Warrior & Peace. Stella A. Tack

Warrior & Peace - Stella A. Tack


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war ich kein Gelee mehr, denn seine Haut traf auf meine Federn. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Ränder dieser tatsächlich wieder an Festigkeit erlangten. Was war das für ein eigenartiger Zauber gewesen?

      Ich zuckte zusammen und wich zurück. Seine Berührung schmerzte wie Nadeln, die durch meine Haut stachen.

      »Hey! Hey, was macht ihr da?« Eine dritte Stimme zerriss die Stille.

      Virus sah ruckartig auf und endlich hatte ich das Gefühl, wieder atmen zu können. Seine Begleiterin murrte etwas Abfälliges, als die mollige Göttin schnaufend wie eine Dampfwalze um die Ecke bog. Sie musste mehrfach kollabiert sein, denn über ihre hübschen Wangen zogen sich Schrammen und ihr Knie schien zu bluten. Keuchend joggte sie auf uns zu und hielt sich dabei mit gequältem Gesicht die linke Seite.

      »Mannomann!« Ihre Wangen waren knallrot angelaufen. »Ich hätte doch nicht mit Zumba aufhören sollen, dachte schon, ich hole dich gar nicht mehr ein!« Sie schaute zwischen mir und dem Duo hin und her. »Karma, Virus!«, schnaufte sie überrascht. Allerdings nicht positiv. Ihre Stimme kippte bei dem letzten Namen leicht, was sie mit einem schiefen Grinsen zu verstecken versuchte. Sie blieb stehen. »Was tut ihr denn hier?« Ihr Stupsnäschen kräuselte sich nervös.

      »Verschwinde, Fawn! Du störst!«, brummte Virus nach einem kurzen Räuspern, bei dem die Drähtchen an seiner Stirn unruhig aufleuchteten.

      »Setz deinen fetten Arsch wieder in Bewegung, Fawn! Du hast hier nichts zu suchen«, plärrte seine Begleitung.

      »Oh … ähm … aber …« Die kleine Göttin mit dem schönen Namen lachte nervös und kiekste dabei schrill. »… das ist … ähm … eine Freundin von mir! Sie hat kleine Navigationsschwierigkeiten. Meistens wenn sie Ambrosia mit Red Bull mischt. Ich habe ihr gesagt, sie soll das lassen, aber, tja … sie ist koffeinsüchtig und nicht immer die Hellste. Ich wollte sie gerade nach Hause bringen. Wir … ähm … sind schon zu spät zu, äh, einer P–Party!«

      Nicht die Hellste? Empört guckte ich sie an. Eventuell hatte sie recht, aber mein Ego maulte trotzdem.

      Virus verengte die leuchtenden Augen zu Schlitzen und stand langsam aus der Hocke auf. Ich registrierte seine langen Beine, die in einer engen dunklen Jeans steckten. An seinen Füßen trug er schwarze abgewetzte Stiefel. »Hau ab! Jetzt«, sagte er kurz angebunden, jedoch mit solch drohendem Unterton, dass Fawn der Arsch sichtlich auf Grundeis ging. Sie wurde blass und guckte hektisch zu mir.

      Ihre volle Unterlippe bebte. »Mach ich, aber nicht ohne sie. Außerdem sind Verflüssigungszauber verboten. Die sind gefährlich! Stellt euch vor, sie hätte auf einmal ihre gesamte Struktur verloren«, fauchte sie Karma an, die wiederum nur mit den Schultern zuckte.

      »Das Risiko war es wert.«

      Meine Verwunderung wuchs erneut. Wieso tat Fawn das? Sie kannte mich doch gar nicht. Als würde Virus dasselbe denken, stieß er ein Lachen aus. Der Spott darin war nicht zu überhören. Dabei legte er den Kopf zur Seite und musterte die Göttin abschätzig. »Weißt du denn überhaupt, wer deine sogenannte Freundin ist, Fawny?«

      Fawn zögerte und leckte sich über die Unterlippe. »Sie … das ist … also … wir kennen uns noch nicht lange!«, brachte sie mühsam hervor.

      Ja, genau. In etwa drei Minuten.

      »Aber sie gehört zu mir!«, schloss sie tapferer und funkelte Virus entschlossen an.

      Er grinste.

      Die Tusse neben ihm gackerte nervtötend. Sie erinnerte mich immer mehr an eine meiner Schwestern.

      »Sie gehört nicht dir!«, stellte Virus klar. »Sie gehört dem Gottvater. Das ist Warrior Pandemos. Die neue Gottmutter.«

      Fawns Gesichtszüge entgleisten. Sie betrachtete mich. Leider nicht mehr mit diesem netten, sorgenvollen Ausdruck darin, sondern richtiggehend verschreckt. Virus tat es ihr gleich, jedoch mit einem Hunger, der mir den Magen umdrehte. Gleichzeitig kribbelte meine Haut wie von einem jähen Energieschub. Etwas in mir reagierte auf ihn. Ich knallte diesem Etwas eine Bratpfanne auf den Kopf. Was hatte ich nur immer mit Typen, die mich entführten? War das ein Fetisch?

      »Das hier ist eine Nummer zu groß für dich, Fawny«, schnurrte Virus. »Tu uns allen einen Gefallen, geh in deine Wohnung zurück und vergiss, was du gesehen hast. Wir kümmern uns um Warrior.«

      »Das … Das ist keine gute Idee! Ihr solltet euch da nicht einmischen«, behauptete Fawn. »Peace wird alles in Schutt und Asche legen, wenn er bemerkt, dass sie weg ist!«

      Hat er bereits bemerkt, warf ich stumm ein. Nur das mit dem In-Schutt-Legen ließ noch auf sich warten.

      »Das ist ja auch der Plan!«, triumphierte Virus’ Freundin.

      »Karma!«, fuhr ebenjener sie scharf an.

      Die Tussi kam endlich so nahe, dass der Schatten aus ihrem Gesicht wich und ich sie anschauen konnte. Ich stöhnte entnervt. Passend zur Fistelstimme und der ätzenden Lache sah sie aus wie ein Pornostar. Langes schwarzes Haar, volle Lippen und Brüste, mit denen sie jemanden hätte erschlagen können. Welche Körbchengröße war das? Z?

      Karma bemerkte, dass ich sie musterte, und grinste. »Ich verstehe das nicht!«, säuselte sie und fuhr mit der Hand ein paar träge Kreise um Virus’ Schultern. »Das ist die Kleine, um die so viel Aufstand gemacht wird? Sie sieht aus wie ein getretenes Hündchen.«

      Getreten? Hündchen? Ich? Mit jedem mir verbliebenen Rest Energie funkelte ich sie wütend an. Nach allem, was ich in den letzten Tagen durchgemacht hatte, wirkte ich nun mal nicht, als hätte ich gerade das Filmset für Lutscht feucht und göttlich verlassen.

      Alle drei musterten mich auf eine Weise, die mir nicht behagte. Wobei Fawn aussah, als könnte sie sich nicht entscheiden, ob sie mir nun helfen oder schreiend Reißaus nehmen sollte. Ich an ihrer Stelle würde definitiv das mit dem Schreien machen. Wäre die gesündere Reaktion gewesen.

      »Zumindest ist sie ziemlich still«, murmelte Virus. Erneut ging er vor mir in die Hocke, wobei er Porno-Karmas fummelnde Hände von sich schlug.

      Virus fasste mir ins Gesicht. Sein Daumen sowie Zeige- und Mittelfinger drückten sich in meine Wangen, zwangen mich, ihn anzusehen.

      Karma schnaubte. »Vielleicht ist sie stumm? Oder blöd?«

      Ich stöhnte erneut.

      Virus’ Zähne blitzten auf, als er grinste. »Bullshit!« Sein Atem traf meine Lippen. Er roch nach Pfefferminze. Ich wollte das Gesicht abwenden. Aber er ließ mich nicht. Die Wärme seiner Haut brannte sich bis zu meinem Kieferknochen durch. »Die ist nicht dumm. Schau mal in ihre Augen. Da stimmt etwas nicht. Hat Peace sein Spielzeug kaputt gemacht? Oder fickt er dich einfach so hart, bis du keine Stimme mehr hast?«, höhnte er.

      Ich biss die Zähne zusammen und spuckte ihm dann mit voller Wucht ins Gesicht. Genüsslich beobachtete ich, wie der Spuckeklecks seine Wange heruntertropfte. Er erstarrte, eine Braue in die Höhe gezogen.

      Die Pornogöttin kreischte. »Du kleine Bitch!« Sie stürmte mit wogenden Brüsten auf mich zu und wollte mir vermutlich eine knallen. Vielleicht sogar mit den Brüsten?

      Doch Virus schubste sie so heftig zurück, dass sie in den unmöglich hohen High Heels strauchelte und umknickte. Sie konnte sich gerade noch an Fawn festhalten, die ihrerseits die Göttin musterte, als wäre etwas Ekliges auf ihrer Schulter gelandet.

      »Was soll die Scheiße, Vi? Sie hat dich angespuckt!«, zischte Karma.

      »Das hat sie.« Virus klang … amüsiert? Tatsächlich! Seine Augen funkelten belustigt, als er aufstand und sich nachlässig mit seinem Jackenärmel die Wange abwischte. »Gut so. Ich mag es bissig.« Er grinste so pervers, dass ich ungewollt rot wurde. Dieser miese, kleine …

      Leider reagierte mein Körper ganz anders als mein Kopf auf diesen Mistkäfer. Prompt begann meine Haut heller zu leuchten und die Flügel zu beben, während Virus ebenfalls zu schimmern anfing. So stark, dass


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