THE BOYS OF SUMMER. Richard Cox H.

THE BOYS OF SUMMER - Richard Cox H.


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Verstehen Sie, was ich damit meine? Ich glaube nicht, dass Oswald allein gehandelt hat, und ich glaube auch nicht, dass Henreid allein gehandelt hat.«

      In Jonathans Kopf klingelte es jetzt so heftig, wie das Besetztzeichen eines Telefons.

      »Was wollen Sie denn bitteschön von mir hören?«, fragte er schließlich.

      »Erzählen Sie uns, was in dem Sommer wirklich passiert ist. Sie wissen doch etwas, das kann ich in Ihrem Gesicht sehen.«

      Jonathan öffnete den Mund, aber es kam nichts heraus.

      »Sie erzählen uns etwas, und wir erzählen Ihnen etwas«, schlug Gholson vor. »Wir erzählen Ihnen, was Bob gesagt hat, kurz bevor er erschossen wurde.«

      Jonathan blinzelte. Jetzt verstand er endlich, warum die beiden Beamten ihn so hart wegen der Dinge bedrängten, die vor fünfundzwanzig Jahren passiert waren. Was auch immer Bobby gesagt haben mochte – es schien ihre Ermittlungen zu erschweren, aber wenn sie es ihm mitteilen wollten, dann hielten sie ihn anscheinend nicht für einen der Verdächtigen. Vielleicht konnte er ja zugeben, dass er etwas über die Brandstiftungen in seiner Kindheit wusste, ohne ihnen dabei zu verraten, dass er auch daran beteiligt gewesen war. Selbst wenn sie sahen, was er in seinen Computer getippt hatte … diese Sache war doch bestimmt schon vor langer Zeit verjährt.

       Aber wollte er wirklich wissen, was Bobby gesagt hatte? Hatte dieser etwas gewusst, an das sich Jonathan nicht mehr erinnern konnte?

      »Sie wissen, dass Todd Willis sich in diesem seltsamen Wachkoma befunden hat?«, fragte er Gholson schließlich.

      »Ja, natürlich. Alle Eltern in der Nachbarschaft haben das gegen ihn vorgebracht, als das Restaurant niederbrannte. Zuerst dachten wir, dass das, was Todd passiert war, ziemlich cool wäre. Also haben wir ihn in unseren Klub aufgenommen. Aber dann hat Joe plötzlich das Haus angesteckt, und Todd wurde davon besessen. Er war der Meinung, dass uns dieses kleine Kind total die Schau gestohlen hätte. David hat sich zu dieser Zeit ständig über seinen Vater beklagt, weil dieser so ein mieser Chef war, und da hatte Todd die Idee, dessen Restaurant abzufackeln. Es war ja versichert, also fand er das irgendwie nicht so schlimm. Es war so eine Art Rebellion für ihn. Als keiner von uns da mitmachen wollte, hat er das Ganze einfach allein durchgezogen.«

      In dieser Situation fiel Jonathan das Lügen irgendwie unwahrscheinlich leicht, als würde er sich eine Szene in einem Roman ausdenken.

      »Sie wussten also, dass er das Restaurant abfackeln wollte?«, fragte Gholson. »Damals haben Sie aber alle behauptet, dass Sie davon keine Ahnung gehabt hatten.«

      »Unsere Eltern haben uns zu dieser Aussage gezwungen.«

      »Weil Sie glaubten, dass ihr Ruf in der Gemeinde wichtiger wäre als meine Untersuchungen?«

      »Schauen Sie, wir waren doch nur Kinder, und Todd war schwer gestört. Er gab immerzu so seltsame Dinge von sich. Es war nicht unsere Schuld, dass er …«

      »Sie hätten es jemanden erzählen können, bevor er es tat. Das heißt, falls alles wahr ist, was Sie uns gerade erzählt haben. Denn darauf würde ich nicht meine Pension verwetten.«

      Wenn das alles war, was sie in der Hand hatten, dachte Jonathan, dann würden Gholson und Daniels niemals verstehen, warum er das Lone Star Barbecue abgefackelt hatte, und er selbst wohl auch nicht.

      »Sie sagen, dass das alles nur alte Geschichten sind«, fuhr Gholson fort. »Aber wenn dasselbe Restaurant nicht einmal, sondern zweimal auf dieselbe Art und Weise zerstört wird, dann ist es mir egal, wie viele Jahre dazwischen liegen. Da gibt es mit Sicherheit einen Zusammenhang, und wenn man bedenkt, dass allein in dieser Woche zwei Freunde von ihnen betroffen waren – Alicia Ulbrecht und Adam Altman – dann können Sie vielleicht verstehen, warum wir Ihnen so hartnäckig Fragen stellen, nicht wahr Mr. Crane?«

      Jonathan hatte seit der Highschool nicht mehr gehört, dass man den Namen Alicia laut ausgesprochen hatte, besonders nicht in diesem Zusammenhang. Sie war das erste Mädchen, das er jemals geliebt hatte, und er hatte all die Jahre sehr oft an sie gedacht. Er hatte niemals den Versuch unternommen, herauszufinden, wo sie sich aufhielt, vor allem, weil er davon ausgegangen war, dass sie schon vor langer Zeit fortgezogen war.

      »Alicia Ulbrecht?«

      »Sie wollen uns also sagen, dass Sie noch nichts davon gehört haben?«

      »Nein«, sagte Jonathan. »Das habe ich nicht.«

      »Anscheinend verfolgen Sie die Nachrichten nicht. Vor zwei Tagen brannte Alicia Ulbrechts Haus nieder, und einen Tag später ging nachts ein Bauprojekt von Adam Altman in Tanglewood in Flammen auf. Dann war da noch Bobbys Besuch bei Fred Clark gestern Abend. Sie kannten alle drei Opfer … zumindest kannten Sie sie, als Sie noch Kinder waren.«

      »Wollen Sie damit andeuten, dass ich ein Verdächtiger in dieser Sache bin?«

      »Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Gholson amüsiert. »Nein, das habe ich nicht.«

      »Das ist doch lächerlich. Ich habe von all dem erst heute Abend erfahren. Ich habe in den letzten fünfundzwanzig Jahren weder mit Alicia noch mit Adam gesprochen.«

      »Wir haben auch nicht erwartet, dass Sie das Verbrechen sofort zugeben«, sagte Daniels. »Aber vielleicht sollten Sie sich schon mal mit einem Anwalt in Verbindung setzen.«

      »Sie machen wohl Witze. Wozu das denn?«

      »Heute Morgen hat jemand eine E-Mail an unser Revier geschickt«, erklärte Gholson. »Wir glauben, dass es sich dabei um einen Hinweis im Zusammenhang mit diesen Verbrechen handelt.«

      »Wer immer es auch war«, fügte Daniels hinzu. »Er war klug genug, seinen Gmail-Account so zu modifizieren, dass er seine IP-Adresse verborgen hat.«

      »Und was hat das alles mit mir zu tun?«

      »Die E-Mail war kein besonders nützlicher Tipp«, meinte Gholson. »Es war eine Art Schlüssel. Eine verschlüsselte Botschaft. In der Betreffzeile oben stand in Großbuchstaben THE CITY WILL BURN.«

      »Wir glauben, dass es sich bei dem Inhalt der E-Mail um den Text eines Songs handelt«, sagte Daniels, »sind uns aber nicht ganz sicher.«

      In Jonathan stieg plötzlich eine Erinnerung auf: Todd mit seinem Keyboard, der ihnen Musik vorspielte.

      »Erzählen Sie mir, was in der Mitteilung stand?«, fragte Jonathan.

      Gholson räusperte sich, so als würde er vor einer Fernsehkamera stehen, dann rasselte er den Text roboterhaft herunter.

      »I‘m gonna get you back, I‘m gonna show you what I‘m made of.

      Ich werde dich zurückbekommen. Ich werde dir zeigen, aus welchem Holz ich gemacht bin.«

      All seine Erinnerungen waren jetzt wieder da – hell und klar. Jonathan fragte sich, wie er jemals hatte vergessen können, dass Todd ihnen seine Musik vorgespielt hatte. Selbst heute Morgen, als er aus diesem seltsamen Traum aufgewacht war, war ihm die Bedeutung dieses Songs, und die Tatsache, dass Todd ihn gespielt hatte, noch nicht klar gewesen.

      »Klingelt es da vielleicht bei Ihnen?«, fragte Gholson.

      Jonathan merkte, dass seine Hände zitterten, und er war versucht, das Glas zu heben und den gesamten Inhalt auf einmal in sich hineinzuschütten, gleichgültig was die Beamten darüber denken würden.

      Stattdessen sagte er nur: »Ich bin mir nicht sicher. Es kommt mir irgendwie bekannt vor.«

      Gholson sah ihn mit einem ernsten Gesichtsausdruck an. »Vielleicht kann ich Ihre Erinnerung ja wieder ein bisschen auffrischen. Wie war denn der Name des Klubs, in den Sie Todd aufgenommen haben?«

      Er tat so, als ob er kurz darüber nachdenken müsste, wenn auch nur aus dem Grund, dass er ein wenig Zeit schinden wollte. Gholson glaubte, dass er eine explosive Wahrheit herausgefunden hatte, und Jonathan versuchte verzweifelt, eine Erinnerung zu verstehen, die überhaupt keinen Sinn ergab.

      »Unser Klub


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