, sagte Jonas. »Carlos kenne ich von der Uni her. Durch ihn habe ich in Valencia Juanitas Familie kennengelernt und deren Sorgen, die sie mit ihrem Schwiegersohn haben. Francesco stammt aus einer guten Familie, die aber finanziell ruiniert war. Davon wußten Juanitas Eltern nichts, als er um ihre Hand anhielt und in den folgenden Jahren tat Francesco einiges, um auch sie zu ruinieren. Carlos sprang ein. Er merkte, was Francesco für krumme Geschäfte machte und bat mich um Hilfe. Und ich kam dahinter, was Francesco für Geschäfte machte, wiegte ihn aber in Sicherheit.

      Als ich dann annehmen mußte, daß ein sehr enges Verhältnis zwischen Ihnen und Francesco bestand, informierte ich Juanita.«

      »Warum?« fragte Nadine deprimiert.

      »Um Sie mit Tatsachen zu überzeugen, daß Sie sich auf einem falschen Dampfer befanden. Ich selbst wollte nicht in Erscheinung treten, weil ich noch Beweise gegen Francesco sammeln wollte. Ich ahnte nicht, daß es zu einer schnellen Klärung kommen würde, Nadine. Ich mußte befürchten, daß Sie entführt würden. Das konnte Juanita verhindern, wenn sie in Erscheinung trat. Francesco konnte ja nicht leugnen, daß sie seine Frau ist.«

      »Und welche Rolle spielte die Lamprecht?«

      »Nun, man könnte sie und Francesco als Geschäftspartner bezeichnen. Sie wollte ihm die Forschungsunterlagen zuspielen, die er dann einem Konzern verkaufen sollte. Sie wollte dabei ja nicht in Erscheinung treten, um auch weiterhin als solide Mitarbeiterin Ihres Vaters zu gelten. Wahrscheinlich sollten Sie zum Sündenbock gestempelt werden. Und möglicherweise wären Sie auf Nimmerwiedersehen irgendwo verschwunden.«

      Voller Entsetzen blickte ihn Nadine an. »Sie wollten mich umbringen?« fragte sie bebend.

      »Nun, vielleicht nur so verschwinden lassen. Auf jene Weise, wie meine Schwester


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