Nina und die Sphinxwelt. Sarah Nicola Heidner

Nina und die Sphinxwelt - Sarah Nicola Heidner


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nein!“ Schnell lief das Mädchen zu seiner Lehrerin und befreite sie. „Geht es Ihnen gut?“, fragte Nina.

      „Mich hat jemand zusammengeschlagen“, berichtete die Frau, als sie ihre Beine und Arme lockerte.

      „Können Sie sich an den Angreifer erinnern?“, fragte Nina, doch Frau Barinkson schüttelte den Kopf.

      „Nein“, sagte sie und schüttelte energisch den Kopf. Sie ging zum Fenster, blickte hinaus – und erstarrte. Das Kind trat neben sie und sah, was in diesem Moment die Lehrerin fassungslos die Hand vor den Mund schlagen ließ. Noch immer stand da draußen die Frau, die genauso aussah wie die Lehrerin neben Nina. Die falsche Frau Barinkson schimpfte gerade wütend mit Herrn Malan und deutete wild gestikulierend zu der anderen Seite des Hauses, wo das Fenster von Ninas Zimmer lag.

      Ungläubig ließ Nina ihren Blick von der einen Frau Barinkson zur anderen wandern. Und kurz darauf wieder zurück – wie bei einem Tennismatch. Immer schneller ging ihr Blick zwischen den beiden Frauen hin und her. War denn jetzt gar nichts mehr normal? Was passierte hier gerade?

      „Oh mein Gott!“, stöhnte die echte Frau Barinkson und hielt sich an einem Stuhl fest. Dann bedeutete sie Nina, ihr aus dem Raum zu folgen. Eine Minute später sahen die echte und die falsche Lehrerin einander an. Alle Schüler, Herr Pikk und Herr Malan starrten fassungslos auf das, was sich vor ihnen abspielte.

      „Äh … Sie – Was fällt Ihnen eigentlich ein! Verschwinden Sie!“, forderte die echte Frau Barinkson und stemmte die Hände in die Hüften.

      „Ach ja?“ Die unechte Lehrerin lächelte kalt, schnippte einmal mit den Fingern und verwandelte sich in eine sehr schlanke Frau, deren ganzer Körper aus Schlangen zu bestehen schien. Angeekelt und voller Entsetzen wichen die Schüler zurück, nur Nina stand noch neben der echten Frau Barinkson, die fassungslos auf die Schlangenfrau starrte.

      Die jedoch wandte sich dem Mädchen zu. „Komm“, sagte sie. „Komm mit, Nina.“

      Doch in diesem Moment stellte sich Frau Barinkson vor ihre Doppelgängerin in Schlangengestalt. „Sie nehmen keine meiner Schülerinnen mit, verstanden?“, knurrte sie und wollte gefasst wirken, aber ihre Stimme schwankte leicht und ihre Finger zitterten. Die Schlangenfrau hob nur die Augenbrauen, sagte aber nichts.

      Dann geschahen zwei Dinge fast gleichzeitig: Die Schlangenfrau stürmte auf die Lehrerin zu, doch diese warf sich unter den schützenden Baum. Herr Malan hob mit versteinertem Gesichtsausdruck die Hände in die Höhe, und wie von einer unsichtbaren Kraft gelenkt wurde die Schlangenfrau zu Boden geschleudert und verschwand dann spurlos. Alle starrten auf Herrn Malan und dessen Hände, denn er stand immer noch an derselben Stelle, hatte sich nicht vom Fleck bewegt und offenbar nur mit der Kraft seiner Hände die Schlangenfrau verschwinden lassen.

      Er schaute die sprachlose Nina an, lächelte ihr zu und verschwand – ebenso wie die Frau kurz vor ihm.

      „Magie“, krächzte Jonas, ein Schüler aus Ninas Klasse, „das ist Magie!“

      „Quatsch!“ Frau Barinkson wirkte wieder gefasst. „Einbildung ist das, nichts als Einbildung.“ Sie schüttelte den Kopf und schien eher sich selbst als die Schüler überzeugen zu wollen. „Ihr geht jetzt zum Abendessen. – Pikk, kommen Sie bitte mit.“ Sie zeigte zum Haupthaus, in dem sich der Speiseraum befand.

      „Und was ist mit Herrn Malan?“, fragte Pia.

      „Ich weiß es nicht“, seufzte die Lehrerin. Und als sie sich kurz umdrehte, konnte Nina einen tiefen Schmerz in ihren Augen erkennen.

      Den ganzen Abend über waren Herr Malan und die falsche Frau Barinkson natürlich das Thema Nummer eins. Nina hielt sich zurück, als die anderen wilde Vermutungen äußerten, was passiert sein könnte und ob Magie beziehungsweise keine Magie im Spiel gewesen war.

      Nina verabschiedete sich früh und ging zu Bett. Ihr war einfach nur schlecht. Die Ereignisse jagten durch ihre Gedanken und sie fragte sich pausenlos, was hier überhaupt normal war. Als sie noch lange, nachdem auch ihre Freundinnen ins Bett gegangen waren, wach gelegen hatte, glitt sie schließlich in einen unruhigen Schlaf, in dem sie von Feuer, der Schlangenfrau und Herrn Malan träumte.

      In der Nacht wachte sie mehrere Male auf, weil ihre Kette mit dem Namen Ignis heiß wurde und wie ein Feuer auf ihrem Hals brannte. Aber immer, wenn sie dann schlaftrunken ihre Hand auf den Anhänger legte, wurde dieser wieder kalt.

      Am Morgen erwachte Nina wegen Jana, die ihren Namen rief. Schlaftrunken setzte sich das Mädchen auf und sah die anderen auf Mias Bett zusammensitzen und sich unterhalten. Schnell stand Nina auf, kletterte die Leiter zu dem Hochbett ihrer Freundin hinauf und setzte sich dazu.

      „Merkwürdige Ereignisse …“, stellte Maria gerade fest.

      „Ah, Nina.“ Pia lächelte ihr zu. „Weißt du, was da gestern los war?“

      Als das Mädchen den Kopf schüttelte, fuhr Pia fort: „Nun, es schien irgendwie um dich zu gehen.“

      „Ja“, sagte Jana, „genau!“

      „Etwas ist mit dir! Und was war das eigentlich mit dem Feuer? Wir sind gestern nicht mehr dazu gekommen, dich danach zu fragen.“ Mia sah Nina prüfend an, doch die winkte ab.

      „Da ist nichts. Alles Zufall“, sagte sie und sprach damit die Hoffnung aus, die tief in ihrem Herzen schlummerte. Mit dieser Schlangenfrau und womöglich noch schrecklicheren Kreaturen wollte sie nichts zu tun haben. „Ich habe Hunger. Bestimmt hat der Speisesaal schon geöffnet“, wechselte sie geschickt das Thema. „Lasst uns frühstücken gehen.“

      Die anderen stimmten ihr zu, und so zogen sie sich Shorts und T-Shirts an und gingen ins Haupthaus. Dort stand das Buffet bereit. Sie holten sich Brötchen, Butter, Marmelade, Schinken und Käse und setzten sich an einen Sechsertisch, möglichst weit weg von Herrn Pikk und Frau Barinkson, die ganz in der Ecke an einem Vierertisch saßen und auf den leeren Teller neben sich starrten, den sie anscheinend für ihren Kollegen mit gedeckt hatten.

      „Sie sehen so aus“, flüsterte Jana, nachdem sie die beiden eine Weile beobachtet hatte, mit vollem Mund, „als ob sie auf Herrn Malan warten würden!“

      „Dass er weg ist, ist nicht witzig“, zischte Mia.

      „Das war kein Scherz oder so was“, sagte Jana beleidigt.

      „Hmpf“, machte Mia, die im Gegensatz zu Jana nicht mit vollem Mund sprach und deshalb nur einen Laut von sich geben konnte.

      „Was haben wir heute für ein Datum?“, fragte Pia, die einem Streit der beiden aus dem Weg gehen wollte.

      „Den neunten Juni“, antwortete Maria, die gerade den letzten Bissen ihres Brötchens in den Mund schob. „Da fällt mir ein, kommt mal mit! Nein, Nina, du bleibst hier. Wir müssen etwas wegen deines Geburtstags am Elften besprechen, also komm bitte nicht in unser Zimmer, ja?“

      Nina nickte und sah zu, wie Jana mürrisch ihre Arme mit Brötchen und Schinken belud und ihren Freundinnen eilig aus dem Speisesaal folgte. „Ich war noch nicht fertig“, hörte Nina sie rufen, bevor die Tür des Speisesaals ins Schloss fiel.

      Doch allein mochte Nina nichts mehr essen, und so räumte sie ihren Teller und die ihrer Freundinnen weg und setzte sich draußen unter die Eiche. Plötzlich nahm sie eine Bewegung hinter dem Bungalow ihrer Klasse wahr.

      Sie kam leise hoch, duckte sich und schlich hinter das Haus. Und was sie dort sah, ließ sie ungläubig blinzeln. „Tobias, was zum Teufel machst du denn hier?“ Erst ihre Katze, dann ihr Bruder. Was – verdammt noch mal – ging hier vor!? Nina hätte es nicht gewundert, wenn jetzt auch noch ihre Eltern auftauchen würden.

      „Toto muss A-a“, krähte der kleine Junge und zupfte an seiner Windel.

      „Oh nein, Tobias, bitte nicht!“, stöhnte das Mädchen. „Komm mit, wir gehen jetzt zu Frau Barinkson, dann wechsle ich dir die Windeln und danach fährst du nach Hause zu Mama und Papa, ja?“

      Tobias nickte.

      „Wie


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