Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Nun, Ihr Vater wurde im richtigen Augenblick krank. Es kam alles anders als zu fürchten war. Und inzwischen hatten wir ja auch schon ein bißchen Freundschaft geschlossen und ich merkte, daß die kleine Nadine eine ganze Portion Charakter hat. Verzeihen Sie mir nun, daß ich Juanita herholte?«

      »Wie mag ihr zumute sein«, sagte Nadine leise.

      »Mies«, erwiderte er, »aber nun wird sie wohl endlich auch ganz klar sehen und die endgültige Trennung von Francesco vollziehen.«

      »Sie hat zwei Kinder«, sagte Nadine. »Es muß doch schrecklich sein, wenn Kinder einen solchen Vater haben.«

      »Ein sehr anständiger Mann wird ihr über diese schwere Zeit hinweghelfen, Nadine. Fahren wir jetzt zu meiner Mutter?«

      »Was soll sie denn von mir denken«, flüsterte Nadine.

      »Daß Sie ein sehr nettes Mädchen sind, das einen kleinen Ausrutscher schnell überwinden wird.«

      »Ich habe ganz schön eins auf den Deckel bekommen«, sagte sie zaghaft.

      »Aber Sie sind dadurch nicht kleiner geworden, sondern gewachsen. Würden Sie mich jetzt als Ihren Freund ansehen, Nadine?«

      »Wollen Sie denn das?«

      »Ich könnte mir vorstellen, daß wir Freunde für ein ganzes Leben werden«, sagte er mit einem tiefen Lächeln. »Wie sagt man doch? Freundschaft ist der Anfang oder das Ende einer Liebe.«

      Heiße Glut ergoß sich über ihr Gesicht, als seine Hand sich jetzt auf ihren Nacken legte.

      »Ich schäme mich aber so entsetzlich«, flüsterte sie.

      »Das brauchen Sie nicht, Nadine.« Als sie zu ihm aufblickte, wechselte der Ausdruck seiner Augen, und ein elektrischer Schlag zuckte durch Nadines Körper. Sie begriff plötzlich überhaupt nicht mehr, daß sie etwas für Francesco empfunden hatte, aber sie begriff, daß ganz andere Gefühle in ihr erwacht waren.

      An Jessica dachte sie überhaupt nicht mehr, nicht daran, daß man sie vermissen, sie suchen würde und sich Sorgen um sie machen könnte.

      »Sie ist nicht da, Markus«, flüsterte Jessica ängstlich, nachdem sie im ganzen Haus nach Nadine gesucht hatte, »und Mami ist auch noch nicht da.«

      »Vielleicht haben sie sich in der Stadt getroffen«, meinte er beruhigend. »Reg dich doch nicht auf.«

      »Es muß noch jemand hier gewesen sein«, sagte Jessica. »Da liegen Handschuhe, die niemandem von uns gehören.«

      »Vielleicht hatte sie Besuch von einer Freundin.«

      »Wir haben keine Freundinnen. Jedenfalls war noch niemand bei uns. Du weißt, daß Nadine in eine böse Geschichte geraten ist.«

      »Und ich weiß, daß dieser Spanier hinter Gittern sitzt.«

      »Und wenn dieser Vestris nun auch mit falschen Karten spielt?«

      Skepsis schien schon angebracht, meinte Markus für sich, aber das sagte er nicht. Er wollte Jessica nicht noch mehr aufregen.

      »Wollen wir wieder zu uns gehen oder hier warten?« fragte er.

      »Hier«, sagte Jessica. »Ich mache mir große Sorgen, Markus.«

      Und die wären gar nicht angebracht gewesen. Selten hatte Georgia einen so harmonischen Nachmittag erlebt wie diesen. Es tat ihr wohl mit dieser leidgeprüften und doch so gütigen und toleranten Frau zu sprechen, und sie hatte so viel Gutes über Jonas erfahren, daß sie im Innern schon von Herzen wünschte, daß er sich Nadines auch weiterhin annehmen möge.

      Und dann kamen die beiden, und beide Mütter hielten den Atem an.

      Nadine hatte darauf bestanden, Blumen zu kaufen, aber es war gar nicht so einfach gewesen, ein Geschäft zu finden. Auch die Vestris wohnten ziemlich abgelegen.

      Jonas hatte sich freuen können, als Nadine vor dem Haus stand und sagte: »Ist das hübsch. So etwas gefällt mir.«

      Ganz spontan war es über ihre Lippen gekommen, und gleich war sie wieder verlegen geworden, als er mit dunkler Stimme sagte: »Das freut mich.«

      Und dann machte sie vor Frau Vestris ganz unwillkürlich einen kleinen Knicks, was wiederum Georgia freute.

      »Herzlich willkommen, Nadine«, sagte sie mit einem lieben Lächeln. »Mit Ihrer Mutter habe ich mich schon angefreundet, und ich hoffe, daß wir uns auch bald besser kennenlernen werden.«

      Nadines Blick wanderte zu Georgia. »Es war ein aufregender Tag, Mami. Ich bin so froh, daß Jonas mir so beisteht.«

      »Darüber bin ich auch sehr froh, Nadine«, sagte Georgia. »Ich gerate immer tiefer in Dr. Vestris Schuld.«

      »Davon kann gar keine Rede sein«, sagte Jonas lächelnd.

      Dann ging es ans Erzählen und schließlich fragte Georgia: »Weiß Jessica Bescheid?«

      »O jemine«, entfuhr es Nadine, »daran habe ich überhaupt nicht gedacht, aber sie ist ja bei Markus. Der läßt sie schon nicht allein.«

      »Dann sollten wir aber wenigstens anrufen«, meinte Jonas.

      »Für mich wird es jetzt wirklich Zeit, heimzukommen«, erwiderte Georgia. »Ich hoffe, Sie bald einmal bei uns zu sehen, Frau Vestris.«

      »Gern. Darf Nadine noch zum Abendessen bleiben?«

      »Jetzt wollen wir erst einmal klären, wie Frau Schilling heimkommt, Mutter«, warf Jonas ein.

      »Lieber Himmel, ich habe ja den Wagen bei der Klinik stehen lassen«, sagte Georgia. »Ich nehme mir ein Taxi bis dorthin.«

      »Das kommt nicht in Frage«, widersprach Jonas.

      Georgia überlegte schnell. »Dann machen wir es doch ganz anders. Sie kommen mit zu uns. Bitte.«

      »Bei uns quillt der Kühlschrank über. Wir haben doch die letzten Tage fast nichts gegessen«, sagte auch Nadine. »Jessica kennt Jonas noch gar nicht.«

      Alle Blasiertheit schien abgefallen von ihr. Die beiden Mütter tauschten einen verständnisinnigen Blick, und Charlotte Vestris nickte dann zustimmend. Dafür bekam sie ein dankbares Lächeln von Georgia geschenkt.

      Als sie bei der Klinik ankamen, um Georgias Wagen zu holen, kam Dr. Hartung. Er stutzte und blieb stehen, als Georgia auf ihren Wagen zuging.

      »Der hat es auf Mami anscheinend abgesehen«, sagte Nadine leise.

      Und tatsächlich ließ es sich der Arzt auch nicht entgehen, Georgia anzusprechen. Diesmal fragte er sie, ob sie sich nicht einmal außerhalb der Klinik sprechen könnten.

      Georgia war so verblüfft, daß sie keine Worte fand. »Ich weiß, was auf Sie zukommt, gnädige Frau, und würde Ihnen gern helfen«, sagte er.

      »Ich glaube schon, daß ich ganz gut allein zurechtkomme«, erwiderte Georgia. »Ich habe zwei Töchter und gute Freunde.«

      »Sie waren neulich so unsagbar deprimiert«, sagte er.

      »Jetzt habe ich schon wieder Tritt gefaßt«, gab sie rasch zur Antwort. »Jetzt habe ich leider auch gar keine Zeit.«

      Sie wollte ihn nicht vor den Kopf stoßen. Vielleicht meinte er es wirklich nur gut, aber es war schon so lange her, daß sich ein Mann um sie bemüht hatte, daß jemand ihr das Gefühl gab, ein sehr persönliches Interesse an ihr zu haben. Ja, in Amerika war das öfter vorgekommen, schon durch Kathy, die immer Gesellschaft um sich hatte.

      »Wenn Sie mich brauchen, wissen Sie, wo ich zu finden bin«, sagte er bittend. Dann neigte er sich tief über ihre Hand.

      Bin ich denn überhaupt noch begehrenswert? fragte sich Georgia, als sein Blick sie streichelte. Ja, dieses Gefühl gab er ihr, sie einzuhüllen und zu streicheln, und ihr Herz begann dumpf zu klopfen.

      Dann stieg Charlotte zu ihr in den Wagen. »Überlassen wir Nadine beruhigt Jonas«, sagte sie


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