Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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treffen. Ich will nur Zeit haben, mit Nico zu sprechen. Er hat ja keine Erinnerung mehr an ihn und könnte in eine Konfliktsituation geraten, wenn Ulrich auftaucht. Du weißt doch, wie liebenswürdig er alle Register ziehen kann.«

      »Und wenn er dich wieder umwirbt?«

      Sandra sah ihre Mutter fassungslos an, dann lachte sie auf. »Das glaubst du doch nicht? Meinst du, ich handele mir nochmals so ein Fiasko ein? Einen Fehler macht man doch nicht zweimal. Für mich ist das erledigt, restlos erledigt, Mutsch.«

      Ein wenig wohler wurde es Annedore nun doch. Allerdings hegte sie doch einige Besorgnis, was Nico betraf. Kinder waren bestechlich, das wußte sie nur zu gut. Sie hatte sich zwar niemals so verhalten wie Frau Mosch, aber sie kannte Großeltern, bei denen Enkel all das erreichten, was ihnen die Eltern versagten, sei es aus Liebe, sei es aus Bequemlichkeit oder aber auch, um eine bedeutende Rolle im Leben dieser Kinder zu spielen. Und so manche Eltern erwarteten sogar Großzügigkeit, Güte und Geduld.

      »Du hast ja gerade erlebt, wie scharf Nico beobachtet«, sagte Sandra. »Er kann jetzt schon unterscheiden, wer es wirklich gut meint oder ein falsches Spiel treibt.«

      Damit war für sie augenblicklich die Unterhaltung beendet. Ihr war eingefallen, daß Holger von Annette Mosch gesprochen hatte, und jetzt wurde es ihr bewußt, daß es sich um Bettinas Mutter handelte. Flüchtig waren sie sich schon ein paarmal begegnet, hatten einander freundlich gegrüßt, auch mal ein paar Worte gewechselt, doch das war alles, und Sandra wußte sonst nichts über die Frau.

      Und Holger Arnim wunderte sich nun, daß Sandra sich nach ihr erkundigte.

      Sandra erklärte es ihm kurz, was Nico gesagt hatte. »Und recht hat der Junge«, erwiderte er. »Diese Frau ist eine Schlange, eine Intrigantin ersten Ranges. Sei nur froh, daß du nicht eine solche Schwiegermutter hast, Sandra. Solche Frauen können auch die glücklichste Ehe kaputt machen.«

      »Annette Mosch will sich tatsächlich scheiden lassen?«

      »So deutlich hat sie es nicht gesagt. Aber die Mutter scheint sehr an einer Scheidung interessiert zu sein. Sie denkt wohl, daß für ihren Sohn dabei allerlei herausspringt. Annette Mosch ist recht vermögend, und sie haben keine Gütertrennung bei der Eheschließung vereinbart.«

      »Und woran ist der Mann interessiert?«

      »Das weiß ich noch nicht, aber ich könnte mir vorstellen, daß er gewaltig unter der Fuchtel seiner Mutter steht. Die junge Frau scheint jedoch trotz allem sehr an ihrem Mann zu hängen.«

      »Es scheint manchmal wirklich nur so, Holger. Paß in diesem Fall bitte besonders auf, daß sie nicht nur wegen des Kindes Zugeständnisse macht. Es gibt doch wohl keinen Grund, daß man ihr das Sorgerecht nehmen könnte.«

      »Von der Schwiegermutter wird sie als labil und hysterisch geschildert, aber das trifft eher auf die Ältere zu. Wie fühlst du dich, Sandra?«

      »Bestens. Morgen starten wir. Mutti fährt am Montag zur Insel der Hoffnung.«

      »Könnte sie nicht am Sonntag fahren? Dann würde ich sie hinbringen.«

      »Das wäre natürlich nett, aber du kannst es mit ihr verabreden. Ihr versteht euch ja gut.« Ein leiser, spöttischer Unterton klang da mit, aber den hörte Holger nicht.

      »Ich wünsche dir und Nico eine schöne Zeit«, sagte er. »Schreibt mal eine Ansichtskarte.«

      Irgendwie fühlte Sandra sich nun doch veranlaßt, ihm noch ein paar nette Worte zu sagen.

      »Ich kann ja beruhigt sein. Bei dir weiß ich alles in den besten Händen. Du bist ein wirklicher Freund.«

      »Du kannst dich jederzeit auf mich verlassen, Sandra.«

      »Auch wenn ich im Unrecht bin?«

      »Dann hast du ja einen Anwalt, der alles zurechtbiegt«, scherzte er, obgleich ihm zum Scherzen wirklich nicht zumute war.

      »Auf Wiedersehen, Holger«, sagte sie leise.

      Da schrie Nico von der Tür her: »Will Holger auch Wiedersehen sagen.«

      Und das konnte Sandra ihm nicht versagen. Nico tat es ausgiebig und mit bedauernden Worten, daß der ar-me Holger arbeiten müsse. »Vielleicht kannst du uns mal besuchen«, beschloß er das Gespräch. »Das wäre fein.

      Er ist wirklich sehr lieb, Mami«, sagte Nico. »Warum ist er eigentlich nicht mein Vater, wenn ihr schon zusammen arbeitet?«

      »Ich kannte ihn noch nicht, als du geboren wurdest, Nico«, erwiderte Sandra mit erzwungener Ruhe. »Und über deinen Vater werden wir im Urlaub reden.«

      »Aber ich will nicht über ihn reden. Ich kenne ihn nicht, und ich brauche ihn nicht«, erwiderte Nico aggressiv. »Ich habe dich und Ömchen und Holger. Das langt.«

      Das war deutlich, aber Sandra konnte sich nur mit gemischten Gefühlen darüber freuen. Jetzt dachte er so, aber wie würde er sein, wenn Ulrich kam und sich von seiner besten Seite zeigte.

      Sie atmete erst richtig auf, als sie am nächsten Morgen mit Nico die Stadt verlassen hatte. Der Abschied von ihrer Mutter war ihr schon recht schwer gefallen, aber einmal mußte auch das sein? damit sie sich über sich selbst ganz klarwerden konnte. Nico gab sich vorerst auch trüben Gedanken wegen seines Ömchens hin.

      »Sie wird es doch gut haben auf der Insel, Mami?« fragte er. »Sie werden doch dort wirklich nett zu ihr sein?«

      »Aber ganz bestimmt, Nico.«

      »Aber gell, sie ist nicht krank?«

      »Nein, sie braucht nur mal Ruhe.«

      »Jetzt gehe ich bald zur Schule, dann muß ich auch sehr viel lernen und hänge ihr nicht immer am Rockzipfel.«

      Das war wieder ein neuer Ausdruck, den sie aus seinem Munde hörte, und sie fragte ihn, woher er diesen hätte.

      »Frau Mandi hat es zu Frau Dorle gesagt«, erwiderte er. »Daß Bettinas Papa seiner Mutter am Rockzipfel hängt. Das habe ich gehört. Und sie hat gesagt, daß sie sich für solchen Mann schönstens bedanken würde. Lieber ärgert sie sich mit fremden Kindern herum.«

      »Muß sich Frau Mandi sehr über euch ärgern?« fragte Sandra.

      »Na, ja, manche Kinder sind viel frecher als ich. Die fragen nicht so viel wie ich, aber sie machen mehr Blödsinn. Frau Mandi mag ich auch ganz gern, Mami. Sie sagt ja auch, daß sie viel lieber mit mir reden würde, als mit den andern Kindern schimpfen. Aber mit Bettina braucht sie auch nicht zu schimpfen. Wer sind denn nun eigentlich Proleten?«

      »Ich finde es von Bettinas Großmutter ungehörig, so etwas zu sagen.«

      »Das hat Frau Mandi ihr aber auch gesagt. Jetzt fällt es mir wieder ein«, sagte Nico eifrig. »Bettina kommt mit mir in die Schule, das freut mich schon. Wer weiß, was uns da blüht«, fügte er hinzu.

      »Vor allem mußt du zeitig ins Bett gehen und früh aufstehen, Nico.«

      »Ich stehe gerne früh auf, aber wenn du spät nach Hause kommst, möchte ich auch noch mit dir reden. Wenn man schon keinen Vater hat, möchte man seine Mami haben. Aber besser kein Vater, als einer, der am Rockzipfel hängt.«

      Und da mußte Sandra doch lachen. »Das finde ich auch, Nico«, sagte sie.

      »Hat der Vater, den ich mal hatte, auch am Rockzipfel gehangen?« fragte er nach einer kurzen Atempause. Das Thema schien ihm irgendwie zu gefallen.

      »Nein, das kann man nicht sagen.«

      »An wem hat er denn gehangen, wenn er weggegangen ist von uns? Der Vater von Peter ist weggegangen, weil er eine andere Frau hatte. Aber Peters Mutter ist lange nicht so schön wie du. So eine schöne Mami wie ich hat keiner.«

      »Ach weißt du, Nico, daran liegt es nicht. Wir haben dann einfach festgestellt, daß wir uns nicht verstehen.«

      »Erst, als ich da war?«

      »Nicht so direkt. Auch vorher hatten wir schon Meinungsverschiedenheiten.«


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