Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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falsch, Evi abzuschirmen. Wir wissen jetzt, daß sie an allem teilnehmen will. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie und Ihre Familie uns bald besuchen würden. Und mein Onkel möchte Sie sehr gern persönlich kennenlernen. Ich habe mir gedacht, daß Ihre Tina, so, wie Sie das Kind geschildert haben, unserer Evi sehr viel geben könnte. Es ist eine Bitte, Herr Mainhard.«

      »Die selbstverständlich und gern erfüllt wird, aber Tina ist zur Zeit mit Professor Tucker auf der Insel der Hoffnung.«

      »Der Arzt, der die Operation durchführte?« fragte Jochen Burger baß erstaunt.

      »Ja, und er ist uns allen ein so guter Freund geworden, daß wir fast sagen möchten, er gehört jetzt zur Familie. Seine besondere Zuneigung gehört natürlich Tina, und sie erwidert diese ebenso. Als ich vor Wochen bei Ihnen war, konnte ich nicht ahnen, wie glückverheißend alles weitergehen würde. Da hatte ich nur Angst, daß es zu spät sein könnte für Tina.«

      »Das habe ich aus Ihrem Manuskript herausgelesen, und deshalb denke ich auch, daß sie vielen Verzweifelten helfen und sie auf einen besseren Weg führen können, Herr Mainhard.«

      »Daran dachte ich eigentlich nicht, als ich das niederschrieb. Ich wollte mich nur befreien von den quälenden Gedanken, und ich wollte auch selbst den Mut nicht verlieren.«

      »Sie konnten an nichts anderes denken als an Tina«, sagte Jochen Burger. »Sie schrieben Sachbücher, weil Sie Ihre Gefühle im Zaum halten wollten. Ich verstehe Sie sehr gut. Aber nun sind Sie befreit und werden keine Sachbücher mehr schreiben, sondern hoffentlich viele schöne Romane.«

      »Nun, wir wollen erst mal sehen, wie der erste ankommt«, sagte Manfred.

      »Haben Sie schon eine Leseprobe mitgebracht?«

      »Nein«, erwiderte Manfred. »Ich dachte, Sie würden schockiert sein, wenn ich das Manuskript zurückziehe.«

      »Jetzt wissen Sie genau, was ich denke. Wir werden uns schon einig werden. Wann können wir uns in privater Runde zusammensetzen? Vielleicht schon am Samstag oder Sonntag?«

      »Am Sonntag wollen wir Tina und Jonathan auf der Insel besuchen.«

      »Dann kommen Sie doch Samstag«, bat Jochen. »Bereiten Sie Ihre Kinder nur bitte vor, daß Evi nicht ganz mit ihnen Schritt halten kann. Geistig schon, körperlich nicht.«

      »Unsere Kinder sind nicht brutal«, sagte Manfred.

      »Wie könnte es anders sein bei solchem Vater.«

      »Meine Frau bitte nicht zu vergessen«, sagte Manfred rasch.

      »Sie wird sich mit meiner Frau gewiß sehr gut verstehen. Wir treffen uns dann bei meinem Onkel. Bis dahin haben Sie es nicht weit. Es sind genau zwölf Minuten mit dem Auto.«

      »Woher wissen Sie das so genau?« staunte Manfred.

      »Weil ich die Strecke gefahren bin. Ich wollte Sie aufsuchen, aber eine mitteilsame Nachbarin sagte mir, daß Sie mit Familie in Kanada wären. Da dachte ich mir, daß Sie vielleicht in der Lotterie gewonnen hätten und das Schreiben ganz aufgeben«, scherzte Jochen Burger.

      »Das Schreiben würde ich niemals aufgeben. Aber gerade da hatte meine Frau eine ganz unerwartete Erbschaft gemacht.«

      »Zur rechten Zeit«, sagte Jochen Burger. »Und wie ein Unglück selten allein kommt, zieht auch ein Glück meist ein anderes nach.«

      »Ja, das kann man sagen. Zuerst läuft alles so dahin, dann schüttet Fortuna ihr Glückshorn aus.«

      »Jedem, wie er es verdient«, sagte Jochen. »Bis Samstag also. Wir freuen uns.«

      *

      Manfred zupfte sich erst mal an den Ohrläppchen, ob das auch Wirklichkeit sei und nicht nur ein Traum. So tat es Tina immer, wenn sie sich eines schönen Erlebens nicht ganz sicher gewesen war.

      Am Samstag bei Franz Burger persönlich, murmelte er vor sich hin, und fast wäre er mit einem sehr gewichtigen Mann zusammengestoßen.

      »Aufpassen«, sagte der gereizt.

      »Gleichfalls«, erwiderte Manfred da schlagfertig, da er sich dicht an einem Schaufenster wiederfand. Der Dicke trabte brummig weiter, aber Manfred blickte in das Schaufenster, und da blitzte und funkelte es. Ringe, Uhren, Ketten und Anhänger präsentierten sich.

      Und Manfred dachte, daß er Sabine nie ein kostbares Schmuckstück geschenkt hatte, nicht hatte schenken können, weil sie beide ja immer an Sparen dachten. Doch wie lange hätte es noch gedauert, bis sie das Geld für Tinas Operation beisammen gehabt hätten.

      Jetzt aber hatte sich doch ein ganz nettes Sümmchen auf dem Sparkonto angesammelt, und warum sollte er nun nicht mal Sabine mit einem Geschenk überraschen? Es mußte ja nicht gerade eins von den ganz teuren Dingen sein.

      Die hübsche Uhr vielleicht, die goldene mit den kleinen Brillanten? Wann soll ich die wohl tragen, vermeinte er Sabines Stimme zu hören. Und so entschied er sich für eine Halskette mit einem Brillantanhänger. Sie gefiel ihm, und die würde sie beim Arbeiten nicht behindern, denn sie sollte ja etwas haben, was sie immer tragen könnte.

      Für die Kinder nahm er ein Spiel mit und Süßigkeiten. Und was sie Tina mitbringen wollten bei ihrem Besuch, wollte er lieber mit Sabine gemeinsam entscheiden.

      Sie schnappte erst mal nach Luft, als er ihr die Kette um den Hals legte.

      »Bist du übergeschnappt, Manni?« ächzte sie. »Wir brauchen Öl, und das ist verflixt teuer.«

      »Wir sind am Samstag bei Franz Burger eingeladen, und da mußt du wenigstens ein hübsches Kettchen an deinem hübschen Hals tragen«, scherzte er.

      »Bei Franz Burger?« fragte sie fassungslos.

      »Es geht aufwärts, Liebes. Vielleicht bekommst du eines Tages doch noch einen berühmten Mann.«

      »Ich habe meinen Mann, und ob er berühmt ist oder nicht, tangiert mich nicht«, sagte sie zärtlich. »Und er braucht auch kein Vermögen für mich auszugeben.«

      »Und das sagt eine Frau, die einen Millionär beerbt hat«, sagte Manfred nachdenklich.

      »Der mit seinem Geld auch nicht glücklich wurde«, meinte sie.

      »Aber dankbar müssen wir ihm schon sein«, fuhr sie leise fort. »Es ist grad so, als würde er als Schutzengel da droben über uns wachen.«

      »Es ist gut, daß du jetzt so denkst, Sabine. Vielleicht hat er seine Krankheit als Strafe empfunden, und sie war doch nichts anderes, als ein unausweichliches Schicksal. Ihm konnte kein Arzt helfen und für einen, der selbst Arzt war, muß das wohl besonders schlimm gewesen sein.«

      *

      Für sie aber zählte das Leben und die Freude. Vorbereitet auf Evis Behinderung, schienen Axel und Kathrin diese gar nicht wahrzunehmen. Die Kinder spielten im Garten, während die Erwachsenen sich angeregt unterhielten. Und auch hier bahnte sich eine freundschaftliche Beziehung an.

      Zwei Mütter unterhielten sich über ihre Kinder, und sie lauschten, wenn helles Lachen zu ihnen empordrang.

      »So habe ich Evi noch nie lachen hören«, sagte Gundi Burger. »Axel und Kathrin verstehen es aber auch ganz reizend, mit ihr zu spielen.«

      »Sie ist auch ein reizendes Kind, Frau Burger«, sagte Sabine. Und da kam Evi angelaufen. »Ich habe einen Ball gefangen, Mami«, rief sie jauchzend. »Richtig gefangen. Schau doch mal.«

      Gundis Augen wurden naß, aber es waren Tränen der Freude, die emporstiegen.

      »Axel und Kathrin dürfen doch oft kommen, Mami?« fragte Evi bittend.

      »Du kannst aber auch zu uns kommen, Evi«, sagte Sabine.

      »Bei uns ist es schön, nur nicht so fein«, sagte Axel, und damit hatte er die Lacher auf seiner Seite. Auch die Männer stimmten ein.

      So schön, so unbeschwert konnte das Leben sein, hier, an diesem Tage, wie auch am nächsten auf der Insel der Hoffnung. Da


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