Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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erklärte sie.

      »Ich?« Dann schwieg er und starrte sie sprachlos an. »Ich habe ja Humor«, brummte er, »aber der darf nicht zu weit gehen.«

      »Dieses Baby wurde bei mir im Wartezimmer zurückgelassen. Die Mutter, oder sagen wir besser die Frau, die es gebracht hatte, war verschwunden. Aber es war dieser Brief in der Tasche, wenn Sie den bitte lesen wollen.«

      Er sah seine Mutter an, fragend, verwirrt, irgendwie sehr jungenhaft wirkend.

      »Ja, lies ihn nur«, sagte Ulrike ruhig. »Ich habe schon damit gerechnet, daß mal so was daherkommt.«

      Er las den Brief. Plötzlich verfinsterte sich seine Miene.

      »Na, was ist mit der Anita?« fragte seine Mutter ironisch.

      »Ich möchte dies jetzt nicht erörtern. Ich will wissen, was man wegen des Kindes unternehmen kann. Man kann es mir doch nicht einfach ins Haus bringen.«

      »Ich habe die Pflicht, Anzeige zu erstatten«, erklärte Katja. »Selbstverständlich müßte ich dann auch den Brief den Behörden übergeben. Deshalb dachte ich nach Rücksprache mit Herrn Dr. Norden, besser erst mit Ihnen selbst zu sprechen. Es ist ein reizender, gesunder Junge.«

      »Ich kann nicht mit Kindern umgehen, mit einem Baby schon gar nicht«, sagte Marian heftig. »Ich bin nicht verheiratet und habe auch nicht die Absicht, mich in solches Joch zu begeben. Ich bin beruflich sehr viel unterwegs…«

      »Aber du hast eine Mutter«, fiel ihm Ulrike ins Wort, »und die wird nicht gestatten, daß das Kind herumgestoßen wird.«

      Jetzt sah Marian seine Mutter nahezu entsetzt an.

      »Aber Mama, was fällt dir ein! Ich bin ja bereit, für das Kind zu zahlen, wenn es wirklich meines ist, was erst einmal festgestellt werden müßte.« Sein Blick wanderte zu Katja. »Das ist doch möglich nach den Erkenntnissen der modernen Medizin. Jedenfalls war die Anita, die ich im vorigen Urlaub in Griechenland mal flüchtig kennenlernte, kein Kind der Traurigkeit. Ich bin doch nicht blöd, ihr einfach ein Kind abzunehmen, weil sie keinen Dümmeren findet. Das Datum der Geburt müßte sich ja aus der Geburtsurkunde ergeben, und danach könnte man feststellen, ob ich als Vater überhaupt in Frage komme.« Seine Stimme klang jetzt eisig.

      »Leider gibt es keine Geburtsurkunde, und nicht einmal den Namen des Kindes hat sie erwähnt«, sagte Katja.

      »Daraus müßte eine intelligente Frau wie Sie, und als Ärztin müßten Sie ja intelligent sein, entnehmen, daß etwas faul ist«, platzte er zornig heraus.

      Doch er fing einen mahnenden Blick seiner Mutter auf und entschuldigte sich sofort.

      »Ich mache einen Vorschlag zur Güte«, sagte Ulrike Höller. »Wir behalten das Kind vorerst hier, und du wirst dich besinnen, wo diese Anita wohnte und wie sie mit dem Nachnamen heißt.«

      »Ich weiß weder das eine noch das andere«, sagte er barsch. »Ich weiß nicht mal mehr, ob ich tatsächlich mit ihr geschlafen habe. Es ist ja bekannt, daß der griechische Wein manchmal eine fatale Wirkung hat.«

      Seine Offenheit erstaunte und amüsierte Katja. Er war schon eine ganz besondere Art von Mann.

      »Du könntest dich dezenter ausdrücken, Marian«, sagte seine Mutter.

      »Ach was, eine Ärztin hört ganz andere Sachen. Du weißt, daß ich acht Tage verreisen muß, Mama. Meinetwegen tu deinen verdrängten großmütterlichen Gefühlen keinen Zwang an und hüte das Baby. Ich werde mich inzwischen mal bei meinen Freunden umhorchen, ob sie sich an eine Anita erinnern können und mehr von ihr wissen als ich. Ich denke nicht daran, daß ich mich zu einer Vaterschaft bekenne, für die es keinerlei Beweise gibt.«

      »Schau ihn dir doch mal an«, sagte Ulrike, »Minchen wird hingerissen sein. Deine Wiege haben wir noch, und deine Babysachen habe ich auch aufgehoben. Es wird erst einmal reichen. Und vielleicht ist Frau Dr. Höller so freundlich und informiert mich ein bißchen, womit man heutzutage Babys füttert.«

      »O heiliger Vater«, stöhnte Marian, »ich werde einfach überrollt!«

      Doch Katjas Herz war bereits seiner Mutter zugeflogen. Sie fand diese Frau umwerfend.

      »Sie sind sehr großherzig, Frau Höller«, sagte sie bewundernd.

      »Sagen wir mal lieber tolerant, und das muß man bei so einem Sohn sein«, erwiderte Ulrike mit einem flüchtigen Lächeln, dem aber doch zu entnehmen war, daß sie ihrem Sohn nicht ernsthaft böse sein konnte.

      »Sie ist großherzig«, sagte Marian. »Sie hätte einen besseren Sohn als mich verdient.« Er sah Katja durchdringend an. »Wir werden über diese Angelegenheit noch sprechen müssen, Frau Dr. Höller. Ich muß mich erst beruhigen und mit meiner Mutter reden. Darf ich Sie bitten, diese Angelegenheit nicht publik zu machen? Es wird wohl ausgehen wie das Hornberger Schießen, und dann wäre viel Lärm um nichts entstanden.«

      Katja hatte sich erhoben, als Ulrike die Arme nach dem Baby ausstreckte.

      »Ich werde Windeln und Babynahrung besorgen«, erklärte sie. »Wenn es Ihnen recht ist, komme ich dann zurück und bringe Ihnen eine Liste. Meinen Sie, daß Sie zurechtkommen?«

      »Es ist zwar dreiunddreißig Jahre her, daß dieses Mannsbild ein Baby war, aber ich glaube nicht, daß ich alles vergessen habe«, sagte Ulrike mit einem feinen Lächeln.

      »Ich werde jetzt unserem Minchen Bescheid sagen, daß sie die Sachen aus der Kammer holt.«

      »Ich habe noch eine dringende Besprechung«, erklärte Marian unsicher.

      »Geh nur, wir können uns heute abend in aller Ruhe unterhalten. Vielleicht hast du dein Gedächtnis dann aufgefrischt. Augenblicklich bist du überflüssig.«

      »So fühle ich mich auch«, gab er brummig zurück, aber er begleitete Katja zur Tür.

      In seinen Augen blitzte es spöttisch, als er sie ansah.

      »Ich hoffe, daß Sie den Eindruck gewonnen haben, daß ich zum Vater nicht tauge, Frau Doktor«, sagte er heiser.

      »Mit dieser Einstellung sollte man allerdings auch Sorge tragen, daß man nicht Vater wird«, erwiderte sie sarkastisch. Schnell setzte sie sich in ihren Wagen und fuhr davon, und er blickte ihr mit engen Augen nach.

      Katja dachte an Ankes Bemerkung. Ja, er würde wohl umschwärmt sein von duften Bienen, ohne sich jedoch ernsthaft engagieren zu wollen. Aber sie konnte sich gut vorstellen, daß er eben unwiderstehlich auf Frauen wirkte, wenn es nicht um ernsthafte Probleme ging. Nun, seine Mutter war ihr um so sympathischer, und sie beeilte sich mit ihren Besorgungen, um wieder bei ihr zu sein, bevor Marian Höller heimkam. Und das gelang ihr auch.

      Sie wurde von Minchen empfangen, einem rundlichen, freundlichen grauhaarigen Wesen, das sie mit strahlenden Augen anblickte.

      »Sie sind die liebe Frau Doktor, die uns das Wutzerl gebracht hat«, sagte Minchen. »Mei, es ist ja so was lieb’s. Grad anschauen möchte man es immerzu.«

      Und das Baby schien höchst zufrieden mit seiner neuen Umgebung zu sein. In einer hübschen geschnitzten Wiege brabbelte es schon munter vor sich hin.

      »Sie haben sich aber beeilt«, sagte Ulrike Höller. Sie blinzelte ein bißchen. »Sie wollen Marian wohl aus dem Wege gehen?«

      »Nun, so ist es nicht«, erwiderte Katja. »Ich möchte mich nur nicht mit ihm anlegen, bevor er nicht mit Ihnen gesprochen hat.«

      »Er war immer ein eigensinniger Bursche«, sagte Ulrike Höller. »Aber als Mutter kann ich mich nicht über ihn beschweren, auch wenn er das sagt. Sein Vater hat ihn immer als einen Mutterhammel bezeichnet.«

      Katjas Miene wurde nachdenklich. »Ja, man könnte seine Einstellung zu Frauen damit erklären, daß er keine findet, die Ihnen gleicht«, sagte sie.

      »Und inwiefern?« fragte Ulrike mit leichtem Erstaunen.

      »Eine Frau, die schön ist und doch herzenswarm, die sanft, aber auch energisch ist, die ihre Meinung sagt,


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