Die Geschichte beginnt mit einem Huhn. Ella Risbridger

Die Geschichte beginnt mit einem Huhn - Ella Risbridger


Скачать книгу
belegt oder mit Butterscotch-Sauce und Schlagsahne zu einem Sandwich zusammengeklappt werden. Die Sahne oben auf der Milch, für den Porridge mit dem Löffel abgeschöpft, einen richtigen Porridge mit braunem Zucker oder dem herrlich metallischen Golden Syrup aus der grünen Dose mit dem armen, toten Löwen darauf. Stempelkannen und Espressokannen mit glühend heißen Griffen und Kaffee, der nach französischer Art in einer Schale serviert wird, wobei der Dampf zwischen den gewölbten Händen aufsteigt.

      Tee. Marmite. Himbeermarmelade. Cornflakes, Frosties, Croissants. Griechischer Joghurt mit darübergeträufeltem blassgoldenem Honig. Frisch gepresster Orangensaft, so frisch, dass noch ein paar versprengte Kerne darin schwimmen. Bagels aus der Brick Lane oder, besser noch, Bagels aus der Küche meiner Freundin Fiona, die wir auf dem Boden hockend verdrücken, während der Hund Widget um Krumen bettelt, Bagels: mitten durch ihre glasierte Außenseite entzweigeschnitten, sodass ihre weiche Mitte offen daliegt, bepackt mit weichem Räucherlachs und kreideweißem Frischkäse und dem schwärzesten schwarzen Pfeffer. Shakshuka. Avocado mit dem perfekten Reifegrad. Makrele. Kedgeree. Räucherheringe. Wachteleier. Ich liebe alles davon. Ich liebe sogar „grüne Säfte“. Ich liebe, liebe, liebe Frühstück.

      Ich habe aus meinen liebsten Frühstücksgerichten die folgenden ausgewählt. Manche eignen sich für heiße Tage, andere für kalte; manche für Wochenenden, andere für Werktage; manche gehen sehr schnell (Porridge, Drop Scones, Smoothies), während andere etwas mehr Aufwand erfordern (Bagels, Pikelets). Nichts davon ist kompliziert, denn Frühstück sollte nie eine komplizierte Mahlzeit sein, aber alles davon wird deine Tage – selbst deine tristen Tage, deine missmutigen Tage, deine grauen Tage – ein klein wenig luxuriös machen, ein klein wenig besonders und ein klein wenig besser.

       Richtige Oatcakes

image

      Ich möchte dich nach Hause bringen. Oder zumindest an einen Ort, der sich wie zu Hause anfühlt. Inzwischen bin ich ziemlich flexibel, was die Bedeutung des Wortes „Zuhause“ angeht. Falls es dort ist, wo das Herz ist, dann ist meines überall, und ich scheine es mittlerweile an einem halben Dutzend Orten zurückgelassen zu haben. Je älter ich werde, desto mehr Orte gibt es, die für mich ein Zuhause sind. Einer der ältesten ist das alte rosafarbene Haus meiner Großeltern in Staffordshire, wo sich vor dem Küchenfenster grün und wellig das Heideland erstreckt. Hier bin ich am meisten ich selbst.

      Und jetzt backen wir Oatcakes. Richtige Oatcakes. Ein richtiger Oatcake ist wie ein Pfannkuchen aus feinem Hafermehl. Er hat mehr Geschmack als normale Pfannkuchen, gekräuselte Ränder und unzählige Grübchen und lässt sich zusammenrollen wie eine dicke Zigarre, aus der geschmolzener Käse tropft. Es ist ein praktisches Essen, wie eine Cornish Pasty für die Leute in der Töpferwerkstatt, die die Hände voller Ton haben. Ein Frühstück für Arbeiter.

      Wir haben die Oatcakes immer aus Staffordshire mitgenommen, zwei oder drei Dutzend auf Eis, und sie dann so lang wie möglich gestreckt. Das Gefühl, den letzten Oatcake zu essen, ist mir geblieben: eine komische Mischung aus Freude und Salz und Heimweh und pikantem Käse und dem Wissen, wie weit ich von einem Oatcake-Laden und von meinen Großeltern und dem grün-grauen Heideland entfernt war.

      Das Heideland von Staffordshire ist unvergleichlich (es ist kein Moor, das ist wichtig). Am Rand eines Nationalparks gelegen, aber nicht annähernd so beliebt, wogt und schwingt die Erde in trägen Kurven dahin, die einem immer fast, aber doch nicht ganz genau so vorkommen wie eine Landschaft, die man schon mal gesehen hat. Ich wurde weder dort geboren, noch bin ich dort aufgewachsen, und doch weiß ein Teil von mir – ein tief in den Knochen sitzender Bergarbeiter-Ahne: Von hier kommen die Knochen. Es ist eine Art Heimat.

      Oatcakes sind übrigens ziemlich leicht zu backen. Im Grunde geht es nur darum, die trockenen und die feuchten Zutaten zu vermischen und zwischendrin eine Pause zu machen, um die Hefe zu aktivieren.

      Ich backe oft schon am Vortag einen Stapel Oatcakes, bewahre sie über Nacht im Kühlschrank auf und wärme sie dann am Morgen rasch in einer Bratpfanne ohne Fett auf. Wenn man nicht alle auf einmal essen will, kann man Oatcakes zwischen einzelnen Schichten Backpapier einfrieren und sie dann im gefrorenen Zustand erhitzen.

      Und so geht’s … image

       Für etwa 10 Oatcakes

      225 g Haferflocken

      200 g grobes Brotmehl (ich mag eine Mischung aus Vollkornmehl und weißem Mehl)

      ½ TL feines Salz

      450 ml Milch

      450 ml heißes (nicht kochendes) Wasser

      4 g (etwa 1 TL) Trockenhefe

      1 TL Zucker

      Butter oder Öl zum Braten (wenn deine Bratpfanne unbeschichtet ist)

image

      Bevor du anfängst, die Haferflocken zu Hafermehl zermahlen: Mit einem Standmixer dauert es etwa 30 Sekunden, es geht aber auch mit dem Stabmixer in einer Schüssel. Die Textur sollte irgendwo zwischen ganz feinen Semmelbröseln und Vollkornmehl liegen, wenn du verstehst, was ich meine.

      Die gemahlenen Haferflocken und das Mehl in eine größere Schüssel geben und das Salz einrühren.

      Die Milch mit dem heißen Wasser vermischen. Das Wasser sollte etwa „Bluttemperatur“ haben: Wenn sich ein Tropfen davon innen an deinem Handgelenk weder besonders kalt noch heiß anfühlt, passt es. (Deshalb sollte man kein kochendes Wasser verwenden, weil es dann länger dauert, bis es auf Bluttemperatur abkühlt, was nervig ist.)

      Die Hefe und den Zucker in eine kleinere Schüssel geben, dann einen Esslöffel von der warmen Milch-Wasser-Mischung. Rühren, bis sich die Hefe und der Zucker aufgelöst haben – und alles richtig intensiv nach Hefe riecht –, danach 10 Minuten ruhen lassen, um die Hefe zu aktivieren. (Davon bekommen die Oatcakes ihre herrliche lockere Struktur, aber keine Angst, falls die Hefemischung nicht besonders schaumig wird – seidig ist auch gut.)

      Die Hefemischung sowie den Rest der warmen Milch-Wasser-Masse zu dem Hafer-Mehl-Mix geben und alles zu einem glatten Teig verarbeiten. Den Teig mit einem sauberen Geschirrtuch abdecken und etwa eine 1 Stunde an einem warmen Ort gehen lassen. (Ich stelle die Schüssel immer unter den Tisch, neben die Heizung, mit zwei großen Decken obendrüber.)

      Am Ende der Gehzeit eine kleinere, eher schwere Bratpfanne bereitstellen. Eine mit Antihaftbeschichtung ist am besten, aber wenn du keine hast, gib einfach ein Stückchen Butter oder etwas Öl in eine normale Pfanne. Leg ein Stück Küchenpapier auf einen Teller, stell ihn neben den Herd und halte die Küchenrolle griffbereit. Die Pfanne bei mittlerer Temperatur erwärmen, bis sie heiß ist. Halte die Hand etwa 10 cm über die Pfanne: Spürst du die Hitze? Super, also leg los. Gib zwei Esslöffel Teig in die Pfanne. Verteil den Teig so dünn wie möglich auf dem Pfannenboden, falls nötig mit einem Pfannenwender.

      Jeden Oatcake 2 Minuten auf einer Seite braten, bis er schäumt und Blasen schlägt. Wenn er oben trocken (also durchgebacken) ist, mit einem Pfannenwender umdrehen und 2 Minuten auf der anderen Seite braten. Dann auf den Teller gleiten lassen und mit Küchenpapier abdecken. Dein erster Oatcake wird wahrscheinlich nicht perfekt sein. Mach dir deshalb keinen Kopf. Wenn du erst mal drei oder vier gebacken hast, wirst du denken, du hättest nie etwas anderes getan.

      So weitermachen, bis der Teig aufgebraucht ist und ein Stapel dünner, weicher, goldfarbener Oatcakes vor dir liegt.

      Am Schluss jeden Oatcake noch mal kurz in einer Pfanne ohne Fett aufwärmen, mit Butter und Marmite bestreichen, zusammenrollen, einmal durchschneiden und essen.

      So


Скачать книгу