Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


Скачать книгу
brauchen sich nicht zu schämen«, sagte Jonas. »Auf ihn sind gestandene Frauen hereingefallen. Er ist eben ein Typ, auf den Frauen fliegen.«

      »Aber in welcher Gefahr war meine Tochter«, flüsterte Georgia tonlos.

      »Nie in einer ausweglosen, da wir informiert waren, worum es ging«, sagte Jonas. »Sie stand unter ständiger Bewachung von der Stunde an, als sie die Bekanntschaft von Francesco machte.«

      »Davon habe ich aber nichts bemerkt«, sagte Nadine kleinlaut.

      »Ein Beweis, wie gut unsere Leute arbeiten«, meinte Jonas lächelnd.

      »Welche Ehre, so wichtig gewesen zu sein«, sagte Nadine spöttisch. »Warum ich? Warum nicht Jessica?«

      »Vielleicht deshalb, weil Ihre Schwester vorsichtiger ist«, sagte Jonas. »Im übrigen war Professor Schilling darüber informiert, daß Frau Lamprecht eine Doppelrolle spielte. Es gab nur keine schlüssigen Beweise gegen sie.«

      »Er hat ihr aber einen teuren Fuchsmantel geschenkt«, sagte Nadine wütend.

      »Um sie in Sicherheit zu wiegen.« Er richtete sich auf. »Professor Schilling weiß, wie krank er ist. Ein amerikanischer Kollege, mit dem er an bestimmten Versuchen gearbeitet hat, ist an der gleichen Krankheit kürzlich gestorben. Er hat versucht, ein Mittel zu finden, um diese Krankheit einzudämmen und zu besiegen. Vielleicht wäre es ihm gelungen, wenn er noch eine längere Lebensdauer gehabt hätte.«

      »Zuerst hat er an Objekten gearbeitet, die die Menschheit vernichten können«, sagte Nadine zornerfüllt. »Ich weiß Bescheid. Was meinen Sie, warum ich so lange auf der Schulbank hocke? Ich wollte meinem Vater eins auswischen. Er sollte sich nicht rühmen können, Intelligenzbestien in die Welt gesetzt zu haben.«

      »Nadine«, rief Georgia aus.

      »Es ist die Stunde der Wahrheit, Mami. Du warst immer ein Nichts in Papas Augen, ein unbedarftes Hausmütterchen. Und ich wollte das auch sein. Aber mit seinem Einfluß hat er es ja immer wieder fertiggebracht, daß sie mich von der Schule nicht abgeschoben haben. Dieses Jahr wäre es ihm nicht mehr gelungen, sonst hätte es einen Aufstand unter den anderen Eltern gegeben. Und ich wollte ihm noch eine weitere Schlappe bereiten und mit einem Ausländer durchbrennen.«

      Ihre großen dunklen Augen brannten in dem blassen Gesicht. »Nun wissen Sie auch Bescheid, Herr Vestris. Ich darf mich zurückziehen.« Und schon war sie draußen.

      »Ein überschäumendes Temperament«, stellte Jonas lächelnd fest.

      »Ich weiß auch nicht, von wem sie das hat«, sagte Georgia. »Aber mein Schwager ist auch ganz anders als mein Mann.« Das war ihr eben wieder in den Sinn gekommen, weil ihr Blick auf den Brief von Jürgen gefallen war, der auf dem Sideboard lag.

      »Ein Füllen, das noch gezähmt werden müßte«, sagte Jonas gedankenvoll. »Ich hoffe, ich habe Sie nicht zu sehr erschreckt, gnädige Frau, und Sie werden mir gestatten, zu anderer Zeit wieder mal einen Besuch bei Ihnen zu machen.«

      »Sehr gern, Herr Dr. Vestris. Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie den unsichtbaren Beschützer meiner Tochter spielten.« Sie machte eine kleine Pause. »Nadine machte vorhin eine Andeutung, daß Sie eine Schwester gehabt hätten.«

      »Ja, das entspricht der Wahrheit und war der Anlaß, daß ich diese Burschen jage, wo ich nur kann. Wenn Sie irgendwie meine Hilfe brauchen, rufen Sie mich bitte an. Das gilt übrigens auch für Nadine. Vielleicht legen Sie ein gutes Wort für mich ein. Ich bin sehr erleichtert, daß diese Mission beendet ist.«

      *

      Georgia faßte sich das Herz, zu Nadine zu gehen. »Keif jetzt nicht gleich wieder los«, sagte sie sanft. »Ich mache dir keine Vorwürfe.«

      »So was von Arroganz und Überheblichkeit«, ereiferte sich Nadine. »Wie der Herrgott persönlich ist sich dieser reizende Dr. Vestris vorgekommen – und ich mir wie ein dummes Gör.«

      »Sagen wir doch lieber ein unerfahrenes Mädchen, das einen leichten Schock bekommen hat«, sagte Georgia.

      »Einen leichten? Einen Schock fürs ganze Leben, Mami.«

      »Und Dr. Vestris hat es gut mit dir gemeint.«

      »Die personifizierte väterliche Güte, die uns von Papa nicht zuteil wurde«, schluchzte Nadine auf.

      Tröstend nahm Georgia sie in die Arme. »Wir wissen nicht, was in ihm vor sich ging, Nadine, wie er sich selbst gequält und wohl auch vor dem Ende gefürchtet hat. Ich sehe das alles jetzt auch ein klein bißchen anders.«

      »Hoffentlich verdonnern sie die Lamprecht zu lebenslänglich«, stieß Nadine hervor, »und Francesco auch.«

      »In unserem Leben werden beide keine Rolle mehr spielen, auch wenn sie nach ein paar Jahren frei sind, Nadine.«

      Und da hörte sie Jessica kommen. »Ist er schon wieder weg?« fragte sie atemlos. »Ich hätte ihn so gern kennengelernt.«

      »Da hast du nichts versäumt«, ereiferte sich Nadine.

      »Du warst ziemlich lange weg«, sagte Georgia nachsichtig.

      »Wir hatten so viel zu reden. Markus will mich heiraten, Mami! Wenn er eine Stellung hat, und ich mit der Schule fertig bin, will er mich heiraten.«

      »Sei doch nicht so blöd wie Mami«, zischte Nadine. »Lern erst mal andere Männer kennen, und zieh Vergleiche.«

      »Das brauche ich nicht und will ich nicht«, sagte Jessica. »Ich kann nichts dafür, wenn du schlechte Erfahrungen gemacht hast. Markus ist anders. Er weiß, was er will. Wir lieben uns«, fügte sie mutig hinzu.

      »Und wäre die Liebe nicht«, sagte Georgia sinnend. Aber dann fragte sie sich, ob jemals Liebe sie und Holger verbunden hätte.

      »Jeder muß wissen, was er will«, sagte Jessica ruhig. »Ich weiß es.«

      *

      Dr. Norden wußte von Dieter Behnisch, daß Georgia bereits informiert war, aber er fühlte sich doch verpflichtet, sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Dazu genügte ein kurzer Anruf.

      Es beruhigte ihn, daß Georgias Stimme jetzt ruhig klang.

      »Wenn Sie es wünschen, begleite ich Sie morgen zu Dr. Janson«, bot er sich an.

      »Das ist sehr lieb, aber wirklich nicht nötig. Sie brauchen auch Ihren Sonntag«, erwiderte Georgia. »Und die Familie braucht Sie auch. Die Mädchen sind ganz vernünftig.«

      Ja, das konnte sie jetzt ruhigen Gewissens sagen. Nadine hatte sich abreagiert, und Georgia wußte, daß sie alles nicht so gemeint hatte, was sie gegen Dr. Vestris sagte. Georgia hatte gefühlt, daß ihr dieser Mann ganz maßlos imponierte und es sie zutiefst kränkte, daß er sie wie ein unfertiges kleines Mädchen behandelte.

      Auch sie wird zur Vernunft kommen, dachte sie, und dann glitt ein weiches Lächeln über ihr Gesicht, als sie an Jessica dachte.

      Sie hatte es Dr. Norden nicht gleich sagen wollen, daß auch Markus sich angeboten hatte, sie zur Klinik zu bringen. Doch damit war sie einverstanden.

      Sie bereitete das Abendessen zu und stellte den Fernsehapparat an. Nadine kam herunter. »Heute ist ja eine Quizsendung«, sagte sie, »da treten ein paar tolle Sänger auf. Das siehst du dir doch auch an, Mami?«

      Ist sie wirklich so oberflächlich, oder tut sie nur so, fragte sich Georgia. Richtig klug wurde sie aus Nadine nie, aber ihr war alles recht an diesem Abend. Sie wollte nur abschalten und nicht mehr grübeln.

      Jessica blieb in ihrem Zimmer. Georgia ahnte, daß sie mit Markus telefonierte.

      Es war eine recht unterhaltsame Sendung, aber Nadine schien geistesabwesend. Sie gab auch keine begeisterten Kommentare zu den Sängern, und Georgia wurde immer müder.

      »Ich gehe schlafen, Nadine«, verkündete sie.

      »Machst du recht, Mami. Stört es dich, wenn der Fernseher läuft?«

      Wie rücksichtsvoll


Скачать книгу