Ein guter Junge. Lisa Henry

Ein guter Junge - Lisa Henry


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bekam, wertlos – von Fakes oder Freaks.

      Nun, jetzt musste er den Link anklicken, nicht wahr?

      Diese Nachricht war von ChubbyPig206.

      Hallo ich bin sub 170 cm 180 fund. will dihnen und liebe die ganze nacht blasen. ich bin dein schwein. ich habe ein zihmlich unsicherheitsproplem wegen meinen gewicht und meine mom hat mich geschlagn wen ich zu viel gegesen habe als ich kind war. suche nach einen groben daddy der sich über mein körper lustig macht weil ich zu fet bin. ich kann nie genug schwänze im munt haben also schlag mich wen du ein dicken sklavenjunge demüdigen wilst.

      Derek löschte die Nachricht. Er war definitiv nicht auf der Suche nach einem 180-„fund“ Sklaven zum „demüdigen“. Schon gar nicht einen mit einem „Unsicherheitsproplem“. Nachrichten auf Seiten wie dieser kamen fast nie von stabilen Menschen, die nach einer langfristigen D/s-Beziehung suchten.

      „Sogar ich mag ab und zu einen One-Night-Stand“, hatte Christy einmal zu ihm gesagt.

      Es war nicht so, dass Derek noch nie in einen Lederclub oder auf eine Spielparty gegangen war und eine Szene mit einem Fremden gemacht hatte. Eine unverbindliche Nacht in einem Kerker mit einem gut aussehenden Sub konnte Spaß machen. Aber Derek fand diese Begegnungen weniger befriedigend, als er älter wurde.

      Dereks Mutter fragte sich, ob sie etwas getan hatte, weswegen Derek Spaß daran hatte, „Leute zu schlagen“. Es war schwer, ihr klar zu machen, dass es bei BDSM nicht ums Schlagen ging. Es ging nicht einmal um Schmerz.

      Es ging um das Teilen.

      Es ging um Respekt, Sicherheit und darum, die Grenzen der menschlichen Erfahrung zu erweitern. Mehr als alles andere wollte Derek jemanden finden, der den Lebensstil so sehr liebte wie er selbst, und der intelligent und stabil genug war, um zu wissen, was er wollte und wie er es einfordern konnte. Jemand wie ChubbyPig206 gehörte wahrscheinlich auf die Couch eines Therapeuten, nicht auf eine Spanking-Bank.

      Er hatte schon ein paar längere Beziehungen mit Bälgern gehabt. Er mochte Bälger sehr, fühlte sich wohl mit ihnen, als ob er verstand, woher sie kamen, auch wenn er ihr Verhalten nicht immer guthieß. Er genoss das Gehorsamstraining und hatte die Geduld und das Durchhaltevermögen, mit einem Sub über einen langen Zeitraum zu arbeiten. Aber es war schwer, denn es gab so viele Faktoren, die verhinderten, dass ein Dom und ein Sub zusammenpassten. „Du magst es, versohlt zu werden? Hey, ich mag es, jemanden zu schlagen!“ war selten genug.

      Es machte Sinn, dachte Derek, dass Menschen gerne mit der Machtdynamik spielen. Dass sie sich nach einem Platz im Rudel sehnten, so wie Hunde – er hing zu viel mit Christy herum – und dass sie in Beziehungen Rollen suchten, die ihre Stärken ausspielten. Derek war gut im Inszenieren, sowohl im Schlafzimmer als auch im richtigen Leben. Er war gut darin, Schmerz und Beruhigung zu vermitteln, Anweisungen und Erklärungen zu geben, seine Strenge mit Sanftheit zu mäßigen.

      „Ich hätte nicht gedacht, dass du das magst“, hatte seine Mutter gesagt, als er sich geoutet hatte. „Du bist so nett.“

      Es waren selten die Menschen, von denen man es dachte.

      Dereks Gedanken gingen zu Acton Wagner, der sich im schummrigen Licht des Arbeitszimmers über Landon Moredock beugte.

      Was hatte Wagner mit Landon gemacht?

      Was hatte Landon gewollt, dass Wagner mit ihm machte?

      Und warum interessierte es Derek?

      Landon Moredock ging ihn nichts an.

      Die verdammte Schlampe. Die Vehemenz des Gedankens erschreckte Derek. Verdammter verlogener Mistkerl. Landon wusste, wo das Geld war. Er musste es wissen – der Thronfolger musste wissen, wie man das System betreibt, nicht wahr? Aber er war damit aufgewachsen, dass ihm alles in die Wiege gelegt wurde. Er hatte nie für seinen Lebensunterhalt arbeiten müssen. Er scherte sich einen Dreck um die Leute, die Bauern im Spiel seiner Eltern waren. Wahrscheinlich dachte er nicht mal an sie.

      Das Geld spielte keine Rolle. Es sollte keine Rolle spielen. Aber verdammt noch mal, Geld spielte immer eine Rolle. Für 15.000 hätte man neue Schnittsoftware, Stative, Werbeflächen für das Studio kaufen können. Und die Hypothek hätte sich auch so gut wie erledigt. Und es ging nicht nur um das Geld: Ehrlichkeit war auch wichtig, zumindest für Derek. Es war wichtig, das Richtige zu tun, aber Derek war offensichtlich mit einer besseren Moral aufgewachsen als ein verwöhntes, kleines, reiches Kind, das sich nur besaufen und Sex haben wollte, und zum Teufel mit allen anderen.

      Landon Moredock war ein bequemes Ziel für seine Wut, besonders jetzt, da Derek gesehen hatte, wie er für Acton Wagner die Beine breit machte. Was hatte Landon für Nerven, auf einer Spendengala aufzutauchen, wo er in völlige Ungnade gefallen war, und sich dann für den Gastgeber aufzuspielen?

      Plötzlich fand sich Derek im Fotobetrachter wieder und klickte sich schnell durch die Fotos. Er sah die Aufnahmen, die er gegen Ende des Abends gemacht hatte – zerzauste und stolpernde Menschen. Er klickte weiter, bis er zu dem Foto kam, das er im Arbeitszimmer aufgenommen hatte.

      Sein Mund fiel leicht auf. Fast wollte er etwas zu dem Bild sagen.

      Es war wunderschön.

      Er konnte Acton nicht allzu gut sehen, obwohl er das Profil erkennen konnte, wenn er genau hinsah, denn Acton lehnte sich zur Lampe, zu Landon hin, begann aber gerade, sich zur Kamera zu drehen. Der größte Teil von Landons Körper war dunkel und körnig, wie ein Bild auf einem alten Fernseher. Aber seine Brust und sein Gesicht, wo das Licht hinfiel, waren in Gold getaucht. Seine Lippen waren leicht geöffnet, und er schaute Acton an, sein Ausdruck war fragend, fast sehnsüchtig.

      Für einen Moment erlaubte sich Derek eine Fantasie. Er stellte sich vor, wie Landon ihn so ansah, an ein Bett gefesselt, oder vielleicht nur mit dem Befehl, still zu liegen. Darauf wartend, dass man ihm sagte, was er als Nächstes tun sollte.

      Er blätterte durch ein paar andere Bilder, um sich abzulenken, kam aber kurz darauf zu dem Foto zurück.

      Verdammt, der Junge war hinreißend.

      Er warf einen Blick auf die Uhr. Er hatte fünfzehn Minuten Zeit, um zum Taco Hub zu kommen und Brin und Ferg zu treffen.

      Er schloss das Fotoprogramm mit X und zog die Kamerakarte aus dem Computer. Er steckte sie in seine Brieftasche, da er Angst hatte, sie im Büro zu lassen, bis er herausgefunden hatte, was er mit dem Foto machen sollte. Es würde sicher nicht an Acton oder an die Zeitungen gehen. Aber Derek war auch noch nicht so weit, es zu löschen.

      Er sagte Jodie, er sei in einer Stunde zurück und verließ das Büro.

      ***

      Taco Hub war, gelinde gesagt, enttäuschend.

      Eine Stufe über Fast Food, es gab Tischnischen und jemanden, der kam, um Getränke nachzufüllen. Aber die Speisen sahen beunruhigend verarbeitet aus, und der Raum war voll von lärmenden Kindern und frustrierten Eltern.

      Pappsombreros baumelten über dem Bestellschalter, und aus dem Radio lief spanische Popmusik. NEW ENGLAND’S ORIGINAL AUTHENTIC MEX-PERIENCE, verkündete ein Schild über der Tür.

      „Ich bin in guter Gesellschaft“, verkündete Brin, als er sein Tablett absetzte. Er nickte zwei Kindern zu, die sich gegenseitig durch den Raum jagten. „Das Görenparadies.“

      „Ich weiß nicht, wie du an einen Ort wie diesen kommen kannst“, sagte Derek zu Ferg. „Wenn du sagst: ‚Lass uns essen gehen‘, hoffe ich immer, dass es bedeutet: ‚Komm zu mir nach Hause und ich koche für dich‘. Explodiert dein Chefkoch-Hirn nicht, wenn du Dinge wie Triple Tuna Taco auf einer Speisekarte siehst?“

      Ferg zuckte mit den Schultern und biss in einen Burrito, aus dem leuchtend gelber Käse quoll.

      „Er bekommt in der Arbeit genug ausgefallenes Essen“, sagte Brin. „Weißt du, was er zu Hause macht? Tiefkühlpizza. Fischstäbchen. Und andere Dinge, über die ich nicht sprechen möchte. Ich muss ihn daran erinnern, was Salat ist. Er mag sein Essen, wie er seine Jungs mag – einfach und billig, ohne Wartezeit.“ Brin zerzauste Fergs Haar.


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