Now and then. Ella C. Schenk
krachte es laut und Eliza schob sich lachend in den Raum. Und sie war nicht allein. Hinter ihr erkannte ich Ted, und der schwankte bedrohlich. Das Grinsen verging Eliza jedoch schlagartig, als sie zuerst in mein, dann in Aarons, und zu guter Letzt in Jons Gesicht sah.
Ihre Augenbrauen zogen sich zu einer schmalen Linie zusammen und sie begann mit ihren Lippen bereits den ersten Laut zu formen, als Cameron plötzlich zu schreien begann und uns alle aus der Schockstarre riss.
Jon und Aaron setzten sich rasant in Bewegung, und hockten sich neben sie. Es war ein Bild des Grauens. Was immer hier vorgefallen war, es bedurfte weiterer Hilfe.
Ich tat das Erstbeste, was mir einfiel, und rief zu Eliza: „Ruf einen Krankenwagen!“ Kaum hatte ich diese Worte in den Raum geschleudert, sprang Jon auf und schüttelte den Kopf.
„Nein. Sie ist nicht verletzt. Wir brauchen Dad. Eliza, hol ihn. Sofort!“
Dein wundervolles Herz, dein friedliches Sein.
Dein gütiger Geist, so unfassbar rein.
Dein bezauberndes Lachen, dein funkelndes Strahlen.
Du bist es!
Ein zauberhaftes Wesen,
mit keinem Geld der Welt zu bezahlen.
Olivia
Ich zuckte vor lauter Schreck zusammen und stolperte gleichzeitig ein paar Meter zurück Richtung Hausmauer. Auch dem Taxifahrer, auf den ich zuvor zusteuerte, fiel sein rauchender Glimmstängel höchst unelegant aus der Hand. Das Auto, welches den ohrenbetäubenden Lärm verursacht hatte, fuhr in einem Affentempo die Gerade vor uns entlang, um die nächste Biegung erneut quietschend in Angriff zu nehmen.
Trotz der Dunkelheit und der Schnelligkeit dieses Teufelsgefährts sah ich, dass es sich um einen roten, tiefgelegten Sportwagen handelte. Leise fluchend schüttelte ich den Kopf.
Auch der Taxifahrer schien meiner Meinung zu sein, denn er schrie dem Raser etwas nicht ganz Jugendfreies hinterher.
Mit wackeligen Beinen steuerte ich auf ihn zu und ließ mich nach Hause chauffieren.
Ping.
Ich begab mich in den Lift, holte den Hausschlüssel aus meiner Tasche hervor und drückte die Taste „P“. Die Türen schlossen sich und ich schüttelte meinen Oberkörper ein paar Mal heftig durch.
Ich hasste es, das riesige dunkle Foyer abends allein betreten zu müssen. Jeder meiner Schritte hallte um das Tausendfache zurück, und die mir unendlich vorkommende Schwärze ließ Unbehagen in mir aufkommen.
Oben angekommen, ging ich im Laufschritt auf unsere Eingangstür zu und schloss sie eilig auf. Ein hell erleuchteter Wohn-Essbereich, sowie ein verbrannter Geruch empfingen mich. Etwas, das meinen Panikknopf aktivierte.
Ich strampelte zügig aus einem meiner Stiefel, als es in der Küche laut zischte.
Oje.
Noch mit einem Schuh am Knöchel hängend lief ich los und meine Vermutung bestätigte sich.
„Oh, Dad! Nicht doch!“
Dieser stand am Herd und es wirkte, als würde er mit dem Kochlöffel bewaffnet auf einen unsichtbaren Gegner einschlagen.
„Das Öl, Livvi, das Öl! Ich glaube, es will mich bei lebendigem Leib verbrennen!“
Er warf mir einen verzweifelten Blick zu und ich rollte mit den Augen.
„Dann schalte doch eine Stufe zurück. Das Fleisch brennt ja schon an!“
„Würde ich ja, aber der Touchscreen ist voller heißem Fett!“
„Dann tu doch wenigstens die Pfanne zur Seite!“
„Gute Idee, Kleines! Aber wo sind die Geschirrtücher hin?“
Kopfschüttelnd umrundete ich die kleine Kochinsel und bückte mich unter die Spüle.
„Hier.“ Ich warf ihm die Tücher zu und er fing sie problemlos auf. „Maria hat sie erst letztens frisch gebügelt da reingelegt. Wie übrigens die letzten Jahre auch.“
Er schob die Pfanne gehetzt beiseite und warf mir einen zerknirschten Blick zu. „Ja … aber du weißt ja, die Küche und ich …“
„Ihr seid keine Freunde, schon klar.“
Jetzt grinsten wir beide.
„Wieso kochst du eigentlich etwas? Hat Maria für heute Abend nichts vorbereitet?“
Er legte den Kochlöffel in die Spüle und schaltete den Herd aus. „Sie hat heute früher Schluss gemacht. Rosa ging es am Nachmittag nicht sehr gut. Ihre Arthritis plagt sie sehr zurzeit.“
Ich verstand sowieso nicht, wieso Rosa mit ihren 70 Jahren noch in der Kanzlei aushalf. Sie hatte sich die Rente mehr als verdient.
„Vielleicht sollte sie mal einen Gang zurückschalten. Sie ist doch wirklich nicht mehr die Jüngste.“
„Ja, wem sagst du das? Bin ganz deiner Meinung.“
„Hmm.“ Ich verschränkte die Arme vor meinem Oberkörper. „Vielleicht solltet ihr strenger sein mit ihr. Schließlich geht es hier um ihre Gesundheit.“
Dad verzog das Gesicht. „Ich wüsste nicht, wie ich das anstellen sollte, Olivia. Und wenn ich ehrlich bin, glaube ich auch nicht, dass ich dazu befugt bin.“ Er atmete tief durch. „Sie arbeitet schon so lange für die Kanzlei. Und seit Richard verstorben ist, hängt sie noch mehr an ihr.“
„Ja, das mag sein. Dennoch, nur weil Richard euch die Firma vererbt hat, heißt das nicht, dass ihr es nicht mal versuchen könntet. Mir ist schon klar, dass sie stur ist, doch es geht ihr immer schlechter, das wissen wir alle. Versuche es wenigstens, okay? Ich kann dich dabei auch gerne unterstützen.“
Er kam auf mich zu und legte einen Arm um mich. „Das ist lieb von dir. Aber ich glaube, das wird ein Gespräch zwischen ihr, mir und Mr. Jackson.“
Ich lachte auf. „Wieso sagst du nicht einfach Harrold?“
Er ließ mich los und kratzte sich mit der rechten Hand über den ergrauten Hinterkopf. „Gewohnheit, glaube ich. Gegenüber euch Kindern war er eben immer Mr. Jackson.“
„Ich bin aber kein Kind mehr, Dad. Und auch Joey fand es immer albern, wenn du so förmlich von ihm gesprochen hast. Er ist schließlich Jons, Elizas und Remys Vater.“
Ein wehmütiges Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Wahrscheinlich erinnerte er sich gerade daran, wie sie immer ihren braunen Lockenkopf schüttelte und die Augen überdrehte, wenn er so geschäftlich daherredete. Ich trat zum Herd, nahm die Pfanne und warf die verbrannten Fleischstücke in den Müll.
„Nur aus Neugierde: Was wolltest du eigentlich als Beilage essen?“
Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute er mich zerknirscht an. „Na, Fleisch.“
„Eine Fleisch- und Fleisch-Kombi also? Lecker!“
Daraufhin kam er wieder auf mich zu und zwickte mir leicht in den Oberarm, sodass ich aufquietschte.
„Weißt du was, du Frechdachs? Wie wäre es mit einer Pizza? Hast du Lust?“
Eigentlich war ich noch ziemlich satt, dennoch nickte ich und bestellte beim Lieferservice, nachdem ich mich endlich aus meinem am Knöchel hängenden Stiefel befreit hatte.
Die Pizzen wurden in Windeseile geliefert und es sah so aus, als hätte Dad tagelang nichts gegessen. Er stopfte sich ein Stück nach dem anderen in den Mund. Ich überließ ihm ohne zu Zucken den größten Teil meiner Margherita, die er auch noch verschlang.
Nachdem ich alles weggeräumt hatte, wünschte ich ihm gähnend eine gute Nacht.
Kurz bevor ich in mein