Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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wir vorher nicht irgendwo ganz schick essen gehen, Mami?« fragte Nadine.

      »Meinetwegen«, sagte Georgia, »aber nicht in der Stadt.«

      Im »Goldenen Krug« wurden sie dann zufriedengestellt. Selbst Georgia bekam Appetit. Nadine schien nicht mehr auf ihre Figur bedacht zu sein, aber sie schien auch nicht kummervoll über diesen Francesco nachzudenken. Ja, es war schwer, aus ihr klug zu werden.

      Jessica genügt es, neben Markus zu sitzen und Blicke mit ihm zu tauschen, und irgendwie war Georgia tief gerührt, wie innig diese Blicke waren.

      Vom Vater, von der Klinik und von Krankheiten wurde überhaupt nicht gesprochen. Aber plötzlich sagte Nadine, daß man Onkel Jürgen doch benachrichtigen solle.

      »Wenn ihr dafür seid, werde ich telegrafieren«, erklärte Georgia.

      »Vielleicht nimmt er mich mit nach Australien«, sagte Nadine nachdenklich.

      Georgia erschrak. »Du bist immer noch nicht fertig mit der Schule, Nadine«, sagte sie.

      »Das wird auch nichts mehr. Den Anschluß habe ich schon verpaßt. Man kann sich auch anders durchsetzen. Ist Onkel Jürgen eigentlich verheiratet?«

      »Keine Ahnung. Er hat nie dergleichen berichtet.«

      »Er ist bestimmt ganz anders, als Papa«, sagte Nadine. »Jedenfalls hat Papa nur abfällige Bemerkungen über ihn gemacht«

      Warum beschäftigte sie sich mit Jürgen? Weil er ein Abenteurer war? Steckte ihr das auch so sehr im Blut? Oder wollte sie nur immer provozieren?

      Aber das gelang ihr nicht. Als sie mit dem Essen fertig waren, fragte Markus, ob sie nicht noch zum See fahren wollten.

      »Fahrt ihr ruhig, ich möchte mich ausruhen«, erklärte Georgia.

      »Ich habe auch keine Lust, aber ihr seid ja auch lieber allein«, sagte Nadine.

      Jessicas Augen leuchteten auf. Schnell drückte sie ihrer Mutter einen Kuß auf die Wange.

      »Mach dir nicht zuviel Sorgen, Mami. Dr. Janson hat gesagt, daß wir einen pumperlgesunden Eindruck machen!«

      *

      »Wie verliebt Jessica ist«, sagte Nadine nachdenklich. »Komisch, ich habe nie gedacht, daß sie sich so engagieren würde, aber sie ist dir eben doch sehr ähnlich, Mami.«

      Plötzlich schien sie ganz verändert, sehr besinnlich und voller Gefühl zu sein.

      »Du hast sie ja auch immer lieber gehabt als mich«, fahr Nadine fort.

      »Das stimmt nicht«, sagte Georgia. »Sie war nur immer anhänglicher als du.«

      »Und fleißiger in der Schule.«

      »Darüber wollen wir jetzt nicht mehr diskutieren. Ich weiß jetzt ja, warum du rebelliert hast.«

      »Es hat mir Spaß gemacht, Papa zu ärgern«, sagte Nadine. »Sonst konnte ihn ja nichts aufregen, nur wenn ich schlechte Noten heimbrachte. Er war so entsetzlich überheblich. So unmenschlich.«

      Eisig rieselte es über Georgias Rücken. Hatte sie nicht recht? Was zählten für Holger denn menschliche Wesen. Allein die Materie war interessant.

      »Ich kann jetzt freier atmen«, sagte Nadine. »Was ist nun eigentlich mit der Lamprecht?«

      »Sie hatte wohl einen Nervenzusammenbruch«, erwiderte Georgia ausweichend.

      »Die ist doch auch nicht normal«, sagte Nadine wegwerfend. »Wie lange gibt man Papa noch?«

      Wie kühl sie das sagte! »Das kann man nicht sagen. Vielleicht tritt noch eine vorübergehende Besserung ein.«

      »Wenn er noch mal nach Hause kommt, bleibe ich nicht hier«, erklärte Nadine ruhig.

      »Ich habe Kathy Forrester angerufen. Sie ist jetzt mit Dan verheiratet. Kannst du dich noch an ihn erinnern?«

      Nadines Augen weiteten sich. »Er ist doch unheimlich viel jünger. Ist Forrester etwa auch tot?«

      »Ja.«

      »Und das war doch so ein Bomber«, sagte Nadine. »Würdest du auch einen jüngeren Mann heiraten, Mami?« wechselte sie sprunghaft das Thema.

      »Gott bewahre mich«, sagte Georgia ironisch. »Ich werde bestimmt nicht ein zweites Mal heiraten. Kathy nimmt alles leichter.«

      »Na, ein bißchen was vom Leben dürftest du auch noch haben«, meinte Nadine.

      Dann ging sie zum Fernseher. »Da wird ein Reitturnier übertragen«, sagte sie. »Nicht mal das hat er mir erlaubt.«

      Georgia ging in den Garten. Vieles hatte sie selbst angelegt. Wozu braucht man einen Garten, hatte Holger gemeint. Der macht nur Arbeit. Er hätte am liebsten eine Stadtwohnung genommen, in der Nähe vom Institut, aber einmal hatte sie ihren Willen durchgesetzt, und noch heute wunderte sie sich darüber, daß es ihr irgendwie gelungen war. Aber sie hatte dieses Haus mit dem Geld gekauft, das sie von ihrem Vater geerbt hatte. Ja, es war ihr Haus. Wenigstens das gehörte ihr.

      *

      Gegen zehn Uhr brachte Markus Jessica heim. Da hatte Georgia gerade das Telegramm an Jürgen aufgegeben. »Holger schwerkrank – kannst du bald kommen«, war der Wortlaut.

      Würde er überhaupt das Geld für den Flug haben, überlegte sie dann.

      Von Jessica wurde sie schnell auf andere Gedanken gebracht. »Wenn du morgen in die Klinik mußt, können wir nach der Schule zum Essen zu Rödings gehen, Mami«, sagte sie. »Nadine natürlich auch.«

      »Meine Mutter würde sich freuen«, schloß Markus sich schnell an. »Sie sind auch herzlich eingeladen.«

      »Das ist aber lieb, aber ich werde wohl länger in der Stadt bleiben«, erwiederte Georgia. »Ob Nadine überhaupt noch zur Schule gehen wird, weiß ich nicht.«

      »Ich werde mit ihr reden, Mami. Wenn sie will, kann sie es spielend schaffen.«

      Plötzlich schien Jessica die Erwachsenere zu sein. Was doch der richtige Mann alles ausmachte. Ja, der richtige Mann!

      Um Jessica brauchte sie sich wohl keine Sorge mehr zu machen. Und anscheinend konnte sie jetzt sogar Nadine beeinflussen, denn am nächsten Morgen machte sich auch die zum Schulgang bereit.

      »Ich spreche mit dem Direx, Mami«, sagte sie ruhig. »Vielleicht gibt er mir noch eine Chance. Aber nur dir zuliebe tue ich es, damit das gesagt ist.«

      An Selbstbewußtsein mangelte es ihr bestimmt nicht. Sie wird ihren Weg auch gehen, dachte Georgia.

      Sie fuhr in die Stadt. Sie bummelte durch die Straßen, um die Zeit totzuschlagen. Sie überlegte, was sie Holger mitnehmen könnte, und da hakte es schon aus.

      Geburtstag, Weihnachten, Hochzeitstag, all dies fand er lächerlich. Geschenke für die Kinder hatte er nie gekauft und ihr hatte er immer gesagt, daß sie selbst besser wüßte, was sie brauche.

      Blumen? Hatte er je Sinn für das Blühende aufgebracht? Schlafanzüge würde er brauchen. Sie kaufte drei.

      Dann fuhr sie zur Klinik. Wieder verharrte sie sekundenlang vor diesem riesigen supermodernen Bau. Widerwillig betrat sie ihn.

      Dr. Janson war für sie zu sprechen. Sein breites Gesicht war eitel Wohlwollen.

      »Alles in bester Ordnung, was Sie und die Töchter betrifft«, sagte er. »Es wäre nur Ihr Blutdruck zu beachten. Er ist etwas zu niedrig. Und ein paar Vitaminspritzen würden Ihnen guttun.«

      »Hauptsache, die Kinder sind gesund«, sagte Georgia.

      »Sie sollten nicht vergessen, daß Sie auch noch ein Leben vor sich haben, gnädige Frau.«

      Was für ein Leben? Georgia kam sich uralt vor, als sie zu dem Krankenzimmer ging. Mit aller Überwindung drückte sie die Klinke nieder. Dann stand sie in einem halbdunklen Raum. Sie konnte Holger erst gar nicht erkennen. Sein bleiches Gesicht hob


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