Roses of Love: Band 1 bis 4 der romantischen Young Adult Serie im Sammelband!. Ilka Hauck
er wird mir keine Steilvorlage liefern. Ich betrachte ihn, sein Blick liegt ruhig und herausfordernd auf mir. Und ich kapiere, Danny ist nicht der Typ, der mich auf seinen Armen durch die stürmische See trägt. Er ist der Typ, der mir sagt, dass ich schwimmen kann, mich reinschubst und dabei dicht hinter mir bleibt. Der mich hält und auffängt, wenn ich untergehe. Aber auch nur dann. Ansonsten gibt er mir das Gefühl, stark genug zu sein, um es alleine zu schaffen. Ich blinzele. Es ist eigenartig. Niemand hat mir je dieses Gefühl gegeben. Auch wenn meine Eltern die meiste Zeit nicht für mich da waren und ich deshalb sowieso alles alleine machen musste, waren sie nie damit zufrieden, was ich geschafft hatte. Sie hielten mich klein. Immer. Ich kann nicht mal sagen, wie ich darauf komme, dass Danny so tickt, aber ich weiß es einfach. Er ist nicht der Prinz, der alles von seiner Prinzessin fernhalten will. Er ist der, der hinter ihr steht und ihr die Hand reicht, wenn sie strauchelt. Und sie in diesem Fall fürsorglich und beschützend über den Abgrund trägt. Aber ansonsten lässt er sie alleine laufen, weil er weiß, dass sie es kann. Ich muss schmunzeln. Mein Prinz mit der großen Klappe, dem sexy Lächeln und den Schokoladenaugen. Ich senke den Kopf. Er ist nicht mein Prinz und nicht mein Danny. Ich bin einfach nur ein dämliches Huhn. Und doch höre ich mich sagen: „Du hast recht, es liegt nicht am Blow Job. Da gibt’s so einiges. Aber darüber möchte ich nicht reden.“
Ich fühle seinen Blick auf mir ruhen.
„War klar.“
Ich sehe ihn empört an.
„Ach ja? Warum?“
Er grinst spöttisch.
„Weil du so bist, Sommerröschen. Du haust lieber ab, als dich etwas Unangenehmem zu stellen. Als dich mir zu stellen.“
Ich hole tief Luft.
„Das stimmt doch gar nicht. Du kennst mich nicht mal, wieso denkst du, dir solch ein Urteil erlauben zu können?“
Okay, habe ich mir nicht eben auch eins über ihn erlaubt? Habe ich mir nicht sogar schon ziemlich oft eines über ihn erlaubt?
„Wieso ich das denke? Ich habe eine ziemlich gute Menschenkenntnis.“
Er sagt es ganz lässig, und ich muss zugeben, ich glaube es ihm. Danny ist keiner, der sich blenden lässt. Viel lieber blendet er selbst die anderen. Warum ist er mir gegenüber so offen? Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass er solche Gespräche mit anderen Mädchen führt.
Er richtet sich auf und kramt in seiner Jeans. Als er die Zigaretten herauszieht, bin ich mit einem Satz auf den Füßen.
„Vergiss es.“
Ich baue mich vor ihm auf und er sieht mich prüfend von unten an.
„Ich will nicht, dass du hier rauchst. Es ist auch nicht erlaubt.“
Meine Stimme zittert und ich komme mir albern vor. Aber das hier, das ist meine rauchfreie Zone. Es reicht, wenn ich den Qualm in meinen Träumen riechen muss und immer dann, wenn ich der Panik nicht ausweichen kann. Ich will hier keinen Rauch auf meiner Bude.
„Okay.“
Er steckt die Kippen ohne Diskussion wieder weg, was mich verwundert. Ich lasse mich neben ihn aufs Bett sinken und vergrabe das Gesicht in den Händen.
„Danke“, murmele ich.
„Kein Ding.“
Ich fühle seinen Blick auf mir ruhen.
„Ich gehe mal davon aus, dass du nicht mit mir reden willst. Aber falls du doch mal die Eier dafür in der Hose haben solltest, ich bin da. Nur, damit du Bescheid weißt.“
Ich verharre einen Moment, dann hebe ich den Kopf und sehe ihn an.
„Okay“, flüstere ich und weiß selbst nicht, warum, aber ich weiß, er könnte es. Er könnte derjenige sein, der mir aus all dem Elend heraushelfen kann. Weil er eben so ist, wie er ist. Weil er mich mit der Nase in die Scheiße stößt, mir danach beim Aufstehen hilft und mich sauber macht.
„Danke für die Jacke“, füge ich zusammenhanglos hinzu.
„Auch kein Ding. Schmeißt du mich nun raus, jetzt, wo du dein Eigentum zurückhast?“
Dannys Augen funkeln amüsiert und ich muss lächeln.
„Kommt drauf an, wie du dich benimmst.“
„Okay, dann hab ich schlechte Karten.“
Er sagt es so trocken, dass ich lachen muss. Ich mag seinen Humor. Ich sehe ihn an und frage leise: „Hast du mich heimgebracht? Ich kann mich nicht mehr wirklich erinnern. War ich sehr peinlich?“
Sein Blick taucht in meinen.
„Mehr als sonst?“
Ich schnaufe und boxe ihn an den Arm.
„Danny! Ernsthaft jetzt.“
Er grinst und ich fühle wieder dieses heftige Kribbeln im Bauch.
„Nein, du warst sehr, sehr niedlich. Du wolltest im Regen tanzen, hast mir zweimal gesagt, wie gut ich rieche. Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich mich beim nächsten Treffen deshalb mit faulen Eiern einschmiere, was ich jetzt, in Ermangelung ebendieser, nicht gemacht habe.“
Ich werde rot und mir wird heiß. Oh Gott.
„Ich hab dich die Treppen hochgetragen und musste in der Arschtasche deiner Jeans nach deinem Schlüssel kramen. Während du mir dauernd um den Hals gefallen bist. Ach ja, und du hältst mich für den hübschesten Jungen auf der ganzen Welt.“
Ich verberge das Gesicht in den Händen und überlege, wie ich am schnellsten tot umfallen könnte. Warum nur habe ich gefragt? War doch klar, dass er nicht den Gentleman geben und den Mantel des Schweigens über meine Peinlichkeiten breiten würde.
„Pff“, nuschele ich und Danny lacht.
„Sag ich doch, sehr, sehr niedlich.“
Ich hebe den Kopf und funkele ihn an.
„Niedlich? Verarsch mich nicht. Du hast dich doch totgelacht über mich.“
„Warum sollte ich?“
Er sieht mich offen an und ich habe keine Antwort.
„Weil …“
Bei mir klingelt was. Dieses „Weil“ hat mir gestern schon den Ärger mit ihm eingebracht. Weil ich keine Argumente dagegen hatte, warum er mich mögen könnte. Danach bin ich abgehauen und habe mir ein paar Bier hinter die Binde gekippt. Und einen Blow Job. Oh …
„Der Blow Job …“, fange ich an und Danny lacht leise.
„Was ist damit?“
„Das, also, da war nichts, oder?“
Ich sehe ihn an, in seinen Augen blitzt es auf. Etwas, was ich damals im Café schon gesehen habe. Lust. Tief, rau, wild, zärtlich.
„Würde es dir leidtun, wenn etwas gewesen wäre?“
Er kann es natürlich nicht lassen.
„Ich weiß nicht. Sagen wir so, ich erinnere mich gerne an solche Dinge.“
Ich nestele unsicher an meinem Shirt herum. Danny beugt sich zu mir. Nah. Viel zu nah. Er kommt mir andauernd viel zu nah. Die dunkle Schokolade ist verführerisch süß.
„Du erinnerst dich gern an solche Dinge? Das klingt, als ob du damit jede Menge Erfahrung hättest.“
Das Glitzern in seinen Augen ist herausfordernd, spöttisch und doch auf eine merkwürdige Weise sanft.
„Ich? Nein, also, so war das nicht gemeint. Gott, Danny.“
Ich schnaube und versuche, woanders hinzuschauen, was mir nicht gelingt. Sein Blick hält mich fest und ich kann mich nicht von ihm lösen.
„Nein? Gut so.“
Gut so? Was meint er damit jetzt wieder?
„Hm?“