Seewölfe Paket 27. Roy Palmer

Seewölfe Paket 27 - Roy Palmer


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und Dritter Offizier dazu, he?“ Und er blickte erst Don Juan und dann Dan O’Flynn an – als Zweiter und Dritter hatte er sie dem Capitán vorgestellt.

      „Ich bin dafür, Capitán de Figuiera zu helfen“, sagte Don Juan gemessen.

      „Ich auch“, erklärte Dan O’Flynn, ein Funkeln in den hellen scharfen Augen.

      „Señores!“ sagte Hasard streng zu seinen drei „Offizieren“. „Sie scheinen zu vergessen, daß wir friedliche Handelsfahrer und mitnichten Soldaten sind. Außerdem bin ich den Eignern in Sevilla gegenüber für die ‚Santa Barbara‘ verantwortlich. Ich darf sie nicht in einem Gefecht gegen die Holländer aufs Spiel setzen.“

      „Das brauchen Sie gar nicht, Señor Capitán“, sagte Don Alonso eifrig und mit glänzenden Augen. „Ich stelle Ihnen meine beiden Schaluppen zur Verfügung – bitte, helfen Sie mir. Ich weiß, daß Sie ein tüchtiger Mann sind – wer eine Galeone von Spanien bis hierher segelt, muß ein tüchtiger Mann sein. Und ich habe mir Ihre Männer angesehen, Don Miguel! Ich glaube, die können ziemlich kräftig zulangen. Das war jedenfalls mein Eindruck.“

      Und wie die zulangen können, mein guter Don Alonso, dachte Hasard fast belustigt, vor allem, wenn sie euch Spaniern auf die Zehen treten dürfen!

      Er sagte: „Haben Sie eine Ahnung, aus welcher Ecke diese Axtschwinger aufkreuzen, Don Alonso? Ich meine, haben die Kerle hier irgendwo ein Versteck, einen Stützpunkt, einen Hafen? Wenn sie Schaluppen benutzen, dann deutet das darauf hin, daß sie nicht von weither kommen, nicht wahr?“

      Don Alonso schüttelte betrübt den Kopf. „Das haben wir bisher noch nicht ergründen können – nicht bei der Vielzahl der Inseln und Inselchen dieses Archipels. Für eine Spähertätigkeit kann ich auch keinen meiner Soldaten entbehren. Wir wissen nur, daß die Kerle immer von Süden herauf segeln.“

      „Warum setzen Sie nicht Eingeborene als Späher ein?“ fragte Hasard. „Wir sahen einige Filipinos mit Auslegerbooten und außerdem an der Westküste ein paar Pfahlbauten und Hausboote.“

      „Das sind die Orang Laut oder Badjao, die ‚Meerleute‘ oder ‚Seemenschen‘“, erwiderte Don Alonso. „Sie sind nicht seßhaft, sondern leben mehr oder weniger auf ihren Wasserfahrzeugen und vagabundieren durch die Gebiete der Sulu-See und der Mindanao-See. Sie haben eine Scheu vor uns und wollen mit uns nichts zu tun haben, ganz abgesehen davon, daß sie selbst auch von den Holländern überfallen wurden. Diese Badjao haben sehr hübsche Frauen – begehrte Lustobjekte für diese Kerle, von denen sie schlichtweg geraubt werden, wobei sie die Leutchen allerdings auch ausplündern, weil sie wissen, daß viele Badjao die Perltaucherei betreiben.“ Don Alonso seufzte. „Ich hätte die Badjao gern als Bundesgenossen, aber sie lehnen nach diesen üblen Erfahrungen alle Weißen ab, was ich ihnen nicht verdenken kann. Im übrigen sind sie ausgesprochen friedfertig. Wären sie es nicht, hätten sich die Mijnheers schon blutige Köpfe geholt.“

      „Muskatnußbäume vernichten, Handelsfahrer überfallen, die Besatzungen zum Frondienst pressen, Perlen stehlen und Frauen rauben – eine saubere Liste ziemlich übler Taten“, meinte Ben Brighton. „Nicht wahr, Señor Capitán?“ Er blickte Hasard an.

      Hasard nickte. „So ist es, verehrter Primero. Da kann einem mal wieder die Galle hochsteigen.“ Er wandte sich an Don Alonso. „Was ich brauche, das ist eine gute Seekarte mit den Küstengebieten um Mindanao. Haben Sie so etwas? Vielleicht sogar eine Spezialkarte des Golfes von Davao?“

      „Haben wir“, sagte Don Alonso eifrig, stand auf, ging in einen Nebenraum und kehrte mit einer großen, mit Schweinshaut überzogenen Mappe zurück. Als er sie vor Hasard auf den Tisch legte, mußte er die Arme ausbreiten, um sie aufzuklappen. „Alles Karten von den Inseln der Philippinen und natürlich auch speziell von Mindanao, die obenauf liegen. Hier auf der ersten habe ich sogar angekreuzt, welche Stellen an der Golfwestküste von den Kerlen bereits heimgesucht wurden. Hier in der Bucht von Digos haben sie begonnen und arbeiten sich nach Süden vor. Sie fangen immer dort an, wo sie zuletzt aufgehört haben.“

      „Methodische Leute“, murmelte Hasard und beugte sich zusammen mit Ben, Don Juan und Dan über die Karte, die exakt den Küstenverlauf darstellte. „Da brauchen wir die Brüder ja nicht lange zu suchen, sondern können uns dort auf die Lauer legen, wo sie ihren nächsten Kahlschlag vornehmen werden. Wie ist das, tauchen sie in regelmäßigen Zeitabständen auf, Don Alonso?“

      „Alle drei bis vier Tage.“

      „Und wann erwarten Sie den nächsten Besuch?“

      „Die Kerle müßten übermorgen nacht erscheinen“, erwiderte Don Alonso und fügte gallig hinzu: „Bisher waren sie leider immer pünktlich.“

      „Leider?“ Hasard pochte mit den Handknöcheln auf den Tisch. „Die Kerle sollen mich kennenlernen, wenn sie unpünktlich sind! Bei einer solchen Sache darf man doch wohl Pünktlichkeit erwarten. Sonst soll sie der Teufel holen!“

      Da lachten die Männer.

       6.

      Am nächsten Tag übernahmen die Arwenacks die beiden Schaluppen, und da war einiges zu tun, denn der gute Don Alonso hatte sich als Nicht-Seemann kaum um die beiden Schiffchen gekümmert und gestand auch, er habe keinerlei seemännische Praxis. Gleiches galt auch für seine „Truppe“ von zehn Mann.

      Manila hatte dem kleinen Stützpunkt die beiden Schaluppen zwar als „Hafenflottille“ zur Verfügung gestellt, aber nicht dafür gesorgt, daß sie auch eine entsprechende Besatzung erhielten. In diesem Fall hatte Don Alonso ebenfalls die „Verwaltungshengste“ – wie er sich ausdrückte – in Manila angeschrieben und darum gebeten, ihm mindestens einen Bootsmann und fünf Seeleute je Schaluppe zu schicken. Aber auf diese Bitte hatte man noch nicht reagiert.

      Hasard und seine Mannen dachten sich ihren Teil. In Manila schien ein feiner Schlendrian zu herrschen. Andererseits befanden sich die Philippinen weitab vom Mutterland Spanien, und Manila wiederum, Haupthafen und Hauptstadt auf der nördlichen Philippineninsel Luzon, lag an die sechshundert Meilen Luftlinie von Davao entfernt.

      Carberry, enttäuscht darüber, daß Davao noch nicht einmal über eine Kneipe verfügte, meinte, dieses Kaff läge „am Arsch der Welt“. Damit hatte er zweifellos recht, obwohl ihn der Kutscher belehrte, das käme doch, bitte sehr, immer auf den Blickwinkel an. Genausogut könne man, wenn man jetzt Davao als Standort nähme, behaupten, Plymouth läge am „Dingsda der Welt“ – ähem!

      Für einen Kaffer wie dich bestimmt! hatte der Profos gehöhnt und sich strikt geweigert, einen anderen Blickwinkel anzuerkennen. Außerdem irritierte ihn der riesige Vulkangipfel des Sandáwa, den man später Mount Apo nannte. Dieser Feuerberg, obwohl er längst erloschen war, beunruhigte ihn. Dieses Bergmonster ragte westlich von Davao über dem Regenwald in den Himmel und wirkte ziemlich unheimlich.

      Der Profos spähte ungern hin. Da war er eigen. Und endlich einmal war er sich in diesem Fall einig mit Old O’Flynn und Smoky, die gleich ihm von Mißtrauen erfüllt waren, der Berg könne zu spucken anfangen. Denn vielleicht hatten die Dons gelogen, als sie behaupteten, der Vulkan sei erloschen. Dorthin aufgestiegen waren sie nämlich auch noch nicht. Wie wollten sie dann wissen, was da oben los war!

      Leider gab Old Donegal keine „Schwanungen“ von sich, sondern begnügte sich mit einem düsteren Gesicht und zeitweiligem Kopfschütteln. Aber das beruhte darauf, daß er gemerkt hatte, wie Hasard nur darauf lauerte, ob er mit seinem „Sprücheklopfen“ loslegte. Und der alte Zausel hatte sich vorgenommen, seinen Schwiegersohn und Kapitän nicht unnötig zu reizen.

      Hasard hatte die Arwenacks informiert, um was es ging. Und sie standen zu ihm: den Mijnheers gehört was auf die Finger geklopft, und das nicht zu knapp. Außerdem war der knubbelnasige Capitán mit dem Schmerbäuchlein ein feiner Kerl, hatte er doch der „tüchtigen“ Crew der „Santa Barbara“ ein Fäßchen Rum und fünf Fässer sehr guten spanischen Rotweins spendiert.

      Und gestern abend hatten appetitliche Töchterchen der sieben ehrbaren Familien von Davao


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