Traditionelle Chinesische Medizin für Dummies. Jean Pélissier

Traditionelle Chinesische Medizin für Dummies - Jean Pélissier


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3 gehen wir detailliert auf die drei Verbindungen dieser fünf »Organ-Pakete« mit unterschiedlichen Funktionen, Symptomen oder Störungen ein. Hier lernen Sie diese Organe einfach nur kennen.

      

Wir haben fünf Organ-Pakete: Leber, Herz, Milz/Bauchspeicheldrüse, Lunge und Niere. Eine sehr wichtige Konvention: Wenn wir von einem Organ sprechen, dann sprechen wir von der Energie dieses Organs, der Energie, die – wir erinnern uns – vor der Materie steht.

      Jedes Organ-Paket besteht aus zwei Organen:

       Einem »Vollorgan« (Speicherorgan), das wir das Yin-Organ nennen: Dieses Organ steht letztlich als lebenswichtiges Organ hinter der Entwicklung einer Krankheit. Man kann nicht ohne Herz, Leber, Milz/Bauchspeicheldrüse, Niere oder Lunge leben. Und wenn eine Krankheit direkt für eines dieser Organe entsteht, kann sie sehr schnell tödlich sein.

       Einem »Hohlorgan« (Durchgangsorgan), ein Behälter, das wir das Yang-Organ zum entsprechenden Yang-Organ nennen: »Das Yang schützt das Yin«: Es hat die Aufgabe, das lebensnotwendige Yin-Organ zu schützen. Und es zeigt die ersten Alarmsymptome. Eine Besonderheit: Man kann ohne oder mit einem Teil dieses Organs weiterleben, wie beispielsweise Gallenblase, Magen, Harnblase und so weiter.

      

Welches sind diese Organe? Drei Paare sind ganz einfach zu erkennen:

       Die Leber (Yin) bildet ein Paar mit der Gallenblase (Yang).

       Die Milz/Bauchspeicheldrüse (Yin) bildet ein Paar mit dem Magen (Yang).

       Die Niere (Yin) bildet ein Paar mit der Blase (Yang).

      Die beiden anderen Organ-Pakete muss man sich irgendwie anders merken:

       Die Lunge (Yin) bildet ein Paar mit dem Dickdarm (Yang). Bei Verdauungsproblemen müssen wir Punkte auf dem Lungenmeridian finden, und umgekehrt.

       Das Herz (Yin) bildet ein Paar mit dem Dünndarm (Yang). Man sagt, dass die Energie des Dünndarms die »Wasserwege« regelt. Eine Insuffizienz der Herzenergie kann leicht zu einem OAP führen, einem akuten Lungenödem.

       den Herzbeutel (Perikard), auch als Verschiebeschicht (Schutzmantel, »der abgewandte Gesandte« bezeichnet (man sollte vermeiden, ihn als Meister des Herzens zu bezeichnen, weil das Herz keinen Meister hat), der die Yin-Seite darstellt.

       die drei Erwärmer (der Verteiler, vergleichend mit einem Stellwerk in einem Verschiebebahnhof), die insgesamt als energetisches Organ betrachtet werden, das die Yang-Seite darstellt (vergleiche Kapitel 3).

      Damit haben wir zwölf Organe, sechs Yin-Organe und sechs Yang-Organe. Diese zwölf Organe sind, wie wir im Weiteren erklären werden, über das Meridiansystem mit der Körperoberfläche verbunden.

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      Dies ist das wichtigste Konzept der chinesischen Medizin. Es handelt sich dabei gewissermaßen um Umlaufbahnen, Kanäle, in denen die Energie zirkuliert, sehr subtil und außerhalb der Körperlichkeit. Unser Meister hat immer wieder betont, dass kein Apparat, kein Sensor die Möglichkeit bietet, sie zu belegen. Man würde womöglich nur eine Potenzialdifferenz messen, einen groben Aspekt der Energie.

       Woher kommt die Energie?

      Es handelt sich um eine sehr subtile Mischung zwischen der Quintessenz der Energie aus der Luft und der Quintessenz der Energie der Verdauung von Lebensmitteln. Der »grobe« Aspekt dieser Mischung wird durch das Sauerstoffatom (Luft) dargestellt, das sich dem roten Blutkörperchen (Versorgung) anhaftet, um Hämoglobin zu schaffen, das den Transport von Energie in den Körper gestattet. Wir befinden uns hier auf dem reinen Energieniveau, das somit durch die Meridiane fließt.

       Welche Aufgabe hat ein Meridian?

      

Bringen wir die Körperoberfläche in Verbindung mit den inneren Organen. Es gibt zwölf grundlegende energetische Organe, somit haben wir auch zwölf Meridiane:

       sechs Meridiane entlang der Beine (drei Yin- und drei Yang-Meridiane)

       sechs Meridiane entlang der Arme (drei Yin- und drei Yang-Meridiane)

      In Kapitel 13 über die Akupunktur finden Sie eine logische Mnemotechnik, um sich den Verlauf der zwölf Meridiane innerhalb von wenigen Minuten zu merken.

      Es gibt eine Symmetrieachse im Körper, die durch die Wirbelsäule verläuft: Die Meridiane werden entlang dieser Achse verdoppelt. Wir haben also zwei Meridiane für den Dickdarm, das Herz, den Magen und so weiter. Diese Meridiane bilden einen geschlossenen Kreis. Sie sind durchzogen von Senken, Knoten, Energiekonzentrationen: Dies sind die berühmten Akupunktur- oder Akupressurpunkte. Ich stelle sie Ihnen in den Kapiteln über die Akupunktur und Akupressur genauer vor (siehe Kapitel 13 und 14).

      Es gibt zwei weitere Meridiane, die für unsere Behandlungen sehr nützlich sind: das Konzeptionsgefäß, Ren Mai, und das Lenkergefäß, Du Mai. Diese Meridiane sind dank ihrer spezifischen Punkte direkt mit den sechs Yin- und den sechs Yang-Organen verbunden, und damit auch mit den zwölf Hauptmeridianen des Körpers. Sie befinden sich auf der äußeren und hinteren Medianachse des Rumpfs und sie sind singulär. Wir haben auch nur einen 4RM- oder 14DM-Punkt.

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       Die Theorie der Meridiane

      Die Meridiane, ihre Funktion und ihre Position sind Frucht Tausender Jahre Beobachtung und Erfahrung. Selbst heute bleiben die Art dieser Meridiane und die Übertragung der Energie von außen nach innen und umgekehrt trotz aller Forschung geheimnisvoll. Aber es funktioniert! Man muss sie in ihrer praktischen Wirkung beobachten, in ihrem Zusammenhang mit den Organen und ihrer Wirkung auf Krankheiten.

       Das Meridiansystem

      Das Meridiansystem setzt sich aus zwei grundlegenden Kreislaufwegen zusammen:

       den Hauptkreislaufwegen, als Jing bezeichnet

       den Luo (Netzleitbahnen), das sind Gefäße, die die Jing verbinden, und Gefäße, die als »Kapillaren« für die wichtigsten Meridiane dienen


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