Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Mutter auch noch niemals ein weibliches Wesen vorgestellt. Es war bezeichnend für ihn und seine Einstellung zu Frauen, daß auch das Haus tabu für diese war.
Ulrike wußte nichts von Jana und von keiner anderen vor ihr. Manchmal kam ihr das lächerlich vor, aber nur einmal hatte sie gewagt, Marian eine diesbezügliche Frage zu stellen, dann nie wieder, denn er hatte knapp und klar gesagt, daß diese Episoden ihr gemeinsames Leben nicht berühren würden und sollten.
Das Baby schlief satt und zufrieden, und Marian schien den Gedanken zu hegen, daß es nicht mehr im Hause sei.
»Hat sie es wieder mitgenommen?« fragte er beiläufig.
»Wer sie?« fragte Ulrike unwillig zurück.
»Diese Ärztin.«
»Du scheinst schon jegliches Unterscheidungsvermögen verloren zu haben«, sagte Ulrike anzüglich.
»Wie meinst du das?«
»Katja ist eine gebildete Frau.«
»Habe ich das bestritten, Mama?«
»Sprich bitte nicht in abwertendem Ton von ihr«, sagte sie ruhig.
Er runzelte die Stirn. »Sie ist also ganz nach deinem Geschmack. Aber gib dir keine Mühe, sie mir auch schmackhaft zu machen.«
»Ich werde mich hüten. Sie wäre viel zu schade für einen so flatterhaften Mann wie dich«, sagte Ulrike gelassen. »Und sie hat auch nicht das geringste Interesse an dir. Sie wird nur kommen, wenn du nicht da bist, das haben wir schon verabredet.«
Auf eine ihm unerklärliche Weise traf ihn das hart, aber er zuckte mit keiner Wimper.
»Das Kind ist also hier. Man hört es gar nicht«, brummte er.
»Es schläft.«
»Es wird nicht immer schlafen«, maulte Marian.
»Natürlich nicht. Es ist ein gesundes Kind.« Sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie wußte, daß es völlig falsch sein würde, auf ihn einzureden oder ihm gar Vorwürfe zu machen.
»Das ist wirklich eine fatale Geschichte, Mama, aber ich werde sie klarstellen und in Ordnung bringen. Du hättest nicht solche Andeutungen vor Frau Dr. Höller machen sollen.«
»Was für Andeutungen meinst du denn?«
»Meine Weibergeschichten. Sie muß ja denken, daß ich ein Blaubart bin.«
»Und das wäre dir wohl doch peinlich«, meinte sie amüsiert.
»In solcher Situation steht man dämlich da.«
»Allerdings, wenn man sich nicht einmal an die Namen der Frauen erinnert, mit denen man sich amüsiert hat«, meinte Ulrike gleichmütig. »Und dabei kann es dann zu solchen Folgen kommen. Ich habe dir nie hineingeredet, aber ich meine doch, daß es an der Zeit wäre, daß du mal vernünftiger würdest.«
»Man braucht schließlich einen Ausgleich«, murmelte er.
Sie warf ihm einen schrägen Blick zu. »Hast du nie vor einer Frau Respekt gehabt?« fragte sie nachdenklich.
»Natürlich gibt es welche. Mit denen fängt man doch keinen Flirt an, und die anderen machen es einem eben leicht.« Er schlug sich an den Kopf. »Anita, das war eine Betriebsnudel, wenn ich mich recht erinnere. Ich glaube, Arndt ist öfter mit ihr herumgezogen.«
»Arndt? Er ist verheiratet und hat zwei Kinder«, sagte Ulrike bestürzt. Die Rede war von ihrem Neffen Arndt Höller, und in ihren Augen war er ein durch und durch seriöser Mann.
»Meine Güte, auch Ehemänner wollen sich mal amüsieren«, sagte Marian. »Und schließlich ist er mit mir verreist, weil er Tapetenwechsel brauchte. Ralf und Frank waren auch dabei. Warum soll es ausgerechnet an mir hängenbleiben? Du darfst es nicht als Tatsache betrachten, Mama.«
»Immerhin regt es dich an, darüber nachzudenken, welchen Gefahren ein Junggesellenleben ausgesetzt ist, noch dazu, wenn man ziemlich betucht ist.«
»Bisher haben alle meine Gspusis meine Lebenseinstellung akzeptiert. Ich habe keiner was versprochen oder vorgegaukelt. Bei mir herrschen gewisse Spielregeln, und die Damen halten sich daran.«
»Bis auf Anita, und ich verstehe eine Frau, daß sie von der Wut gepackt wird, wenn sich ein Mann überhaupt nicht rührt.«
»Wieso hätte ich mich rühren sollen? Ich kannte weder ihren Nachnamen noch ihre Adresse. Das ist die Wahrheit, ich habe dich nie belogen.«
»Nein, du hast dich immer nur in diskretes Schweigen gehüllt. So weit, so gut. Vielleicht ist sie plötzlich in eine Notlage gekommen. Sie schreibt ja, daß sie kein Geld hat.«
»Himmelherrgott noch mal, warum hat sie sich dann nicht direkt an mich gewandt?«
»Vielleicht dachte sie, daß Katja mit dir verwandt oder gar deine Frau ist.«
»Und sie wollte gleichzeitig Rache nehmen«, sagte er. »Wenn alles stimmt, muß ich besoffen gewesen sein.«
»Ich kann es mir schlecht vorstellen, wie du dich in einem solchen Zustand benimmst«, sagte Ulrike sehr kühl, »aber reden wir jetzt über das Kind. Ich werde es adoptieren.«
Er riß die Augen auf. »Das geht zu weit«, stieß er heiser hervor. »Ich verbiete es dir, das einzuleiten, bevor die ganze Angelegenheit geklärt ist!«
»Du hast mir gar nichts zu verbieten! Ich habe dir deine Weibergeschichten auch nicht verboten. Jeder Mensch muß nach seiner Fasson selig werden und so handeln, wie er es für richtig befindet. Und was ich für richtig befinde, verantworte ich auch. Es ist ein liebes, süßes Kind und ich habe endlich etwas, woran ich mich herzlich freuen kann. Um es deutlich zu sagen, Marian, ich habe es satt, mir Gedanken über dich und deine Weiber zu machen. Für heute habe ich genug gesagt. Denk darüber nach, wenn du jetzt abwesend bist.«
»Du willst ein Kind akzeptieren, dessen Mutter sich mit einer x-beliebigen Urlaubsbekanntschaft einläßt?« fragte er erregt.
»Dazu gehören immer zwei, und in diesem Fall könntest du die x-beliebige Bekanntschaft gewesen sein, die von der Frau auch nicht höher eingeschätzt wurde, als du sie einschätztest. Und jetzt hast du einen Denkzettel bekommen. Recht geschieht dir.«
Ein Zucken lief über sein Gesicht. »Mama, kein Mensch kennt mich so gut wie du«, sagte er verhalten.
»Eben, und deshalb will ich nicht glauben, daß du ein Kind verleugnen würdest, dessen Vater du bist.«
Er lief im Zimmer umher. »Gut, ich werde dazu stehen, wenn es bewiesen ist, vorher aber nicht. Ich werde Arndt und meine lieben Freunde Ralf und Frank in die Zange nehmen.«
»Aber das Kind bleibt hier. Merk es dir«, sagte sie. »Und wenn du dich auf die Hinterbeine stellst, gehe ich mit dem Baby und Minchen in mein Haus zurück, und du kannst sehen, wie du zurechtkommst.« Und dies alles sagte sie ruhig und in ihrem liebenswürdigen Ton, ohne jede Erregung oder Aggressivität.
Marian wurde blaß. Er wußte genau, was die Glocke geschlagen hatte, wenn sie so bestimmt sprach. Er wußte es von Kindheit an. Sie hatte ihn nie geschlagen. Blicke und Worte hatten genügt, um ihm die Grenzen zu weisen.
Dann hörten sie das Weinen des Kindes. Er zuckte zusammen, seine Mutter sprang auf. »Ulli muß die Flasche bekommen und umgewindelt werden«, sagte sie.
»Ulli?« staunte Marian.
»Den Namen hat Katja vorgeschlagen «
»Ihr scheint ja schon direkt intim zu sein«, knurrte er.
»Ich fände es komisch, Frau Höller zu ihr zu sagen.«
»Jetzt fehlt bloß noch, daß wir mit ihr verwandt sind.«
»Mich würde es nur freuen. Mal eine liebe Verwandte täte mir ganz gut.«
Dann eilte sie hinaus. Aber Minchen hatte die Flasche schon zubereitet und wiegte den Kleinen in ihrem Arm.
»So