Goldstück-Variationen. Michael Klonovsky
die inzwischen fast schon zweihundert Jahre alte Prognose. Nun zu einem Exempel ihres Vollzugs. Martin Sellner, der Chef der identitären Bewegung, von der wir lesen, dass sie ganz furchtbar sein soll, aber mir ist keine einzige Gewalttat dieser Leute gegen Leib und Leben von anderen bekannt wie etwa bei der Antifa, ist als bürgerliche Existenz binnen weniger Tage ausgemerzt worden: Linksfaschisten haben sein Auto angezündet, drei Banken haben seine Konten gekündigt, Twitter, YouTube und Facebook haben sein Profil gelöscht, Amazon hat sein Buch aus dem Sortiment genommen. Dergleichen geschieht ohne jede Begründung. Feile Lumpen in den Medien haben den Aktivisten monatelang ohne jedes Maß verunglimpft und zur Jagd freigegeben, und nun beschweigen sie mit dem inneren Frohlocken des versetzten Sadisten die soziale Vernichtung eines jungen Mannes, dem keine Straftat zur Last gelegt werden kann und auch sonst kein Delikt oberhalb der Nichtbefolgung von Gleichschritt und Maulkorbpflicht. Dass die Nazi-Mentalität inzwischen mit amerikanischen Weltkonzernen kooperieren darf, ist eine Schande für das land of the free, aber wahrscheinlich nur ein Anfang. Das einzige, was hier helfen kann, sind die Kräfte des freien Marktes.
So sieht es auch der Exkommunizierte, der erstaunlich optimistisch ist und ein schönes Beispiel dafür abgibt, was sich hinter dem von Feiglingen und Opportunisten gekaperten Terminus »Zivilcourage« eigentlich verbirgt.
19. Januar
In einer Rede zur »Denkmalkultur in Deutschland« im September 2016 sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters: »Dass nach 1990, als das wiedervereinte Deutschland seine Rolle in Europa und der Welt vorsichtig neu definierte, das lang umstrittene Holocaust-Mahnmal (…) zum bedeutendsten Denkmal in Berlin wurde, das hat für sich genommen schon hohe Symbolkraft. Neil MacGregor hat anhand dieses Beispiels auf eine Besonderheit deutscher Denkmalkultur aufmerksam gemacht. Er kenne, schrieb er im Buch zu seiner Ausstellung ›Deutschland. Erinnerungen einer Nation‹, er kenne ›kein anderes Land, das in der Mitte seiner Hauptstadt ein Mahnmal der eigenen Schande errichtet hätte.‹ Als eine weitere Besonderheit deutscher Denkmalkultur scheint sich nun mit dem vorläufigen Aus für ein Freiheitsund Einheitsdenkmal das Unvermögen herauszukristallisieren, prägenden freudigen und hoffnungsvollen historischen Ereignissen und Entwicklungen ein Denkmal zu setzen.«
Die Entfernung von Ernst Moritz Arndt aus dem Namen der Universität Greifswald ist ein weiteres Beispiel dafür, dass Abstimmungen vom Establishment bei Bedarf für obsolet erklärt werden, wenn sie nicht die erwünschten Mehrheiten ergeben haben. Im Dezember hatten in einer internen Umfrage 49 Prozent der Professoren, Hochschulmitarbeiter und Studenten für die Beibehaltung des Namens gestimmt. 34 Prozent waren dagegen. 15 Prozent der Teilnehmer gaben an, beide Namen seien für sie gleichermaßen akzeptabel, der Rest enthielt sich. Doch die Charakternaturen im Senat der Hochschule entschieden anders: Von 35 Senatoren stimmten 27 für die Umbenennung, acht dagegen.
Ein Mitarbeiter eines Wasserwerkes in einer thüringischen Kleinstadt hat mir erzählt, dass der Wasserverbrauch des dortigen Asylantenheims exorbitant hoch sei. Im Grunde ist das leicht zu verstehen, manche der in unsere wasserreiche Weltgegend vorgestoßenen Wüstensöhne und Savannenbrüder werden wegen der unbegrenzten Verfügbarkeit des bei ihnen eher raren Gutes in helles Entzücken geraten und sich zu temporären Hydromanen wandeln, zumal es sie ja nichts kostet (und seien wir mal ehrlich: Die meisten Deutschen würden doch auch mit dem Wasser aasen, wenn es gratis wäre).
Was mir, um beharrlich mein Lieblingsthema zu traktieren, die Frage abnötigt, wie es mit jenen angeblich von »uns« zu integrierenden anderthalb bis zwei Millionen Neumitbürgern unter dem Blickwinkel ihres grünen Fußabdrucks ausschaut. Trennen sie alle brav ihren Müll? Bringen sie die Flaschen zu dem einen Container und werfen die Plastikverpackungen in den anderen? Benutzen sie die Biotonne – und die Toiletten nicht als Mülleimer? Sparen sie Strom und Heizkosten? Essen sie wenig Fleisch? Nehmen sie vorwiegend einheimische und fair gehandelte Produkte zu sich? Träumen sie davon, zeitlebens auf öffentliche Verkehrsmittel und ggfs. Fahrräder umzusteigen? Fragen über Fragen …
24. Januar
Überall ist Letztes.
Ein Freund leidet an einer mysteriösen Nervenerkrankung und muss nach ärztlichem Ratschluss auf Alkoholika verzichten, was dem Whisky-Zechpartner eine reizende Anekdote entlockte: Ein Winzer wird mit einer akuten Sehschwäche beim Arzt vorstellig. Der Doktor erkundigt sich: »Nun einmal Hand aufs Herz, wieviel Wein trinken Sie am Tag?« So um die vier Liter, erklärt der Weinbauer. Da werde er sich wohl erheblich einschränken müssen, mahnt der Arzt, sonst drohe ihm ein weiterer Verlust der Sehkraft, vielleicht sogar die Erblindung. »Ach wissen Sie, Herr Doktor«, versetzt der wackere Winzersmann, »gesehen habe ich in meinem Leben genug, aber getrunken noch lange nicht.«
Erinnern Sie sich noch an die westweltweite Empörung, als Donald Trump das Schreckenswort »shithole country« über die Lippen ließ? Nichts illustriert den Grad der öffentlichen Verlogenheit eindrucksvoller als der Dauereinsatz der ehrenamtlichen Gesinnungspolizei gegen Worte bei völliger Gleichgültigkeit gegenüber den Zuständen. Über den Einsatz einer karitativen Organisation in Haiti ist zu lesen:
»Ihr Pendeln zwischen dem Kinderkrankenhaus St. Damian in Tabarre als ihrem Einsatzort und ihrem Übernachtungscamp sei nur unter lückenloser bewaffneter Bewachung von Tür zu Tür möglich gewesen. Die Fenster der Busse seien sogar geschwärzt, um keinen Einblick auf die Hautfarbe der Fahrgäste zuzulassen. Immer wieder würden Menschen in ihrem Auto während der Fahrt von Überholern erschossen, ausgeraubt und weggeworfen. (…) Dank Spendengeldern war es möglich, 15 erschossenen, teilweise aufgeschlitzten Kindern, die in einem ausrangierten Bus aufgefunden worden waren, wenigstens ein gemeinsames Erdloch zu ersparen und in einzelnen Pappsärgen eine Bestattung zu geben. Im General Hospital hatte man die Leichname von Babys tiefgefroren, damit sie am Silvestertag beerdigt werden konnten.«
Wahrscheinlich hat der böse Donald sogar untertrieben. Aber nein: Trump hat Jehova gesagt! Trump hat Jehova gesagt! Steinigt ihn!
Apropos Trump. Ein Jahr ist er im Amt, und ich kann mich nicht entsinnen, einen einzigen positiven Satz über ihn in den Wahrheits- und Qualitätsmedien gelesen oder erlauscht zu haben. Ich verehre und bewundere diesen Mann grenzenlos. Trump hat die Heuchelei in der Politik beendet und sagt einfach, was er meint. Er ist eine Mischung aus Parsifal und Rienzi. Er hält seine politischen Versprechen. Er macht eine vernünftige Wirtschaftspolitik. Er holt Jobs nach Amerika zurück. Er hat die Einwanderung stark reduziert. Er hat Merkel so behandelt, wie es ihr gebührt. Seine Reden sind glänzend. Aber am meisten beneide ich ihn dafür, dass er den Hass der Journalisten – was eine Mehrheit der Journalisten hasst, ist fast immer lobenswert –, der Schauspieler, der geisteswissenschaftlichen Fakultäten, der Modemacher, der Neocons, der Transatlantiker, der Wall Street-Gauner sowie der globalen Linksschickeria auf sich vereint. Dieser Kerl hat wirklich Mumm. – Man lässt im Gespräch mit einem Unbekannten seinen Namen fallen und weiß drei Sekunden später, ob sich eine Fortsetzung der Unterhaltung lohnt. Wie freue ich mich auf seine Wiederwahl!
Die Buntheit erreicht immer mehr Klassenzimmer. Auf der Webseite des Aufklärungs- und Rechtleitungskanals Kika können die Schüler jetzt mit Hilfe eines Memory-Spiels testen, wie gut sie über die verschiedene Form der Brüste ihrer Mitschülerinnen, Lehrerinnen, Mütter, Omas, Kanzlerinnen und Tanten Bescheid wissen. »Glockenform«, »Tropfenform« (mein Favorit!), »die längliche Brust«, die »Ost-West-Brust« (die hat nichts mit Ost-Mädels zu tun, die in den Westen ausgewandert sind, sondern mit einer solchen hat