Goldstück-Variationen. Michael Klonovsky
sogar ihre eigene konfession, die ihnen bei der distinktion half … immerhin kam es damals entlang der zugangsroute der goten, hunnen und awaren ins italische kernland zur gründung von venedig, von verzweifelten längerdortlebenden in den sümpfen auf pfahlhäuser gerammt und so vor den wasserscheuen barbaren geschützt. ob es auch heute in entlegenen wäldern oder lagunen zu einer solchen kulturtat kommen kann? ein paar ingenieure mit rudimentären kenntnissen eines hiesigen fachhochschuldstudiums müssten immerhin überleben …
ich hoffe, Sie verzeihen mir meine kleine anmerkung, sie ist nicht besserwisserisch gemeint, aber seit ich den großartigen, naturgemäß nicht ins deutsche übersetzten historiker alessandro barbero mit gleich zwei büchern über die donauzuwanderung des späten 4. jahrhunderts rezipiert habe, ist es mir ein anliegen, dieses wissen deutschen freunden und bekannten nicht vorzuenthalten …«
Aus einem Urteil des OLG Koblenz, 1. Senat für Familiensachen:
»Zwar hat sich der Betroffene durch seine unerlaubte Einreise in die Bundesrepublik nach §§ 95 Abs. 1 Nr. 3, 14 Abs. 1 Nr. 1, 2 AufenthG strafbar gemacht. (…) Die rechtsstaatliche Ordnung in der Bundesrepublik ist in diesem Bereich jedoch seit rund eineinhalb Jahren außer Kraft gesetzt und die illegale Einreise ins Bundesgebiet wird momentan de facto nicht mehr strafrechtlich verfolgt.«
Ein erstaunliches Dokument sozusagen richterlich beglaubigten Landesverrats.
15. Januar
Heute feiert – so will ich doch hoffen – Günter Maschke seinen 75. Geburtstag. Der gebürtige Erfurter ist einer der bedeutendsten Köpfe, die dieses Land nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs hervorgebracht hat, was auf den ersten Blick in einem gewissen Widerspruch zu seinem lediglich esoterischen Ruhm und zur fehlenden Würdigung des Jubilars stehen mag, auf den zweiten Blick ist es schon recht; manche Instrumente klingen in engen und klebrigen Resonanzräumen einfach nicht.
Maschkes Biographie ist geronnene deutsche Nachkriegsgeschichte: Als Adoptivkind kam er von Mitteldeutschland nach Trier, 1960 trat er in die illegale KPD ein, heiratete die Schwester von Gudrun Ensslin, studierte Philosophie bei Ernst Bloch, schloss sich der »Subversiven Aktion« Tübingen und danach dem SDS an, verweigerte den Wehrdienst und entzog sich einer drohenden Verhaftung durch die Ausreise zuerst nach Österreich und schließlich nach Kuba, wo er politisches Asyl erhielt. Der reale Sozialismus ernüchterte ihn, er äußerte offen Kritik und wurde schließlich aus Castros Zuckerrohrparadies ausgewiesen. Er kehrte in die Bundesrepublik zurück und verbüßte eine einjährige Haftstrafe wegen Fahnenflucht in Landsberg. Später lehrte er als Dozent an der Marineschule von La Punta (Peru) Theorie und Strategie der Partisanenbekämpfung und nahm selber an Gefechten gegen den Sendero Luminoso (»Leuchtender Pfad«) teil. Sowohl bei der kubanischen Miliz als auch bei der Marineinfanterie in Peru »ging es weniger ängstlich, ging es freier zu« als in Deutschland, resümierte er später, denn: »Aus einem verzagten Hintern kommt kein fröhlicher Furz – und der Hintern war im demokratischen Deutschland verzagter als im totalitären Cuba und im autoritären Peru.«
Eine Zeitlang war Maschke freier Mitarbeiter der Frankfurter Allgemeinen, wo bekanntlich die verklemmten Popos längst das Sagen haben, und mit aller Folgerichtigkeit endete sein Aufenthalt dort aufgrund unerwünschter Ansichten. »Nach einer publizistischen Kontroverse mit Jürgen Habermas schied Maschke 1985 aus der FAZ-Mitarbeit aus«, liest man auf Wikipedia; tatsächlich wurde er ebenso hinausgeworfen wie aus Kuba (wo die Militärpolizisten dem Dissidenten bei dessen Abtransport zum Flughafen immerhin noch eine Lebewohl-Zigarre in die Hemdbrusttasche steckten, worauf bei einem Rausschmiss im stilabholden Deutschland niemand kommen würde), und zwar weil er sich zu positiv über Carl Schmitt geäußert hatte. Heute gilt der linke Renegat als bester und belesenster Kenner des schwefelumschwafelten Staatsrechtlers (Maschke: »Zuweilen weht mich der Verdacht an, daß ich mich dummgelesen habe«). Beiseite gesprochen: Es gehört zu den bemerkenswerten Phänomenen dieser Republik, dass nach Kontroversen mit Herrn Habermas immer Karrieren endeten und Reputationen ruiniert waren; an der Brillanz der Argumente des Transzendentaldemokraten lag es nicht. Über dessen »Theorie des kommunikativen Handelns« befand der Verstoßene lakonisch, es sei der Mühe nicht wert, sich mit einer Theorie zu befassen, die jeden Tag durch die Abendnachrichten bequem widerlegt werde.
Von der radikalen Linken wechselte Maschke zu den gemäßigten Rechten. Er übersetzte Donoso Cortes und Gómez Dávila ins Deutsche und publizierte vor allem zu staats- und völkerrechtlichen Themen, und zwar immer in einem blendenden, beißenden Stil. Seine Generationen-Essay »Die Verschwörung der Flakhelfer« etwa beginnt mit dem Satz: »Die Bundesrepublik, halb ordentlicher Industriehof, halb Naherholungszone mit regelmäßig entleertem Papierkorb, dieses handtuchbreite Restland, dessen Bewohner nach Harmlosigkeit gieren, ist zugleich das Land, in dem jeder zum Verfassungsfeind des anderen werden kann.«
Auf die heutige Linke, »die UNESCO-Linken mit ihrem rührend kindlichen Menschenbild«, blickt der einstige Revoluzzer mit Geringschätzung. »Angesichts ihrer heutigen theoretischen Anämie muß sie ihren lächerlichen Aufkläricht als Aufklärung verkaufen, ihre Zerstörung der Bildung als Bildungspolitik, ihr faible für ›humanitäre Aktionen‹ – gleich Imperialismus – als Friedenspolitik, ihre so brachiale wie seichte Umerziehung als Befreiung usw. Die klassische Hoch-Aufklärung war ein extrem skeptisches, elitäres Unternehmen (…) Solcher Realismus fehlt den heutigen naßforschen Vulgarisatoren völlig. Der realistische Blick auf den Menschen, das Erkenne-die-Lage und Rechne-mit-den-Beständen, damit aber die Vernunft – das sind Dinge, die doch weit eher auf der Rechten zu finden sind. Was sind hundert Seiten Habermas gegenüber einer Seite Hobbes oder Gehlen? Wer klärt da auf?«
Auf die Frage »Glauben Sie an Gott?« hat er vor ein paar Sündenjährchen geantwortet: »Nicht immer, aber oft. Hemingway antwortete einmal auf diese Frage: ›Sometimes at night.‹ Man entdeckt, meist schockhaft, was für ein Dummkopf und Feigling man ist, wie kleinmütig, rachsüchtig, heuchlerisch, zur Liebe unfähig man ist. Zu derlei Gedanken sind Nächte besonders geeignet. Das Leben besteht aus grauenvollen, absurden Bruchstücken, und man denkt darüber nach, was Er fragen wird an jenem Tage: ›Günter Maschke, was hast du getan?‹ ›Ich habe zwei bis drei gute Aufsätze geschrieben und ansonsten das Meer gepflügt, aber selbst das ohne Fleiß!‹ Das wird noch meine positivste Antwort sein.«
Dem Herrgott galt übrigens auch der erste Satz, den ich von ihm zu hören bekam. Er lautete: »Ich glaube, dass Gott raucht.« Mögen ihm die Zigaretten und der Wein auch heute munden!
»Guten Abend, Herr Klonovsky, ich gestatte mir, Ihren sehr pauschal geratenen Hinweis auf den ›durchschnittlichen IQ von deutlich unter 100‹ (bei den aktuellen Einwanderern; Acta diurna von gestern – M.K.) mit meinen Quellen etwas zu konkretisieren, wobei ich mich auf muslimische und afrikanische ›shit-hole countries‹ begrenze:
Land | CA | IQ |
Bahrain | 84 | 81 |
Botswana | 74 | 71 |
Ägypten | 81 | 83 |
Indonesien | 82 | 87 |
Iran | 83 | 84 |
Kuwait | 76 | 87 |
Marokko | 71 | 84 |
Oman | 81 |
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