Warrior & Peace. Stella A. Tack

Warrior & Peace - Stella A. Tack


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      Was immer Virus mit mir vorhatte, ich glaubte nicht, dass es in einer Pyjamaparty enden würde, bei der wir uns gegenseitig die Haare flechten und über den heißesten Typen von One Direction philosophieren würden. Madox war immer Team Styles gewesen. Virus schätzte ich weniger als One-Direction-Fanboy ein. Oder im Allgemeinen als Fanboy von irgendwas. Na ja, vielleicht von Bondage.

      Wo war Peace? Was passierte hier für ein abgedrehter Twilight-­Zone-Stuss? Langsam bekam ich dezent Panik … und Gänsehaut … und eine nervöse Blase. Aber wenn wir weiterhin hier herumstanden und quatschten, würde Peace uns eventuell rechtzeitig finden.

      »Wir müssen los, bevor Peace kommt!«

      Wow, Porno-Karma schien also doch über ihre Nippel hinweg denken zu können.

      Virus nickte, schnippte und hielt plötzlich ein paar lange eiserne Ketten samt Handschellen in den Händen. Fuck. Das Modell kannte ich doch. Ein fieses Déjà-vu überkam mich. Ich sags ja, Bondage!

      Fawn starrte die Ketten an, als wären sie ein Schwerkaliber, mit dem Virus uns über den Haufen ballern wollte. »Wo bringst du sie hin?«, fragte sie quietschend.

      Ja, wohin?, wollte ich am liebsten mitquietschen.

      »Ein letztes Mal! Verpiss dich, Fawn, oder ich nehme dich mit«, knurrte Virus, packte mich grob und zog mich hoch. Meine Flügel zuckten schwach. Seine Berührung kribbelte, als würde er mir eine saftige Portion Volt durch die Adern jagen. Ich öffnete den Mund, um … keine Ahnung, ihn noch mal anzuspucken? Anzuröcheln? Ihm zu zeigen, wie toll ich einen Koi-Karpfen nachahmen konnte? Aber Virus war viel zu schnell. Bevor ich mich wehren konnte, lag schon eine der Handschellen auf meinem rechten Handgelenk. Ich spürte etwas einrasten. Ein harter Stoß Magie zuckte durch meinen Arm. Ein zweiter folgte und ließ meine Finger taub werden. Ich fluchte stumm. Es schmerzte, als wäre ich in einen Busch voller Brennnesseln gefallen.

      »Aua!«, jammerte selbst Virus, was ihn mir sympathisch gemacht hätte, wenn er nicht … na ja, er eben nicht gerade dabei gewesen wäre, mich in Ketten zu legen. Giftig starrte ich ihn an und spürte meine Gesichtszüge entgleisen.

      Was zum Teufel sollte das denn werden? Die zweite Handschelle lag um Virus’ linkes Handgelenk. Die von Magie blau schimmernde Kette verband uns wie eine Leine.

      Fawn schien schneller zu kapieren, denn ihr scharfes Einatmen ließ in mir alle Alarmglocken gleichzeitig losschrillen. »Das kannst du doch nicht tun, Virus!«, fuhr sie ihn an.

      »Habe ich aber«, meinte er trocken und schüttelte die brennende Hand aus.

      Ich tat es ihm nach. Musste ja verdammt lustig aussehen, so blöd, wie Porno-Karma kicherte.

      »Du … das geht nicht! Das ist verboten!«, stammelte Fawn wenig hilfreich.

      Mein Puls raste. Was? Was war verboten? Mich in Ketten zu legen? Definitiv. Schien aber ein Sport hier unten zu sein.

      Virus grinste. »Nur eine Absicherung, falls Peace auf die dumme Idee kommt, mir den Arsch aufzureißen.« Er zog an den Ketten wie ein Herrchen an der Leine seines Hundes. In diesem Fall war das leider ich.

      Prompt stellte ich mich stur, blieb einfach sitzen.

      Virus zerrte fester und ich machte mich schwerer.

      Seine Augen verengten sich. »Du hast zwei Optionen, Mädchen! Entweder du gehst freiwillig mit oder ich schleife dich durch den Straßendreck.«

      Als Antwort schlug ich ihm meine Flügel ins Gesicht. Ha! Friss Federn, du Geschlechtskrankheit!

      Er spuckte tatsächlich und funkelte mich so Unheil verkündend an, dass mir eine Gänsehaut über die Arme lief. »Wie du willst.« Damit begann er zu laufen.

      Ich grunzte, lehnte mich zurück und stemmte die Fersen in den Beton, doch der Gott war eindeutig stärker als ich. Brutal preschte er nach vorn und ich verlor nach einem kurzen Tauziehen den Halt. Die Ketten zwischen uns zogen sich straff und er schleifte mich tatsächlich hinter sich durch den Dreck.

      Lautlos schrie ich, strampelte mit den Beinen und spürte meine Arme aus den Gelenken kugeln. Der Boden riss an meiner Haut, schnitt brennende Schürfwunden in die Knie, Ellenbogen und mein Gesicht, die augenblicklich heilten, nur um erneut aufgerissen zu werden. Flehend sah ich zu Fawn hinüber, die uns hilflos hinterherrannte. Warum tat sie nichts? Ich wollte ja nicht kleinlich sein, aber sie hätte ruhig einmal kurz ihre Göttin rausholen und Virus ordentlich verkloppen können, statt entsetzt zuzusehen. So schwach konnte sie doch gar nicht sein!

      Als hätte sie diesen Gedanken ebenfalls gehabt, stellte sie sich vor Virus und stemmte drohend die Hände in die Hüfte. Kämpferisch hob sie das Kinn. »Mach sie los, Virus. Das ist Wahnsinn. Selbst für dich. Ich kann das nicht zulassen.«

      Ja! Innerlich applaudierte ich. Äußerlich spuckte ich die Ecke meines Schneidezahns aus.

      Virus hingegen lachte. Karma stimmte schrill mit ein. »Was willst du tun, Pummelchen?«, fragte er.

      Fawns Finger zuckten nervös und ihre Knie zitterten.

      »Ein Bäumchen wachsen lassen und uns mit einer Grapefruit bewerfen?«, säuselte Karma.

      »Eine Mandarine würde bei deinem Hohlschädel schon reichen«, gab Fawn patzig zurück.

      Ich applaudierte heftiger.

      Virus schien meine Belustigung zu bemerken und fuhr Karma harsch an. »Kümmere dich um sie!«, befahl er knapp. »Ich habe dich gewarnt, Fawn.«

      Besorgt musterte ich Karma, deren Lächeln so breit wurde, dass die Haut an ihren Wangen eigentlich hätte platzen müssen. Ihre messerscharfen Zähne glänzten hungrig im schummrigen Licht.

      »Karma …« Fawn trat einen ängstlichen Schritt zurück, die Arme abwehrend erhoben. Der Geruch nach frisch gemähter Wiese und Sonnenschein erfüllte die Luft. Ein paar Funken sprangen von ihren Fingern, schwebten und erloschen am kalten Boden, wo sofort kleine Gänseblümchen sprossen.

      »Wie niedlich«, schnurrte Karma. Sie verschränkte Mittel- und Zeigefinger und ließ lautstark das Gelenk knacksen.

      Ich schauderte bei dem Geräusch. Virus zerrte mich indessen weiter über den Hof. Meine Knie schürften erneut auf.

      Fawn sprang aus der Schusslinie, als Karma ausholte und ihr einen Schwall nach Chemikalien stinkenden Rauch entgegenblies. Diese zuckte zusammen, weil die ersten Ausläufer sie erwischten. Schnell hielt sie sich den Ärmel über Nase und Mund, während sie erstickt hustete. Immer mehr Rauch hüllte sie ein. Ihre Schreie gellten in meinen Ohren. Karmas Lachen würde mich wohl noch in meinen Albträumen verfolgen.

      Aufhören!, brüllte ich innerlich. Ich riss den Mund auf, wollte die Worte gewaltsam hervorholen. Wollte meine Energie mobilisieren und ihnen so sehr den Arsch aufreißen, dass der Tag in den Geschichtsbüchern als der internationale Arschaufreißtag einging, doch alles, was ich zustande brachte, war ein kraftloses Zerren an den Ketten. Meine Haut blinkte hektisch, meine Flügel flatterten wie die eines ängstlichen Huhns. Als ich Fawn ein weiteres Mal schreien hörte, gefolgt von einem nassen Gurgeln, überkam mich eine Woge aus beißender Übelkeit und Hilflosigkeit. Etwas in mir riss. Ich spielte meine Trumpfkarte, die ich eigentlich für später hatte aufheben wollen, aus und spürte, wie der Basilisk auf meiner Haut erwartungsvoll kribbelte.

      Wenn ich schon Madox nicht hatte retten können, würde ich zumindest Fawn beschützen. Der Basilisk brüllte, sprang von meiner Haut und baute sich zu seiner vollen Länge und Größe vor der Pornogöttin auf.

      Virus erstarrte, ebenso wie Karma, die mit Kulleraugen auf das Monster hochblickte, welches zischend seine drei Mäuler bleckte.

      Fass!, befahl ich in Gedanken und das Tier folgte meinem stummen Befehl. Wie ein gut dressierter Hund schnellte es nach vorn. Seine Zähne schnappten zu, packten Karma an den Haaren und rissen sie nach oben. Diese schrie. Nebel wirbelte um ihren Körper wie ein langsam auftauchender Hurrikan. Erschrocken fiepte der Basilisk und ließ


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