Seewölfe Paket 15. Roy Palmer

Seewölfe Paket 15 - Roy Palmer


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dritten Mann ein, dessen Name Hasard nicht kannte. Dann brach Terrys Gruppe auf und verschwand zwischen den Felsen. Edwin Carberry warf noch einen Blick zurück, den Hasard auffing. Er wußte, was der Profos ihm sagen wollte, doch er würde schon hart genug sein, um seinen Willen gegen Terry durchzusetzen.

      Dan O’Flynn war vor die drei Terry-Männer getreten.

      „Na, hoffentlich scheißt ihr euch nicht in die Hosen, wenn der Kampf losgeht“, sagte er grinsend.

      Halibuts strichdünner Mund öffnete sich. Ein Zischen drang zwischen seinen schmalen Lippen hervor. Plötzlich hielt er ein Messer in seiner rechten Hand und reckte es Dan entgegen. Der hatte sofort reagiert, und die haarnadelscharfe Spitze seiner abgesägten Pike, die er sich an Bord der „Hornet“ gebastelt hatte, klirrte gegen die Schneide von Halibuts Messer.

      „Hört auf mit dem Quatsch“, sagte Hasard. Er wandte sich an den dritten Mann. „Wie heißen Sie?“

      Der Mann blickte ihn mißtrauisch an.

      „Bingham, Sir!“ knurrte er. „Warum wollen Sie das wissen?“

      Der Seewolf dachte: ein seltsamer Haufen, diese Leute von Terry. Er sagte: „Es könnte doch sein, daß ich Sie warnen müßte, Bingham, nicht wahr? Sie wissen schneller, daß Sie gemeint sind, wenn ich Sie mit Ihrem Namen anrufen kann, oder?“

      Der Mann senkte den Kopf und nickte leicht.

      „Tut mir leid, Sir“, sagte er. „Ich wollte nicht unhöflich erscheinen.“

      Das waren ganz neue Töne, und Matt Davies, Dan und Stenmark nickten sich überrascht zu. Ferris Tucker hatte sich neben Stoker aufgebaut, falls dieser auch noch irgendwas zu sagen hatte. Doch der affenartige Mann hielt den Mund.

      Hasard ging den Männern voraus. Zuerst folgte er den Spuren von Terrys Leuten, doch als sie den Wald vor sich sahen, schwenkte er nach Norden ab.

      Die Bäume bewegten sich knarrend im steifen Westwind und übertönten die Geräusche, die die Männer verursachten.

      Hasard wußte nicht, wie weitläufig das Waldgebiet war. Er hoffte nur, daß sich die Piraten nicht allzuweit von der Küste entfernt hatten.

      Weiter nach Westen sah Hasard eine Kirchturmspitze über einen Hügel ragen. Die Nähe des Dorfes beunruhigte ihn, doch dann schüttelte er die Gedanken an die Gefahr ab. Sie hatten einen Auftrag zu erfüllen, und von Erfolg oder Mißerfolg hing das Wohl Englands ab, das der Rache der Spanier hilflos ausgeliefert war, wenn es dem Feind gelang, in Frankreich einen Verbündeten zu finden.

      4.

      Sie wären fast mit dem Messer aufeinander losgegangen, als sie sich in der Dämmerung zwischen den hohen, geraden Stämmen der Kiefern begegnet waren. Erst im letzten Augenblick hatte ein Wort des anderen sie erkennen lassen, daß sie keine Feinde waren, sondern vernichtend geschlagene Freunde, die Glück im Unglück gehabt und den Untergang ihrer Schiffe überlebt hatten.

      Pierre Servan und Jean Bauduc hatten mit zitternden Händen ein kleines Feuer entfacht, an dem sie klappernd hockten und versuchten, ihre völlig durchnäßte Kleidung zu trocknen.

      Pierre Servan, der Kapitän der von den verfluchten Engländern versenkten „Antoine“ hatte sein gestreiftes Hemd auf einen Stock gehängt und schwenkte es über dem Feuer. Sein schwarzer, mit breiter Krempe versehener Hut, den er wie durch ein Wunder am Strand gefunden hatte, nachdem er der kochenden See entgangen war, lag neben ihm am Boden, noch immer feucht. Aber er hatte seine Form zum Glück nicht verloren. Sein graues Haar hing ihm wirr in die Stirn, sein Schnauzbart sträubte sich, weil er immer wieder darüber gerieben hatte.

      Jean Bauduc, sein Leidensgefährte von der zerstörten „Petite Fleur“, kümmerte sich um seinen riesigen Waffengurt mit den drei Pistolen, die er krampfhaft festgehalten hatte, als er durch die mörderischen Brecher an Land geschwommen war. Die Waffen waren zur Zeit nutzlos, weil das Pulver vom Wasser unbrauchbar geworden war, doch er war froh, daß sie ihm nicht verlorengegangen waren.

      Seine dunklen Augen starrten in das Feuer. Er hatte seine Hände über seinem Bauchansatz verschränkt und fluchte kaum hörbar vor sich hin.

      „Hör auf zu fluchen, Jean“, sagte Pierre Servan unwillig. „Das hilft uns nichts. Grammont kann uns nichts vorwerfen. Wir haben gekämpft wie die Löwen, aber die Engländer waren eben besser bewaffnet als wir. Ich dachte, mich trifft der Schlag, als plötzlich Stückpforten an den Seiten der Schiffe klafften und die Culverinen Feuer auf uns spuckten.“

      Jean Bauduc nickte. Er war nicht minder überrascht gewesen. Yves Grammont hatte ihnen das Zeichen zum Angriff auf zwei englische Handelsfahrer gegeben, und sie alle hatten gedacht, daß die beiden Schiffe eine leichte Beute werden würden. Doch dann hatten diese beiden Galeonen, die zuerst so harmlos ausgesehen hatten, wie tollwütige Terrier um sich gebissen.

      Bauduc dachte mit Schaudern daran, was die Kugeln der Engländer seiner „Petite Fleur“ angetan hatten. Er schüttelte den Kopf. Er mochte nicht mehr daran denken. Er mußte Servan recht geben, daß es nicht ihre Schuld war, wenn sie ihre Schiffe verloren hatten. Aber würde Grammont das genauso betrachten?

      Bauduc war sich dessen nicht sicher. Grammont konnte ziemlich unbeherrscht sein, und wenn es ihm in seiner Wut gefiel, würde er Servan und ihm einfach den Kopf abschneiden lassen.

      Pierre Servan sah am Gesicht seines Leidensgefährten, was dieser dachte.

      „Keine Sorge, Jean“, sagte er mit fester Stimme. „Grammont braucht uns.“

      „Auch ohne unsere Schiffe?“ fragte Bauduc zweifelnd. „Und ohne unsere Männer?“

      „Wir werden nicht die einzigen gewesen sein, die sich retten konnten“, erwiderte Servan. „Sobald es richtig hell ist, werden wir den Wald durchkämmen. Ich bin überzeugt, daß wir eine Menge unserer Leute finden werden.“

      Bauduc nickte. Wenn sie erst einmal nicht mehr allein waren, würde er sich wohler fühlen. Ihre Leute standen hinter ihnen. Yves Grammont würde es sich zweimal überlegen, bevor er ein paar Dutzend Männer tötete.

      Pierre Servan war aufgestanden. Er fühlte mit der linken Hand, ob sein Hemd wieder trocken war. Es war noch etwas feucht, aber er brachte nicht die Geduld auf, noch länger zu warten.

      Er streifte sich das klamme Hemd über und erschauerte. Die feuchte Kühle des frühen Morgens tat ein übriges, daß er fror. Der Sturm hatte sich zwar etwas gelegt, aber immer noch zerrte ein starker Westwind an den Wipfeln der Fichten.

      Er hielt seinen schwarzen Hut über das Feuer, das noch einmal hell aufloderte, als Bauduc ein paar Zweige nachwarf. Die aufsteigende Hitze ließ den feuchten Filz dampfen.

      „Hast du gesehen, was mit Saint-Jacques’ ‚Coquille‘ und mit der ‚Louise‘ von Grammont geschehen ist?“ fragte Bauduc.

      „Nicht genau“, erwiderte Servan brummig. „Ich glaube, die ‚Louise‘ hat zuerst abgedreht. Ich werde Grammont fragen, wenn ich ihn sehe. Die ‚Coquille‘ habe ich seit den ersten Breitseiten der Engländer nicht mehr gesehen.“

      „Vielleicht ist sie auch abgesoffen“, sagte Bauduc niedergeschlagen.

      „Verflucht, sei nicht so pessimistisch!“ stieß Servan hervor. „Es gibt immer mal wieder schwarze Tage im Leben. Der gestrige gehört dazu, und wir wollen ihn so schnell wie möglich vergessen. Vielleicht gelingt es uns schon in den nächsten Tagen, ein Schiff zu kapern, dann denkst du nicht mehr an deine ‚Petite Fleur‘.“

      „Schön wär’s“, sagte Bauduc.

      Er wollte zu Servan dichter ans Feuer treten, um sich die Hände darüber zu wärmen, als er das leise Knacken hinter sich im Unterholz vernahm.

      Sein Kopf ruckte herum. Die dunklen Augen starrten in das schummrige Dunkel zwischen den Bäumen.

      „Was ist los?“ fragte Servan. „Hast du was gesehen?“

      Bauduc erwiderte


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