Beyond price. Svea Lundberg

Beyond price - Svea Lundberg


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Hand gehen würde, bereits alles startklar gemacht hatte, lümmelten Jayson und ich auf zwei der schmaleren Sonnenliegen unter dem großen Schirm. Aus einer kleinen Box, die neben dem Tischchen stand und die mir vorhin nicht aufgefallen war, kramte Jayson zwei Müsliriegel hervor und hielt sie mir fragend unter die Nase.

      »Willst du?«

      »Mhm, danke.« Ich entschied mich für die Variante mit Banane und überließ ihm die mit Himbeere.

      »Gute Wahl. Ich hasse Bananen.«

      »Als hätte ich’s geahnt.« Ich prostete Jayson mit meiner Limo zu und ruckelte mich so auf der Liege zurecht, dass mein nach wie vor stahlharter Schwanz schwer auf meinem Bauch zu liegen kam. Jayson beobachtete mein Tun sichtlich amüsiert. Zugegebenermaßen entbehrte das Bild, das ich mit Müsliriegel und Ständer abgab, wohl nicht einer gewissen Komik. Dagegen wirkte Jayson, der mir zwar nackt, aber nicht sichtbar erregt im Schneidersitz gegenübersaß beinahe wie ein Student, der die Zeit zwischen zwei Vorlesungen nutzte, um seine Mittagspause im Park zu genießen.

      »Bei Black Tail gab’s das Zeug regelmäßig, was?«

      Abrupt hob ich den Blick in Jaysons Gesicht. Ich musste nicht nachhaken, um zu wissen, dass er von Trimix sprach. Was ich aber sehr wohl musste, war, mir in Sekundenschnelle darüber klarzuwerden, was ich antworten sollte. So vage wie möglich …

      »Mhm, schon.« Das stimmte. Ich hatte nicht nur einmal mitbekommen, wie sich Darsteller Zeug in den Schwanz spritzten oder Tabletten einwarfen. Auch ich hatte so manchen Dreh für Black Tail bis oben hin mit Medikamenten vollgepumpt hinter mich gebracht. Nur waren es in meinem Fall niemals Trimix oder Viagra gewesen, sondern Schmerzmittel aller Art. Es war der feine, aber eben doch so bedeutende Unterschied zwischen Tops und Bottoms. Die einen warfen Zeug ein, um hart zu bleiben, die anderen taten es, um mit all den harten Schwänzen klarzukommen.

      »Gewöhn dich nur nicht dran. Dave sieht so etwas nicht gern.«

      Statt etwas zu entgegnen, schob ich mir das letzte Stück Müsliriegel in den Mund, kaute energisch.

      »Unabhängig davon«, fuhr Jayson fort, »läuft hier so einiges anders als bei Black Tail.«

      Die Müslistückchen kratzten in meinem Hals, rasch spülte ich mit einem Schluck Limo nach. »Vermutest du vom Hörensagen?«

      »Nein, weiß ich, weil ich selbst fast zwei Jahre lang für Black Tail gearbeitet habe.«

      Das überraschte mich. Ich hatte mich vorab nicht weiter über Jayson informiert, ebenso wenig wie über die anderen Darsteller von CC Cocks. Nicht, weil sie mir egal gewesen wären, sondern weil ich grundsätzlich unvoreingenommen zu jedem einzelnen Dreh gehen wollte. Auch wenn ich ahnte, dass das nur ein Vorwand war. Ich war nicht unvoreingenommen. Besonders nicht Kerlen wie Jayson gegenüber. Kerlen, die mich zu sehr an Angel erinnerten – auch wenn es nur eine Rolle war, die sie spielten. Ich hatte Jayson anders kennengelernt. Er war nicht, wie ich damals gewesen war. Vielleicht sogar eher das absolute Gegenteil von Angel. Aber auch wenn er nur nach Tracys Anweisung gehandelt hatte, hatte er mich eben bei den ersten Fickszenen erinnert. An das, woran ich mich nicht erinnern wollte und mich gleichsam erinnern musste, um mir vor Augen zu halten, dass das hier anders war.

      Gottverdammt, auf welch schmalen Grat hatte ich mich nur gewagt!

      »Wann?«, hakte ich an Jayson gewandt nach.

      »2015 bis 2017.«

      »Also nach meiner Zeit dort.«

      »Anscheinend. Kann mich nicht daran erinnern, dass wir uns mal begegnet wären.«

      Waren wir nicht. Definitiv nicht. Und Steve hatte sich alle Mühe gegeben, die Spuren, die Angel hinterlassen hatte, zu verwischen. Es war Teil unseres Deals. Eines Deals, den ich, indem ich mich bei CC Cocks verpflichtete und zurück ins Rampenlicht der Pornoindustrie trat, gewissermaßen mit Füßen trat.

      Ja, verdammt, der Grat, auf dem ich mich bewegte, war beschissen schmal! Aber das Risiko, mich an Messer Schneide selbst aufzuschlitzen, nahm ich bewusst in Kauf. Allein schon, weil ich es satthatte, mich zu verstecken und Steve damit die Hoheit zu überlassen, so zu tun, als sei alles nie passiert.

      »Was hat dich von dort weggetrieben?«, fragte Jayson, nachdem ich zunächst keine Anstalten machte, weiter auf seine Feststellung einzugehen. »Lass mich raten: Steve Moreno?«

      Das Schnauben entglitt mir, ehe ich es in meiner Kehle einsperren konnte. »Mitunter auch er.«

      Nur er.

      Ich hatte alles wegen ihm getan. Für ihn. War selbst gegangen, weil er es wollte. Nicht Angel hatte es geschafft, einen Schlussstrich zu ziehen. Steve war es gewesen, der die Sache mit Angel beendet hatte. Ihn einfach von der Bildfläche löschte.

      »Wundert mich nicht.«

      »Warum? Hast du deine Erfahrungen mit ihm gemacht?« Ich verkniff es mir gerade noch, ein ›auch‹ in den Satz einweben. Im Grunde hatte ich ohnehin schon viel zu viel gesagt und gefragt.

      »Allerdings. Irgendwann erzähl ich dir mal die ganze Geschichte. Die Kurzfassung ist: Steve hat mich durch Zufall entdeckt und hatte wohl die Vision, aus mir so etwas wie seinen Golden Boy zu machen. Aber was soll ich sagen? Steve ist ein Arschloch, von dessen Manipulationsversuchen man sich nicht beeindrucken lassen sollte. Er ist … Oh, Tracy winkt uns. Komm!«

      Jayson erhob sich, seine Limoflasche landete auf dem Tischchen. Lautlos. In meinen Ohren hallten lediglich seine Worte nach. Worte, die so grausam wahr waren, dass sie in meinem Inneren rissen. Selbst jetzt, nach Jahren noch.

      Steve war ein manipulatives Arschloch.

      Eines, dem man niemals vertrauen sollte.

      Das taten nur die naiven Jungs.

      Nicht Jayson.

      Nur Angel.

      Nein, die beiden hatten wahrlich nichts miteinander gemein.

      Kapitel 3 – Elliot

      Eigentlich hatte ich nach dem Sport direkt nach Hause fahren wollen, allein schon, weil dort noch ein Modell auf mich wartete, welches ich in den nächsten Tagen dringend für einen der Kurse meines Architekturstudiums fertigstellen sollte. Allerdings fehlte mir noch die zündende Idee, wie ich ein gewisses Statikproblem angehen sollte, und auch die eineinhalb Stunden im Fitnessstudio hatten leider nicht die erhoffte Erleuchtung gebracht. Daher kam mir Daves Anruf gerade recht.

      Der Lichttechniker, der beim heutigen Dreh hätte anwesend sein sollen, hatte sich kurzfristig krankgemeldet, und da ich von meinem Dad einiges über all diesen Kram wusste und Dave schon das eine oder andere Mal assistiert hatte, hatte er mich um Hilfe gebeten. Mir machte es jedes Mal großen Spaß, die Drehs quasi von der anderen Seite mitzuerleben, und da ich ein paar Extrascheine immer gut gebrauchen konnte, weil allein die Gebühren des Privatinstituts für Architektur einen horrenden Teil meines Einkommens fraßen, sagte ich natürlich spontan zu.

      »Ich brauch allerdings mindestens eine Stunde, bis ich an der Mansion bin«, ließ ich Dave wissen, während ich bereits die Stufen zur Subway hinuntereilte.

      »Ja, mach keinen Stress. Wir drehen den ersten Teil sowieso im Garten. Ich brauch dich nur später für drinnen.«

      »Okay, ich beeil mich.«

      »Danke, Elliot. Bis dann.«

      »Wer dreht …?« Das Tuten in der Verbindung unterbrach meine unvollständige Frage. Ein Blick auf die elektronische Anzeigetafel offenbarte, dass die Subway in drei Minuten einfahren würde. Während ich die Leute auf dem Bahnsteig musterte, überlegte ich, wer wohl heute am Set anwesend sein würde. Aber ich musste mir eingestehen, dass ich eigentlich keine Ahnung hatte, welche Filme in der nächsten Zeit auf der CC Cocks-Agenda standen. In aller Regel kümmerte ich mich gedanklich nur um meine eigenen Drehs, außer eben, Dave bat mich, für die Lichttechnik einzuspringen. Oder aber Rizzo meldete sich bei mir, weil er für einen Job nach New York kam.

      Devin konnte es auch nicht sein, denn der hatte die vergangene Woche


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