Warrior & Peace. Stella A. Tack

Warrior & Peace - Stella A. Tack


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stemmte die Hände in die Hüfte. »Nein! Wirklich! Ich stecke in einem Diabild.«

      Während Peace immer verzweifelter die Stirn runzelte, kam es mir so vor, als würde Charming heftig zusammenzucken. Bizarre sah es ebenfalls und starrte ihn irritiert an.

      »Aber, was … wo soll das sein?«

      Ich seufzte hilflos. »Wir sind lange Zeit einfach herumgerannt«, ließ ich Brave erzählen. »Dort draußen steht im Nirgendwo ein Dia-Projektor mit den passenden Bildern. Wir sind dort drin.«

      »Das klingt mir sehr verdächtig nach Spiegelmagie!«, warf Hack ein.

      »Realitätsverschiebung!«, korrigierte Fade.

      »Age ist der Gott der Zeit …«, murmelte Peace. »Könnte er das?« Er stellte die Frage niemand Bestimmtem, trotzdem entbrannte sofort eine wilde Diskussion.

      Peace’ schnaubte. »Klappe!«, bellte er, was nur zögerlich befolgt wurde.

      »Kannst du uns Punkte nennen, an denen wir uns orientieren können?«, fragte mich Honor, der rothaarige Kriegsgott.

      Ich schüttelte bedauernd den Kopf. »Das Dia zeigte ein hässliches Wohnzimmer«, war alles, was ich beisteuern konnte.

      »Details?«, verlangte Peace zu wissen.

      »Ein sehr, sehr hässliches Wohnzimmer!«

      »Warrior!«

      »Was denn? Ich habe keine Ahnung. Die halbe Zeit war ich ohnmächtig, wir könnten sonst wo sein.«

      »Na gut.« Peace holte tief Luft. »Hör zu. Wir werden es schon finden, aber bis dahin halte dich bedeckt. Virus und die anderen sind ausgesprochen gefährlich. Sie alle haben versucht, einen Platz in der Elite zu bekommen, und sind gescheitert. Sie sind der Abschaum des Tartaros. Vor allem Virus und Age musst du im Auge behalten. Virus ist schwer schizophren. Er hat den Sturz in den Tartaros nicht gut überstanden und Age ist sein Schoßhund. Die beiden sind wie Pest und Cholera!«

      »Sie haben sich selbst als die Elite des Untergrunds bezeichnet! Virus sagte, sie würden den Job machen, den ihr vernachlässigt«, ließ ich Peace wissen.

      Um mich herum ertönte schallendes Gelächter.

      »Das ist, als würde sich die Mafia als Regierung bezeichnen!«, prustete Peace.

      Mhm. Ich musterte ihn. Etwas passte mir hier nicht. Bei Virus genauso wenig. Aber ich würde das jetzt auf sich beruhen lassen. Vorerst. »Virus sagt, die Götter verhungern auf der Straße.«

      Plötzlich lachte niemand mehr.

      »Was für ein Bullshit!«, knurrte Bizarre. »Nur weil er alle in ihr Verderben zieht, die in sein Kielwasser geraten. Er verwechselt da die Realität mit seiner verkorksten Weltansicht. Hör nicht auf ihn, Barbie. Virus hat schon lange seinen gesunden Menschenverstand verloren.«

      Er wirkt aber nicht verrückt, dachte ich beklommen, hielt die Worte jedoch wohlweislich zurück. Falls Brave das gehört hatte, so sagte er schlauerweise nichts.

      Peace musterte mich. Seine Finger strichen zärtlich über meine Unterlippe, während er sich langsam vorlehnte und mich küsste. Mein Köper kribbelte. Brach in helles Leuchten aus, das die andern anscheinend bemerkten, denn sie blinzelten irritiert. Seine Lippen lagen warm und weich auf meinen. Bewegten sich vorsichtig. Liebkosten mich mit einer kaum unterdrückten Leidenschaft, die ich genüsslich schluckte. Ich schloss die Augen und seufzte, während eine Hitzewelle die nächste durch meine kalten Zellen jagte. Hier gehörte ich hin. In seine Arme. Ein Teil in mir wusste das, auch wenn der andere immer noch zögerte.

      »Es tut mir so leid, dass du in diese alte Fehde hineingeraten bist.« Peace lehnte seine Stirn gegen meine. Eine blaue Haarsträhne kitzelte mich.

      Ich schauderte.

      »Ich werde dich finden!«, versprach er mir. »Virus hängt an Altlasten, die schon seit Jahrzehnten begraben sind. Hör nicht auf das, was er sagt, und wenn doch, schalte deinen Verstand ein und bedenke, dass alles, was er bisher getan hat, in Tod und Zerstörung geendet hat. Du kennst seine Vergangenheit nicht. Er wird auch mit dir versuchen, seine Pläne durchzusetzen, aber ich weiß, wie stark und mutig du bist, was für eine spitze Zunge du hast. Lass dich nicht von ihm brechen. Ich … Ich brauche dich. Bei mir.«

      »Ich tue mein Bestes«, ließ ich ihn lächelnd durch Brave wissen. Mehr konnte und wollte ich nicht versprechen. Erst musste ich herausfinden, was hier vor sich ging.

      Peace schloss die Augen, sog tief die Luft ein und küsste mich sanft auf die Stirn. »Da wäre noch was …«, flüsterte er, sodass nur ich ihn hören konnte. »Das mit deinem Bruder tut mir unendlich leid. Ich habe einen Fehler gemacht. Einen riesengroßen Fehler. Ich werde das wieder geradebiegen, selbst wenn ich …«

      Ich wachte ruckartig auf – mit dem Geschmack von Blut im Mund. Meine Zunge pochte, als hätte ich mich selbst gebissen. Orientierungslos schaute ich mich um. Erfasste Möbel, die ich nicht kannte, hörte Geräusche, die mir unbekannt waren, und fühlte einen Körper, der mir absolut fremd war. Erstarrt tastete ich darüber. Meine Hand lag auf einem breiten, festen Brustkorb, der sich langsam hob und senkte. In böser Vorahnung zog ich die Schultern hoch, machte eine Schnute und schaute auf Mr. Brustkorb hinab. Die Lichter der Kabel in seiner Stirn blinkten. Das dunkelgrüne Haar fiel ihm in die hohe Stirn. Es war Virus.

      O Fuck.

      Ich lag mit meinem Kidnapper im Bett und kuschelte. Außerdem hatte ich ihm auf das T-Shirt gesabbert. Ich riss meine Hand zurück und verlor den Halt. Die Schwerkraft zog an meinem Hintern, gab mir einen Schubs und ich knallte mit dem Kopf auf den Boden auf, während meine Beine immer noch am Bett in die Höhe ragten. Aua! Schmerz zog durch mein Steißbein und an meinem Handgelenk rieb die Metallschnalle. Ich stöhnte.

      Virus’ Schnarchen kam ins Stocken. »Wa…«, murmelte er. Es raschelte und jemand zog das Bettzeug unter meinen Füßen weg, bevor ein vom Schlaf verwuschelter Schopf zu mir hinablugte.

      Mein großer Zeh wackelte genau neben seiner Nase. Ich hoffte, er stank. Virus’ müde gelbe Augen musterten mich und wurden von einer Sekunde auf die nächsten riesengroß. Er stieß einen so unerwarteten Schrei aus, dass ich erschrocken zurückkreischte. Nur stumm halt.

      Fluchend hob er ein Kissen und knallte es mir heftig ins Gesicht.

      Ich spuckte Federn. Rollte mich zur Seite, verhedderte mich mit den Beinen im Laken und zappelte hilflos, während er bekloppt brüllend ein zweites Kissen auf mich schleuderte. Dieses hielt er jedoch fest. Seine Fingerknöchel traten weiß hervor, als er nach mir schlug, als wäre ich eine eklige Spinne. Strampelnd versuchte ich, mich aus dem Deckenburrito zu befreien.

      »Sailor! Ash!«, brüllte Virus.

      Poff. Das Kissen schlug mir hart auf die Nase.

      Ich nieste.

      »Eindringling!«

      Poff.

      Meine Wange bekam eine gekloppt.

      Poff.

      Ich schmeckte Stoff zwischen den Zähnen.

      Poff.

      Aua! Der ging gegens Kinn.

      Poff.

      Eine Tür, die ich zuvor gar nicht bemerkt hatte, wurde lautstark aufgerissen. Ich konnte sie gegen die Wand knallen hören, gefolgt von dem lauten Gebrüll zweier Stimmen. Ich fuhr hoch, während Sailor und Ash ins Zimmer stürmten, beide so zerknautscht, als wären sie ebenfalls gerade aus dem Bett gefallen. Die langen Haare fielen ihnen wirr bis zur Taille hinab. Sailor trug lediglich eine Schlafanzughose, sodass ich ein paar silberne Nippelpiercings aufblitzen sah. Uh. Ash versuchte, hinter einer halb verrutschten Schlafmaske hervorzublinzeln, und band sich einen pink geblümten Kimono zu, leider nicht schnell genug. Er war offensichtlich ein Freund von Männertangas. Ach du meine Fresse. Keine Ahnung, was irritierender war: Sailors Nippel oder Ashs notdürftige


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