Zwischen Gartenbau und Gartenkunst: Gärtner und Gartengestalter in Wien und Umgebung 1918–1945. Erika Karner
Bände darunter einer über Österreich, bisher sind drei Bände (Italien, Schweiz, Spanien) erschienen. Der österreichische Band wird hier sehnsüchtig erwartet, da die einzige vorliegende diesbezüglich Publikation aus dem Jahre 1996 stammt und die darin enthaltenen Informationen zu Nachlässen nicht mehr aktuell sind.9
In den letzten Jahren fanden vermehrt international besetzte Symposien, Konferenzen und Kongresse statt, die sich mit dem Themenkreis Gärtner, Gartenbau und Gartenkunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts befassten. Beispiele dafür sind Veranstaltungen wie:
„Modernism in Landscape Architecture 1890–1940“10: 2008 veranstaltet vom Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) der Leibnitz Universität Hannover in enger Kooperation mit dem Center for Advanced Studies in the Visual Arts (CASVA) der national Gallery of Art, Washington D.C. und der Stiftung Bauhaus Dessau. Diese Tagung wurde in zwei Teilen – jeweils zwei Tage Washington und Hannover im Abstand von sieben Monaten – abgehalten. Der englischsprachige Tagungsband erschien 2015 und umfasst 12 Beiträge mit unterschiedlichen Betrachtungen der Themen Landschaftsarchitektur und Moderne welche die Entwicklungen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Europa, Lateinamerika und Nordamerika nachzeichnen.
„Natur und Landschaftswahrnehmung in deutschsprachiger jüdischer und christlicher Literatur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“11: wurde ebenfalls 2008 vom Franz Rosenzweig Minerva Research Center for German-Jewish Literature and Cultural History, der Hebrew University of Jerusalem und dem Van Leer Jerusalem Institute in Jerusalem ausgerichtet. Der diesbezügliche Tagungsband erschien 2010 als Band 7 der CGL-Studies. Dieses Symposium war eine Fortsetzung des bereits 2006 in vom CGL der Leibnitz Universität Hannover organisierten und auf dem Gelände des ehemaligen Israelitischen Gartenbauschule Ahlem abgehaltenen Symposiums „Gärten und Parks im Leben der jüdischen Bevölkerung nach 1933“. Die Tagungsbeiträge wurden im gleichnamigen Band 5 der CGL-Studies 2008 publiziert.
„Kunst-Garten-Kultur“12: diese Tagung eröffnete Perspektiven auf die gartenkulturelle Forschung im 21. Jahrhundert. Der veröffentlichte Tagungsband enthält 15 Beiträge welche sich mit der Vielfältigkeit und Interdisziplinarität des Gartenthemas befassen wie „künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Garten als Objekt interdisziplinärer Forschung, mit der Gartenkunst im Spannungsfeld der benachbarten schönen Künste, mit der Gartenkultur als Ausdruck gesellschaftlicher Strömungen und politischer Instrumentalisierung sowie mit dem Garten als Spiegel kultureller Sehnsüchte und Zuschreibungen“13.
„Zwischen Jägerzaun und Größenwahn. Freiraumgestaltung in Deutschland 1933 – 1945“14: dieses Symposium wurde anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Landesverbandes Bayern Nord e.V. der DGGL im Jubiläumsjahr 125 Jahre Bundesverband DGGL 2012 in Nürnberg abgehalten und beschäftigte sich mit verschiedenen Aspekten der Freiraumplanung in der NS-Zeit. Der Tagungsband dazu erschien ebenfalls 2012. Zum Themenbereich, NS-Zeit und wie mit ihren bauwerklichen Hinterlassenschaften denkmalpflegerisch umgehen, fand 2014 die Tagung „Unter der Grasnarbe – Freiraumgestaltung in Niedersachsen während der NS-Diktatur als denkmalpflegerisches Thema“ statt. Der Tagungsbericht erschien 2015 als Band 45 der Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen.
Auch Frauen rückten immer stärken in den Focus der Forschung. Das Netzwerk „Frauen in der Geschichte der Gartenkultur“ leistet hier mit Konferenzen und Vernetzungstreffen Pionierarbeit und Anke Scherkhan veröffentlichte bereits 2000 ihre Ergebnisse zu den gärtnerischen Ausbildungsmöglichkeiten von Frauen in Deutschland. Im englischsprachigen Raum, speziell in den Vereinigten Staaten gab es in den letzten Jahren eine Reihe an Publikationen zum Thema Frauen und ihre Rolle Landschaftsplanung/Gartenarchitektur (Dümpelmann 2015, Herrington 2015 und 2014, Major, 2013, Miller 2013, Nolin 2015, Way 2015) sodass sich jetzt ein klareres Bild über deren Einfluss und Wirken ergibt.
In Deutschland gibt es, anders als in Österreich, bedeutende Forschungseinrichtungen für den Bereich Gartenkunst. Etwa das Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) an der Leibnitz-Universität in Hannover. Dort werden neben der Forschungstätigkeit auch Ausstellungen, Vorträge, Tagungen und Symposien veranstaltet und in der Buchreihe „CGL-Studies“ Forschungsergebnisse zur Geschichte der Gartenkunst und Landschaftsarchitektur veröffentlicht.15 So publizierte das CGL beispielsweise 2005 drei Beiträge zum Themenbereich „Gartenarchitektur und Moderne in Deutschland im frühen 20. Jahrhundert“, 2008 das umfassende Werk „Gärten und Parks im Leben der jüdischen Bevölkerung nach 1933“ oder 2012 die Ergebnisse der Tagung „Zwischen Jägerzaun und Größenwahn“. Inzwischen liegen 23 Bänder der CGL-Studies vor.
Ein anderes Beispiel für gezielte Forschungsförderung zur Gartenkunst in Deutschland ist die 2005 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf von der Stadt Düsseldorf gestiftete Juniorprofessur für Gartenkunst. Mit dieser Stiftung konnte ein Lehr- und Forschungsschwerpunkt Gartenkunstgeschichte etabliert werden.16 Dr. Stefan Schweizer, der erste Inhaber dieser Stiftungsprofessur, veröffentlichte beispielsweise 2009 in Kooperation mit dem Verein „Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas e.V.“ und Studierenden der Universität eine Biographiensammlung von Landschaftsarchitekten und Gartenkünstlern die im Rhein- und Maasland ab dem 16. Jahrhundert wirkten.17 Nur kurze Zeit später, 2012, publizierte er gemeinsam mit Sascha Winter, „Gartenkunst in Deutschland. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart“, ein umfassendes Werk über Gartenkunst in Deutschland.
Wie internationale Zusammenarbeit funktionieren kann ist am Beispiel der von der Comission Landscape an Urban Horticultur der International Society for Horticultural Sciences (ISHS) veranstalteten Konferenzen „International Conference on Landscape and Urban Horticultur“ ersichtlich. 2009, auf der zweiten diesbezüglichen Tagung, die in Bologna stattfand, nahmen beispielsweise über 200 Teilnehmer aus mehr als 40 Ländern teil.18 Diese Konferenzen führen zu intensivem Austausch zwischen Forschern aus aller Welt. Die sechste Konferenz findet 2016 in Athen statt.19
Um das Bild abzurunden, sei als herausragende außereuropäische Forschungseinrichtung, die sich mit „Garden Landscape Studies“ der postgradualen Erforschung gartenkultureller Themen widmet, das zur Havard University gehörende Dumbarton Oaks in Washington D.C. erwähnt. Durch die großzügige Spende des Ehepaares Bliss an die Havard University in den 1940, steht ihr ehemaliges Anwesen nun ForscherInnen aus aller Welt und unterschiedlichsten Disziplinen – nicht nur gartenbaulichen – als Arbeitsstätte zur Verfügung.20 Das quartalsweise erscheinende Magazin „Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes“ herausgegeben von der „University of Pennsylvania (USA)“, gibt zudem einen guten Überblick über aktuelle internationale Forschungen zu diesem Themenbereich.
1.4 Quellen
Einen Teil der Datengrundlage bildete Archivmaterial aus den Beständen des Österreichischen Staatsarchivs und des Wiener Stadt- und Landesarchivs. Quellenkritische Schwierigkeiten gab es bei der Auswertung der hier vorgefundenen Gau- und NS-Registrierungsakten. Dabei war zu beachten, dass es sich bei beiden Aktenbeständen um subjektive Angaben der Betroffenen oder sie beschreibender Auskunftspersonen handelte. Dementsprechend war der Kontext der Aussagen