Goldstück-Variationen. Michael Klonovsky

Goldstück-Variationen - Michael Klonovsky


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braucht dafür viele »multilaterale Organisationen«, auch da wird der Steuerzahler einspringen müssen, außerdem »Fortschritt bei der Partnerschaft mit Afrika« – mir ist bei meinen Champagnerbädern ganz entgangen, dass wir eine Partnerschaft mit Afrika haben, ich bin natürlich entschieden dagegen –, und wir (!) müssen (!) »die große Menschheitsherausforderung Klimaschutz« annehmen, damit auch der zivilreligiöse Aspekt nicht ganz unters Pult fällt bei dieser wirklich sehr großen, sehr eschatologischen Rede.

      »Alle diese Fragen sind national nicht zu lösen.« Nein, aber vielleicht in Kooperation mit den anderen Nationen? Welches Gremium soll den Nationalstaat ablösen und statt seiner den Rechtsstaat und die Innere Sicherheit, die einzigen Aufgaben eines gesunden, nicht hypertrophierten Staates, garantieren? Diese vergaunerte Brüsseler EU etwa, die ihren Mitgliedern den Bräunungsgrad von Pommes frites vorschreibt, die Saugleistung ihrer Staubsauger, die Krümmung ihrer Gurken, die Wärmedauer ihrer Kaffeemaschinen? Nun, mit dieser Petitesse kann sich Angela I. in einer eminent großen Rede nicht beschäftigen.

      »Europa braucht eine gemeinsame Entwicklungspolitik.« Ist denn noch nicht genug europäisches Steuergeld in den Taschen korrupter afrikanischer Despoten verschwunden? Das einzige, was Afrika von den Europäern brauchen kann, sind Investitionen, und zwar nicht staatliche, sondern wirtschaftliche. Nur keine Politik! Was Europa seinerseits braucht, ist ein klares Signal nach Afrika: Ihr seid ein riesiger Erdteil, die Natur gibt euch alles, helft euch selbst, wir werden bei euch investieren, wir werden mit euch Handel treiben, ihr könnt als Touristen zu uns kommen, aber demografisch können wir euch nicht helfen, was allein daran zu erkennen ist, dass die anderthalb oder zwei Millionen, die bei uns eine veritable Krise auslösen, auf eurem Erdteil in weniger als einem Monat nachgeboren werden. Für Einwanderer ziehen wir die Zugbrücken hoch, uns wird es allmählich zu eng. Die australische Lösung also. Wer immer sie anbietet, den werde zumindest ich bis ans Ende meiner Tage wählen.

      Doch unverdrossen weiter mit der großen Rede der Sonnen- und Klimakanzlerin. »Wir glauben, dass Abschottung uns nicht weiterführt.« Wer ist »wir«? Beate Baumann und der Tauber? Und wer glaubt das Gegenteil? Schottet sich jemand ab, der seine Haustür abschließt? Wer auf dieser Welt außer Nordkorea schottet sich tatsächlich ab? Sachsen? Die Rechtspopulisten? Will die AfD den Waren- und Nachrichtenverkehr einschränken? Wollen die Rechtspopulisten den Tourismus limitieren? Fremdsprachen verbieten? Doch auf einmal will Frau Merkel selber abschotten: »Wir müssen die europäischen Außengrenzen schützen«, erklärte sie. Das sagt die Dame, die um die zwei Millionen illegale Grenzübertritte legalisieren und mit Familiennachzug belohnen will – kann sich noch jemand erinnern, auf wessen Kosten?

      »Seit der chinesischen Mauer, seit dem römischen Reich wissen wir: Reine Abschottung hilft nicht, um Grenzen zu schützen.« Nein, die Grenzen schützen würde bereits genügen. Dieser Satz spricht freilich eher für eine konsequente Merkelsche Abschottung von Geschichtskenntnissen, und das wird zumeist noch schlimmer, wenn sie ihre Ressentiments gegen die Deutschen des 20. Jahrhundert formuliert. Aber das römische Reich, dieses Vielvölkerreich, das vier Jahrhunderte lang der politische, kulturelle, künstlerische, militärische, merkantile, kulinarische Mittelpunkt der Welt war, betrieb »reine Abschottung«? Geht’s noch? Bei den Chinesen wiederum ist ja bekannt, gegen welche höllischen Horden sie ihre Mauer gebaut haben, und man weiß nicht recht, was sie hätten anders machen sollen. Entwicklungshilfe? Wechselseitige Hinrichtungsabkommen? Förderprogramme für mongolische Frauen?

      Doch weiter mit Merkels Imperativ-Stakkato – wenn Sie die häufige und stets begründungsfreie Verwendung der Worte »müssen« und »brauchen« irritiert: Es ist der Ton, in welchem man künftig mit Ihnen reden wird –: »Wir sind mit verantwortlich für die Entwicklung des afrikanischen Kontinents.« Dieser Satz ist eigentlich blanker Rassismus, er heißt in die saloppe Sprache der Grünen Jugend übersetzt: Die Bimbos packen es alleine nicht. Und wieder die Frage: Wer ist »wir«? Also ich nicht und niemand, den ich kenne. Und warum eigentlich? »Wir Europäer haben eine tiefe Schuld gegenüber den Afrikanern wegen des Kolonialismus.« Wie wäre es, Gevatterin, wenn Sie darüber mit ihrem belgischen oder britischen Amtskollegen sprechen? Welche Schuld haben die Polen gegenüber Afrika? Die Ungarn? Die Balten? Die Tschechen? Die Österreicher? Die Schweden? Die Sachsen? Wer solche Sätze ausspricht, plädiert für die moralische Selbstentwaffnung. Wer so etwas sagt, will der Erpressung Tür und Tor öffnen, der will invadiert und ausgebeutet werden. Wie das endet, kann man an den viehischen Morden an weißen Farmern in Südafrika studieren.

      »Wir brauchen eine gemeinsame europäische Verteidigungspolitik.« Klar, eine deutsche gibt es ja nicht mehr, diese Truppe ist nicht mal »bedingt einsatzbereit«, wie ein nur noch bedingt berühmtes Magazin einst kalauerte. Die Frauenverteidigungsministerin, die unter Merkel in dieses Amt geschmierseift wurde, heißt bekanntlich Ursula von der Leyen, und unter ihr ist jene Armee, die über 100 Jahre das Vorbild aller anderen Armeen dieser Erde gewesen ist, endgültig zum Gespött der echten Militärs geworden. Geht niemandem die Komik einer solchen Forderung aus dem Munde dieser eminent großen Rednerin auf?

      »Wir brauchen eine gemeinsame europäische Außenpolitik.« Wir brauchen am besten ein in allem gemeinsames und gleichgemachtes Europa. So redet eine Person, die nicht in Kulturen, Traditionen, Mentalitäten, gewachsenen Strukturen und Institutionen denkt – das sind die eigentlichen Ressourcen des Landes, wo sie herkommt und Kanzlerin ist –, sondern in von irgendwelchen Menschen gefüllten Räumen, wo sich neue Technologien etablieren müssen, wo Technokraten lose Einzelne bequem regieren, bevormunden und über immer neue Steuern ausplündern können, wohin man Wanderbewegungen leitet und wo man am besten alles durcheinander wirft und mischt, das wird schon funktionieren, und wenn nicht, dann ist es eben nicht mehr ihr Land. Man sollte überhaupt einmal die Frage aufwerfen, warum deutsche Politiker beharrlich die Interessen von nichtdeutschen Staatsbürgern vertreten zu dürfen meinen, woher diese Dreistigkeit kommt, den eigenen Leuten in die Taschen zu greifen und das Geld an Fremde zu verteilen. Diese Großschwätzerin des Globalismus und des Universalimus ist in Wirklichkeit ein politischer Zauberlehrling des Partikularismus. Wenn sie Pech hat, aber das interessiert die Nachkommenlose nicht, deren Gene aussterben werden, wird sie eines Tages als die Wegbereiterin der Tribalisierung jenes Landes gelten, wo sie Kanzlerin war und den Globalismus predigte. Und was die gemeinsame europäische Verteidigungspolitik betrifft: Auf phantasievollen Webforen diskutiert man längst, ob dermaleinst die Polen einmarschieren werden, um Deutschland vom Chaos zu befreien und zu befrieden, oder ob es vielleicht doch Russen und Amis übernehmen. Oder gar niemand. Selber können sie es gewiss nicht.

      »Je besser es zuhause in unseren Ländern gelingt, Spaltungen zu überwinden, desto besser auch die mulitlaterale … blablabla.« Morgen kommt Trump nach Davos. Mit schlotternden Knien naht er der geschlossenen Phalanx der bzw. einiger Europäer.

      Noch zum Vorigen: »More than 1,000 private jet flights have been delivering globalist elites to the World Economic Forum (WEF) in Davos, where attendees are discussing — among other topics — the ›major threat‹ of climate change«, meldet die Presse; dafür haben diese schönen Seelen aber beflissen applaudiert, als sich Merkel gegen die Rechtspopulisten erklärte, die das Klima viel mehr vergiften als der wirtschaftliche Jetset.

       28. Januar

      Auf Befehl der Liebsten Teilnahme am Semperopernball in Dresden. Ambivalente Eindrücke. Eigentlich eine reizende Veranstaltung. Wenn sich tausend Frauen in Abendkleider und tausend Männern in Smoking oder Frack hüllen, um miteinander Walzer zu tanzen, ist das eine löbliche Unternehmung. Zumal Hunderte noch auf dem Vorplatz bis weit nach Mitternacht mittanzten, zuletzt, als ein unbarmherziger Dauerregen eingesetzt hatte, unter Schirmen, ein pittoresker Anblick: immer je ein Paar und ein Schirm drehten sich im Scheinwerferlicht unter Regenschauern im Kreise … Rein ästhetisch war das Level hoch, viel höher, als ich erwartet hatte; die meisten Mädels und Damen trugen geschmackvolle Kleider, kaum ein Gesicht war von Botox entstellt, ganz anders als ich es von Bogenhausener und Grünwalder Schickeriaschachteln kenne, und die Herren, die es ohnehin leichter haben, erschienen (mit Ausnahme der allzeit fröhlichen Pfeife Johannes B. Kerner) formell gekleidet. Mein Favorit war ein kahlköpfiger ungefähr Endfünfziger,


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