Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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er hat doch nicht zu Hause experimentiert. Das ist unmöglich.«

      »Wir haben niemals erfahren, woran er eigentlich arbeitete. Das ist doch Geheimsache«, sagte sie. »In Amerika war er monatelang auf so einer Insel. Woran merkt man denn eigentlich, daß man solche Krankheit hat?«

      »Das ist schon eine ganze Doktorarbeit, Jessi. Leukämie kann eine lange Laufzeit haben oder auch schnell fortschreitend sein. Bei dir gibt es keine Anzeichen. Du bist heute zwar ein bißchen blaß, aber sonst okay. Rede dir jetzt bloß nichts ein.«

      »Ärzte sagen doch ihren Patienten nicht, wenn sie eine tödliche Krankheit haben.«

      »Ich würde es nicht verschweigen«, erklärte Markus. »Es mag anfangs wohl ein Schock sein, aber ich meine, daß ein Patient viel mehr Abwehrkräfte entwikkelt, wenn er weiß, wie es um ihn steht, als wenn er sich nur den Kopf zergrübelt. Und manche Krankheit ist dadurch viel weniger schlimm verlaufen, als zu fürchten war. Schau, Jessi, es wird soviel von Krebs geredet, und es gibt so manche andere Krankheit, die genauso schlimm ist, und mit der die Patienten leben müssen und sogar alt werden. Schau dir die Behinderten an, die sich als Außenseiter der Gesellschaft fühlen müssen und oft leider auch so behandelt werden und die mit so viel Mut ihr Leben meistern, weil sie leben wollen. Denk an die Multiple Sklerose, die nicht nur die Betroffenen, sondern den Angehörigen große Opfer auferlegt. Denk an die Blinden, die Tauben, die Gelähmten, die manchmal viel stärkere Charaktere haben als die Gesunden. Und wieviel blühendes Leben wird von einer Minute zur anderen durch einen Unfall ausgelöscht, auch darüber muß man nachdenken, Jessi. Jedes Leben liegt in Gottes Hand. Leider vergessen die Menschen immer mehr, wie dankbar man für jeden einzelnen Tag sein sollte, den man erleben darf. Und wie schön ist ein Tag, an dem man glücklich sein darf. Ich bin jetzt sehr glücklich, daß du bei mir bist, Jessi.«

      Sein Arm legte sich fester um sie, seine Wange senkte sich zu ihrer Stirn herab.

      »Ich bin auch sehr glücklich, Markus«, flüsterte sie. Und da nahm er sie fest in seine Arme und küßte sie, lange und zärtlich.

      »Ich werde hierbleiben, Liebes, und meine Doktorarbeit hier zu Ende führen«, sagte er. »Damit ich immer für dich erreichbar bin, wenn du mich brauchst. Und wenn ich eine Stellung habe, werden wir heiraten.«

      »Ich gehe doch noch zur Schule, Markus«, sagte sie scheu.

      »So schnell werde ich auch keine Stellung bekommen«, meinte er lächelnd, »und du wirst dein Abitur machen. Aber seit gestern abend wissen wir doch, daß wir zueinander gehören.«

      »Früher hast du immer über mich hinweggeschaut«, sagte Jessica leise.

      »Da warst du auch noch ein ganz kleines Mädchen, und ich fühlte mich doch schon erwachsen. Plötzlich ist dann alles ganz anders, Jessi.«

      »Ich habe gedacht, das Herz bleibt mir stehen, als du gestern mit mir getanzt hast«, flüsterte sie.

      »Und meins hat einen gewaltigen Hupfer getan«, sagte er lächelnd. »So verschieden reagiert man, aber der zündende Funke sprang über, und das ist mir zum ersten Mal passiert.«

      »Und mir zum ersten und letzten Mal«, flüsterte sie.

      Er küßte sie wieder. »Was meinst du, wie oft das noch sein wird zwischen mir und dir, und dann ist alles andere nebensächlich. Das ist eben Liebe, mein Kleines Mädchen.«

      Sie konnte glücklich sein. Nadine war voller Unruhe, bis Jonas Vestris vor der Tür stand.

      »Ich habe es mir überlegt in dieser Nacht, Nadine«, sagte er. »Es ist besser, wenn Sie die ganze Wahrheit erfahren.«

      »Meine Mutter möchte sie auch erfahren«, sagte Nadine. »Bitte, kommen Sie herein.«

      Georgia musterte ihn forschend. Sie sah einen ziemlich großen, breitschultrigen, sportlichen jungen Mann mit einem vom Leben schon geprägten Gesicht, aus dem graue Augen wachsam den Raum überflogen. Ein Mann war das, der dauernd auf der Hut zu sein schien und der unbestechlich wirkte. Das war ihr erster Eindruck. Es war auch ein Mann, der eine gute Erziehung genossen zu haben schien. Er neigte sich tief vor und küßte ihr die Hand.

      »Meinen verbindlichen Dank, daß Sie mich empfangen, gnädige Frau«, sagte er. »Es ist mir sehr willkommen, daß Ihre Tochter Sie informiert hat.«

      »Darüber bin ich auch froh«, erwiderte Georgia. »Nehmen Sie bitte Platz, Herr Vestris.«

      Wie beeindruckt er von Mami ist, ging es Nadine durch den Sinn und es versetzte ihrer Eitelkeit doch einen Stich.

      »Ich hole den Kaffee«, sagte sie.

      Jonas blickte ihr nach. »In Jeans gefällt mir Ihre Tochter viel besser als in dem Kleid, das sie wahrscheinlich von Ihnen ausgeliehen hatte, gnädige Frau«, sagte er.

      »Pssst, sie ist sehr empfindlich«, flüsterte Georgia.

      »Sie wird mit harten Tatsachen konfrontiert werden«, erklärte er ernst. »Aber das kann ihr nur nützen.«

      Nadine kam zurück und schenkte Kaffee ein. »Ich hoffe, er schmeckt«, sagte sie. In seinen hellen Augen blitzte es auf, als sich ihre Blicke trafen. Besonders hell wirkten sie wohl, weil sein Gesicht dunkel gebräunt war. Das hatte sie am gestrigen Abend nicht festgestellt.

      »Sehr stark«, sagte er beiläufig, nachdem er einen Schluck getrunken hatte.

      »Das können wir brauchen«, sagte Georgia. Sie wurde durch seinen durchdringenden Blick irritiert.

      »Ich möchte Sie über meine Person nicht im unklaren lassen, gnädige Frau«, sagte Jonas. »In diesem Fall erscheint es mir wichtig, jegliches Mißtrauen auszuschalten.« Er schien Nadine gar nicht mehr zu sehen, als er Georgia einen Ausweis reichte.

      Sie sah ihn überrascht an. »Sie sind Diplomat, Herr Vestris, Herr Dr. Vestris, muß ich wohl sagen.«

      »Das ist nebensächlich. Ja, ich stehe in diplomatischen Diensten.«

      »Mir haben Sie gesagt, daß Sie Journalist sind«, warf Nadine gereizt ein.

      »Ich schreibe auch«, sagte er lächelnd. »Gestern abend sah ich noch keinen Anlaß, mich zu erkennen zu geben. Da konnte ich nur ein etwas zu unbefangenes Mädchen aus der Höhle zwielichtiger Gesellschaft befreien. Sie können von Glück sagen, daß Sie da nicht tiefer hineingeraten sind, Nadine.«

      Ein harter Bursche, dachte Georgia, aber ihr gefiel er. Nadine war rot geworden.

      »Um es kurz zu machen, denn es wird ja noch einiges auf Sie zukommen«, sagte Jonas Vestris, »wir haben Caretto schon lange im Visier.« Er warf einen Blick zu Nadine hinüber, aber sie wich diesem aus. »Wir sind genau über ihn informiert, er weiß allerdings nicht, welche Rolle ich übernommen habe. Er kennt Frau Dr. Lamprecht schon seit einigen Monaten, und es bestehen da auch sehr intime Beziehungen. Es liegen Beweise dafür vor. Da besagte Frau Lamprecht ziemlich genau wußte, wo Nadine manche Abende verbrachte, veranlaßte sie Francesco, die Bekanntschaft Ihrer Tochter zu machen.« Wieder sah er an Nadine vorbei, die ihn jetzt mit zornerfüllten Augen anblickte.

      »Ich war Zeuge, wie Francesco sich an Ihre Tochter heranmachte. Ich bin ihr nicht aufgefallen. Damals nicht, später nicht, bis zum gestrigen Abend.«

      »Anscheinend haben Sie es sehr gut verstanden, sich im dunkeln zu halten«, stieß Nadine empört hervor.

      »Das will gelernt sein«, sagte er spöttisch. »Jedenfalls fungierte ich gleichzeitig als Ihr Bewacher, Nadine, denn es deutete alles darauf hin, daß Sie entführt werden sollten.«

      »Um Himmels willen!« rief Georgia erregt aus.

      »Warum sollte man mich entführen?« fragte Nadine gereizt.

      »Um Ihren Vater zu erpressen. Nicht um Geld, vielleicht auch zusätzlich darum, aber vor allem wohl um seine Forschungsergebnisse«, sagte Jonas. »Ich sagte Ihnen, daß Francesco ein Gelegenheitsarbeiter sei. Er ist ein Agent. Ich kann es ihnen jetzt sagen, da er bereits verhaftet ist.«

      »Mein Gott, mit wem hast du dich da eingelassen,


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