Die Geschichte beginnt mit einem Huhn. Ella Risbridger

Die Geschichte beginnt mit einem Huhn - Ella Risbridger


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Wochenend-Oatcakes

      Aber was ist an den Wochenenden? An den Wochenenden mache ich Folgendes: Während der Teig für die Oatcakes geht, reibe ich Käse – am liebsten kräftigen Cheddar – und schneide ein paar Pilze in Scheiben. Etwa 30 Minuten, bevor ich mit den Oatcakes anfange, lege ich ein paar Scheiben Frühstücksspeck in den Backofen und brate sie bei 180 °C oder bis sie so sind, wie ich sie mag. Die Pilze röste ich etwa 15 Minuten bei ganz niedriger Temperatur zart in einer beschichteten Pfanne. (Hier nehme ich weder Butter noch Öl, nur die Pilze, so schmecken sie intensiver.)

      Während die Oatcakes einer nach dem anderen von Teig zu Frühstück werden, bestreue ich sie mit einer großzügigen Portion geriebenem Käse, lege eine Scheibe Speck und ein paar Pilze darauf und klappe sie einmal zusammen. Mit einem Pfannenwender hebe ich sie aus der Pfanne und lege sie auf ein Stück Backpapier. Wenn ich doppelt so viele (gefüllte und gefaltete) Oatcakes wie Leute am Frühstückstisch habe, backe ich die Oatcakes etwa 10 Minuten bei 180 °C im Ofen, bis der Käse geschmolzen ist und sie fast knusprig sind. Ich serviere sie auf warmen Platten mit einer großen Tasse Tee und fühle mich dabei stets wie zu Hause – wo auch immer auf der Welt ich gerade bin.

       Drop Scones mit Butterscotch-Sauce

      Wir tauschen andauernd per E-Mail Rezepte aus, meine Großmutter, meine Mutter, meine Schwestern und ich – und Frühstücksgerichte gehören im Grunde meiner Mutter und meiner Großmutter und deren Vorfahrinnen.

      „Das Rezept ist nicht von mir“, sagt meine Großmutter, wenn ich sie nach dieser Butterscotch-Sauce frage. „Es stammt aus Good Housekeeping, von 1969, glaube ich. Vielleicht auch 1968. Aber du kannst es natürlich haben.“

      Die Rezepte meiner Großmutter stammen alle aus Zeitschriften, und die bewahrt sie in ihrer Küche in Ordnern auf einem Regal auf, das sie sich extra hat bauen lassen: Bücherregale haben nicht die richtigen Maße für große gelbe Ringbücher, sagt sie, und sie hat es gern ordentlich. In den Ringbüchern lagern Rezepte aus 50 Jahren, seit Beginn ihrer Ehe. Kaum etwas aus der Zeit davor. Vielleicht hat sich meine Großmutter da noch nicht so sehr fürs Kochen interessiert: Sie lag lieber im kalten Wasser in der Badewanne, damit ihre Jeans enger wurden, und fuhr mit ihrem roten Fahrrad die Seepromenade entlang, die langen Haare im Wind.

      Meine Großeltern haben geheiratet, als sie beide 19 Jahre alt waren: Auf den Fotos haben sie beide lange Haare, und mein Großvater und seine drei Brüder tragen Schnurrbärte und Anzughosen mit ausgestellten Beinen. Meine Großmutter sieht aus wie meine Mutter und meine Mutter wie ich. Meine Schwestern und ich waren nie der Meinung, dass wir uns ähnlich sehen, aber hier erkenne ich es: die langen Haare, der entschlossene Blick und das markante Kinn.

      Wir leben jetzt alle weit voneinander entfernt, doch so war es nicht immer: Meine Großeltern kamen uns besuchen, holten uns am Freitagnachmittag von der Schule ab, und am Sonntagmorgen, ehe sie zurückfuhren, frühstückten wir alle zusammen an dem alten Kieferntisch, den Knien meines Großvaters zuliebe mit schräg gestellten Bänken. Dann waren immer beide Grillplatten des AGA-Herds in Betrieb, und auf der einen brutzelten Oatcakes und auf der anderen Drop Scones.

      Drop Scones sind ein bisschen so ähnlich wie Scotch Pancakes, aber ich mag sie lieber: klein und locker und federleicht, beladen mit Speck (oder frisch gekochtem Apfelkompott) und dazu die Butterscotch-Sauce meiner Großmutter – oder vielmehr die aus Good Housekeeping, circa 1968. Eine Freundin fragt mich nach amerikanischen Pfannkuchen für ein Geburtstagsfest, und ich frage meine Mutter nach dem Rezept für Drop Scones. „Das Rezept ist nicht von mir“, mailt mir meine Mutter zurück. „Es ist aus dem AGA-Kochbuch. Aber du kannst es natürlich haben.“

      Das Rezept meiner Mutter (das nicht ihres ist), das Rezept meiner Großmutter (das nicht ihres ist): So läuft das, wenn man sich selbst das Kochen beibringt.

       Für 4 Personen

      100 g Mehl

      3 g Backpulver

      ½ TL feines Salz

      1 Ei

      150 ml Milch

      20 g Butter

       Für die Butterscotch-Sauce

      25 g Butter

      25 g brauner Zucker

      1 EL Golden Syrup

      Saft von ½ Zitrone

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      Das Mehl in eine Schüssel sieben und gründlich mit dem Salz und dem Backpulver vermengen. In die Mitte der Mischung eine Kuhle drücken und das Ei hineinschlagen, danach die Hälfte der Milch zugeben und vermengen, bis sich die Zutaten gut vermischt haben. Dann die restliche Milch vorsichtig unterrühren und alles zu einem Teig verarbeiten.

      Da du wahrscheinlich keinen AGA hast, erhitzt du eine größere Bratpfanne bei mittlerer Temperatur auf einem normalen Herd, lässt die Butter darin schmelzen und schwenkst die Pfanne hin und her, bis ihr Boden mit geschmolzener Butter bedeckt ist.

      Den Teig esslöffelweise in die Pfanne geben; wahrscheinlich werden etwa vier Drop Scones hineinpassen. Jeden Scone 2 Minuten auf einer Seite braten, bis der Teig Blasen wirft. Mit einem Pfannenwender umdrehen und 1 Minute auf der anderen Seite braten.

      In der Zwischenzeit die Butterscotch-Sauce zubereiten. Dazu die Butter in einem kleinen Topf mit dickem Boden bei mittlerer Temperatur schmelzen. Den Zucker und den Golden Syrup zufügen und rühren, bis sich der Zucker aufgelöst hat, dann alles 1 Minute kochen lassen. Die halbe Zitrone auspressen, den Saft zugeben und die Sauce sofort in ein hitzefestes Gefäß abgießen.

      Die fertigen Drop Scones auf Teller verteilen und die Butterscotch-Sauce separat dazu reichen.

       Mardi-Gras-Pfannkuchen

      Du kannst kein Rezept für gewöhnliche Pfannkuchen in dein Buch aufnehmen, hat man mir gesagt. Das kann ich aber sehr wohl, und ich tue es einfach, und wenn du das jetzt liest, dann habe ich es getan. So. Ich füge dieses Rezept vor allem deshalb hinzu, weil ich es immer wieder vergesse und es leid bin, jedes Mal, wenn ich Pfannkuchenteig machen will, meine Mutter anzurufen.

      Es ist mein Buch, und ich mache Pfannkuchen, wann immer ich will: richtige Pfannkuchen am Pfannkuchentag, wie er in den angelsächsischen Ländern begangen wird (der Faschingsdienstag oder – viel besser – „Mardi Gras“, der „Fette Dienstag“), diese schönen Pfannkuchen mit Spitzenrand, die in Frankreich Crêpes heißen, aufgerollt, mit Zitronensaft und einer großzügigen Prise feinem weißem Streuzucker. Ich bin Puristin, allerdings habe ich schon Leute gesehen, die sie mit Marmelade verspeisen, und meine Schwestern (möge Gott ihnen vergeben) essen sie mit Nutella. Das hier sind richtige Pfannkuchen: Ich liebe amerikanische Pfannkuchen dort, wo sie hingehören, aber nicht am Tag vor Beginn der Fastenzeit. Ich bin ein großer Fan von Traditionen, und das hier ist eine von meinen.

       Für 4 Personen

      110 g normales Mehl

      1 große Prise Salz

      2 Eier

      etwa 300 ml Milch, egal welche

      Butter oder Öl zum Backen


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