Traditionelle Chinesische Medizin für Dummies. Jean Pélissier

Traditionelle Chinesische Medizin für Dummies - Jean Pélissier


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aus der Einheit, Taj Ji, ist diese Dualität die Basis aller möglichen Aspekte des Lebens, so wie wir es verstehen. Ein Konzept, egal welches, kann nicht existieren, wenn es nichts Gegenteiliges, Ergänzendes gibt. Man kann nicht wissen, ob es den Tag gäbe, wenn es keine Nacht dazu gäbe. Das Ja ohne das Nein, das Oben ohne das Unten, den Mann ohne die Frau, die Liebe ohne den Hass und so weiter. Dies könnten wir für das gesamte restliche Buch fortsetzen.

      

Eine der großen Besonderheiten dieser Dualität ist ihre Fähigkeit, gleichzeitig in Opposition zu sich selbst zu stehen (mit dem Wissen, dass jedes davon den Samen des anderen in sich trägt), voneinander abhängig (das eine kann nicht ohne das andere dargestellt werden) und in einer Entstehungsbeziehung befindlich zu sein (die Nacht weicht schrittweise dem Tag).

       Die Ursprünge des Konzepts

      Kopfüber

      Man muss die Unterschiede zwischen der chinesischen Denkweise und der westlichen Denkweise verstehen. Betrachten wir beispielsweise die Schrift. Im Westen verläuft sie von links nach rechts, in China dagegen von rechts nach links. Aus diesem Grund unterscheiden sich auch die Orientierungspunkte. Im Westen ist der Osten rechts, der Westen links, der Norden oben und der Süden unten. In China ist der Westen rechts, der Osten links, der Norden unten und der Süden oben. Kennt man diese Unterschiede nicht, können bei der Interpretation alter Texte signifikante Fehler entstehen.

      Betrachten wir den Menschen. Der Mensch lebt zwischen Himmel und Erde. Vom Zeitpunkt seiner Geburt an sieht er über sich den Himmel, unter sich die Erde. Die Helligkeit und das Verborgene, Himmel und Erde, stellen in der chinesischen Denkweise zwei Gegensätze dar und sind in allem enthalten. Dies entspricht genau der Entwicklung des Yin-Yang-Konzepts. Zu Beginn des Tages sehen wir, dass der Himmel hell ist. Wenn die Sonne langsam verschwindet, wird der Himmel dunkler, die Sonne geht unter. Beim Sonnenuntergang taucht das Universum ins Verborgene ein. Der Mond erhebt sich am dunklen Himmel und der Mensch erkennt, dass die Sonne tatsächlich die Quelle des Lichts ist.

      Gleichzeitig sieht man, dass die Sonne der Ursprung der Entstehung des Schattens ist. Betrachten wir beispielsweise einen Baum. Wenn die Sonne auf den Baum scheint, wirft dieser einen Schatten. In der Nacht, nach Sonnenuntergang, ist zu erkennen, dass auch der Mond ein Licht abstrahlt und ebenfalls einen leichten Schatten erzeugt. Es ist jedoch offensichtlich, dass der Mond sehr viel weniger Licht abstrahlt als die Sonne, und häufig wird er von Wolken ganz verdunkelt.

      

Alle diese Phänomene helfen, das Tai Ji zu verstehen, die Einheit. Am Ursprung der Dualität befindet sich das Vakuum. Zwischen Himmel und Erde gab es nichts, dann sind die beiden Gegensätze aufgetaucht. Der erste heißt Yang, das Licht, das die Sonne aussendet und das die Erde beleuchtet. Die Nacht erscheint im Yin. Diese kontrastierenden Phänomene, dieses Gegeneinander, heißt Yin-Yang. Daher auch der erste Satz: »Aus der Einheit entstehen Zwei«.

       Das Tai Ji, die Einheit, schließt alle anderen Möglichkeiten in sich ein

      Einfach gesagt, schließt das Tai Ji, die Einheit, alle anderen Möglichkeiten in sich ein.

       Links das »Komma« Yang, die Vitalität unter dem Zeichen des Feuers: der Anstieg, die Beschleunigung, die Funktionen, die Hitze erzeugen, die Extravertiertheit, das maskuline Prinzip, die Zentrifugalkraft. Symbolisch wird es durch eine durchgezogene Linie dargestellt: ________________

       Rechts das Yin, das die Vitalität unter dem Zeichen des Wassers darstellt: der Abstieg, die Introvertiertheit, die Verlangsamung, das feminine Prinzip, die Zentripetalkraft. Symbolisch wird es durch eine unterbrochene Linie dargestellt: ____ ____ ____ ____

      Und weil nichts nur weiß oder nur schwarz ist, haben wir im Yang-Teil einen kleinen Kreis Yin, und umgekehrt auf der Yin-Seite einen kleinen Kreis Yang. Wäre dies nicht der Fall, würde auf dieser Erde alles erstarren.

      Eine Meditationsaufgabe: Was ist Zeit?

      Vor der Geburt gibt es keine Zeit für uns, und auch nicht nach dem Tod. Wir können sagen, für den Menschen beginnt die Zeit erst ab der ersten Zellteilung, der ersten Dualität innerhalb der Gebärmutter. Die Zeit existiert nur dann, wenn es ein Vorher und ein Nachher gibt. Der Konvention entsprechend bezeichnen wir das, was vorher ist, als Yin, das, was nachher ist, als Yang. Und weil es ein wenig Yang im Yin und Yin im Yang gibt, wird die Zeit »flexibel«: Eine Minute kann uns unendlich erscheinen – und umgekehrt.

      Gibt es eine Nichtzeit während unseres Lebens auf der Erde? Die Neurobiologen definieren die Zeit als eine permanente Abfolge von Gedanken. Diese können sich nicht überlappen. Zwischen zwei Gedanken gibt es eine Lücke von ein paar Millisekunden. Meditierende versuchen, diese Zeit zwischen zwei Gedanken zu verlängern. Dies ist die Nichtzeit. Und wenn sie es schaffen, in diesen Spalt einzudringen, ist das das Erwachen.

       Sich nicht im Labyrinth des Yin-Yang verirren

      Aufgrund der Überlastung unserer linken Gehirnhälfte können wir nicht verstehen, dass dasselbe Konzept manchmal Yin und manchmal Yang sein kann. Es ist alles eine Frage des Betrachters und des Standpunkts. Wir sagen beispielsweise, dass alle chinesischen Tees Yin sind, da sie aus der Erde kommen. Wenn wir jedoch die verschiedenen Kategorien – Grüntee, Oolong oder Schwarztee – genauer betrachten, werden wir feststellen, dass Schwarztee Yang ist, im Vergleich zu grünem Tee, der eher Yin ist. In den Lehrbüchern wird gesagt, »das reine Yin und das reine Yang sind nicht realisierbar«. Das bedeutet, wenn das Yin extrem wird, wird es zum Yang. Wenn Sie Eis (Yin) berühren, verbrennen Sie sich schließlich damit die Finger (Yang).

      Warum sagen wir Yin-Yang und nicht Yang-Yin?

      Man sagt, alles beginnt mit einer Yin-Zeit. Die erste Manifestation, wenn wir den Mutterlaib verlassen, ist das Einatmen, eine konzentrierte Aufnahme von Luft. Ein Yin-Akt. Das Gegenteil geschieht im Moment des Sterbens. Das letzte Ausatmen, der Austritt des Yang.

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