Gemeinsam Eltern bleiben. Margret Bürgisser

Gemeinsam Eltern bleiben - Margret Bürgisser


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rel="nofollow" href="#ulink_c0f7cdc4-59a1-5430-a1f3-d682a9f964ef">9Art 133 Abs. 1 ZGB.

      «Es war klar, Leander steht über allem – unser Wohl hat sich nach ihm zu richten.»

      Anna Goetsch (47) und Willi Gasche (53) wohnen an zentraler Lage in Zürich-Hottingen, nur wenige Tramstationen voneinander entfernt. Seit ihrer Trennung vor 14 Monaten betreuen sie ihren Sohn Leander (12) abwechslungsweise. Es war von Anfang an klar, dass sie eine 50:50-Regelung wollten. Willi Gasche beschreibt seinen Betreuungsanteil wie folgt: «Sonntagmittag komme ich ihn holen – oft essen wir auch zusammen mit Anna das Frühstück. Dann ist Leander bis Mittwochmorgen bei mir und anschliessend wieder bei seiner Mutter. Wenn Anna nicht da ist, mache ich hin und wieder am Freitag auch noch einen Mittagstisch.» Künftig wird Leander auch am Samstag ab und zu beim Vater sein, weil das Anna Goetsch ermöglicht, Weiterbildungen zu besuchen. Den Rest der Woche lebt Leander bei seiner Mutter, in deren Haushalt auch noch zwei fast erwachsene Kinder aus einer früheren Beziehung leben: Joy, 21, und Gilles, 20.

      Beruflicher Hintergrund Beide Partner sind selbstständig erwerbend, was die gemeinsame Kinderbetreuung erleichtert. Willi Ga­sche lernte ursprünglich Maurer, erkrankte mit 20 aber an Krebs und musste sich deshalb umschulen. Er nahm Bautechnikunterricht, baute für einen Freund ein Haus und wuchs so nach und nach ins Architekturhandwerk hinein. Heute arbeitet er als Architekt. Er war insgesamt nur ein Jahr angestellt, sonst immer selbstständig erwerbend.

      Anna Goetsch ist gelernte Werbeassistentin, machte sich aber ebenfalls früh selbstständig, zusammen mit ihrem ersten Partner. Später arbeitete sie 15 Jahre als Promoterin von Veranstaltungen und absolvierte dann berufsbegleitend eine Ausbildung zur Shiatsu-Therapeutin. Diesen Beruf übt sie jetzt aus, ebenfalls auf selbstständiger Basis.

      Entscheid für die gemeinsame elterliche Sorge Anna Goetsch und Willi Gasche üben die elterliche Sorge schon seit der Geburt von Leander gemeinsam aus. Da das Paar nicht verheiratet war, musste Willi Gasche eine Vaterschaftsanerkennung unterzeichnen. Damals entschieden sie sich formell für die gemeinsame elterliche Sorge. Nach der Geburt des Kindes arbeitete Anna Goetsch zu etwa 50% als Promoterin für Tanzveranstaltungen. Sie verdiente dabei sehr gut, konnte zu Hause arbeiten und sich die Zeit völlig frei einteilen. Dies ermöglichte es ihr, sich gut zu organisieren und viel Zeit mit Leander zu verbringen.

      Willi Gasche engagierte sich damals in einer neuen beruflichen Partnerschaft. Der Arbeitsumfang belief sich auf etwa 80 bis 120%. Sein Arbeitsplatz befand sich ausserhalb der Wohnung. Er war deshalb oft abwesend. Das fand er zunehmend unangenehm, da er das Gefühl hatte, er sei zu wenig zu Hause und zu wenig im Büro. Schliesslich stieg er aus der Arbeitspartnerschaft aus und hatte künftig Büro und Wohnung im selben Haus. Dadurch war er viel präsenter und flexibler. Leander konnte nach der Schule, wenn seine Mutter nicht da war, zum Vater ins Büro gehen. Und am Wochenende, wenn Anna ihre Ausbildung absolvierte, war Leander ebenfalls beim Papi.

      Glück mit der Fremdbetreuung Punkto Fremdbetreuung hatte das Elternpaar Goetsch/Gasche ideale Bedingungen. Eine Zeit lang gaben sie ihren Sohn am Dienstag in eine Krippe, damit Anna Zeit für ihre Arbeit hatte. Im Übrigen erfuhren sie grosse Unterstützung vonseiten der Grossmütter. «Beide wohnten sehr nahe», erzählt Willi Gasche. «Die Kinder bewegten sich eigentlich an drei Orten: Zuhause und bei den beiden Grossmüttern. Diese sind gekommen, haben gekocht, gelegentlich waren sogar beide da, wir haben zusammen gegessen, und nachher haben sie noch zusammen Rommé gespielt.» Willi Gasche hat ausgerechnet, dass seine Mutter den Enkel in den ersten zehn Jahren während rund eines Jahres betreute (wöchentlich einen Tag, jeweils von Freitag bis Samstag). Anna Goetsch und Willi Gasche sind dafür sehr dankbar. «Wir haben viel Glück gehabt, weil die Grosseltern den Kindern sehr zugetan waren und sie auch gerne betreuten.»

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