Die Geschichte beginnt mit einem Huhn. Ella Risbridger

Die Geschichte beginnt mit einem Huhn - Ella Risbridger


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Muffins, ja, es sind eigentlich nicht einmal Frühstücksmuffins. Es sind lediglich in dem Sinne Frühstücksmuffins, dass sie aus frühstücksmäßigen Zutaten bestehen – Haferflocken, Eier, Honig, Butter, Beeren, Joghurt –, aber sie haben nicht diese gesundheitsbewusste, gar nicht muffintypische Ausstrahlung, die ich hasse.

      Sie sind also überhaupt nicht wie solche Muffins, aber auch nicht wie gekaufte Muffins, was bedeutet, dass sie weder nach Moral noch nach Plastikverpackung schmecken; von meinen frühkindlichen Erfahrungen mit beiden Arten verschreckt, verabscheute ich sie. Ich machte sie nur, weil mir gefiel, wie der Teig im Ofen aufging, und wegen des ganzen Rituals und weil der Große Mann sie mochte. Aber dann sah ich ihm dabei zu, wie er sie verspeiste, wandte mich missmutig wieder meinem Porridge zu und dachte mir: „Pah, behalt doch deine blöden Muffins.“

      Doch dann, zu meinem Glück – und auch für meine Leserinnen –, habe ich nachgegeben: Sie sind köstlich. Am besten isst man sie, solange sie noch warm und frisch sind, und sie sind so gut: weich und süß und leicht säuerlich, mit kleinen Einschlüssen in leuchtendem Pink oder Blau, dort, wo die Beeren geplatzt sind und die Krume eingefärbt haben; überdies fest und zart zugleich und leicht zerteilbar, was bei einem guten Muffin ganz wichtig ist. Sie eignen sich auch gut zum Mitnehmen, was zumindest zum Teil der Grund dafür ist, warum ich überhaupt mit ihnen angefangen habe: Ich bin unstrukturiert und chaotisch und dachte mir, sie wären praktisch für ein U-Bahn-Frühstück, auf Spaziergängen und auf Taxi-Rücksitzen. Natürlich werden sie meistens aufgegessen, lange bevor es dazu kommt, doch die Idee ist grundsätzlich gut: Dann formuliere ich es anders und sage stattdessen, dass sie, falls du dich beherrschen kannst, prima für unterwegs sind.

      Man braucht eine Muffinbackform und Muffinförmchen aus Papier, aber das bekommt man beides im Supermarkt. image

       Ergibt 8 große Muffins

      125 g Vollkornmehl

      90 g Haferflocken

      1 ½ TL Backnatron

      50 g gesalzene Butter

      120 g flüssiger Honig

      75 g griechischer Joghurt

      1 TL Vanilleextrakt

      1 Ei

      1 Eigelb

      150 g Beeren (ich bevorzuge Himbeeren und Heidelbeeren im Verhältnis 1:1)

       Für das Crumble-Topping

      60 g Haferflocken

      40 g brauner Zucker

      60 g kalte Butter

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      Den Backofen auf 180 °C vorheizen und acht Muffinförmchen in einer Muffinform verteilen.

      Zuerst das Crumble-Topping zubereiten. Dazu die Haferflocken und den Zucker in eine Schüssel geben. Die Butter in Würfel schneiden und dann mit den Haferflocken und dem Zucker zu groben, knubbeligen Bällchen vermengen.

      Für den Teig das Mehl, die Haferflocken und das Backnatron in eine große Schüssel geben oder in die Schüssel deines Rührgeräts.

      Einen Stieltopf auf die Küchenwaage stellen und die Butter darin abwiegen. Den Topf dann bei ganz niedriger Temperatur erhitzen und die Butter darin schmelzen lassen; nein, mehr als das, lass sie bräunen. Du merkst, dass sie zu bräunen anfängt, wenn die Farbe von goldgelb zu nussbraun übergeht und ein herrlicher Duft entsteht – jetzt schnell den Honig holen.

      Den Topf vom Herd nehmen, wieder auf die Waage stellen und den Honig direkt in den Topf träufeln, ganz langsam und stets mit dem Blick auf der Anzeige, damit es nicht zu viel wird (obwohl ein kleiner Überschuss nicht schadet; man könnte den Honig auch separat abwiegen, aber ich hasse abspülen, und Honig ist echt nervig). Den Topf wieder bei ganz niedriger Temperatur auf den Herd stellen, nur um den Honig zu erwärmen. Dabei ab und zu umrühren.

      Den Joghurt und den Vanilleextrakt in eine zweite Schüssel geben, danach mit einer Gabel vorsichtig das Ei und das Eigelb einarbeiten. (Am leichtesten bekommt man das Dotter aus dem Ei, indem man das Ei in der Mitte aufschlägt, dann das Eigelb immer wieder zwischen den beiden Hälften hin und her schwenkt und das Eiweiß ablaufen lässt. Mit der Eierschale kann man das Eiweiß auch gut abtrennen, falls nötig: Man kann damit auch abgefallene Schalenstücke wunderbar rausfischen.)

      Die Joghurtmischung direkt in die Schüssel mit den trockenen Zutaten. Den Butter-Honig vom Herd nehmen und ebenfalls zugeben. Alles schlagen, bis ein glatter Teig entsteht: etwa 3 Minuten mit einem Rührgerät auf der niedrigsten Stufe oder etwa 5 Minuten mit einem Holzlöffel und kräftiger Armarbeit. Dann die Beeren zufügen, dabei ungefähr acht Stück beiseitestellen, um später die Muffins damit zu verzieren. Die Beeren ganz vorsichtig einrühren. (Es macht nichts, wenn ein paar Beeren platzen, aber es sollten nicht alle sein.)

      Die Mischung möglichst gleichmäßig in den Muffinförmchen verteilen. Das Topping darüberbröseln und je eine Beere keck obendrauf setzen.

      Die Muffins etwa 25 Minuten im vorgeheizten Ofen backen. Mach die Stäbchenprobe, indem du einen hölzernen Schaschlikspieß hineinstichst; wenn er sauber wieder herauskommt, sind sie fertig. Lass die Muffins anschließend auf einem Kuchengitter abkühlen. (Wenn du sie in der Backform lässt, fangen sie an zu schwitzen.) Oder iss sie gleich warm. So oder so: köstlich.

       Trüber-Tag-Porridge

      Manchmal denke ich, dass Porridge das perfekte Frühstück ist. Herzhaft, unergründlich, gehaltvoll und seidig mag ja bei einem Mann eine grässliche Kombination sein, aber es ist genau das, was dem Porridge seine Magie verleiht: das und dass man ihn verwandeln kann, weshalb er zu fast jeder Art von Tag passt. (Man nimmt Haferflocken und Flüssigkeit stets im Verhältnis 1:3, falls du Lust auf Experimente hast.)

      Als ich klein war, habe ich Porridge immer kalt gegessen, was mir heute als die furchtbarste Art erscheint, den Tag zu beginnen. (Ich habe mir auch immer meine Milch exakt 19 Sekunden lang in der Mikrowelle wärmen lassen, was ich heute fast genauso widerlich finde.) Ich war ein komisches kleines Kind, und auch wenn ich nicht behaupten kann, komplett aus der Seltsamkeit herausgewachsen zu sein, bin ich doch zumindest so erwachsen geworden, dass ich einen ordentlichen Porridge an einem Wintermorgen zu schätzen weiß. Vor allem an trüben Wintermorgen, an diesen Morgen, an denen man sich wie ein abgestandener, kalter Porridge in 80-Denier-Strumpfhosen fühlt. Für diese Morgen ist ein richtiger Porridge ein unverzichtbares Gegengift. Er bleibt bei einem und wärmt einen sanft von innen. Alles andere mag schrecklich und schwierig sein, aber du hast deinen Porridge gegessen, und all die kleinen Haferflocken füllen still und leise deine Batterien wieder auf.

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