Seewölfe Paket 27. Roy Palmer

Seewölfe Paket 27 - Roy Palmer


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ich habe etwas gegen diesen Wahnsinn, daß diese Kerle Bäume umlegen, nur um in einem anderen Teil der Welt, Tausende von Meilen von hier entfernt, einen Profit zu erzielen. Ich begreife das nicht! Ich will es auch gar, nicht begreifen. Wegen Gold schlagen sich die Menschen die Köpfe ein. Jetzt ist es eine Muskatnuß! Was denn noch alles, verdammt noch mal?“

      „Oh!“ sagte Hasard gelassen. „Perlen, Silber, Edelsteine und – wie wir hörten, – Pfeffer, Zimt, Nelken. Ich schätze, das läßt sich beliebig erweitern. Da braucht nur ein Schlauer irgend etwas X-Beliebiges für wertvoll zu erklären, woran man sich bereichern kann, und schon geht der Rummel los. Und wenn man dann dieses X-Beliebige dort vernichtet, wo ein anderer darüber verfügt oder es ausbeutet, dann kann man die Preise diktieren. Genial, nicht?“

      „Zum Kotzen!“ fauchte Don Juan.

      „Das auch“, sagte Hasard.

      Er hatte kaum ausgesprochen, da stieß Dan O’Flynn einen scharfen Pfiff aus und rief: „Schaluppen! Unten im Süßen!“

      Hasard fuhr herum.

      Tatsächlich segelten Schaluppen längs der Küste nach Norden hoch. Einmaster. Vier zählte Hasard.

      „Zurück zur Bucht!“ zischte er. „Aber hinter dem Buschgürtel, damit uns die Kerle nicht sehen!“

      Der Buschgürtel zog sich vor der Zone der Muskatnußbäume bis zu dem Mangrovenfilz an der Bucht hin und bot gute Deckung, wenn man sich gebückt fortbewegte. Hasard ging davon aus, daß man sie noch nicht entdeckt hatte, es sei denn, einer der Kerle auf den Schaluppen hatte die scharfen Augen Dan O’Flynns. Die Schiffe waren noch an die acht Meilen entfernt. Sie hoben sich deutlich auf dem Wasser ab. Aber von ihnen aus Köpfe und Schultern zwischen dem Grün des Uferdickichts zu erkennen, war kaum möglich.

      Sie verschwanden wie ein Spuk und erreichten die Bucht.

      „Macht die Drehbassen gefechtsklar“, befahl Hasard, „ebenso die anderen Schußwaffen.“

      „Du willst angreifen?“ fragte Dan O’Flynn.

      „Sollen wir vielleicht Däumchen drehen und zuschauen, wenn sie die Äxte schwingen?“ fragte Hasard zurück.

      „Vielleicht sind es gar nicht die Mijnheers“, sagte Dan.

      „Das wird sich ja herausstellen“, entgegnete Hasard. „Und jetzt quassel nicht soviel, sondern kümmere dich um unser Schiffchen, Señor O’Flynn!“

      „Si, si, Señor Capitán“, sagte Dan und feixte.

      Don Juan blieb bei Hasard in der Deckung der Mangroven, um zu beobachten, was sich bei den Schaluppen tat. An Bord seiner Schaluppe kümmerte sich Al Conroy um die Waffen. Außer dem Stückmeister der Arwenacks befanden sich dort noch Gary Andrews, Pete Ballie, Mac O’Higgins, genannt „Higgy“, sowie Bob Grey. Bei Hasard waren außer Dan O’Flynn noch Carberry, Stenmark und die beiden Zwillinge an Bord.

      „Pech gehabt“, sagte Hasard etwas verbissen und setzte den Kieker ab, durch den er zu den Schaluppen gespäht hatte.

      „Wieso das?“ fragte Don Juan.

      „Auf jeder Schaluppe sind an die zehn Kerle – mithin also vierzig. Wir sind zehn, beziehungsweise zwölf. Ein bißchen wenig, um große Töne spucken zu können. Aber konnte jemand ahnen, daß diese Burschen die Frechheit aufbringen, am hellichten Tag aufzukreuzen?“

      „Sind es denn Holländer?“

      „Schau sie dir an.“ Hasard reichte Don Juan das Spektiv.

      Der spähte hindurch und schwenkte die Schaluppen ab. Dann nickte er und murmelte: „Ziemlich wüste Gesellen, wie?“

      „Mönche auf einer Pilgerfahrt wären mir lieber“, erwiderte Hasard gallig. „Außerdem ärgert mich, daß wir auf unsere nächtliche Überraschung verzichten müssen. Da hätten wir ausgezeichnete Chancen gehabt, die Kerle das Fürchten zu lehren. Aber jetzt? Mit zwölf Mann hoch? Und dann noch bei Tage?“

      „Einer von uns könnte Verstärkung heranholen“, schlug Don Juan vor.

      „Und in der Zwischenzeit legen die Kerle vierzig oder fünfzig Bäume um, was?“ schnappte Hasard. „Ich könnte das nicht mitansehen. Schon beim ersten Axthieb würde bei mir das passieren, was du mit Kotzen bezeichnet hattest.“

      „Da hast du recht. Scheiße, verdammte!“

      „Kein Widerspruch. Du sagst es.“

      Hinter ihnen schwang sich Dan O’Flynn wieder an Land und meldete: „Schiffchen gefechtsklar, Señor Capitán!“

      Und von Bord der anderen Schaluppe meldete Al Conroy: „Wir ebenfalls!“

      Hasard und Don Juan zeigten klar und widmeten sich wieder den heransegelnden vier Schaluppen. Sie liefen in schräg versetzter Kiellinie. Auf den Schanzkleidern waren Drehbassen montiert. Die Kerle an Bord, die Don Juan als „ziemlich wüste Gesellen“ bezeichnet hatte, wirkten tatsächlich so, als ließen sie sich nicht die Butter vom Brot klauen. Das waren ruppige, bärtige Gestalten, und es war ihnen anzusehen, daß sie es verstanden, wie die sprichwörtliche Axt im Walde zu hausen.

      Hasard machte sich nichts vor. Das waren harte Gegner, die als gefährliche Schnapphähne auch in die Karibik gepaßt hätten. Daß sie ihr seemännisches Handwerk verstanden, lag auf der Hand. Wer mit der einen Hälfte seiner Grenze Nordsee-Anlieger war, dem wuchsen die Seebeine von kleinauf. Und die Nordsee war weiß Gott kein Ententeich.

      „Wir können nur eins tun“, sagte Hasard, „und zwar, ihnen den Spaß an der Holzhackerei zu vermasseln. Wenn sie damit anfangen, sind sie abgelenkt. Das ist der Moment, zuzuschlagen. Der Wind ist ablandig. Wir segeln an ihrer Landestelle vorbei und decken ihre Schaluppen mit unseren Drehbassen ein. Es müßte zu schaffen sein, wenigstens zwei Schaluppen so anzuschlagen, daß sie zumindest gefechtsuntauglich sind. Dann haben wir es noch mit den beiden anderen Schaluppen zu tun, die uns wahrscheinlich verfolgen werden. Da können wir es darauf ankommen lassen, ob wir den Kampf annehmen. Wir müssen nicht. Wir können ein bißchen die Hacken zeigen, also ausreißen, und abwarten, was sie tun. Wenn sie uns nicht weiter verfolgen, kehren wir wieder um und bieten uns an.“

      „Du willst sie ärgern, wie?“ fragte Don Juan.

      „Klar will ich das. Ärgern und ablenken. Wir müssen sie zwingen, daß sie sich mit uns beschäftigen – statt mit den Muskatnußbäumen. Oder hast du einen besseren Vorschlag?“

      Don Juan schüttelte den Kopf. „Nein, deine Taktik ist gut, sie ist das Bestmögliche in unserer Situation.“

      Eine halbe Stunde später ließen die Holländer ihre vier Schaluppen auf den Strand auflaufen, der dort seicht verlief. Es war genau jene Stelle, wo landeinwärts der Kahlschlag aufhörte und die ungefällten Bäume begannen.

      Die Kerle sprangen in das flache Wasser und zogen die Schaluppen höher auf den Sand, so daß sie wie zu einer Parade nebeneinander aufgereiht waren, und zwar ziemlich dicht, was die Trefferquote der Drehbassenschüsse erhöhen würde, wie Hasard zufrieden feststellte.

      Die Kerle lärmten und lachten und führten sich ganz so auf, als gehöre ihnen dieser Küstenstrich. Sie schienen sich völlig sicher zu fühlen.

      Die Schaluppen wurden ausgeräumt. An einer Stelle sammelten sich langstielige Äxte und Eisenkeile an. An einer anderen Stelle wurde ein Faß aufgebockt. Daneben bereiteten ein paar Kerle eine Feuerstelle vor.

      Und dann staunten die drei Beobachter doch, als die Mijnheers anfingen, Zelte zu errichten.

      „Die wollen sich hier offenbar häuslich niederlassen“, sagte Don Juan verbiestert. „Das ist ja wohl der Gipfel der Unverschämtheit.“

      „Ist doch praktischer“, sagte Hasard. „Da brauchen sie nicht immer hin und her zu segeln, sparen Zeit und können die Bestände an Muskatnußbäumen hier in einem Aufwasch aus der Welt schaffen. Das nenne ich nützliches Wirtschaften.“ Er hob die Hand, als Don Juan aufbrausen wollte. „Nun reg dich nicht gleich


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