Jesus und die Kirchen. Jona Jackson

Jesus und die Kirchen - Jona Jackson


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W Wunder, Krankenheilung

      Gelegentlich hat ein Textabschnitt mehr als eine Intention, er beinhaltet z. B. eine Kernaussage und eine Verheißung. Ich hebe mit meiner Kennzeichnung dann die Absicht bzw. Intention hervor, auf die ich mich gerade beziehe.

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      Dieser Zitatschlüssel findet sich auch am Ende des Buches zum Herausnehmen, Seite 439. Verwendet man ihn als Lesezeichen, hat man ihn bei Bedarf zur Hand.

      Mit <JSD> kennzeichne ich beispielsweise ein Zitat aus der Bibel so: JESUS führt mit den Schriftgelehrten eine Debatte, ER kritisiert ihre Lehre durch provokante Gedanken und Fragen. Eine solche Aussage eignet sich nicht, aus der Frage oder Hypothese eine Lehrmeinung abzuleiten. In den Synagogen ist es bis heute eine gute Tradition, das Wort JHWHs zu diskutieren, zu debattieren. Das geschieht auch kontrovers, d. h. streitend, sich auseinandersetzend, und dabei wird die Unannehmlichkeit des Streitens gerne in Kauf genommen. Denn als Lohn winkt die süße Frucht der ´Erkenntnis`. Diese Streit-Kultur ist uns leider im christlichen Brauchtum fast völlig abhanden gekommen. Diese gute Tradition ist auch deshalb verloren gegangen, weil uns von den Amtsträgern der Kirchen und Gemeinden vorgehalten wird, dass wir aufgrund mangelnder Bildung und Kenntnisse gar nicht in der Lage wären, uns gewinnbringend an solchen Debatten zu beteiligen. Mehr noch, über Jahrhunderte untersagten die Kirchen den Laien, die Bibel zu lesen oder gar zu besitzen. Ganz anders Paulus im 1. Thessalonicherbrief 5:21, <IJG>: Er fordert die Brüder (und Schwestern) in der Gemeinde auf, sich selbst mit dem Wort JHWHs auseinanderzusetzen.

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       Jede und jeder ist also aufgerufen, in der Schrift zu forschen und die Lehre und Verkündigung in der Gemeinde auf Übereinstimmung mit der Bibel zu überprüfen.

      In dieser jüdischen Kultur, der Debatte in den Synagogen, ist es durchaus üblich, auch falsche Meinungen provozierend in den Raum zu stellen, um in der Diskussion darüber gemeinsam der Wahrheit der Heiligen Schrift und ihrem Autor, JHWH, näherzukommen.

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       Will man Gewinn daraus ziehen, muss man nach den Früchten dieser Debatte suchen. Das sind einerseits die Schärfung des Verstandes und das Wachsen der Erkenntnis bei den Teilnehmern. Andererseits ist es das – in der Debatte geläuterte – Verständnis eines Aspekts, einer Facette der göttlichen Wahrheit.

      Die geäußerten Meinungen haben dabei kaum einen eigenen Wert, sie sind Mittel zum Zweck. Solche Äußerungen aus dem Zusammenhang zu reißen und ihnen eine von der Debatte unabhängige Aussage zuzuschreiben, wäre zerstörerisch. Aussagen JESU aus solchen Debatten mit den Schriftgelehrten zu isolieren und daraus Lehren ableiten zu wollen, führt in die Irre. Bei einer mit <JSD> gekennzeichneten Bibelstelle gilt es also, nach der falschen Haltung oder Lehre zu suchen, die JESUS bei den Schriftgelehrten anprangert. Der Gewinn liegt im Lernen und darin, sich nicht selbst dieser von JESUS kritisierten Verhaltensweise schuldig zu machen.

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       Dieses Buch soll dich motivieren, selbst in der Bibel zu forschen. Und es soll dich anleiten, nach neuen (oder den ganz alten, ursprünglichen?) Perspektiven für das Geschriebene zu suchen.

      Ich betone: Beachtet man nicht, wer · zu wem · was und mit welcher Absicht gesagt hat, so wird man an den sich daraus ergebenden, scheinbaren Widersprüchen verzweifeln.

      Und es ist keine (Über-)Interpretation, den Zusammenhang der Schriftstellen sowohl innerhalb der biblischen Beziehungen untereinander als auch mit dem kulturell-gesellschaftlichen Umfeld zu beachten. Uns bleibt z. B. die Welt der Gleichnisse weitgehend verschlossen, wenn wir uns nicht um ein Verstehen der orientalisch-jüdischen Kultur bemühen. Das Volk Israel ist im Orient beheimatet und JESUS ist in seiner irdischen Umgebung ein Jude. Nicht umsonst weist uns Matthäus genau das am Anfang seines Evangeliums durch den Stammbaum JESU ausführlich nach. JESUS konnte als Zwölfjähriger die Schriftgelehrten durch seine Weisheit und Gelehrsamkeit nur deshalb beeindrucken, weil ER sich – auch sprachlich – in der Welt der im Orient beheimateten Juden bewegte. Dazu gehört auch der bis heute anhaltende Brauch, in den Synagogen die Wahrheit des Wortes JHWHs in Debatten zu ergründen. Das belegen eindrucksvoll die zahlreichen Auseinandersetzungen JESU mit den Schriftgelehrten. Das Beispiel von Nikodemus zeigt, dass JESU Einladung an die Schriftgelehrten nicht vergeblich war.

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       Bibellesen spricht nicht nur unseren Verstand an, sondern es berührt auch unseren Geist, unsere Seele, unser Gefühl, unsere Erfahrung, unsere Wahrnehmung und unser ganzes Sein.

      Ich mag diese Art, sich der Wahrheit der Heiligen Schrift zu nähern. Es ist erstrebenswert, dass das wieder viel mehr Raum in unseren Zusammenkünften einnimmt. Es ist eine unheilvolle Entwicklung, dass wir uns über weite Strecken damit zufriedengeben, es dem Pastor zu überlassen, uns die Schrift am Sonntag vorzukauen, statt uns selbst damit, auch konstruktiv streitend, auseinanderzusetzen.

       Warum gibt es so viele verschiedene Übersetzungen?

      In der Regel verfolgt der Übersetzer eine bestimmte Absicht. Leichte Lesbarkeit, Worttreue, Anpassung an die heutige Zeit … Bevor man eine Übersetzung in die Hände nimmt, sollte man sich damit beschäftigen, für welche Prägung sich der Übersetzer entschieden hat. Manche Übersetzung ist frei, auf Verständlichkeit und zeitgemäße Sprache ausgelegt. Eine solche Übersetzung erleichtert das flüssige Lesen langer Passagen oder der ganzen Bibel. Manche Übersetzungen geben den hebräischen oder griechischen Grundtext wortgetreu wieder, sind aber nur mühsam lesbar. Wenn man, wie ich, des Griechischen oder Hebräischen nicht mächtig ist, kann es lohnend sein, zum Studium mehrere verschiedene Übersetzungen zu vergleichen. Es gibt sogenannte interlineare Übersetzungen. Dort wird parallel zum Grundtext Wort für Wort die deutsche Übersetzung aufgeführt. Absolut nicht zum flüssigen Lesen geeignet, aber sie helfen Laien, sich dem Grundtext zu nähern.

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      Im Urtext sind wir den ersten Christen am nächsten, denn das ist das, was die Apostel aufgeschrieben haben. (Urtext: allererste Niederschrift; liegt weder für AT noch NT vor, Grundtexte kommen dem am nächsten: Hebräisch für das AT, Griechisch für das NT)

      Zum einfachen Lesen eignen sich Übersetzungen wie die Gute Nachricht, Hoffnung für Alle oder die Volx-Bibel. Zum Studium sind aber eher wortgetreuere Übersetzungen wie z. B. die Elberfelder Bibel geeignet. Hier in diesem Buch werde ich vorwiegend aus ‘Eine leicht erweiterte Übersetzung des Neuen Testamentes’ (NTR) zitieren. Sie ist weitgehend konkordant, d. h. griechische Wörter (im gleichen Kontext) werden immer mit demselben deutschen Wort übersetzt, verschiedene griechische Begriffe werden auch in verschiedenen deutschen Wörtern wiedergegeben. Damit ist sie für nicht des Griechischen Kundige wie mich eine gute Hilfe, nahe am Grundtext zu sein. Diese Übersetzung ist dennoch gut lesbar.

      Besonders bei leicht lesbaren Übertragungen, aber auch bei Übersetzungen bestimmter Glaubensgemeinschaften spricht man von tendenziösen Übersetzungen. Das bedeutet, dass der Übersetzer seine eigene Meinung (oder die seiner Glaubensgemeinschaft) hat einfließen lassen. Dessen sollte man sich gerade als Nichtstudierter immer bewusst sein. Besonders bei schwierigen Fragen sollte man deshalb immer mehrere Übersetzungen vergleichen, bevor man sich seine Meinung bildet. Besonders hilfreich ist es, wenn man auch eine andere Sprache versteht, z. B. Englisch, und somit eine solche Übersetzung hinzuziehen kann.

       Wahrheit gibt es nur eine. Ansichten darüber viele.

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