Seewölfe Paket 9. Roy Palmer

Seewölfe Paket 9 - Roy Palmer


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Mollybaby, das schwarzhaarige Satansweib, fand er auch. Mit der hatte er schon verschiedene Male mächtig herumgeturtelt, alles was recht ist.

      „Du Starker“, gurrte Mollybaby und umhalste den Profos.

      „Jetzt nicht, Mollybaby, schlaf schön weiter“, sagte der Profos und löste sich aus Mollybabys Umschlingung.

      Fluchend suchte er weiter. Mollybaby quengelte etwas, schlief dann aber wieder ein. Sie nach Matt, Sten und Sam zu fragen, hatte wohl keinen Zweck. Das hätte nur ein Handgemenge gegeben. Mollybaby war ein bißchen liebestoll, wie man so sagt.

      Jedenfalls waren Matt Davies, Sam Roscill und Stenmark verschwunden, und dem Profos schwante mehr denn je Unheil.

      In Plymsons Küche pumpte er Wasser hoch, füllte einen Krug und leerte ihn über dem Dicken aus. Beim vierten Krug lag Nathaniel Plymson in einer mächtigen Pfütze und wurde wach.

      Als er über sich in Carberrys graue Augen blickte, fuhr er hoch, als habe ihn jemand gepiekt. Carberry langte zu und hievte ihn vollends hoch.

      „Guten – guten Abend, Sir“, sagte Plymson unsicher und schielte auf die Faust unter seinen vielen Wabbelkinns. Diese Faust drehte langsam den Hemdausschnitt herum, so daß sich der Hemdkragen eng und enger um des Dicken Hals legte.

      „Guten Morgen, Plymmy“, sagte Edwin Carberry so freundlich wie ein gereizter Wildeber. „Ich suche drei Arwenacks – Matt Davies, Stenmark und Sam Roscill. Du hast sie nicht zufällig gesehen, oder?“

      Nathaniel Plymson bibberte. „Nein, Sir, die – die waren doch bei Mister Smoky, Sir, wenn ich mich richtig erinnere, Sir.“

      Die eisenharte, mächtige Faust drehte den Hemdausschnitt erbarmungslos weiter um.

      „Du hast die drei Arwenacks nicht zufällig an gewisse Schweinehunde verkauft, Plymmy?“ fragte Carberry und fletschte die Zähne.

      „Niemals!“ schrie Nathaniel Plymson schrill. „Ich schwör’s beim Leben meiner Mutter, Gott hab sie selig!“

      Carberry erklärte, was er von „Plymmys“ Mutter hielte und fragte beharrlich weiter.

      „Die drei sind hier zuletzt gesehen worden, Plymmy“, sagte er. „Da haben sie friedlich einen gebechert …“

      „Mehr als einen“, sagte Nathaniel Plymson erbittert, „und ich mußte einen nach dem anderen ausgeben.“

      „Für Englands Seehelden, nicht wahr?“

      „Jawohl.“

      „Du hast es doch gern getan, oder?“

      „Na-natürlich, Sir.“ Der Dicke ächzte. „Ich kriege keine Luft mehr, Sir.“

      „Sollst du auch nicht, Plymmy. Ich frage dich noch einmal: Hast du ein schmutziges Spielchen mit den drei Arwenacks gespielt? Überleg dir die Antwort gut, Dickerchen. In deinem verdammten Loch hier sind schon zu viele brave Männer auf Nimmerwiedersehn verschwunden, nicht wahr? Wir wissen das. Wir wissen das sehr genau. Und du weißt, daß wir es wissen. Solltest du deine Wurstfinger im dreckigen Spiel haben, dann rettet dich jetzt nur die Wahrheit. Also?“

      „Ich – ich spreche die Wahrheit, Mister Carberry, Sir, bei meiner Ehre, ich schwöre bei Gott, daß ich wirklich nichts weiß und auch nie gewagt hätte, mit den Arwenacks so etwas zu tun, wie Sie andeuteten. Dazu habe ich vor den Seewölfen viel zuviel Respekt und Angst, jawohl, Angst. Und dann bin ich auch irgendwann umgefallen und erst wieder aufgewacht, als Sie mich weckten, Mister Carberry, Sir. Das ist die reine Wahrheit, ich kann nichts anderes sagen. Bitte, glauben Sie mir.“

      Carberry ließ den Dicken los, der sich aufatmend den Hals rieb. Der Dicke, so schlitzohrig er auch sein mochte, hing dieses Mal nicht in der Sache drin. Das klang echt, was er gesagt hatte.

      Carberry fluchte vor sich hin.

      „Ich – ich kann Ihnen wirklich nicht helfen, Mister Carberry, Sir“, sagte der Dicke. „Vielleicht waren sie so betrunken, daß sie sich irgendwo im Hafen verlaufen haben.“

      „Unsinn“, brummte Carberry, „die finden noch zur ‚Isabella‘ zurück, wenn sie auf dem Kopf rückwärts gehen müßten.“

      Nathaniel Plymson nickte. Das brachten die glatt fertig. Er sagte: „Dann muß ganz was Schlimmes passiert sein.“

      „Richtig“, sagte Carberry. Ohne sich weiter zu äußern, verließ er die „Bloody Mary“ und stürmte zur „Isabella“ zurück.

      Smoky empfing ihn an der Gangway.

      „Na?“ fragte er überflüssigerweise.

      „Nichts, verdammt.“ Carberry funkelte Smoky an. „Ihr vier seid zu früh abgehauen. Jetzt weiß kein Aas, was in den Stunden nach Mitternacht passiert ist. Du säufst dir die Hucke voll, haust ab, legst dich pennen und kümmerst dich einen Dreck um deine Kameraden, denen du dazu verholfen hast, sich genauso vollaufen zu lassen.“

      „Ich bin ja nicht deren Kindermädchen“, sagte Smoky in einem Anflug von Trotz.

      „Nein, bist du nicht!“ brüllte Carberry und geriet in Fahrt. „Aber der Decksälteste bist du! Decksälteste haben bei Sauforgien bis zuletzt an Deck zu stehen. Und wenn sie früher als ihre Deckscrew die Flagge streichen, dann taugen sie nichts. Dann sind sie Waschlappen, aber keine Decksältesten. Und wenn sie zu mickrig sind, ein Faß Whisky zu verkraften, dann sollten sie besser Milch saufen, verflucht noch eins. Aber groß die Luke aufreißen und den Seehelden markieren, was, wie? Das schmeckt mir vielleicht, Mister! Glotz mich nicht so dämlich an, du versoffener Riesenrammler, du …“

      „Was ist los, Ed?“ Das war Hasards scharfe Stimme vom Achterdeck her. Mit ein paar Schritten war er auf der Kuhl.

      „Matt, Sten und Sam sind abgängig, Sir“, stieß Carberry hervor. „Kein Schwanz weiß, wo die stecken. Haben wie die Irren bei Plymson gesoffen. Dieser Affenarsch von Decksältester ist volltrunken mit Gary Andrews, Pete Ballie und Luke Morgan nach Mitternacht in die Koje gewankt – ohne Matt, Sten und Sam. Die sind in Plymsons Kneipe geblieben und seitdem verschwunden.“

      Smoky schrumpfte unter Hasards Blick zusammen.

      Dann sagte Hasard ohne weiteren Kommentar zu Carberry: „Old O’Flynn und Will Thorne bleiben an Bord zurück. Alle anderen Männer kämmen das Hafengelände durch – sofort.“

      „Aye, aye, Sir.“ Carberry wollte sich in Bewegung setzen.

      „Moment, Ed“, sagte Hasard. „Plymson hat nicht seine Finger drin?“

      „Nein, Sir, dieses Mal nicht. Ich hab ihn in die Mangel genommen. Der hat viel zuviel Angst vor uns.“

      „Wenigstens etwas“, murmelte Hasard.

      Nur vier Minuten später schwärmte die „Isabella“-Crew aus und begann, das Hafengelände zu durchsuchen. Sie ließen keinen Schuppen, keinen Speicher, keine Werkstatt, kein Gewölbe aus. Sie schauten in leere Fässer, krochen unter Holzstapel und umgedrehte Boote, krempelten eine Reepbahn um, pirschten durchs Dock und streiften an den Kais, Anlegestellen und Stegen entlang.

      Sie verscheuchten Ratten und stießen auf streunende Katzen. In einem vergammelten Bretterverhau entdeckten sie zwei schnarchende Kerle, aber das waren verluderte Landstreicher, die auch noch rabiat wurden, als rauhe Fäuste sie hochrüttelten.

      Big Old Shane und Dan O’Flynn waren in den Verhau eingedrungen, der aus zersplitterten Bootsgerippen, verfaulten Schiffsplanken und verrottetem Segeltuch bestand.

      Der eine der Kerle hatte sofort ein Messer in der Hand, der andere einen Knüppel. Sie spuckten Gift und Galle, rochen nach Jauchegrube und waren so bösartig wie gereizte Hornissen.

      Nur mit einer blitzschnellen Körperdrehung konnte Dan O’Flynn dem Messerstich des einen entgehen. Und Big Old Shane duckte sich in letzter Sekunde vor dem Knüppelhieb, der einen Ochsen gefällt hätte.

      Aber dann legten sie los.

      Das


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