Now and then. Ella C. Schenk

Now and then - Ella C. Schenk


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das wollen wir doch nicht.“ Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und gab ihm einen hauchzarten Kuss.

      „Jetzt! Los! Sofort!“

      Jon nahm meine Hand und grinsend folgten wir dem Lärm hinunter in den ersten Stock. Auf der schmalen Treppe, die die Wohnhäuser verband, staute sich bereits der Geruch von schwitzenden Menschenmassen.

      „Sag mal, wen hast du denn alles eingeladen?“

      „Na, die Üblichen halt. Die Leute aus der Mannschaft, von der High School und noch ein paar neue Kumpels aus Oxford, die den Flug nur für meine legendäre Party auf sich genommen haben. Die muss ich dir übrigens unbedingt noch vorstellen!“

      Ja, sofern man die in dieser Ansammlung jemals findet, dann bitte.

      Wir quetschten uns anfänglich durch. Doch als die Gäste sahen, wer vorbei wollte, machten sie automatisch Platz. Es war wie in der High School. Kaum betrat der Co-Captain der Eishockeymannschaft den Raum, bekamen die meisten große Augen inklusive Sabbermünder und wichen zur Seite. Kein Scherz.

      Ich kräuselte die Lippen, als wir an einer hüstelnden Mädelsschar vorbeigingen. In Momenten wie diesen konnte ich es kaum erwarten, Jon offiziell als meinen Freund zu betiteln. Wenigstens hätte ich dann eine Ausrede, wenn ich denen in Zukunft die Augen auskratzen sollte.

      Und mir juckte es auch schon in den Fingern, als ich sah, wie sich unser Ex-Cheerleaderhäschen Cameron anzüglich bei Jons Anblick die Lippen leckte.

      Baahhh die blöde Kuh! Und heute sieht sie auch noch aus, als wäre sie meine Zwillingsschwester!

       Ich drückte seine Hand anscheinend eine Spur zu fest, denn er drehte sich lächelnd, dennoch mit einem fragenden Blick, um. Meine Augen waren zu Schlitzen verengt, als meine tödlichen Blicke zwischen ihm und Cam hin und her huschten. Er folgte ihnen.

      „Vergiss sie, Liv. Das ist doch schon Jahre her.“

      Trotzdem konnte ich mich noch gut daran erinnern, als die zwei so einige Dates hatten. Es war meine persönliche Hölle auf Erden gewesen, die mich noch immer im Griff hatte, kaum dass ich daran zurückdachte. Ich zog meine Hand zurück und verschränkte bockig die Oberarme.

      „Was macht die überhaupt hier?“

      Er zuckte mit den Achseln. „Was weiß ich. Ich habe sie jedenfalls nicht eingeladen. Das schwöre ich dir.“ Seine Augenbrauen wurden zu einer strengen Linie, als er nochmal in ihre Richtung sah. „Weißt du was? Du hast recht. Sie taxiert mich geradezu. Und das ziemlich … ich werde sie einfach bitten zu gehen.“ Räuspernd wollte er sich schon abwenden, doch ich stellte mich ihm in den Weg.

      Seine Worte und der leicht panische Blick gaben meiner Eifersucht eine kalte Dusche, und ich legte meine Hände versöhnlich auf seine aufgepolsterten Schultern.

      „Nein, schon gut. Ich habe mal wieder … überreagiert. Lass uns einfach weitergehen.“ Und wie auf Kommando wurden wir auch schon von weiteren ankommenden Gästen aus dem langen Flur ins dumpf beleuchtete Wohnzimmer gedrängt.

      Hier stockte es aufgrund einer wild tanzenden Menge noch mehr - zu unglaublich lauter Musik. Mein Blick schweifte über bunte, glitzernde bemalte Gesichter. Doch schlussendlich blieb er an der Decke bei dem mit tausend kleinen Steinchen verzierten Kronleuchter hängen. Auch er vibrierte im Takt der Musik. Ob das gut gehen würde?

      Unsicher zog ich an Jons Cape, doch bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte, tauchten zwei rote Wuschelköpfe in meinem Augenwinkel auf. Einmal groß und sportlich, und einmal etwas kleiner und kompakter.

      „Heeee Leute! Geile Party, Mann!“ Die Zwillinge klopften ihrem Ex-Co-Captain bewundernd auf die Schulter.

      „Mase, Jer. Hey Jungs!“ Jon freute sich sichtlich, seine zwei ehemaligen Stürmer zu sehen. „Seit wann seid ihr hier?“

      „Seit gut einer Stunde. Wir haben dich überall gesucht. Du bist wirklich ein schlechter Gastgeber!“

      „Jaja. Ich habe Liv abgeholt.“

      Jer wandte sich mir zu und griff sogleich um meine Mitte.

      „Dann ist es natürlich entschuldigt.“ Soweit ich es riechen konnte, hatte er bereits eine anständige Fahne.

      Ich versuchte etwas von ihm abzurücken, doch er fasste nur noch fester zu, was Unbehagen in mir hochkommen ließ.

      „Wie viel hast du denn schon intus, Jer?“ Ich musste mein Gesicht von ihm abwenden, da sein Atem so streng nach Hochprozentigem roch.

      Er zuckte mit den Schultern und nuschelte: „Keine Ahnung.“ Plötzlich kam er mir so nahe, dass ich seine Lippen an meinem Ohr spürte. „Weißt du, du siehst aus wie sie.“

      Sofort versteifte ich mich. Ich wusste, auf wen er anspielte, und mir blieb die Luft weg, sodass ich es zuließ, dass er meine Wange mit seiner Hand umfasste.

      Jon befreite mich aus Jers Klammergriff und stieß ihn anschließend einen Tick zu heftig von mir weg.

      „Was soll das, Mann? Lass die Finger von ihr! Wie oft soll ich dir das noch sagen?“

      Seine Hände formten sich zu Fäusten und er plusterte sich auf. Jer wankte kurz, doch als er sich wieder im Griff hatte, war auch sein Gesichtsausdruck alles andere als freundlich.

      Mase und ich wechselten einen alarmierten Blick und nickten uns kaum merklich zu.

      Ich stellte mich vor Jon, während Mase Jer von uns abschirmte.

      „Beruhige dich, Jon. Er meint es nicht so.“

      Er senkte den Kopf zu meinem hinab. „Doch. Er fasst dich bei jeder Gelegenheit an. Das macht mich wahnsinnig.“

      „Weil er nicht weiß, dass wir zusammen sind. Keiner weiß es.“

      „Dann ändere ich das hier und jetzt. Komm mit.“

      Er zog an meinem Arm, doch ich hielt ihn zurück.

      „Jon … er macht es nur deshalb, weil ich Joey so ähnlich sehe. Er sagt es mir jedes Mal, wenn er betrunken ist. Dass ich ihn an sie erinnere.“

      Er hielt inne. „Wieso sagst du mir das erst jetzt?“ Sein Gesichtsausdruck wurde leicht anklagend.

      „Weil ich doch nicht wusste, dass es dich so sehr aufregt. Ich … ach verdammt.“

      Er seufzte.

      Nach ein paar Sekunden und weiteren Anremplern von anderen Gästen ging Jon zu den Brüdern und klopfte beiden fest auf die Schulter. Ich verstand nicht, was er zu ihnen sagte, doch auf den Gesichtern der Jungs legte sich eine Mischung aus Erleichterung und Erwarten. Jon wandte sich mit einem kleinen Lächeln zu mir: „Wäre es in Ordnung, wenn ich die Zwei kurz in die Küche begleite?“

      „Du meinst zum Bierfass?“

      Er legte seinen Kopf schief und grinste nun spitzbübisch.

      „Na los, haut ab! Ich suche mal Lizzy.“ Ich winkte ihm und den zwei verkleideten Pumuckeln zu, wobei Jer mir ein verkniffenes Lächeln zuwarf, welches ich erwiderte. Als sie weg waren, machte ich mich auf den Weg in den Wintergarten.

      Je näher ich diesem kam, desto schrillere Discotöne hallten mir entgegen. Wenn, dann würde ich meine beste Freundin garantiert hier finden. Und … Bingo. Ihre langen, glatt geföhnten blonden Haare wehten um ihr elfenhaftes, seidiges Kleid. Kurz war ich neidisch, dass ich ihr mein ursprüngliches Kostüm geliehen hatte. Doch dieses Gefühl währte nicht lange, da es ihr wirklich außerordentlich gut stand.

      Schmunzelnd setzte ich bereits den ersten Schritt auf sie zu, als mich jemand am Arm zurückhielt.

      Ich schaute über meine Schulter und mein Herz sackte mir in die Hose. Nicht vor Schreck, sondern vor Mitleid.

      Remy stand vor mir.

      Mit schwarzem Anzug, blauer Krawatte und Aktenkoffer. Wenn man ihn nicht kannte, könnte man glauben, es wäre vielleicht eine Verkleidung.

      „Remy


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