Now and then. Ella C. Schenk

Now and then - Ella C. Schenk


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Kreise über mein Kreuz zeichnete.

      Ich kuschelte mich noch enger an ihn, was ihm ein Lachen entlockte. Höchst ungern löste ich mich von meinem Lieblingsplatz - seiner Halsmulde - und sah in seine wundervollen grünen Augen.

      „Verrätst du mir, was so witzig ist?“

      Er rutschte ein wenig zurück und setzte einen gequälten Gesichtsausdruck auf.

      „Ich habe mich nur gerade gefragt, was dein Dad wohl mit mir machen würde, wenn er wüsste, dass wir so gar nicht mehr nur Freunde sind.“

      „Oh, wahrscheinlich würde er dich einsperren lassen.“

      Seine Stirn runzelte sich nachdenklich. „Ja … ja, das liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Ich denke, wir behalten es noch ein paar Wochen für uns. Um unser beider Väter Willen.“

      „Da bin ich ganz deiner Meinung.“ Meine Lider wurden immer schwerer, und so nuschelte ich nur mehr in seine Richtung: „Ich will nicht, dass du morgen wieder abreist. Ich werde dich schrecklich vermissen.“

      „Ich dich auch, aber du weißt ja …“

      „Ja, ich weiß. Du wirst dafür mal ein hervorragender Anwalt werden. Auch wenn ich dich jede Sekunde, die du in England bist, vermisse. Aber ich verstehe dich. Hätte ich Harrold als Vater, dann würde ich auch so weit weg wie möglich studieren. Und egal was er auch sagt, ich bin stolz auf dich. Vergiss das nie.“

      Danach beugte er sich zu mir herunter und streifte meine Lippen mit seinen.

      „Du sagst es. So habe ich ihn wenigstens in Oxford drei Jahre lang nicht an der Backe. Aber ob ich jemals Anwalt werde, sei dahingestellt. Ehrlich gesagt bin ich mir manchmal nicht mehr sicher, ob ich das will.“ Er küsste meine Mundwinkel. „Aber eines weiß ich zu tausend Prozent: Ich liebe dich, Olivia Jefferson. Vergiss das nie.“

      Hoffnung – ein kniffliges Wort.

      Einerseits so voller positiver Erwartung,

      andererseits spült es alles mit sich fort.

      Ein Gefühl, welches Schreck, Angst und Zorn mag verbannen.

      Doch wenn es schwindet, kann dich die Dunkelheit übermannen.

      Ein Wort, welches den Abgrund kennt,

      sowie die Leiter, die dich von diesem trennt.

      Ein schmaler Streifen zwischen Leben und dem Tod.

      Hauchzart verschiebbar, so bring ihn ins Lot.

      Olivia

      Wie von selbst wanderte meine von der Kälte versteifte Hand zu meiner Unterlippe. Die ziepte ziemlich, was immer dann vorkam, wenn ich zu viel nachdachte. Dann neigte ich nämlich dazu, meine Unterlippe mit den Schneidezähnen derart zu malträtieren, als wäre sie eine Karamellstange. Ich griff in meine braune Tasche und holte eine Pflegecreme hervor.

      Vorsichtig tupfte ich sie auf, und lehnte mich anschließend erschöpft zurück, um nochmal kurz in den wohligen wärmenden Wellen der Sonne aufzutanken. Wie gerne würde ich mich dem friedvollen Rascheln der letzten losen Blätter hingeben und den erdigen Duft tief in mich aufsaugen, doch dahin war es mit meiner Konzentration.

      Zur Krönung des Ganzen fing mein Handy wieder an zu vibrieren. Mit einem flauen Gefühl im Magen zog ich es aus meiner Hosentasche hervor und wusste instinktiv, bereits bevor ich es auf dem Display sah, wer mich versuchte zu erreichen. Wieder einmal.

      Ich nahm nicht ab.

      Stattdessen steckte ich es ohne Umschweife in meine Lederjacke und erhob mich etwas ungalant von dem Baumstamm. Kurz schwankte ich bedrohlich nach links, doch ich fing mich wieder, bevor ich unfreiwillig den Boden küsste.

      Manchmal glaubte ich, ich besaß keine ausgereiften Innenohren, denn meine Begabung umzukippen, war gigantisch. Ich klopfte meine Kleidung von den kleinen erdigen Steinchen ab, und machte mich mit meinem fast leeren Kaffeebecher auf den Weg nach Hause.

      Ich zweigte von den mit Wolkenkratzern umgebenen Geschäftsvierteln ab und schlängelte mich durch enge verzweigte Gassen, bis ich endlich vor unserem Nachbarn, Kats Coffee & Crime, stand.

      Genüsslich atmete ich den würzigen und zugleich herben Geruch ein, der wie eine Duftwolke vor dem Geschäft schwebte. Kein Wunder, ging doch alle drei Sekunden jemand ein und aus.

      Ich schlenderte auf die riesige Glastür zu, auf der groß das Logo von Jackson & Jefferson prangte. Harries, der Portier, öffnete für mich mit einer ausholenden Armbewegung die Tür. Ich nickte ihm dankend zu und ging Richtung Lift, der sich nur ein paar Meter vom Eingang entfernt befand. Mein Blick schweifte dabei nach links in die gigantische, mit weißem Marmor ausgelegte Empfangshalle der Kanzlei. Beinahe alle drei Meter befand sich eine einladende schwarze Couch mit kleinen Glastischchen, die so sehr glänzten, dass es für mich einem Verbrechen gleichkäme, sie anzufassen. Doch das war lediglich meine Meinung, denn dutzende Kunden hatten dort ihre Unterlagen, Kaffeetassen und kleine Snacks abgestellt. Soweit ich es erkennen konnte, war kein Platz unbesetzt. Automatisch sah ich zum anderen Ende des Raumes, wo sich ein aus weißem Stein gemeißelter Bartresen befand. Linda - die Barista - hatte alle Hände voll zu tun, das konnte ich sofort erkennen. Mit der einen hantierte sie an der Kaffeemaschine herum, mit der anderen legte sie ein Sandwich zurecht.

      Die Arme. Dad soll noch eine zweite Hilfe einstellen, bevor die Gute noch einen Herzinfarkt kriegt.

      Ich wandte mich wieder dem großen silbernen Lift zu und drückte „P“ für Penthouse.

      Wartend schnellte mein Blick zurück in die Halle und blieb an der mittig vom Raum abgehenden prachtvollen Wendeltreppe hängen.

      Sie führte auf eine imposante Galerie, von der die Hauptbüros abgingen. Mich durchfuhr ein Schreck, als mich ein willkommenes Gesicht von oben herab anlächelte. Rosa - die gute Seele der Kanzlei - winkte mir mit ihren von der Arthritis geplagten Händen zu. Ich hob ebenfalls meine Hand, fragte mich jedoch zugleich, wie sie da mit ihren zwei künstlichen Hüftgelenken raufgekommen war, geschweige denn, wie sie da wieder runterkommen wollte. Verblüfft schaute ich von der Wendeltreppe zum unbesetzten Empfangstresen hinab, und wieder zu ihr zurück.

      Doch mein Fragezeichen im Kopf verpuffte, als Harrold auftauchte, seine schmierige Hand in ihre legte und sie langsam hinunterführte. Glücklicherweise ertönte in diesem Moment das „Ping“ und ich flüchtete in die vier stählernen Wände, die mich nach oben brachten.

      Wenn es nicht unbedingt sein musste, versuchte ich, Dads Firmenpartner aus dem Weg zu gehen. Was jedoch nicht sonderlich einfach war, da er einerseits einen Stock tiefer wohnte, andererseits Elizas, Jons und Remys Dad war, und zudem auch ein alter Freund der Familie.

      Oben angekommen marschierte ich den langen, mit beigem Teppich ausgelegten Flur entlang, um zu unserer Wohnungstür zu gelangen. Doch bevor ich eintrat, huschte mein Blick automatisch nach rechts, zum unteren Eck der Mauer. Tat er immer. Und dort standen sie.

      Fünf Namen.

      Fünf verschnörkelte Namen, welche sich in meine Netzhaut fraßen wie Säure.

      Olivia, Jon, Remy, Eliza, Joey.

      Doch Joey war kaum mehr zu erkennen, da die Versuche, den Namen „wegzustreichen“, Spuren hinterlassen hatten. Ebenso wie das kleine Herz zwischen meinem und Jons Namen.

      Rasch schlüpfte ich aus meinen Boots und drückte die Klinke heftiger als normal herunter.

      In unserem hellen Wohn-Essbereich war es still.

      An meiner Unterlippe nagend ging ich nach links, tapste an unserer Holzküche vorbei, um zu Dads Büro und Bibliothek zu gelangen. Doch ich fand ihn nicht.

      So drehte ich um, und warf einen Blick in den privaten Wohnbereich meiner Eltern, aber auch hier konnte ich kein Geräusch vernehmen.

      Wahrscheinlich arbeitet er noch.

      Etwas


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