ZOMBIE INC.. Chris Dougherty

ZOMBIE INC. - Chris Dougherty


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von Candys offensichtlicher Üppigkeit, was Dill nicht verstehen konnte. Candy war wunderschön und sie roch nach … Süßigkeiten.

       «Och … war er aufgebracht? Mein armer Kleiner!» Candys Tonfall war wie ein weicher Fellumhang, ein Schluck warmen Whiskeys, seidene Laken. Sie schlug die Beine auseinander und wieder zusammen und lehnte sich in ihrem hochrückigen, stark gepolsterten Stuhl nach vorne. Sie presste ihre Hände leicht aneinander, sodass die Spitzen ihrer sich berührenden Daumen direkt auf den parfümierten Höhleneingang zwischen ihren Brüsten zu deuten schienen. «Was ist mit dir, Carl? Wie ich sehe, bist du mal wieder mit heiler Haut davongekommen. So tapfer!»

       Carl lachte, aber es war ein zynisches Bellen, laut und schroff, fehl am Platz in der vornehmen Stille des Raumes. Gut frisierte Köpfe erschienen über Bürozellenwänden und gezupfte Augenbrauen erhoben sich wie schmale Mondsicheln. Dills Gesicht wurde heiß vor Verlegenheit, doch Candys Ausdruck bewundernden Verlangens veränderte sich nicht und ihr Blick blieb fest auf Carl gerichtet.

       «Du weißt, dass du dem Kerl zu viel verkauft hast», sagte Carl. «Vier für vorne? Das ist ein bisschen extrem. Sogar für dich, Candy.»

       Ihr Lächeln wurde so breit, dass ihre Grübchen sichtbar wurden. «Jeder hat das Recht sich sicher zu fühlen, Carl. Jeder möchte behaglich und geborgen leben. Du nicht? Magst du es nicht kuschelig, Carl?» Ihre Wimpern flatterten. Mit dem «du» hatte sie gemächlich einen rosarot bespitzten Zeigefinger geneigt, um – nicht zufällig – auf seine Leistengegend zu zeigen.

       Carl hielt ihrem Blick stand, aber seine Augen verengten sich vor Abneigung. Ob diese echt war oder vorgetäuscht, vermochte Dill nicht zu sagen.

       «Du musst deine Talente nicht an mich verschwenden, Candy. Ich bin kein Geldsack.»

       Die Herzlichkeit in Candys Augen kühlte um mehr als nur ein paar Grad ab und wurde von Desinteresse ersetzt. Sie wandte sich ab wie eine Katze, deren Spielzeug letztlich verendet war. «Ich werde ihn anrufen», sagte sie, während sie durch einen Terminkalender blätterte. Ein Hauch von Parfüm zog an Dills Gesicht vorbei, als die Seiten umgedreht wurden … War alles in dieser Abteilung parfümiert? Ohne sich umzudrehen, sprach Candy weiter: «Wer ist deine kleine Freundin, Carl?»

       «Das ist Dill. Sie …»

       «Dillalia!», platzte Dill dazwischen, ohne es zu merken. Carl musterte sie verblüfft – entweder ob ihres Tonfalls oder der Unterbrechung an sich. «Ich … mein Name ist … ist Dillalia. Mein voller Name.» Sie konnte beinahe spüren, wie sich Carls Blick in die Seite ihres Gesichts bohrte. «Aber alle nennen mich Dill.» Aus irgendeinem Grund ließ sie die Bestätigung ihres Spitznamens sich ernüchtert und enttäuscht fühlen.

       «Sie wird Gutachterin», beendete Carl, der Dill noch immer voller Verwirrung anstarrte.

       «Gutachterin? Ein hübsches Mädchen wie Sie?» Candy hatte sich umgedreht und ihre Augen wurden ganz rund vor Ungläubigkeit. «Dilly, Liebes, was denken Sie sich dabei?» Ohne ihren Blick von Dill zu lösen, rief sie: «Robert, Augustus, kommt mal einen Moment her. Seht euch an, wen Carl diesmal zugrunde zu richten versucht.»

       Zwei Männer, gut gekleidet und umwerfend, schlenderten herüber. Einer von ihnen sah sportlich und adrett aus in seiner Stoffhose und einem Pullover mit V-Ausschnitt. Einen zusätzlichen Pullover hatte er sich über die Schultern geworfen und vorne verknotet. Der andere Mann war kräftig, mit einem sorgfältig gestutzten Bart und einem makellosen und offensichtlich frisch gebügelten rot-schwarz karierten Flanellhemd zu neu aussehenden, dunklen Bluejeans. Sie beide schienen Ende zwanzig zu sein, genau wie Candy, aber wer konnte das schon sagen? Sie hatten eine dicke Schicht Grundierung aufgetragen und waren abgepudert, ebenso wie Candy.

       «Was ist los, Zuckerschnecke?», fragte Sporty. Candy hob ihre Fingerspitzen an ihre Lippen und kicherte. Sogar ihr Kichern hörte sich wie das Schnurren einer Katze an.

       «Das ist Dilly, und ist sie nicht eine Wucht?» Candy deutete mit einem kleinen Nicken zu Dill. «Carl bildet sie im Assessment aus. Mit seinem Ruf; könnt ihr euch das vorstellen?»

       Flanell beäugte Dill von oben bis unten, was sie dazu veranlasste, einen Schritt zurückzuweichen. Sie war keinerlei prüfende Blicke gewohnt … Das Handbuch untersagte das ausdrücklich. Der Verkauf musste wohl nach einem völlig anderen Regelwerk spielen.

       «Hm, sie ist eine Wucht!», sagte Sporty. Der Blick, mit dem er Dill in die Augen sah, war so intensiv, so fest und fokussiert, dass es ihr beinahe den Atem verschlug. Denny hatte sie niemals so angesehen. Nicht mal während der wenigen Momente, die sie fanden, um einander nackt auszuziehen. «Haben wir uns schon einmal getroffen? Sie kommen mir so bekannt vor.» Er lächelte. Die feinen Linien um seine Augenwinkel sahen aus wie die Schnurrhaare einer Katze. Dill spürte, wie ihr eigener Mund das Lächeln erwidern wollte. Seine Aufmerksamkeit war überwältigend.

       Flanell griff nach ihrem Oberarm, was sie noch mehr verwirrte. Nicht anfassen!, schrie ihr panischer Verstand, aber seine Hand war warm, beinahe heiß, als er sie drückte.

       «Sie sind zu hübsch, um draußen auf der Straße zu sein, schönes Kind», sagte er, und das tiefe Grollen seiner Stimme jagte ihr einen Schauder der Resonanz die Wirbelsäule entlang. Seine Finger fuhren bis zu ihrem Ellbogen hinab, aber die sinnliche Wirkung wurde von der festen Baumwolle ihres Ärmels gebremst.

       «Ja, nur Gesichtsbaracken und alte Leute sollten sich der Gefahr aussetzen», sagte Carl und bellte wieder sein hässliches Lachen, wie um die Aussage zu unterstreichen.

       Dill schreckte aus der durch die Männer verursachten Träumerei auf und blinzelte.

       Sporty sah Flanell an. Unsicherheit verdunkelte seine schönen Augen, aber Flanell nickte mit selbstsicherer Zustimmung. «Aber ja, natürlich, Carl», sagte er, als ob man darüber nicht sprechen müsse – als ob es schlicht zu offensichtlich sei. «Diejenigen unter uns, die mit guten Genen gesegnet sind, sollten im Verkauf sein. Das gereicht jedem in der Firma zum Vorteil. Und genau so sind die wirklich mutigen Menschen, die geradlinigen, starken, klugen, einfallsreichen – wie Sie – am Nützlichsten im Assessment. Das ist der schwerste Job, den es gibt.» Nun packte Flanell Carls Arm und drückte ihn. Dabei starrte er ihm direkt in die Augen. Der Kontakt war anders als der, den er mit Dill hergestellt hatte, männlicher, ernst. «Wir brauchen euch Jungs da draußen, Carl. Ihr seid die Helden. Ohne euch wären wir nichts.»

       Dill hielt den Atem an. So viel Berühren und Starren, so viel Unangemessenheit, und doch so schmeichelhaft. Carl schüttelte Flanell mit einem weiteren Lachen ab.

       «Sparen Sie sich das, Robert», sagte er. «Heben Sie sich das für Ihre Kunden auf. Sie wollen nichts von mir. Und hören Sie auf, mich zu betatschen. Dill sollte das nicht sehen müssen; sie hält sich genau an die Vorschriften. Sie wird Sie anzeigen, Robert.»

       Flanell-Robert wandte seinen traurigen, verletzten Blick von Carl zu Dill. «Das würden Sie nicht tun, nicht wahr? Nein, ich weiß, das würden Sie nicht.» Er lächelte. «Sie sind eine von uns, Dilly. Sie sind voll und ganz Verkauf.»

       Dill spürte, wie es sie vorwärts zog, hypnotisiert, magnetisiert von seinem Tonfall, seinem Bart und seinen männlichen Augen.

       Über ihnen und um sie herum heulte eine Sirene auf. Rote Notlampen erwachten zu einem sich schwindelerregend drehenden Leben.

       «Fünf Sekunden», blaffte Candy. Jegliche Vortäuschung von Koketterie war aus ihrem knappen Tonfall verschwunden. Sie zog eine Machete aus ihrer Schreibtischschublade. Wie durch Magie erschien eine Pistole in Flanell-Roberts Hand und Sporty hielt plötzlich ein Messer. Ein sehr großes Messer. Dill war schockiert von dem Umfang der Bewaffnung, die sie plötzlich vor Augen hatte. Nachtteams wurden energisch dazu angehalten, keine Waffen jeglicher Art zur Arbeit mitzubringen. «Carl, schaff sie hier raus. Das Tor wird sich schließen. Vier Sekunden.»

       Carls Hand legte sich fest auf Dills Bizeps. «Komm schon», sagte er und wandte sich zu einem der Abteilungseingänge. Von der Decke erklang ein mechanisches Ächzen, tiefer als die Alarmsirene, unter deren Ton grollend. Die Vorderkante eines Edelstahltors – ähnlich denen zur Sicherung von Ladenfronten, früher einmal – begann von der Decke herabzusinken.

       «Drei Sekunden», sagte Candy. Ihr Gesicht war blass und angespannt.


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