Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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»Ich meine jedoch, daß der Verstand meines Mannes funktionierte.«

      »Sie haben nicht bemerkt, daß er sich veränderte?« fragte er.

      »O doch, natürlich«, erwiderte sie stockend. »Aber ich schob das auf andere Dinge. Wir hatten uns ziemlich auseinandergelebt. Er regte sich über unsere ältere Tochter auf, weil sie in der Schule immer schlechter wurde. Mein Mann war von seiner Arbeit total besessen.«

      »Er wollte ein Mittel finden, mit dem diese Krankheit zu bekämpfen wäre«, sagte Dr. Hartung stockend. »Er wußte, wodurch sie entstanden war, er hoffte, dadurch auch das Gegenmittel zu finden.« Georgia hob den Kopf und blickte in dunkle Augen.

      »Ich habe Sie gestern schon einmal gesehen«, sagte Dr. Hartung gedankenverloren. »Sie saßen am Nebentisch. Ich fragte mich, was in Ihnen vor sich gehen mag. Jetzt weiß ich es. Sie sind sehr schön.«

      Sie senkte erschrocken den Blick. »Ich mußte es sagen«, fuhr Dr. Hartung leise fort. »Ich habe gefühlt, wie tief depremiert Sie sind. Ich möchte Ihnen gern helfen.«

      »Mit Komplimenten?« fragte sie ironisch.

      »Sie dürfen mich nicht mißverstehen. Ja, ich bin ehrlich. Ich habe ein ganz persönliches Interesse an Ihnen. Ich will nicht, daß Sie zerbrechen. Heute weiß ich ja, was Sie bewegt. Gestern waren Sie für mich nur faszinierend.«

      »Müde und durstig«, sagte Georgia mit einem flüchtigen Lächeln.

      »Man blickt in so viele leere Gesichter, selten in eins, das so viel ausdrückt. Sie werden Hilfe brauchen in den kommenden Wochen.«

      »lch bin nicht allein. Ich habe zwei Töchter«, sagte sie. »Und ich habe auch gute Freunde.«

      Und ich bin verrückt, so mit der Tür ins Haus zu fallen, dachte Joachim Hartung. Wie konnte ihm, der sich sonst doch so unter Kontrolle hatte, dies passieren?

      »Sie meinen es sicher gut, Herr Dr. Hartung«, sagte Georgia sanft, »aber den ersten Schock habe ich bereits überwunden. In welcher Verfassung ist mein Mann?«

      »Er gibt nicht auf«, erwiderte Dr. Hartung. »Wir lassen ein Medikament aus Amerika kommen. Es ist sehr teuer.«

      »Das ist doch gleichgültig«, sagte Georgia.

      »Es ist aber erwiesen, daß es keine Heilanzeige gibt.«

      »Wenn er es haben will, soll er es haben«, sagte Georgia.

      »Uns ist es rätselhaft, wie er so lange durchgehalten hat«, sagte Dr. Hartung.

      »Mir auch. Sein Kollege Forrester ist schon vor Monaten gestorben, wie ich jetzt erfahren habe. Er war jünger als mein Mann und viel kräftiger.«

      »Ihr Mann hat einen außerordentlich starken Willen und auch ein sehr kräftiges Herz. Aber…«, er unterbrach sich.

      »Aber dennoch wird er sterben«, sagte Georgia tonlos. »Ich bin bereits darauf vorbereitet worden. Es ist bedauerlich, daß er kein Mittel gegen diese entsetzliche Krankheit gefunden hat, nachdem er so vieles zu Ende führte, was Leben vernichten kann. Wieviel Menschen hätte geholfen werden können, wenn er früher mit so nützlicher Forschung begonnen hätte. Wollten Sie das von mir hören?«

      »Selbst ein solches Genie wie Professor Schilling ist weit davon entfernt. In seinem Fall konnte er nur die Ursache eindeutig feststellen.«

      »Er hat mit Ihnen darüber gesprochen?« staunte Georgia.

      »Er hofft auf Hilfe. Er gibt nicht auf. Er kämpft. Und vielleicht werden Sie doch Hilfe brauchen, gnädige Frau.«

      »Das mag sein, aber mit Komplimenten ist mir nicht gedient«, sagte sie kühl. Sie war froh, daß Markus jetzt kam. Sie fühlte sich keineswegs geschmeichelt, eher irritiert, und sie mußte an Kathy denken. Sie lachte leise auf, als sie neben Markus herging. Jetzt war er verwirrt.

      »Warum lachen Sie?« fragte er.

      »Nur so. Dr. Hartung hat mir ein Kompliment gemacht. Dabei bin ich doch mit zwei hübschen Töchtern gekommen.«

      »Sie haben ja auch eine sehr hübsche Mutter«, sagte Markus ruhig. »Ist es nicht nett, was man da gesagt bekommt?«

      »Wenn man es so betrachtet«, sagte Georgia, »und wenn man es so sagt wie Sie, freut man sich, Markus.«

      »Meine Mutter sagte uns immer: Wenn man die Tochter heiraten will, sollte man sich die Mutter anschauen. Ich habe mich daran gehalten.«

      Feine Röte stieg in Georgias Wangen. »Nun, das war ein Kompliment, das ich gern annehme«, sagte sie leise. »Darf ich Sie um etwas bitten, Markus?«

      »Selbstverständlich.«

      »Tun Sie Jessica nicht weh. Sie ist so verletzlich.«

      »Das weiß ich. Ich liebe Jessica, Frau Schilling.«

      »Dann sagen Sie einfach Georgia. Es ist mir lieber.«

      Er blieb stehen, nahm ihre Hand und zog sie an seine Lippen. »Ganz herzlichen Dank«, sagte er. »Was ich Ihnen abnehmen kann, will ich gern tun. Sie können sich auf mich verlassen.«

      Und daran hegte sie keinen Zweifel. Jessica wußte sie in guten Händen.

      *

      Das Blut war auch ihr abgenommen worden, und Dr. Janson untersuchte sie gründlichst.

      »Ihnen würde es niemand abnehmen, daß Sie zwei erwachsene Töchter haben«, sagte er schmunzelnd. »Donner und Doria, Sie können wenigstens zehn Jahre aus Ihrem Gedächtnis streichen.«

      Aber er sagte es so, daß ihr kein befremdlicher Gedanke kam.

      »Aber nur, was die Figur anbetrifft«, erwiderte sie im gleichen leichten Ton, aber es lag ihr auf der Zunge, daß ihr Mann schon lange keine Notiz davon genommen hatte.

      »Diese Sache mit der Lamprecht ist fatal«, fuhr Dr. Janson fort. »Nun, sie hat es auch erwischt.«

      »Durch Ansteckung? Ist das möglich?« fragte Georgia bestürzt.

      »Aber nein.« Er tippte sich an die Stirn. »Bei ihr fehlt es da! Sie hat durchgedreht. Sie ist jetzt in der Nervenklinik.

      Nun bewahren Sie mal Ruhe. Ihr Nervenkostüm ist auch arg strapaziert, aber Dr. Norden wird das schon hinbringen. Sie sind bei ihm in guten Händen. Er weiß mit seinen Patienten umzugehen. Es muß ja nicht gleich ein Psychiater sein.«

      Klang da nicht eine leise Warnung mit? War das gar eine Anspielung auf Dr. Hartung?

      »Reif für den Psychiater fühle ich mich wirklich nicht«, sagte sie mit einem flüchtigen Lächeln. »Wann bekommen wir die Befunde?«

      »Morgen, aber Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen.«

      »Kann ich meinen Mann besuchen?«

      »Heute besser nicht. Er hat den Wunsch geäußert, allein gelassen zu werden. Kommen Sie am besten gleich morgen vormittag. Es ist anzunehmen, daß er da am besten ansprechbar ist. Und nehmen Sie nichts tragisch. In ihm ist das Aufbegehren gegen alle und jeden. Es war sicher schon lange nicht mehr leicht, mit ihm zu leben«, sagte er einfühlsam.

      Es war nie leicht, dachte Georgia. Aber nun wollte sie weg von hier, weg von diesem sterilen Raum, dessen Atmosphäre lähmend war.

      Die Mädchen warteten auch draußen. Nur Markus unterhielt sieh jetzt mit Dr. Hartung. Aber er verabschiedete sich dann sofort.

      »Der hat mich ganz schön ausfragen wollen«, erklärte Markus. »Da haben Sie gewaltigen Eindruck gemacht, Georgia.«

      »Ein wirklich merkwürdiger Mensch«, stellte Georgia fest.

      »Das sind Psychiater meistens«, erwiderte Markus lächelnd. »Das bringt wohl der Beruf mit sich. Aber jetzt wollen wir lieber noch ein bißchen Natur genießen. Einverstanden?«

      Damit war sie mehr als einverstanden, und selbst Nadine hatte nichts dagegen einzuwenden. Sie fuhren zum Englischen


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