Now and then. Ella C. Schenk

Now and then - Ella C. Schenk


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oben bis unten, wobei sein Blick etwas zu lange auf meinen Brüsten verharrte. Ich tat zwar so, als würde ich es nicht bemerken, ging dennoch einen kleinen Schritt rückwärts.

      „Ja, was soll´s. Eigentlich wollte ich ja als Fee gehen, aber nun ja … Lizzy auch.“ Achselzuckend warf ich einen Blick auf seinen Aktenkoffer und fuhr fort: „Hast du bis jetzt gearbeitet?“

      Er fuhr sich mit der freien Hand durch sein blondes strubbeliges Haar und nickte. „Ja, aber passt schon.“

      Tat es nicht. Er wirkte sowas von ausgelaugt.

      „Wie kommst du mit dem Lernen voran? Jon erzählte, du besuchst mehrere Vertiefungskurse?“

      „Ja das stimmt. Ich hoffe, ich komme in den Weihnachtsfeiertagen vermehrt dazu. Zurzeit lässt mir Dads Kanzlei keinen Freiraum dafür.“

      Als er dies sagte, stachen mir seine dunklen Augenringe mehr denn je entgegen.

      „Ach, du schaffst das bestimmt, Remy. Bei deinem guten Schnitt im letzten Jahr!“ Ich klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Du und Jon, ihr werdet die Firma bestimmt mal übernehmen. Da bin ich mir sicher.“

      Doch anscheinend war dies die falsche Wortwahl, denn Remys Gesichtsausdruck wechselte plötzlich von müde zu wütend. „Ja, das ist der Plan. Aber zuerst muss unser Goldjunge die paar Jährchen auf dieser Schickimicki Uni schaffen. Und dafür wäre es durchaus sinnvoll, nicht ständig zwischen England und New York hin und her zu fliegen. Vor allem wenn es nur um ein Wochenende, oder besser gesagt, um eine Party geht. Das ist einfach lächerlich.“

      Und da war er wieder. Dieser scharfe Unterton in seiner Stimme. Seit Jon es auf eine Eliteuni geschafft hatte, war mir, als fühlte sich Remy in den Schatten gedrängt. Die ersten Male dachte ich, dass ich mich vielleicht geirrt hatte. Doch da war auch dieser verbitterte Blick, der mir meine Antwort gab. Irgendetwas war da im Busch.

      Klar, es war alles andere als einfach, als erster Sprössling von Mr. Jackson aufzuwachsen. Trotz guter Noten und zusätzlicher Arbeit in der Firma schien es einfach nie genug zu sein. Remy tat sich prinzipiell in allem ein bisschen schwerer als Jon, und das ließ sein Vater ihn spüren.

      Offenbar verlor ich mich in Gedanken, denn er schnipste ein paar Mal vor meiner Nase.

      Ich schüttelte meinen als Katze geschminkten Kopf und antwortete: „Sorry, bin mit meinen Gedanken wohl gerade abgeschweift.“

      „Kein Ding. Aber darf ich dich um eines bitten?“ Er beugte sich ganz nah an mich heran.

      „Lass diesen mitleidigen Blick, okay?“ Dieser Satz kam ziemlich spitz und abfällig über seine Lippen.

      Ein wenig überrumpelt schaute ich angespannt in seine verdunkelten Augen. Ich blinzelte und blinzelte, doch sein Starren hielt mich gefangen. Langsam stolperte ich ein paar Schritte zurück und prallte gegen etwas. Nein, jemanden. Ich blinzelte erneut, und dieser starke Sog zwischen uns war vorbei.

      Gott sei Dank.

      Vertraute, starke Arme schlangen sich um meinen Bauch und Jon legte seinen Kopf auf meine rechte Schulter.

      Remy musterte uns. Als Jon kurz sein Gesicht in meinem Nacken versteckte, blähten sich Remys Nasenflügel ein paar Mal und seine Augen folgten jeder von seinen Bewegungen. Wieso auch immer, ich fühlte mich plötzlich so unwohl, dass ich mich künstlich kichernd aus Jons Griff herauswand.

      „Na, kleiner Bruder? Heute etwas anhänglich?“

      Jon warf mir einen belustigten Blick zu und klatschte dann Remys Hand ab, welche er ihm hinhielt.

      „Tja, was soll ich sagen, Großer? Superhelden fühlen sich vereint am wohlsten.“

      Remy lächelte daraufhin knapp.

      „Willst du was trinken, Remy?“

      „Nein danke, Batman, ich mache mich mal auf den Weg in den ersten Stock. Muss morgen früh raus.“

      „Ja genau, als könntest du bei diesem Lärm schlafen!“

      Remy wog seinen Kopf zuerst nach links, dann nach rechts. „Auch wieder wahr. Ich nehme an, es gibt heuer wieder ein Bierfass?“

      „Klar, was glaubst du denn?“

      Remy setzte ein gefährliches Grinsen auf. „Dann verschwinde ich mal in die Küche.“ Er tätschelte Jon bei seinem Abgang noch einmal die Schulter und verlautete leise: „Dann lasse ich euch Turteltauben mal allein.“

      Und wieder bohrte sich sein Blick unangenehm in mich, wenn auch nur kurz.

      Mir wurde abwechselnd heiß und kalt und ich nahm noch einen Schritt Abstand: „Ach was, wir und … pff, doch nie im Leben!“ Dann verschränkte ich meine Arme vor dem Oberkörper und fing an, an meiner Unterlippe zu kauen.

      Remy rauschte mit hochgezogenen Augenbrauen davon.

      Unsicher und nervös zugleich, lehnte ich mich mit dem Rücken an den Türrahmen, und versuchte mich so klein wie möglich zu machen. Ich spürte Jons Blicke wie Lava auf mir, doch trotzdem, oder gerade deswegen, wich ich ihm aus.

      Auf einmal legte sich zuerst eine Hand auf meine linke Flanke, dann auf meine rechte. 1,90m drückten mich geradezu in den Türrahmen. Nun war ich also eingesperrt - in Batmans Käfig höchstpersönlich. Mir stieg die Röte ins Gesicht, als ich seinen verletzten Blick sah.

      „Was, meine Liebe, war das denn gerade?“

      „Äh …“ Ich senkte meine Lider. „Keine Ahnung?“

      „Sag mal, kriegst du jetzt Torschlusspanik, oder was?“

      Ruckartig hob ich wieder meinen Kopf, da mein Bauch mehrmals „Nein“ schrie. „Was? Niemals! Um Gottes Willen! Das … das war blöd von mir, ich …“

      Er unterbrach mich. „Gut! Denn ich werde dich heute vor allen Leuten anschmachten.“ Er warf mir einen anzüglichen Blick zu. „… berühren …“ Seine rechte Hand wanderte zu meiner heißen Wange. „… und küssen …“ Er stupste meine Nasenspitze mit seinen vollen Lippen an. „… wo und wann ich will.“

      Okay. Damit war ich einverstanden.

      Dann stieß er sich blitzschnell von mir ab und zog mich mit sich ins Wohnzimmer.

      „Aber fürs erste“, seine Hände legten sich um meine Oberarme, kaum dass wir mitten in der tanzenden Masse waren, „will ich mit dir einen Tango wagen.“

      Ich lachte auf. „Tango? Sicher, dass du weißt, wie der geht?“

      Er rollte mit den Augen. „Natürlich. Ist doch ein Kinderspiel.“

      Nach gefühlten zwei Stunden absolutem Nicht–Tango fühlte ich mich dehydriert und sehnte mich nach einem Getränk. Jon schien es gleich zu ergehen, denn er formte stumm mit seinem Mund das Wort „Küche“ und deutete mit seinem Zeigefinger auf uns. Ich nickte mehrmals und er verschwand.

      „Na? Wem träumst du denn so hinterher?“

      Ertappt drehte ich mich einmal fast um meine eigene Achse.

      Eliza schmunzelte mir entgegen und ich brach in schallendes Gelächter aus.

      „Lizzy, du hast ungefähr eine Tonne Glitzer im Gesicht. Sieht echt zum Schießen aus!“

      „Waaas?“ Da fing sie auch schon an, sich wild über die Wangen und die Haare zu streichen.

      Ich griff nach ihren Händen. „Nicht, das macht es nur noch schlimmer. Warte mal, ich mache das.“

      Ich zog meinen langen schwarzen Ärmel über meine Hand und wischte ihr erstmal quer über die Wangen, dann um die Mundpartie. Doch es half nichts, das Glitzer klebte wie eine zweite Haut an ihr.

      Ich versuchte, mir ein weiteres Grinsen zu verkneifen und fragte stattdessen: „Wie ist denn das ganze Zeug von deinem Haar in dein Gesicht gekommen?“

      „Na, ich habe mit Ted getanzt! Du weißt schon, der …“


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