Dr. Brinkmeier Staffel 3 – Arztroman. Sissi Merz

Dr. Brinkmeier Staffel 3 – Arztroman - Sissi Merz


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des Bauern im Wirtschaftshof. Valentin Eggerer sprang heraus und eilte auf Dr. Brinkmeier zu. Er drückte ihm die Hand und meinte überfreundlich: »Sie können nur der Doktor aus Wildenberg sein. Stimmt’s oder hab’ ich recht? Ja, dafür hab’ ich schon ein Naserl. Ich hoff’, Sie hatten eine angenehme Fahrt. Ist ja net so übermäßig weit, net wahr?«

      Max lächelte schmal, die aufgesetzte Freundlichkeit des Bauern war ihm eher unangenehm. Nur um etwas zu sagen, erklärte er: »Ihre Tochter wollte mir gerade den Weg zum Hüttel zeigen.«

      »Die Valerie? Na, so weit kommt es noch.« Valentin lächelte jovial. »Das gehört sich nun wirklich net. Und am End’ landen Sie noch ganz woanders. Den besten Orientierungssinn hat das Madel nämlich net.« Er lachte. »Na, na, das mache ich schon selbst. Kommen Sie nur, Herr Doktor, kommen Sie!«

      Max hätte sich gerne von der Hoftochter verabschiedet, doch diese war schon wieder im Haus verschwunden. Sie wollte in die Küche huschen, als ihr Bruder ihr in der Diele entgegenkam und fragte: »Was hast denn, Valerie? Bist sauer?«

      »Das kann man wohl sagen. Eben ist der Logiergast angekommen. Und der Vater hat mich vor ihm blamiert. Mei, ich halt’ das nimmer lang aus. Er behandelt mich wie einen Deppen.«

      »Nimm’s net so schwer«, riet er ihr. »Wie ist der Logierer denn so? Nett?«

      »Weiß ich nicht, er macht einen ganz sympathischen Eindruck. Aber du wirst ihn ja kennenlernen, er ißt doch bei uns.«

      »Ja, stimmt. So ein bissel frisches Blut kann nix schaden, oder? Vielleicht nimmt der Vater sich dann in den nächsten zwei Wochen mal zusammen.«

      Valerie verzog den Mund. »Schön wär’s, aber ich glaub es net.«

      Valentin Eggerer bestritt das ganze Gespräch, während er den Mediziner aus Wildenberg zur Sennhütte führte. Sehr geschickt fragte er Max aus und freute sich im stillen wie ein Schneekönig, weil seine heimlichen Absichten unter einem guten Stern zu stehen schienen. Als er eine Weile später auf den Hof zurückkehrte, nahm er sofort Valerie beiseite und schärfte ihr ein: »Du bist ganz besonders lieb und nett zu dem Brinkmeier, hörst? Er ist noch einschichtig. Stell’ dir nur vor, was das für eine Partie wäre. So einen Schwiegersohn, denn würde ich mir fei gefallen lassen. Also reiß dich am Riemen, Madel. Und enttäusch’ mich net, hörst?«

      Die Hoftochter wollte widersprechen, aber der Alte hörte ihr gar nicht mehr zu. Er überlegte bereits, wie er den promovierten Wunschschwiegersohn zu seinem geschäftlichen Vorteil nutzen könnte. Valerie wußte nicht, was sie tun sollte.

      »Ich kann doch dem Vater net folgen. Wenn ich diesem Doktor schöne Augen mache, wird der Toni gewiß den Hof verlassen. Er ist eh sauer auf mich. Ach, Mama, ich weiß wirklich nimmer ein noch aus«, beschwerte sie sich bei der Bäuerin.

      Maria Eggerer beschloß daraufhin, einmal ein ernstes Wort mit ihrem Mann zu reden. Sie hatte sich bislang immer vor Valentin gefürchtet. Wenn er anfing zu brüllen, wurde sie ganz starr vor Schreck. In diesem Fall aber ging es schließlich um das Lebensglück ihrer Tochter. Und da wollte die Bäuerin notfalls auch mal über den eigenen Schatten springen. Schlimm genug, daß der Bauer seinen Sohn wie einen Knecht behandelte und in seiner Familie nur seine Untergebenen sah. Wenn er nun auch noch versuchte, Valerie unglücklich zu machen, dann ging das eindeutig zu weit. Der Meinung war Maria jedenfalls.

      Als sie das Arbeitszimmer ihres Mannes betrat, warf dieser ihr nur einen knappen Blick zu. Er saß über der Buchhaltung, und das war eine Beschäftigung, bei der er nicht gestört werden wollte.

      »Valentin, ich muß dir was sagen«, begann die Bäuerin verschämt. Da ihr Mann nicht reagierte, fuhr sie etwas lauter fort: »Du weißt doch, daß die Valerie und der Toni sich gut sind. Wie kannst unserer Tochter da anschaffen, zu unserem Logiergast besonders freundlich zu sein? Ich finde das recht ausgeschamt, wo doch wohl feststeht…«

      »Sapperlott, jetzt hab’ ich mich verrechnet.« Der Bauer musterte seine Frau ärgerlich. »Und du hast dich ebenfalls verrechnet, Maria, wennst dir einbildest, daß ich mir was von dir anschaffen laß’. Was da auf dem Hof passiert, das bestimme immer noch ich. Und es kommt überhaupt net in Frage, daß unsere Tochter einen Knecht heiratet. Das verbiete ich!«

      »Valentin, bitte, hör’ mir mal zu.« Maria schlug nun sanftere Töne an, sie hoffte, endlich einmal wieder zu ihrem Mann vorzudringen. Doch sein Herz war verhärtet.

      »Ich hab’ keine Zeit, also schleich di in deine Kuchel, wo du hingehörst«, knurrte er nur und beachtete sie dann überhaupt nicht mehr. Eine Weile blieb sie noch neben dem Schreibtisch stehen wie eine Bittstellerin. Dann verließ sie leise die Stube und ging hinauf in den ersten Stock zur Kammer ihrer Tochter.

      »Hast mit dem Vater geredet?« wollte diese wissen. Die bekümmerte Miene der Mutter gab ihr bereits Antwort, noch bevor diese erklärte: »Es hat keinen Sinn, dein Vater läßt net vernünftig mit sich reden. Ich sag’ dir, was wir machen: Du kümmerst dich net um das, was er von dir verlangt. Kannst freundlich zu unserem Logiergast sein wie zu allen anderen. Und was den Toni und dich angeht; ihr zwei haltet fest zusammen. Versprichst mir das?«

      »Aber, Mama, was…«

      »Jetzt hörst mir einmal ganz genau zu, Tschapperl: Dein Vater ist ein verstockter und harter Mensch geworden. Er war früher anders, aber es hat keinen Sinn, sich

      darüber noch Gedanken zu machen. Ich gebe es nicht zu, daß du wegen seiner Verbohrtheit und Sturschädeligkeit unglücklich wirst. Wenn ihr es gar nimmer aushaltet hier auf dem Hof, dann gehst fort mit dem Toni. Ich hab’ eine schöne Summe gespart, die soll euer Startkapital sein. Nichts ist mir wichtiger, als daß du dein Glück im Leben findest, Valerie.«

      »Mei, Mama, ich dank’ dir von Herzen. Aber das wird gewiß net nötig sein. Ich will bleiben und mich durchsetzen, auch wenn ich mich fürcht’. Aber der Hof ist mein Daheim. Der Toni und ich, wir werden es schon schaffen.«

      »Ich wünsche es euch von Herzen, Tschapperl. Sollten allerdings alle Stricke reißen, dann kannst auf mich zählen. Ich wollte nur, daß du das weißt…«

      *

      Max Brinkmeier richtete sich derweil in der Sennhütte oberhalb des Eggerer-Hofes häuslich ein. Bald fand er Gefallen an dem urigen Häusel, das doch keinen Komfort vermissen ließ. Und die Umgebung war einfach herrlich.

      Zum Abendessen folgte Max dann dem schmalen Steig, der

      hinunter zum Hof führte. Und dabei schaute er sich aufmerksam um, denn die Sonne ging gerade in gleissenden Rottönen unter. Noch war der Feuerball nicht ganz hinter dem Horizont verschwunden und goß sein warmes Licht über der majestätischen Bergwelt aus. Die Spitzen der umgebenden Berge stachen wie schroffe Kare aus purem Gold in den klaren Himmel. Irgendwo sang melancholisch eine Amsel. Und als er sich dem Hof näherte, war das leise Muhen des Viehs auf den Weiden zu hören. Idyllisch war es, beinahe wie in Wildenberg aber doch wieder anders. Max mußte seinem Vater in Gedanken recht geben; so ein kleiner Ortswechsel tat einem einfach gut. Der Kummer, der das Herz des jungen Arztes recht schwer machte, ließ sich zwar nicht so leicht abstreifen wie ein schmutziges Hemd. Aber in der fremden Umgebung wurde er zumindest von den neuen Eindrücken ein wenig in den Hintergrund gerückt. Und das sah Max bereits als Fortschritt an.

      Wieder war es Valerie Eggerer, die ihn ins Haus ließ und dabei freundlich meinte: »Sie brauchen net allerweil am Klingelstrang zu ziehen, Herr Doktor Brinkmeier. Kommen Sie nur eini, unsere Tür ist eh nie abgeschlossen.«

      »Das werde ich mir merken. Aber ich hab’ eine Bitte: Nennen Sie mich halt Max. Schließlich bin ich da im Urlaub.«

      »Sie sind wohl überarbeitet und möchten eine Weile nix von Ihrem Beruf wissen«, vermutete sie. »Also schön, ich will daran denken. Und jetzt kommen Sie bitt’ schön, das Essen steht schon auf dem Tisch.«

      »Valerie? Wegen heut Mittag; es war mir ein bissel peinlich, wie Ihr Vater Sie einfach beiseite gedrängt hat. Ich hätte mir gerne den Weg zum Hüttel von Ihnen zeigen lassen. Aber Ihr Vater ist wohl ein recht… bestimmender Mensch, oder?«

      Sie


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