Unerschütterlich im Glauben. Fulton J. Sheen

Unerschütterlich im Glauben - Fulton J. Sheen


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Krieg ziehen wollte, um Ritter zu werden, oder spät nach einem sündhaften Leben wie bei Augustinus, als er die Stimme eines Kindes hörte, das auf die Heilige Schrift hinwies und sagte: »Nimm und lies.«

      In meinem Leben gab es nach meiner Erinnerung keinen Zeitabschnitt, an dem ich nicht Priester werden wollte. Als Teenager schickte mein Vater uns auf eine seiner Farmen, um dort zu arbeiten. Ich erinnere mich daran, wie ich den Acker im Frühjahr umpflügte und wie ich den jungen Mais wachsen sah. Wenn die schwere schwarze Erde umgepflügt war, betete ich den Rosenkranz und bat um eine Berufung. Anderen gegenüber habe ich meine Berufung nie erwähnt, nicht einmal gegenüber meinen Eltern, obwohl andere zu meinen Eltern häufig sagten, dass sie der Meinung seien, dass ich einmal Priester werden würde. Das Feuer der Berufung wurde durch meinen Dienst als Ministrant in der Kathedrale geschürt, außerdem durch die Inspiration von Priestern, die uns fast wöchentlich zu Hause besuchten. Und nicht zu vergessen ist der Rosenkranz, der in der Familie jeden Abend vor dem Zubettgehen gebetet wurde.

      Meine Erstkommunion im Alter von zwölf Jahren war für mich der Anlass für eine besondere Bitte an den Herrn, mir die Gnade der Priesterschaft zu gewähren. Allerdings hatte ich immer einen Zweifel – und das betraf die Frage, ob ich dieser Gnade würdig wäre.

      Mein Vater oder meine Mutter sagten nie, dass ich Priester werden sollte, und ich sprach mit ihnen auch nicht darüber – bis zu dem Tag, als ich ins Priesterseminar eintrat. Ihre einzige Antwort war damals: »Wir haben immer darum gebetet, dass du Priester wirst. Wenn es deine Berufung ist, dann werde ein guter Priester.« Häufig hörte ich, wie Verwandte und Freunde, die meine Eltern besuchten, über mich sprachen und sagten, dass ich sicher einmal Priester werden würde. Und mein jüngerer Bruder Joe erzählte mir, dass ich Besucher gern mit kleinen vorbereiteten Ansprachen unterhalten hätte. Ich selbst erinnere mich daran nicht.

      Eine Berufung ist etwas so Heiliges, dass man nicht gerne darüber spricht. Ich habe sie nie gegenüber irgendjemandem erwähnt – nicht vor meinen Klassenkameraden, nicht vor meinen Eltern und auch nicht vor den Priestern (nur mit Pater Kelly sprach ich darüber, einem Vikar der Domgemeinde). Mit dem Gefühl, man habe einen Schatz empfangen, war immer die Zerbrechlichkeit des Tongefäßes verbunden, das diese Gabe aufnehmen sollte. Ich verscheuchte dieses Gefühl immer wieder aus meinem Denken, nur damit es wieder zurückkam. Meistens vollzieht sich die religiöse Berufung im Stillen wie ein anhaltendes Flüstern, das jedoch nach Antwort verlangt. Es ist kein gewaltsames Rütteln an den Bettpfosten oder lauter nächtlicher Lärm. Einfach nur: »Du bist berufen, Priester zu sein.«

      Und die Berufung ist auch nicht so gebieterisch, dass die Zustimmung zwingend notwendig erscheint anstatt eines bereitwilligen Gehorsams. In der Geschichte im Alten Testament, als Gott zu dem jungen Samuel sprach, war die Stimme für niemand sonst zu hören, nur für das Kind. Und es gab auch nichts, das darauf schließen ließ, dass es die Stimme Gottes war. Deshalb ging Samuel, nachdem sein Name gerufen wurde, zweimal zu Eli: Er glaubte, Eli habe ihn gerufen. Es bedurfte der Erfahrung Elis, des alten Priesters, um den Jungen schließlich vom göttlichen Sprecher zu überzeugen: »Eli merkte, dass der Herr den Knaben gerufen hatte.« Samuel wusste zuerst nicht, dass es die Stimme des Herrn war. Und auch die meisten von uns erkennen diese Stimme, wenn sie zum ersten Mal gerufen werden, nicht als die Stimme des Herrn – erst durch die Beharrlichkeit, die Ruhe und den Frieden, mit der sie von der Seele Besitz ergreift.

      Der Lauf des Lebens wird nicht von den trivialen Alltagsdingen bestimmt, sondern von einigen wenigen entscheidenden Augenblicken. In einem Menschenleben gibt es wohl nicht mehr als drei oder vier oder fünf solcher Momente. Für viele Menschen ist es die Entscheidung für die Ehe, für einen bestimmten Beruf oder einen anderen Wohnort. Für mich kam sicher ein Wendepunkt, als ich das College beendet hatte. Es fand eine nationale Prüfung für diese Absolventen statt. Der Preis war ein dreijähriges Universitätsstipendium. Ich nahm an der Prüfung teil und gewann eines der Stipendien. Irgendwann im Sommer wurde ich entsprechend informiert. Sofort danach fuhr ich zum St. Viator College, um Pater William J. Bergan zu besuchen, mittlerweile ein guter Freund. Er war auf dem Tennisplatz, als ich dort ankam. Völlig begeistert rief ich ihm zu: »Pater Bergan, ich habe das Stipendium bekommen!«

      Er legte mir die Hände auf die Schultern, schaute mir in die Augen und fragte: »Fulton, glaubst du an Gott?« Ich erwiderte: »Sie wissen, dass ich das tue.« Er sagte: »Ich meine praktisch, nicht theoretisch.« Da war ich nun nicht so sicher und ich sagte: »Na ja, ich hoffe doch.« – »Dann zerreiß das Stipendium.« – »Aber Pater Bergan, dieses Stipendium ermöglicht es mir, drei Jahre an der Universität zu studieren, und alles wird bezahlt. Das ist ungefähr neun- oder zehntausend Dollar wert.« Er antwortete: »Du weißt, dass du eine Berufung hast. Du solltest ins Priesterseminar eintreten.« Daraufhin entgegnete ich mit einem Vorschlag: »Ich kann doch ins Priesterseminar eintreten, nachdem ich meinen Doktor gemacht habe, denn nach meiner Priesterweihe werde ich kaum mehr die Möglichkeit haben zu promovieren, und ich möchte doch unbedingt eine so gute Ausbildung wie möglich erhalten.« Er antwortete: »Zerreiß das Stipendium und geh ins Priesterseminar. Das ist es, was der Herr von dir will. Und wenn du das tust und ihm vertraust, wirst du nach deiner Weihe eine viel bessere Universitätsausbildung erhalten als zuvor vorgesehen.« Ich habe die Zusage für das Stipendium zerrissen und bin ins Priesterseminar eingetreten. Nie habe ich diesen Besuch und diese Entscheidung bereut.

      Wenn ich auf die Jahre zurückblicke und mich näher mit den heutigen Berufungen befasse, dann stelle ich fest, dass es sowohl in meinem Fall als auch in vielen anderen Fällen drei Stadien gibt, die auch in der Berufung des Propheten Jesaja beschrieben werden. Heute behaupten viele, sie hätten eine Berufung zum Priestertum, weil sie »in der Innenstadt« arbeiten oder »die politischen Grundrechte der Gefangenen einfordern« oder »für die staatsbürgerlichen Rechte von Minderheiten einstehen« oder »sich um Menschen mit Behinderung kümmern« oder »eine religiöse Mission im politisch aktiven Südamerika erfüllen« wollen. Keine echte Berufung beginnt damit, »was ich möchte« oder mit »einer Arbeit, die ich gern tun möchte«. Wenn wir von Gott berufen werden, trägt er uns unter Umständen eine Arbeit auf, die uns nicht gefällt – und hier gilt: »Gehorsam ist besser als Opfer«. Wenn die Gesellschaft mich ruft, kann ich mit meinem Dienst aufhören. Wenn Christus mich beruft, bin ich für immer sein Diener. Wenn ich das Gefühl habe, dass meine Berufung einem Einsatz für die Gesellschaft gewidmet sein sollte, dann gibt es keinen Grund, weshalb ich in ein Priesterseminar eintreten sollte. Wenn ich überzeugt bin, dass eine Berufung bedeutet, mit der Welt gleichgestellt zu werden, dann habe ich vollständig ihn vergessen, der die Warnung aussprach: »Ich habe euch aus der Welt erwählt.«

      Die erste Phase einer Berufung ist ein Bewusstsein von der Heiligkeit Gottes. Als Jesaja in den Tempel ging, hatte er eine Vision Gottes, des Herrn, der auf seinem Thron saß, umgeben von Engelschören, die sangen:

      Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen.

      Erfüllt ist die ganze Erde von seiner Herrlichkeit.

      Eine Berufung beginnt nicht damit, »was ich gerne tun würde«; sondern mit Gott. Man wird mit seiner Anwesenheit konfrontiert, nicht so dramatisch wie Paulus bei seiner Bekehrung, doch mit dem Gefühl des Nicht-von-dieser-Welt-Seins, des Heiligen, des Transzendenten.

      Das zweite Stadium, eine Reaktion hierauf, ist ein intensives Gefühl der Unwürdigkeit. Das Herz erschrickt, wenn es den Ton und den Schatz gleichzeitig sieht. Gott ist heilig, ich bin es nicht. »Weh mir.« Gott kann etwas anfangen mit denjenigen, die erkennen, wie sie wirklich sind und wie sehr sie der Reinwaschung bedürfen, jedoch nicht mit denen, die sich selbst als würdig empfinden.

      Jesaja wurde von seiner Jämmerlichkeit durch einen Seraph erlöst, der eine brennende Kohle vom Altar nahm und damit seinen Mund berührte und sagte: »Siehe, dies hat deine Lippen berührt, so ist deine Schuld gewichen und deine Sünde gesühnt.« Diese Reinigung beginnt im Priesterseminar und setzt sich das ganze Leben hindurch fort in Form von körperlichen Leiden, Seelenqual, Verrat, Skandalen, falschen Anschuldigungen – all das fordert den Berufenen auf, sich des Schatzes immer würdiger zu erweisen.

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      Die Familie Sheen aus El Paso: Mr und


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