Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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fragte Katja bestürzt.

      »Nun, Marian Höller ist ein gefragter Mann, sehr beliebt bei Frauen. Vielleicht hat er eine mal nicht so gewürdigt, wie sie es sich vorstellte, und dann bekam sie ein Kind von einem anderen, der sie sitzenließ. Immerhin hat sie das Kind etwa drei Monate behalten, bevor sie auf den Gedanken kam, Marian Höller als Vater zu ­nennen und ihm das Kind zuzuspielen.«

      »Sie denken logisch«, sagte Katja, »aber vielleicht mußte sie diesen Marian Höller erst suchen. Es ist doch öfter so, daß Männer nach einem Abenteuer ohne Adressenangabe verschwinden.«

      »Das ist auch logisch gedacht«, sagte Fee. »Nun, man wird hören, was Marian Höller dazu sagt.«

      »Sie meinen, daß ich ihm das Kind einfach bringen sollte?«

      »Es wäre der einfachste Weg, die Wahrheit herauszubringen.«

      »Die Wahrheit kann man auch leugnen«, meinte Katja. »Und was dann?«

      »Dann kommt das Kind in ein Heim, und bald werden sich kinderlose Elternpaare darum reißen, es zu adoptieren«, sagte Daniel Norden.

      »Zuerst wird man nach der Mutter suchen«, warf Fee ein.

      »Wie es aussieht, hat sie sich klammheimlich aus dem Staube gemacht«, meinte Daniel. »Es handelt sich um ein namenloses Kind. Wer weiß, ob der Name Anita stimmt.« Er schob die Augenbrauen zusammen. »Jedenfalls wird es für Frau Höller ein schöner Schock sein.«

      »Ich denke, er ist nicht verheiratet«, sagte Katja.

      »Ich spreche von seiner Mutter. Eine sehr vornehme Frau«, erwiderte Daniel.

      »Aber sie würde ihrem Sohn ins Gewissen reden, wenn es sich um sein Kind handelt«, meinte Fee dazu. »Jedenfalls muß Klarheit geschaffen werden.«

      »Warum muß ich ausgerechnet Höller heißen!« sagte Katja seufzend. »Dann werde ich mal mein Heil versuchen.«

      »Soll ich Hilfestellung leisten?« fragte Fee spontan.

      »Das ist liebgemeint, aber es sähe komisch aus«, erwiderte Katja. Sie blickte auf das schlafende Baby. »Ich würde ihn am liebsten behalten, aber ich kann es mir nicht leisten. Sie verstehen ja sicher, wie es ist, wenn man eine Praxis gerade erst eingerichtet hat und allein zurechtkommen muß. Wenn Anke bald einen Studienplatz bekommen sollte, was ich ihr wünschen muß, weiß ich nicht, was ich dann für eine Hilfe bekommen werde.«

      »Mit Anke kommen Sie gut aus?« fragte Daniel.

      »Bestens. Sie wird mal eine sehr gute Ärztin werden. Ja, eine ständige Hilfe von dieser Qualität wäre schon der absolute Glücksfall. Jedenfalls war es mit ihr ein sehr guter Beginn.«

      Aber Probleme werden nicht ausbleiben, dachte Dr. Norden. Er kannte das ja. Als engagierter Arzt wurde man mit allen möglichen Schicksalen konfrontiert.

      Katja Höller bekam jetzt eine Kostprobe davon. Sie mußte erst suchen, bis sie das Haus von Marian Höller fand.

      Es lag als Flachbau versteckt hinter hohen Hecken. Dann war es ein seltsames Gefühl, den eigenen Namen zu lesen. Auf ihr Läuten kam eine Stimme durch die Sprechanlage. »Was wünschen Sie bitte?«

      Lieber Gott, dachte Katja, wie wird man es nur verstehen, wenn ich meinen Namen nenne.

      »Ich möchte Herrn Marian Höller sprechen. Mein Name ist Katja Höller.«

      Nichts folgte als ein schnelles Atmen, dann surrte der automatische Türöffner. Als Katja den Weg zum Haus ging, drückte sie die Tragetasche mit dem Baby unwillkürlich an sich. Das Haus lag vor ihr, großzügig, ge­nial geschnitten, mit vielen Fenstern und warmen Holzverschalungen. Man spürte sofort, daß der Architekt ungewöhnliche Ideen hatte.

      In der Tür stand eine schlanke, mittelgroße Frau mit silberweißem Haar. Ihr Anblick nahm Katja ein wenig von der beklemmenden Angst. Und dann sah sie auch etwas wie Angst in den warmen grauen Augen der Älteren.

      »Sie sagten, daß Sie Katja Höller heißen?« fragte Ulrike Höller heiser.

      »Dr. Katja Höller, Kinderärztin«, stellte sich Katja vor. »Eine zufällige Namensgleichheit, die mich allem Anschein nach in eine recht fatale Situation gebracht hat.«

      »In welche? Ich bin die Mutter von Marian Höller. Mein Sohn ist zur Zeit noch nicht anwesend.«

      »Dann werde ich besser später vorsprechen, oder…«

      Doch in diesem Augenblick begann das Baby zu weinen. Ulrike Höller trat ein paar Schritte näher und warf einen verwunderten Blick in die Tragetasche. »Das ist ja ein Baby«, murmelte sie.

      »Ja, es wurde heute in meiner Praxis zurückgelassen«, erwiderte Katja.

      »Und warum kommen Sie hierher?« fragte Ulrike Höller erregt.

      »Es lag ein Schreiben dabei, daß Marian Höller der Vater des Kindes sei.« Nun war es heraus, und Ulrike Höllers Augen weiteten sich. »Kommen Sie bitte herein«, sagte sie leise. »Das muß ich erst verdauen.«

      Aber ihre Miene war keineswegs zornig oder abweisend. Katja folgte ihr. Nie zuvor hatte sie ein solches Haus gesehen, auch in der Innenausstattung nicht. Sie war fasziniert.

      »Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte Ulrike Höller. »Ich benachrichtige meinen Sohn, daß er kommt.«

      Katja hatte zu einem Widerspruch keine Zeit, die Dame des Hauses war schon hinausgeeilt. Sie nahm das Kind in den Arm, und schon lachte der Kleine wieder.

      *

      Marian Höller hatte gerade eine geschäftliche Besprechung mit Hans Ebling, dem Ehemann der netten Rosmarie, der ebenfalls ein heiteres Naturell besaß. Marian mochte es, wenn man auch wichtige Dinge nicht so tierisch ernst behandelte. Er war in seiner Art lässig und doch irgendwie imponierend. Man sah ihm an, daß er viel Sport trieb, und er war auch sportlich gekleidet. Groß und breitschultrig war er, hatte dunkelbraunes Haar, dunkle Augen, eine schmale Nase und einen gutgeschnittenen Mund, der einen spöttischen Zug hatte.

      Hans Ebling hatte einen guten Kontakt zu ihm gefunden, was nicht jeder von sich sagen konnte, mit dem Ma­rian Höller zu tun hatte.

      »Darf ich Sie bei dieser Gelegenheit mal fragen, ob Sie mit Frau Dr. Höller verwandt sind?« fragte Hans.

      »Wer ist denn das?« fragte Marian erstaunt.

      »Unsere Kinderärztin. Sie hat sich vor ein paar Monaten hier niedergelassen. Eine reizende Frau. Katja Höller. Sie hat ihre Praxis in der Veilchenstraße.«

      »Mir völlig unbekannt, aber ich habe ja keine Kinder.«

      In diesem Augenblick klingelte das Telefon.

      Hans verabschiedete sich schnell, als Marian ungeduldig sagte: »Ist es denn wirklich so dringend, Mama? Ich habe noch viel zu tun.«

      Doch er vernahm, daß es außerordentlich dringend sei, und daß sie es ihm am Telefon nicht sagen könne. Es sei eine sehr private Angelegenheit.

      Vielleicht wieder die liebe Verwandtschaft, die wegen Onkel Herberts Grundstück mauscheln wollen, dachte er, und an diesem Grundstück war ihm sehr viel gelegen.

      »Erschrecken Sie bitte nicht, wenn mein Sohn explodiert«, sagte Ulrike Höller indessen zu Katja. »Er beruhigt sich auch sehr schnell wieder und läßt vernünftig mit sich reden.«

      Aber Marian explodierte nicht. Er war starr vor Staunen, als er Katja mit dem Baby im Arm sah.

      »Frau Dr. Höller«, stellte seine Mutter vor. »Leider nicht verwandt mit uns.«

      »Gerade wurde ich gefragt, ob ich mit Ihnen verwandt sei«, brachte Marian etwas mühsam über die Lippen. »Komischer Zufall, daß Sie hier sind. Wollen Sie bauen?«

      Ulrike konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken, und Marian sah sie deshalb irritiert an.

      »Das liegt doch nahe. Ich bin ja schließlich Architekt«, sagte er.

      »Ich


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