Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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gut.«

      »Wie alt mag er wohl sein?«

      Georgia hatte seinen Ausweis gesehen. »Dreißig«, erwiderte sie.

      »Ob er verheiratet ist?«

      Hoppla, dachte Georgia, das ist doch nicht nur oberflächliche Neugierde.

      »Das weiß ich nicht«, erwiderte sie.

      »Solche Männer heiraten wahrscheinlich gar nicht«, sagte Nadine gedankenvoll. »Onkel Jürgen wird auch so ein Typ sein. Sollten wir ihm nicht eigentlich telegrafieren, daß er kommt.«

      »Warum sollte er kommen?«

      »Vielleicht möchte er Papa noch einmal sprechen.«

      »Das könnte sein. Ich lasse es mir durch den Kopf gehen. Wir wollen erst mal den morgigen Tag hinter uns bringen.«

      Nadine blickte auf. »Vestris hat doch gesagt, daß Papa weiß, daß er krank ist. Er hätte bestimmt nicht geschwiegen, wenn er hätte fürchten müssen, daß wir auch betroffen sind«, sagte sie ganz ruhig. »Wenn ich alles glaube, das traue ich ihm nicht zu.«

      »Du magst recht haben, Nadine«, sagte Georgia ruhig. »Es ist ja auch nur eine Vorsichtsmaßnahme, der wir uns unterziehen müssen.« Dann sagten sie sich endgültig gute Nacht. Allerdings ging Georgia noch einmal zu Jessica.

      Sie hatte eine Schallplatte aufgelegt.

      »Ich wollte dir nur gute Nacht wünschen, mein Kleines«, sagte sie weich.

      Jessica sprang auf und umarmte sie. »Schlaf gut, Mami, zu ändern ist doch nichts mehr. Sei nicht böse, daß ich glücklich bin.«

      »Wie könnte ich dir böse sein«, sagte Georgia zärtlich. »Ich wünsche dir so sehr, daß du glücklich bleibst.«

      Als sie in ihrem Bett lag, überlegte sie, wann sie richtig glücklich gewesen war. Damals auf der Hochzeitsreise? Das waren ja keine richtigen Flitterwochen gewesen. Sie waren durch Amerika gereist, und in jeder Stadt hatte Holger stundenlange Besprechungen gehabt. Abends waren sie öfter zum Dinner eingeladen, bis sie dann in Florida landeten und blieben. So jung war sie gewesen und so allein in einem fremden Land. Sie hatte freilich alles gehabt, aber die Ehe hatte sie sich doch ganz anders vorgestellt. Die Kollegenfrauen hatten sich amüsiert, ihre kleinen und großen Romanzen und Affären gehabt. Es war immer etwas los, und niemand schien etwas dabei zu finden.

      »Wir haben ja nur Zahlväter«, hatte Kathy Forrester einmal gesagt. Ob es ihr Mann war, der gestorben war? Aber hätte Holger ihr das nicht sagen müssen? Mit Kathy hatte sie doch wenigstens eine lose Freundschaft verbunden. Oder lebte Kathy auch nicht mehr?

      Es war Georgia, als greife eine eisige Hand nach ihrem Herzen. Aber sie dachte nicht mehr lange nach, sondern stand auf und suchte Kathys Telefonnummer heraus. Hier war es zwar Mitternacht, aber in Amerika war es erst abend.

      Sie wählte langsam die Nummer, um sich nur ja nicht zu verwählen. Dann vernahm sie Kathys muntere Stimme.

      »Du, Georgia. Toll, daß du anrufst, wir sind gerade aus den Flitterwochen zurück. Wie geht es euch?«

      »Das wollte ich dich fragen, Kathy.«

      »Dan und ich haben vor vier Wochen geheiratet. Länger brauchte ich ja wohl nicht um Jack zu trauern. Erinnerst du dieh an Dan? Er war Jacks Assistent. Die Kinder mögen ihn. Er ist wie ihr großer Bruder. Wie geht es Holger?«

      »Er ist krank, Kathy, sehr krank. Würdest du mir sagen, woran Jack gestorben ist?«

      »Weißt du das denn nicht! An Leukämie. Ich dachte, Holger hätte es auch erwischt?« Nun klang ihre Stimme nicht mehr so munter. »Hat es ihn jetzt erst erwischt?« fragte Kathy dann.

      »Es scheint so«, erwiderte Georgia.

      »Dann such dir auch einen jungen Mann, Georgia. Denk nicht viel nach, genieß das Leben. Dan ist jetzt in der Industrie. Glücklich warst du doch auch nicht gerade. Wie geht es den Mädchen?« Kathy konnte ohne Punkt und Komma reden, aber das konnte Georgia nur recht sein. So brauchte sie nicht viel zu sagen.

      »Den Mädchen geht es gut.«

      »Du bist depremiert, ich merke es. Mach dir nichts draus. Es mußte ja so kommen. Ich freue mich, daß du dich an mich erinnnerst. Kommt doch mal wieder rüber. Oder schick die Mädchen. Das Haus ist noch das gleiche, nur der Mann ist anders und viel netter. Take it easy, Georgia.«

      Guter Gott, dachte Georgia, Dan ist doch mindestens zehn Jahre jünger als Kathy, und dabei war diese fünf Jahre älter als sie. Das wäre so ein Unterschied wie zwischen mir und Vestris.

      Aber solche Gedanken schob sie schnell beiseite. Jack war also auch an Leukämie gestorben. Nun wußte sie es. Take it easy! Nein, sie konnte es nicht so leicht nehmen wie Kathy. Doch jetzt konnte sie schlafen.

      *

      Am nächsten Morgen zehn Uhr kam Markus, um sie abzuholen. Nadine begrüßte ihn mit freundlicher Zurückhaltung oder zurückhaltender Freundlichkeit, wie man es auch bezeichnen mochte.

      Er hatte sich den großen Wagen seines Vaters ausgeliehen. »Wir hätten auch unseren nehmen können«, sagte Nadine. »Papa braucht ihn ja nicht mehr.«

      Sie will ganz bewußt schockieren, ging es Georgia durch den Sinn, doch Markus schien nicht schockiert zu sein.

      »Ich kenne Dr. Janson zufällig ziemlich gut«, sagte er. »Sie gestatten, daß ich mich als Freund der Familie bezeichne, Frau Schilling?«

      »Das sind Sie doch, Markus«, erwiderte Georgia.

      »Kannst doch auch gleich sagen, daß du der Zukünftige von Jessica bist«, spottete Nadine.

      »Jetzt reiß dich doch zusammen, Nadine«, zischte Jessica.

      »Ich hätte nichts dagegen einzuwenden«, sagte Markus ruhig, »aber der Zeitpunkt ist schlecht gewählt.«

      »Wenn die jüngere Schwester zuerst heiratet, bleibt die ältere sitzen, sagt man«, fuhr Nadine etwas ironisch fort.

      »Wieviel Zeit geben wir ihr, sich einen Mann zu suchen, Jessi?« konterte Markus schlagfertig. Da war Nadine dann doch still, und Georgia dachte, daß Nadine nur einen Mann bräuchte, der sie ordentlich zurechtstutzte, der sie zähmte.

      Als sie die Klinik betraten, lief ihnen ein dunkelhaariger Mann in den Weg. Er mochte Mitte vierzig sein und sah sehr gut aus.

      Wie festgebannt blieb er stehen und starrte Georgia an. Dann schrak er zusammen, als jemand »Dr. Hartung!« rief. Es war Dr. Janson, ein älterer weißhaariger Herr, der etwas zu dem Jüngeren sagte, dann aber stutzte, als er Markus erkannte.

      »Das sind Frau und Töchter von Schilling«, raunte er Dr. Hartung zu.

      »Würden Sie mich bekannt machen, Herr Kollege?« fragte Joachim Hartung.

      »Gern, aber einen Psychiater werden diese hübschen Wesen hoffentlich nicht brauchen«, sagte Dr. Janson jovial.

      Ahnungslos, daß dies der Mann war, der gestern am Nebentisch gesessen hatte, reichte Georgia Dr. Hartung die Hand.

      Jessica warf ihrer Schwester einen schrägen Blick zu. »Na, ist das nicht auch ein dufter Typ?« fragte sie leise.

      »Nicht meiner«, erwiderte Nadine barsch, »aber Mami scheint auf junge Männer zu wirken.«

      »Sei nicht albern, Nadine«, murmelte Jessica.

      »Mach doch die Augen auf«, zischte Nadine. »Übrigens sieht Vestris viel besser aus als Markus.«

      »Du bist nicht zu retten«, sagte Jessica verweisend.

      Markus sprach mit Dr. Janson. »Die jungen Damen vielleicht zuerst?« fragte der Arzt, da Dr. Hartung nun endlich zu einem Gespräch mit Georgia gefunden hatte.

      »Ich habe heute morgen mit Professor Schilling gesprochen«, sagte er.

      »Er ist bei Bewußtsein?« fragte


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