Beyond price. Svea Lundberg

Beyond price - Svea Lundberg


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schleuderte mir die Worte regelrecht entgegen. »Was für ein Bullshit. Ich bin es. Ich bin derjenige, der für mich selbst verantwortlich ist. Das heißt nicht, dass ich es nicht schätze, mit einem umsichtigen Top zusammen zu sein. Das heißt nicht, dass sich derjenige, der mich fickt, einfach aus der Verantwortung ziehen kann. Aber es heißt eben auch, dass in erster Linie ich selbst für mich verantwortlich bin. Ich entscheide, was ich mit mir machen lasse und wie.«

      Seine Worte brannten in meinem Inneren. Als ob es so einfach wäre. Als ob Angel jemals die Chance gehabt hätte … »Ach, komm schon, Jayson, als ob du das immer könntest. Als ob die Jungs, die ihre Ärsche hinhalten, das immer könnten.«

      »Ich behaupte nicht, dass jeder es kann. Es gehören immer zwei dazu, Mason. Aber tu nicht so, als seiest du derjenige, der alles dirigiert und ich nur der, der für dich hingehalten hat.«

      »Nein. Nein, das hast du nicht, aber …«

      »Aber was?«

      »Aber es gibt genügend von denen, die genau das tun.« ›Die, die nicht sind wie du. Die nicht in der Lage sind, jemandem wie Steve etwas entgegenzusetzen.‹

      »Ja, die gibt es. Und für die hoffe ich, dass du deine Meinung für dich behältst. Weißt du, Mason, es ist mir scheißegal, was du von mir hältst. Ich weiß, was ich wert bin und dass das ganz sicher nicht davon abhängt, wie ich mich am Set gebe. Aber es gibt Jungs, die sich von einem wie dir verunsichern lassen. Die nicht begreifen, dass hinter deiner vorgeschobenen Fürsorge etwas ganz anderes steckt. Denk über mich, was du willst. Aber tu mir den Gefallen und behandel die anderen Kerle nicht wie bloße Fickstücke, die davon abhängig sind, was du mit ihnen tust.«

      Im ersten Moment wollte ich protestieren. Wollte Jayson sagen, dass es so nicht gemeint gewesen war. Ihn davon überzeugen, dass ich ihn oder überhaupt irgendeinen der Männer, mit denen ich geschlafen und die ich genommen hatte, nicht für wertlos oder willenlos hielt. Denn das tat ich nicht.

      Steve hatte so gedacht. Steve hatte Angel fühlen lassen, dass er nichts wert war.

      Ich wusste, dass nur die wenigsten wie Angel waren. Und vielleicht stimmte es sogar, was Harold immer sagte: »Es war nicht Angels Schuld. Steve allein ist dafür verantwortlich, was er mit dir gemacht hat.«

      Aber wenn die Verantwortung allein bei Steve lag, dann hatte er Angel die Verantwortung für sich selbst aus der Hand genommen. Dann war es genau so, wie Jayson gesagt hatte: Jeder trug die Verantwortung für sich selbst. Und Angel hatte sie weggeworfen.

      Oder hatte Jayson etwas ganz anderes gemeint?

      Ich hatte ihm doch nur das Gefühl geben wollen, bei mir sicher zu sein. Ich wollte so gern einer von denjenigen sein, die anderen das Gefühl gaben, etwas Wunderbares zu sein. Aber wie sollte ich das, hatte Angel doch auch nie jemand gezeigt, was er hätte wert sein können?

      Und nun war Angel Geschichte. Ausradiert von Steve. Und ich wollte auch nicht zurück. Wollte nicht derjenige sein, der aufgefangen werden musste. Ich wollte derjenige sein, der sie auffing und hielt. Wollte es besser machen, als Steve es getan hatte.

      Ich war nie wirklich Angel gewesen. Hatte nie gefühlt, wie er es in Steves Augen hätte tun sollen. Hatte mich nie nach dem gesehnt, was Steve ihm aufgezwungen hatte.

      Vielmehr tickte ich selbst in rein sexueller Hinsicht wie Steve. Zog Lust daraus, wenn andere mir ihre Hingabe schenkten. Wenn ich sie für meine Gier benutzen konnte. Dabei jedoch lagen Welten zwischen mir und meinem Ex. Für ihn hatte Erniedrigung nicht an der Bettkante aufgehört, für ihn hatte es niemals Gleichberechtigung gegeben. Und überhaupt war es nicht Erniedrigung, nach der ich suchte. Niemals wollte ich Hingabe erzwingen. Stattdessen brannte die Sehnsucht in mir, jemanden zu finden, der sich mir freiwillig mit allem, was er hatte, anbot. Aber wer sollte sich wissentlich und willentlich auf diese Art anbieten? Nach allem, was ich als Angel erlebt hatte, lag es schlichtweg außerhalb meiner Vorstellungskraft, dass es jemanden geben konnte, der das wirklich wollte.

      Und ganz sicher würde es niemand wie Jayson sein.

      »Jayson, ich … wollte einfach nur wissen, dass du okay bist.« ›Wollte sichergehen, dass ich dich nicht verletzt habe, als ich dich benutzt habe.‹

      Doch das sprach ich nicht aus. Und auch Jayson schwieg. Sah mich lediglich an und nickte schließlich knapp, ehe er wortlos den Raum verließ.

      Kapitel 5 – Elliot

      »Fertig. Gehen wir?«

      »Mhm.« Ohne nennenswert von meinem Handy aufzusehen, folgte ich Jay aus der Mansion und die breite Treppe hinab. Unsere Schritte knirschten leise auf der mit hellen Kieselsteinen aufgeschütteten Zufahrt. Das Geräusch schluckte mein leises Schnaufen, das mir beim Blick in meinen WhatsApp-Verlauf mit Devin entwich. Er hatte sich noch immer nicht auf meine Nachricht vom Morgen gemeldet, hatte sie laut der beiden grauen Häkchen noch nicht einmal gelesen. Außer natürlich, er hatte die Lesebestätigung ausgestellt. Das änderte dann aber auch nichts daran, dass er mir nicht antwortete. Zugegeben, ich hatte auch nichts Konkretes gefragt, aber im Normalfall schrieb Devin auf jede Nachricht zurück – wenn er nicht gerade beim Dreh war oder in einem Erdbebenepizentrum feststeckte.

      Mit einem weiteren Laut in der Kehle aktivierte ich die Displaysperre und schob mein Smartphone in meine Hosentasche. Vermutlich waren Devin und sein Ex mit irgendwelchem Papierkram bezüglich des Hausverkaufes beschäftigt. Eine plausible Erklärung dafür, dass er sich nicht meldete. Was mich an dem Gedanken jedoch störte, war sein Ex.

      Verdammt, Devin und ich hatten uns nie explizit gegenseitig versichert, exklusiv miteinander zu sein. Wir waren kein Paar. Sein Ex hingegen war sein Ex und nach allem, was der Devin anscheinend angetan hatte, schien die Sache zwischen den beiden auch endgültig durch zu sein. Ich hatte keinen Grund, mir einen Kopf zu machen, und außerdem nicht mal wirklich das Recht dazu.

      Energisch straffte ich die Schultern und sah Jay dabei zu, wie er den Code für das große Tor eintippte, welches sich gleich darauf mit einem leisen Knirschen öffnete. Über zwei Meter hohe Mauern schirmten die CC Cocks-Mansion vor zu neugierigen Blicken ab. Wir huschten durch das halb offen stehende Tor, welches sich hinter uns wieder schloss und mit einem deutlich vernehmbaren Klicken verriegelte.

      Ein wenig kam ich mir schon wie eine Klette vor, weil ich Jay schon wieder zu einer Verabredung mit Dale begleitete. Aber Jay hatte mich gefragt, ob ich mitkommen wollte und da mir der Magen knurrte, weil ich nach dem Sport direkt zur Mansion gefahren war und nicht daran gedacht hatte, mir unterwegs ein Sandwich zu kaufen, kam ich gern mit. Außerdem waren Jay und Dale in diesem schnuckeligen Restaurant nahe der Subwaystation verabredet, in dem es an jedem zweiten Donnerstag im Monat ein grandioses mongolisches All-you-can-eat-Buffet gab. Eine Einladung dorthin konnte ich mir also unmöglich entgehen lassen – auch wenn ich selbstverständlich selbst bezahlen würde.

      Spontane Einsätze als Aushilfslichttechniker vergütete Dave mir stets in bar, was vielleicht nicht ganz legal war, aber sowohl für ihn als auch für mich gewisse Vorteile bot. Einer davon war, dass ich mir neben dem Buffet auch einen zweiten großen Monatseinkauf locker würde leisten können, und ich könnte Cathy und den anderen aus meinem Studiengang schreiben, ob wir demnächst mal wieder zusammen durch ein paar Pubs ziehen wollten.

      In Gedanken erstellte ich bereits eine Kneipentour-WhatsApp-Gruppe und schrieb eine Einkaufsliste, zu der ich unter anderem auch die Zutaten für einen echten New York Cheesecake hinzufügte. Die Hälfte davon würde ich Mabel bringen, meiner Vermieterin. Allerdings musste ich bedenken, für diesen Besuch ausreichend Zeit einzuplanen, denn wenn ihr Untermieter vorbeikam, kochte sie immer eine riesige Kanne Tee und bestand darauf, dass ich blieb und ihr von meinem Architekturstudium erzählte, bis die Kanne leer war. Sie selbst trank lediglich eine Tasse davon. Wenn ich Mabel besuchte, brauchte ich also neben Zeit auch stets eine Toilette in Reichweite.

      »Dale ist schon drin«, sagte Jay, steckte sein Handy zurück in seine Hosentasche und machte mir erst dadurch, dass ich seine Stimme neben mir vernahm, klar, dass wir den gesamten Fußweg von der Mansion bis zum Restaurant kein Wort gesprochen hatten. Ich wegen meiner Gedanken an ungeplante Zusatzverdienste und die Einkaufsliste


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