THE BOYS OF SUMMER. Richard Cox H.

THE BOYS OF SUMMER - Richard Cox H.


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waren The Boys of Summer«, erklärte Todd, »und jetzt ist es an der Zeit, mit unserer Geschichte fortzufahren.«

      »Welche Geschichte soll das denn bitteschön sein?«

      Todd zeigte aus dem Fenster auf das Restaurant, aber Bob glaubte, dass er etwas anderes meinte.

      »Diese Stadt hat ihr Haltbarkeitsdatum überschritten. Was könnte hier schon noch Besonderes entstehen? Irgendein zukünftiger Nobelpreisträger, ein intelligenter Schüler, der eines Tages Präsident werden wird? Nein, das Einzige, was wir hier bejubeln können, sind Sportler, die einigermaßen gut sind, wenn man sie miteinander vergleicht, aber nicht mit denen besserer Städte. Du bist das perfekte Beispiel, Bobby. Jeder wollte, dass du in die Fußstapfen deines legendären Vaters trittst, aber du hattest einfach nicht das Talent dafür.«

      »Das ist doch Schwachsinn. Diese Schiedsrichter an der L.D. Bell waren total unfair. Sie haben uns überhaupt keine Chance gegeben.«

      »Bobby, bitte. Du musst endlich kapieren, dass die größte Gabe, mit der du zur Welt gekommen bist, dein Name ist. Der einzige Grund, warum du für die Old High antreten durftest, war, dass dein Vater Trainer Tyler dazu überredet hat.«

      Von allen Beleidigungen, die er sich jemals von Todd hatte anhören müssen, war diese die Schlimmste.

      »Ich würde deinem Vater aber keine Vorwürfe deswegen machen«, fügte Todd hinzu. »Er wollte eben genauso an dich glauben wie alle anderen.«

      Bob wollte einfach nicht wahrhaben, dass die wenigen ruhmreichen Tage seines Lebens, so unspektakulär sie auch gewesen waren, nicht sein eigener Verdienst waren. Wut stieg in ihm auf.

      »Halt gefälligst die Klappe! Du lügst!«

      »Dein Vater wollte glauben, dass sein Sohn ein Gewinner war, anstatt ein Verlierer, der seine Erwartungen nicht erfüllen konnte.«

      Bob wollte Todd an die Kehle, aber seine Hände griffen einfach nur ins Leere. Als er begriff, was passiert war, war Todd schon aus dem Wagen ausgestiegen und zur Tür des Grillplatzes gegangen. Bob folgte ihm. Er humpelte und atmete schwer, doch er konnte nicht zu Todd aufholen, bevor dieser in der Dunkelheit des Grillplatzes verschwand.

      In diesem Augenblick schien die Welt sich irgendwie zu verschieben. Die Realität schien sich neu zu ordnen, denn was Bob erwartet hatte, als er den dunklen Grillplatz betrat, war nicht das, was er jetzt sah. Und was er vorgehabt hatte, zu tun, war nicht das, was er jetzt tat.

      Ein Mann stand vor einem der zylindrischen Barbecue-Gruben. Er hatte runde Schultern und war ziemlich übergewichtig. Sein zurückweichendes Haar war silbern, seine Haut bronzefarben und mit einem Spinnennetz aus Falten versehen. Er trug schwarze Ofenhandschuhe und enge Wrangler-Jeans mit einer gewaltigen Gürtelschnalle. Auf der Schnalle waren die Initialen KS eingraviert. Bob schien ihn offenbar dabei unterbrochen zu haben, Rinderbrüste in die Grube zu laden.

      »Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte der Mann.

      »Er erkennt dich nicht einmal mehr«, flüsterte Todd in der Dunkelheit des Grillplatzes. »Na, wenn das keine Beleidigung ist, was dann?«

      Bob konnte nicht verstehen, wieso sein Vater in diesem Restaurant arbeitete, und wie er in den drei Wochen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten, so fett hatte werden können. Aber da stand er nun, gerade mal drei Meter entfernt.

      »Ich sage Ihnen das nur einmal, Mister«, rief sein Vater. »Verlassen Sie mein Grundstück. Und zwar jetzt

      Todd sagte mit leiser Stimme: »Ich glaube nicht, dass ein Vater so mit seinem Sohn sprechen sollte, oder? Besonders keiner, der seinen Sohn dazu gezwungen hat, Football zu spielen, wenn dieser nicht besonders begabt dafür war.«

      »Du hast recht«, antwortete Bob. »Er sollte nicht so mit mir reden.«

      »Vielleicht solltest du ihm das Maul stopfen«, schlug Todd vor. »Vielleicht solltest du ihm heute Abend mal klarmachen, wie du dich fühlst.«

      Trotz des lebenslangen Grolls, den er gegen seinen Vater hegte, konnte Bob sich nur schwer vorstellen, ihm etwas anzutun. Als Kind waren Bob und seine Freunde fasziniert von Todd gewesen, gleichzeitig aber auch ängstlich wegen seines Schlafwandelns. Am Ende jenes Sommers war es leicht gewesen, ihn als geistesgestört abzutun … wie eine Infektion, die sozusagen auf sie abgefärbt hatte. Aber jetzt, wo Bob an jene heißen und schwülen Monate des Jahres 1983 zurückdachte, spürte er, dass etwas daran nicht stimmte. Etwas stimmte ganz gewaltig nicht. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass das, woran er sich aus jener Zeit erinnern konnte, während dieser Zeit überhaupt nicht geschehen war.

       I can see you, your brown skin shining in the sun. You got your hair slicked back and those Wayfarers on, baby…

      Er hörte die Musik so, wie er sie in einem Albtraum hören würde – als fernes und verzerrtes Echo. Die Musik zu verstehen, war der Schlüssel zum Verständnis dafür, warum sich sein Leben so entwickelt hatte.

      »Dein Leben hat sich wegen dieses Mannes so entwickelt«, erinnerte ihn Todd jetzt. »Also worauf wartest du noch?«

      Bob sah, dass sein Vater mittlerweile hinter sich gegriffen und etwas aufgehoben hatte, das wie eine große Fleischgabel aussah.

      »Ich habe Sie gebeten, zu verschwinden«, sagte er. »Jetzt sorge ich selbst dafür.«

      Kenny Steele kam näher und fuchtelte wild mit der Gabel herum, aber seine Bewegungen waren unsicher und zögerlich, und Bob sah, wie er diese schwierige Lage leicht für sich ausnutzen konnte. Er verminderte den Abstand zwischen ihnen, und sofort wich sein Vater zurück. Dies gab Bob die Chance, nach Kennys Arm zu greifen … dem Arm, mit dem er die Gabel hielt und ihn gegen die Steinmauer des Restaurants zu schleudern.

      »Na, was machst du jetzt, Alter?«

      Bob drückte seinen Vater mit beiden Armen fest gegen die Wand. Der Atem des älteren Steele roch nach Barbecue und Angst.

      »Was wollen Sie von mir?«, rief er ängstlich. »Ich habe Geld. Nehmen Sie meine Brieftasche und verschwinden Sie.«

      »Ich will dein Geld aber nicht, du mörderisches Stück Dreck.«

      Bobs Knie schoss mit gewaltiger Kraft nach oben. Kenny Steele gab einen gurgelnden Laut von sich und sackte zu Boden.

      »Du hast meine Mutter getötet, ist dir das klar? Du hast deine eigene Frau umgebracht.«

      »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, krächzte Kenny.

      »Du hast sie zu Jonathans Haus gefahren, damit du mit seinem Vater eine Schlägerei anfangen konntest, und wofür das alles? Nur um mich daran zu hindern, Schach zu spielen? Das war wirklich ganz clever von dir, denn unser Haus wurde von dem Tornado nicht einmal berührt. Hast du auch nur einmal in deinem Leben bereut, was du da getan hast? Hast du jemals gesagt: Hey, Sohn, tut mir leid, dass ich deine Mutter umgebracht habe. Ich war wirklich ein Schwein, so etwas Dummes zu tun? Nein, das hast du nicht. Du warst damals ein Egoist, und du bist heute immer noch ein Egoist. Ich wünschte, du wärst tot. Ich wünschte, ich könnte dich gegen meine Mutter austauschen. Sie war eine anständige Frau, du hingegen hast dich mit der ganzen Welt verkracht. Ich hasse dich wie die Pest.«

      Bob weinte jetzt und konnte kaum noch durch den Schleier seiner Tränen blicken. Sein Vater krümmte sich am Boden. Es klang so, als ob er Schwierigkeiten hätte zu atmen. Bob kniete sich neben ihm nieder.

      »Vielleicht wäre ich ja nicht so ein mittelmäßiger Football-Spieler gewesen, wenn du mir beigebracht hättest, ein wenig mein Gehirn zu benutzen. Man muss nämlich nicht ständig beweisen, wer den größeren Schwanz hat.«

      Aus der Dunkelheit sagte Todd nun leise: »Warum bringst du ihn nicht einfach um?«

      »Ihn umbringen?«

      »Du hast doch gerade gesagt, du wünschst dir, dass er tot wäre.«

      »Ja, schon. Aber ich kann ihn doch nicht einfach …«

      »Warum nicht? Er hat es doch auch getan. Er hat deine Mutter umgebracht.«


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