Beyond price. Svea Lundberg

Beyond price - Svea Lundberg


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und Jays Saftschorle brachte.

      Ich nahm zwei nippende Schlucke von der Limo – Ingwer-Mango dieses Mal, wie ich vermutete, man wusste vorher nie, was man bekam, weil der Barkeeper täglich aufs Neue nach Lust und Laune mixte –, ehe ich mich an Jay wandte.

      »Denkst du wirklich, dass es Mason darum ging? Dir zu signalisieren, dass du deine Verantwortung abgegeben hättest, indem du dich ficken lässt?«

      »Keine Ahnung. Nein. Wahrscheinlich nicht. Ich sag ja, ich hab überreagiert. Trotzdem … der Dreh war einfach irgendwie … geil, aber merkwürdig.«

      Ich brummte lediglich eine vage Zustimmung, rührte mit dem Strohhalm nachdenklich in meiner Limo. Es irritierte mich, dass ich nichts von dem, was Jay beschrieb, beim Dreh zwischen den beiden wahrgenommen hatte.

      »Was ist mit dir?«, hakte Dale an mich gewandt nach. »Du warst doch beim Dreh dabei. Was meinst du zu Mason?«

      In einer unentschlossenen Geste hob ich die Schultern. »Keine Ahnung. Ich kann nur sagen: Ich fand ihn scheiße heiß.«

      »Wen jetzt?« Dale grinste mich über den Rand seines Limoglases hinweg an. »Den Dreh oder Mason?«

      »Beides«, gab ich unumwunden zu. »Mason. Ich würde mich definitiv von ihm vögeln lassen, auch ohne Kamera neben uns.« ›Und wenn es Devin nicht gäbe … Scheiße, Mann!‹

      »War klar.« Grinsend stieß Jay sein Glas gegen meines, ehe er einen großen Schluck nahm.

      »Warum war das klar?«

      »Weil Mason genau der Typ Mann ist, auf den du abfährst. Nicht unbedingt optisch, meine ich jetzt …«

      Wobei ich ihn optisch offensichtlich beeindruckend genug fand, um ihn sekundenlang anzustarren. Ihn. Und seinen Schwanz.

      »… sondern von seiner Art, zu ficken.«

      Zwar gab ich ein empörtes Schnauben von mir, wusste aber selbst, dass Widerworte zwecklos waren. Zum einen, weil Jay einfach recht hatte, und zum anderen, weil er das auch wusste. Er und ich waren nicht unbedingt supereng miteinander – enger als mit Jay war ich mit Rizzo befreundet –, aber er kannte mich gut genug, um sich zurechtlegen zu können, was mich an Mason reizte. Vielleicht ahnte er sogar, dass ich seine zwiegespaltene Meinung bezüglich Mason wohl schon allein deshalb nicht teilte, weil ich es durchaus genießen würde, mich für ein paar Minuten oder Stunden hingebungsvoll in seine Arme zu begeben.

      Nicht, dass ich mich grundsätzlich irgendwelchen Typen anbot und diese mit mir machen konnten, was sie wollten. Weiß Gott nicht. Aber Fakt war, dass ich es durchaus mochte, wenn sich ein anderer Mann an mir bediente. Es reizte mich, beim Sex das Gefühl zu haben, benutzt zu werden. Aber eben auch nur beim Sex. Und selbst dort mochte ich es nur bis zu einem gewissen Grad. Nur auf eine gewisse Art, die jedoch die meisten Männer, mit denen ich bislang geschlafen hatte, mir nicht hatten bieten können.

      Benutzt zu werden, fühlte sich allzu oft einfach nur schäbig an und hinterließ einen bitteren Nachgeschmack. Dabei gaukelten mir meine Fantasien nur allzu oft vor, dass es auch anders gehen könnte. Dass benutzt zu werden mit so etwas wie Bewunderung einherging.

      Ich träumte davon, benutzt zu werden, weil derjenige mich so sehr wollte und die Kontrolle verlor. Davon, dass derjenige seine Lust an mir auslebte, weil ich ihn dazu brachte, sich in mir zu verlieren. Nicht davon, benutzt zu werden, weil der andere in mir nicht mehr sah als einen willigen Arsch.

      Wenn ich Jays Worten über Mason Glauben schenken konnte, war allerdings fraglich, ob Mason ein solcher Mann sein könnte. Ob ich überhaupt jemals so einen finden würde.

      Devin jedenfalls war keiner von ihnen. Der Sex mit ihm war gut, sehr gut, und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, war Devin mir alles andere als egal. Aber genau das, wovon ich heimlich träumte, gab auch er mir nicht.

      »Wie auch immer«, murmelte ich und schielte zum wiederholten Mal zum Buffet hinüber. Mittlerweile zog der köstliche Duft mongolischer Spezialitäten von dort zu uns herüber. »Lasst uns nicht über Mason debattieren, sondern lieber das Buffet stürmen.«

      Geschlagene zwei Stunden lang futterten wir uns durch sämtliche Angebote des Buffets. Zwischendurch legten wir immer wieder kleine Erholungspausen ein, nur um dann festzustellen, dass vielleicht doch noch ein kleiner Happen in unsere Mägen passen würde. So lange, bis Jay voller Begeisterung in eine der mit Lammfleisch gefüllten Teigtaschen biss, zweimal kaute und dann plötzlich mit angeekelter Miene innehielt. Der Rest der Teigtasche landete auf seinem Teller.

      »Baaah, neee«, nuschelte er mit vollem Mund und kniff die Augen zusammen, »Ende, echt. Ich krieg nichts mehr runter, ohne zu kotzen.« Er griff bereits nach einer der Servietten, doch ich zog das Holzkästchen, in welchem sie steckten, aus seiner Reichweite.

      »Schluck!«

      »Mmmh …«

      »Komm schon, du hast schon Ekligeres geschluckt, ohne zu kotzen.«

      Von gegenüber traf mich ein bitterböser Blick, aus dem Augenwinkel fing ich neben mir Dales Grinsen ein. Jay kaute mit verkniffener Miene, ehe er den Bissen hinunterwürgte.

      »Braver Junge«, raunte Dale ihm zu, seine Stimme dunkel, obwohl ein unterdrücktes Lachen in ihr mitschwang, »Daddy ist stolz auf dich.«

      »Arschloch! Alle beide.«

      Lachend neigte Dale sich zu Jay und drückte ihm einen Kuss auf den Mundwinkel. Ich selbst grinste nur still in mein Limoglas. Beschloss dann allerdings, auch meine letzte gefüllte Teigtasche liegen zu lassen. Sehr schade drum, aber ich befürchtete tatsächlich, zu platzen, wenn ich noch irgendetwas zu mir nahm. Selbst die letzten Schlucke Limo schienen zu viel für meinen Bauch, der protestierend gluckerte.

      »Ich würde dann auch gleich bezahlen«, erklärte ich an die beiden gewandt. »Ich sollte nach Hause. Muss noch ein Modell für die Uni fertigmachen.« Und ich würde beim Rausgehen nicht direkt wieder auf mein Handy schauen, um zu sehen, ob ein gewisser Kerl sich gemeldet hatte.

      »Mhm, wir packen’s auch direkt.«

      »Tun wir?« Jay blinzelte fragend zu Dale. »Ich schaffe unmöglich die paar Schritte bis zur Subway, so vollgefressen wie ich bin.«

      »Dann rolle ich dich eben. Glaub mir, du kannst gleich laufen, wenn ich dir sage, dass zu Hause eine Überraschung auf dich wartet. Oder eher: auf uns.«

      »Ach ja?« Prompt wurde Jay hellhörig und auch ich spitzte die Ohren, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob mich besagte Überraschung irgendetwas anging. Andererseits würde Dale es wohl kaum in meinem Beisein ansprechen, wenn es irgendein Geheimnis war.

      »Was denn?«, hakte Jay nach und klang dabei so ein bisschen wie ein kleiner Junge, der versuchte, seinen Eltern einen Hinweis auf sein Weihnachtsgeschenk zu entlocken. »Heißes Bad? Rückenmassage?«

      »Ich sagte: Überraschung für uns. Was hab ich davon, dir ein Bad einzulassen und dich zu massieren?«

      Jay schnaubte empört, während Dale aus dem Grinsen gar nicht mehr herauszukommen schien.

      »Na ja, vielleicht blase ich dir zum Dank anschließend einen?«

      Typisch Jay! Ich stellte sicher, dass er mein Augenverdrehen sah, ehe ich mich abwandte, um nach der Kellnerin Ausschau zu halten.

      »Hmm … wäre eine Überlegung wert, aber nein.«

      »Jetzt sag schon.«

      »Mail-Post.«

      »Wie, Mail-Post?«

      Ich gab der Kellnerin ein Handzeichen, nachdem ich Blickkontakt zu ihr aufgenommen hatte, und wandte mich dann wieder Jay und Dale zu. Gerade rechtzeitig, um mitzubekommen, wie Dale mit verschwörerischem Lächeln erklärte: »Keith hat mir die ersten Wohnungsexposés geschickt.«

      Jay ließ einen begeisterten Laut vernehmen. Ich indessen unterdrückte das leicht enttäuschte Seufzen. Ich gönnte es den beiden von Herzen, dass sie den Schritt wagen und zusammenziehen würden. In Los Angeles. Dort,


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